Eden: Ramsay

Originaltitel: Waking Eden
Übersetzer: Sandra Martin

Erschienen: 02/2024
Serie: Eden
Teil der Serie: 3

Genre: Fantasy Romance

Location: Fantasywelt, Dallas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-682-9
ebook: 978-3-86495-683-6

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Eden: Ramsay


Inhaltsangabe

Angesichts einer lange vorhergesagten und nervtötend vagen Prophezeiung, die vor immensen Veränderungen für Eden warnt, ist Ramsay Shantos gezwungen, Worte und Legenden anstatt Rebellen zu jagen. Für einen Mann der Tat ist das die schlimmste Art der Qual. Bis er einer sexy Bibliothekarin begegnet, die das Zeichen der Prophezeiung trägt. Ein Zeichen, das eigentlich kein Wesen der menschlichen Rasse besitzen kann.

Gequält von ihrem gemischtrassigen Erbe, hat Trinity Blair in ihrem Leben nur wenig menschliche Berührung erfahren, geschweige denn Intimität. Selbst die unschuldigste Berührung füllt ihren Geist mit den tiefsten, dunkelsten Geheimnissen eines Menschen - außer bei Ramsay. Ihre Immunität gegenüber seinen Gedanken weckt die zarte Hoffnung, dass sie endlich die Leidenschaft ihrer Dark Spiritu-Brüder erleben darf ... es sei denn, Ramsay ist der gefährliche Scheideweg, den ihr Vater prophezeit hat.

Als sich das Wissen über Eden in der Menschenwelt verbreitet, ist Trinity Ramsays einzige Hoffnung, eine Massenpanik zu verhindern. Kann er es riskieren, dem arglosen Sonnenschein die Geheimnisse seiner Rasse zu verraten? Oder ist Trinity die unbekannte Quelle der Zerstörung von Eden?

Warnung: Enthält einen Playboy-Krieger, der nicht nur inner- und außerhalb des Schlafzimmers bestens trainiert ist, sondern der zudem mit verruchten Worten und einem Grinsen, das selbst Höschen schmelzen lässt, ausgestattet ist. 

Über die Autorin

Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio.

Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens...

Weitere Teile der Eden Serie

Leseprobe

Ramsay raste in seinem Porsche Spyder mit offenem Verdeck durch die Innenstadt von Dallas. Aus der Anlage schallte All American Nightmare von Hinder und vermischte sich mit dem Dröhnen des Motors.
Jagger saß auf dem Beifahrersitz und verrenkte sich beinahe den Hals, als er eine langbeinige Blondine in einem kurzen, blassblauen Rock beäugte. „Du machst es mir nicht gerade leicht, die Umgebung zu begutachten.“
„Wir können wohl kaum einfliegen“, rief Ramsay, um die Musik zu übertönen. „Aber eine Spritztour mit einem Sportwagen ist fast genauso gut. Es ist schon viel zu lange her, seit ich ihn zuletzt gefahren...

...habe.“ Ramsay bog links ab und fuhr auf den Parkplatz des Plush, wobei er direkt den Parkservice ansteuerte.
Jagger drückte die Tür auf und stieg aus dem engen Innenraum des Wagens. Einige der Frauen, die in der Schlange vor dem Eingang standen, musterten ihn von oben bis unten. Kein Wunder. Der Kerl war so groß wie Ramsay und der Rest seiner Krieger, doch zudem hatte er die Ausstrahlung eines goldenen Surferboys, dem die Frauen einfach nicht widerstehen konnten. „Mann, du fährst genauso halsbrecherisch, wie du fliegst.“
„Da hast du recht.“ Ramsay genoss das Leben in vollen Zügen und sprengte mit seiner Leidenschaft sämtliche Grenzen, sei es auf dem Schlachtfeld oder im Schlafzimmer.
Zumindest war das früher so gewesen. Bevor Maxis Steysis die Lomos-Rebellion wiederbelebt und den verrückten Plan verfolgt hatte, die Menschheit zu versklaven. Und bevor sein Bruder eine Gefährtin gefunden und damit eine viertausend Jahre alte Prophezeiung ins Spiel gebracht hatte. Da Maxis nun tot war, waren sie im Begriff, das erste Problem in den Griff zu bekommen. Aber diese verdammte Prophezeiung würde ihnen noch einige Scherereien machen.
Genug davon.
Er öffnete die Fahrertür und stieg ebenfalls aus dem Wagen. Heute Abend wollte er sich gehen lassen und wie früher ein unbeschwertes Leben genießen. Zumindest einen Hauch davon. Denn im Moment war er nur damit beschäftigt, sich den Arsch aufzureißen, damit nicht alles den Bach hinunterging.
Der Mann vom Parkservice musterte den Spyder voller Ungeduld. Offenbar konnte er es kaum erwarten, sich hinters Steuer zu setzen.
Ramsay schnappte sich das Parkticket, das der Kerl ihm entgegenstreckte, und lachte leise. „Einmal durch die Innenstadt, aber falls Sie ihn zu Schrott fahren, werden Sie sich wünschen, dass ich Sie nicht ausfindig machen kann.“
Na also. Schon ein Schritt weiter auf dem Weg zurück zu seinem sorglosen Selbst. Nun brauchte er nur noch ein paar Stunden gute Musik, die laut genug war, um bis in seine Knochen zu vibrieren, und eine Frau, die es mit seiner aufgestauten Energie aufnehmen konnte.
„Bist du dir sicher, dass du da reingehen willst?“, hallte Jaggers Stimme durch ihre telepathische Verbindung. Im Gegensatz zu den Bindungen zwischen Familienmitgliedern, die sich unweigerlich bildeten, wurde jedes Band zwischen Kriegern bewusst geschaffen. Es war ein Zeichen des Vertrauens und der Loyalität, das die Krieger Ramsay als ihrem Strategos, oder Oberbefehlshaber, bei ihrer Vereidigung entgegenbrachten.
Der Laden war gerammelt voll. Aber um dreiundzwanzig Uhr an einem Donnerstag war das nicht verwunderlich. Freitag und Samstag würden sich die Leute hier jedoch halb tottreten. „Warum zum Teufel denn nicht?“
Jagger warf ihm einen vielsagenden Blick über die Schulter zu und ließ seinen Blick dann wieder durch den Club schweifen. „Weil du eher wie jemand aussiehst, der einem Stier den Kopf abreißen will, statt wie ein Mann, der sich amüsieren möchte.“
„Wir sind erst vor zwei Stunden durch das Portal getreten.“ Es fühlte sich verdammt gut an, etwas Abstand zwischen sich und all die frisch Verliebten in Eden zu bringen. „Ich brauche ein bisschen mehr als eine Dusche und eine Fahrt in einem schicken Wagen, um mich zu entspannen.“
Mit einem Grinsen schlenderte Jagger in Richtung einer Sitzecke in der Nähe der Bar, die gerade frei wurde. „Hat Eryx erzählt, wie die Ratssitzung heute gelaufen ist?“
Oh, das hatte er allerdings. Während der ersten dreißig Minuten hatte er die Spannung abgebaut, indem er mit Ramsay trainiert und diesem wiederholt Tritte und Schläge gegen den Kopf verpasst hatte. Glücklicherweise war Eryx der Malran ihres Volkes und Ramsay war nur ein Erbe. Letzterer würde es vorziehen, im Alleingang gegen eine ganze Armee anzukämpfen, als sich mit den politischen und königlichen Pflichten auseinanderzusetzen, die sein Bruder ertragen musste. „Ich bin hierhergekommen, um mich ein wenig gehen zu lassen, und nicht, um schon wieder die Lage der Nation durchzukauen.“
Jagger streckte sich in einem großen schwarzen Ledersessel aus. „Ich mache nur Konversation, Chef.“
Ramsay ließ sich links von Jagger auf einer zweisitzigen schwarzen Ledercouch nieder, von der aus er einen ungehinderten Blick auf die Tanzfläche hatte. Er winkte eine Kellnerin heran. Sie war ein hübsches kleines Ding mit kurzen dunklen Haaren und einem kessen Hüftschwung. Gerade jetzt könnte sein Blut etwas Verdünnung in Form von gutem Scotch gebrauchen. „Habt ihr Balvenie?“
Ihr Lächeln wurde noch breiter. Wahrscheinlich kalkulierte sie im Geiste, wie hoch ihre Rechnung am Ende des Abends ausfallen würde. „Der Dreißigjährige ist der Beste, den wir haben. Aber der ist wahnsinnig teuer.“
Natürlich. Er könnte ein paar Schlucke von dem Fünfziger seines Bruders vertragen. „Den nehme ich.“
Sie legte einen Untersetzer vor ihm auf den Tisch und warf Jagger einen erwartungsvollen Blick zu.
„Ein Stout.“ Jagger beachtete sie kaum und ließ den Blick unentwegt über die Menge schweifen. „Ein Großes, die Sorte ist mir egal.“
Die Kellnerin schob auch ihm einen Untersetzer zu und dann die Hüfte vor, wobei sie Ramsays Knie streifte. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
Frech und selbstsicher. Eine berauschende Kombination bei einer Frau. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich mit Scotch auskannte und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das höchste Niveau anzustreben. Ein vielversprechender Anfang für diesen Abend.
Dennoch hatte sie es ihm nicht wirklich angetan. Mit einem Lächeln wandte er den Blick ab und gab ihr auf diese Weise wortlos zu verstehen, dass er ablehnte. Das verdammte Chaos hatte ihn ganz durcheinandergebracht. Er sehnte sich nach seinem früheren Leben.
Die Kellnerin schlenderte davon und Jagger starrte ihr auf den Hintern.
Es war irgendwie seltsam, mit Jagger durch die Clubs zu ziehen. Sie standen sich zwar nahe, denn alle Elitekrieger waren eng miteinander vertraut, aber zu Eryx und Ludan hatte er ein viel innigeres Verhältnis. Ein Männerabend mit Eryx kam allerdings nicht infrage. Sein Bruder war viel zu sehr damit beschäftigt, mit seiner frischgebackenen Baineann im Schloss herumzuknutschen.
Und Ludan fiel in letzter Zeit als Begleitung gänzlich aus. Als Eryx‘ Somo, sein Leibwächter, war sein ruppiges Auftreten nicht ungewöhnlich, doch im vergangenen Monat war der stämmige Krieger nicht nur schroff gewesen, sondern hatte sich in ein regelrechtes Arschloch verwandelt.
Vielleicht war das der Grund, warum Ramsay heute Abend nicht sonderlich gut gelaunt war. Er vermisste seine Kameraden.
„Für einen Kerl, der darauf aus ist, flachgelegt zu werden, siehst du aus, als wärst du immer noch mit dem Kopf in der Bibliothek deines Bruders.“ Jagger schenkte einer vorbeigehenden Schar von Mädchen, die zu jung aussahen, um sich in einem Club herumzutreiben, ein verschlagenes Lächeln. „Schon etwas über die Prophezeiung herausgefunden?“
Über dieses Thema wollte er noch weniger sprechen. Seit dieser Spiritu aufgetaucht war und vorausgesagt hatte, dass die Prophezeiung weitere Entwicklungen nach sich ziehen würde, war Ramsay verdammt nervös. Obendrein war der Wortlaut genauso vage wie die Rede eines Politikers während des Wahlkampfs.
Wenn ein Shantos-Mann eine Gefährtin nimmt, die das Zeichen eines mit Efeu umwundenen Schwertes trägt, wird eine neue Ära in Eden anbrechen.
Und sein Bruder hatte sich ausgerechnet mit einer Gefährtin vereint, die genau dieses Zeichen auf seinem Arm hatte entstehen lassen. „Ich dachte, wir wollten nicht über die Arbeit sprechen.“
„Wenn du nicht so verbissen hinter der Sache her wärst, hättest du vielleicht nicht so schlechte Laune und bräuchtest keine Auszeit.“
„Besser als herumzusitzen und darauf zu warten, dass uns etwas anderes den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist eine Sache, dass Lexi Eryx das Zeichen verpasst hat. Aber herauszufinden, dass es neben Myren und Menschen noch weitere Wesen gibt …“ Ramsay schüttelte den Kopf und nippte an seinem Scotch.
Spiritu. Die angebliche Inspiration in jedermanns Gedanken. Die Vorstellung, dass jemand seinen Verstand derart beeinflussen konnte, ließ Ramsay die Wände hochgehen. „Man fragt sich doch, wie viel von unserem Leben wir tatsächlich selbst bestimmen und wie viel davon wir unserer guten Fee zu verdanken haben. Wenn es den Spiritu nur um Inspiration geht, wo zum Teufel sind sie dann jetzt? Sie könnten uns doch wenigstens eine Anleitung liefern, um uns durch die Prophezeiung zu führen.“
„Wenn du danach suchst, siehst du den Wald vor lauter Bäumen nicht. Beim Kämpfen ist es genauso. Wenn du auf den Schlag wartest, wirst du ihn verpassen. Lass die Dinge fließen, dann wird dir nichts entgehen.“
Ramsay brach in schallendes Gelächter aus. „Willst du mir etwa sagen, ich solle auf die Macht vertrauen?“
„Fick dich, Shantos“, sagte Jagger, doch in seinen Worten lag keinerlei Verärgerung. Mit einem Lächeln stand er auf und ging auf eine Gruppe hübscher junger Frauen zu. Das Quartett war ein wahrhaftiges Buffet an Schönheiten, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte. „Seid ihr auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit?“
Verdammt. Vielleicht eignete sich Jagger doch als Begleitung, um Frauen aufzureißen. Er würde Eryx überreden müssen, Lexis neuen Somo öfter von der Leine zu lassen.
Eine große Blondine mit exotischen Augen und einem Körper, der für den Laufsteg geschaffen war, reichte Jagger die Hand. „Ich heiße Tessa. Macht es euch wirklich nichts aus, den Tisch mit uns zu teilen?“
„Süße, mit dir teile ich mehr als nur meinen Tisch“, erwiderte Jagger.
Bingo. Dem Kichern der Mädchen nach zu urteilen, war der Mann definitiv als Aufreißer geeignet.
„Ich bin Naomi.“ Tessa war zwar elegant, doch die Frau, die sich neben Ramsay setzte, war mit ihren sinnlichen Kurven und ihrer mokkabraunen Haut Sex auf zwei Beinen. Sie deutete auf die mausgraue, braunhaarige Frau, die sich auf der Armlehne des Sessels niederließ. „Das ist Margo.“
Margo lächelte und nickte ihnen zur Begrüßung zu. Sie wirkte wie Mutter Teresa in einem Meer voller Sünder. Sie beugte sich vor und spähte um ihn herum. „Trinity? Kommst du?“
Ramsay folgte ihrem Blick und wurde des puren Sonnenscheins in Menschengestalt ansichtig. Ihr Haar war kürzer, fast platinblond, und zu einer modischen Frisur geschnitten, die irgendwo zwischen windzerzaust und frisch gefickt einzureihen war. Ihre Augen waren dunkelbraun, fast schwarz. Und ihre Kurven … Gelobt sei der Große, wer auch immer die Marketingabteilung von Levi‘s leitete, täte gut daran, eine Kamera auf sie zu richten. Mit der Kampagne würden sie eine Menge Geld verdienen.
Sie wischte sich die Handfläche an der Hüfte ab und senkte das Kinn, wobei sie diese erstaunlichen Augen vor seinem Blick verbarg. „Hi.“
„Ich bin Ramsay.“ Ehe er sich versah, war er aufgestanden und hatte ihr eine Hand entgegengestreckt. Wann zum Teufel war das passiert? Und warum ergriff sie sie nicht? Zum Histus, er war wirklich noch zerstreuter, als er geglaubt hatte.
Margo stand auf und schob sich zwischen sie. „Setz dich auf meinen Platz, Trin.“
Trinity trat zögernd vor und fummelte am Kragen ihrer weißen Bluse herum.
Seltsam. Sie zeigte etwa ein Zehntel so viel Haut wie die anderen Frauen im Club, doch sie weckte in ihm nur den Wunsch, den perfekten Körper darunter zu erforschen. Er wollte sie berühren und ihr das Hemd aufknöpfen, um es ihr über die Schulter zu streifen und ihre ebenmäßige Haut zu küssen. Vielleicht würde sie sogar nach Sonnenschein schmecken.
„Sie ist ein bisschen schüchtern“, sagte Margo gerade so laut, dass Ramsay sie hören konnte. Wahrscheinlich versuchte sie damit, über die Unbeholfenheit ihrer Freundin hinwegzutäuschen.
Gelächter und ein plötzlicher Schrei durchbrachen das gleichmäßige Raunen der Menge, als ein paar kichernde Mädchen einem Gerangel auswichen.
Eine von ihnen geriet ins Taumeln und stolperte genau auf Trinity zu.
Ramsay schoss nach vorn und packte Trinity am Ellbogen.
Trinity zuckte zurück, wobei sie einen zu großen Schritt nach hinten machte und zu Boden plumpste.
„Trin!“ Margo wollte ihr beim Aufstehen helfen.
Doch Ramsay kam ihr zuvor. „Ist alles in Ordnung?“
Ihre Wangen liefen hochrot an, als sie sich auf einen Ellbogen stützte und sich den Hintern rieb. „Alles bestens. Es ist nichts gebrochen, außer meinem Stolz.“
Er streckte ihr eine Hand entgegen, aber sie lehnte mit einem Kopfschütteln ab. Der Ausschnitt ihrer Bluse klaffte auf und gewährte Ramsay einen Blick auf ihr zartes Dekolleté, das ein antik wirkender Anhänger zierte.
Ramsay erstarrte.
Nicht nur irgendein Anhänger, sondern ein exaktes Abbild von Lexis prophetischem Zeichen. Ein mit Efeu umranktes Schwert. Und es baumelte am Hals eines Menschen.
Oh, verdammt, nein. Auf keinen Fall würde er sich die Informationen entgehen lassen, wenn das Schicksal damit vor seiner Nase wedelte. Er ergriff ihre Hand, zog sie auf die Beine und tauchte in ihre Erinnerungen ein.
Sein ganzer Körper schien in Flammen aufzugehen. Ein brennender Schmerz schoss seinen Arm hinauf und durchströmte seinen Körper, während ein Hämmern sein Hirn zermarterte.
Er registrierte vage, dass er ihre Hand losließ. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.


Trinity ließ sich neben Ramsay auf die Knie fallen und überprüfte den Puls an seinem Hals. Ganz im Gegensatz zu dem unbändigen Flattern ihres Herzens schlug er ruhig und kräftig.
Sie strich ihm eine Strähne seines dunklen Haars aus dem umwerfenden Gesicht. Nicht jeder Mann war in der Lage, sein Haar lang zu tragen, ohne dabei feminin zu wirken, doch diesem Kerl gelang es mit Leichtigkeit. Er sah aus wie ein sexy Barbar, der seine Lederrüstung gegen ein hautenges T-Shirt und eine Jeans eingetauscht hatte.
Ramsays hünenhafter Freund ging ihr gegenüber in die Hocke und packte seine Schulter. Wie war sein Name noch? John? Nein. Jagger. So hieß er. Er hatte goldblondes Haar und die dazu passenden Augen. Der Typ sah aus, als wäre er von Midas selbst erschaffen worden. „Was ist passiert?“
„Ich weiß es nicht.“ Sie untersuchte Ramsays Hinterkopf. Er blutete nicht, aber sie würde darauf wetten, dass er morgen früh eine hässliche Beule davontragen würde. Mein Gott, sein Haar fühlte sich sündhaft geschmeidig an, ganz dicht und seidig. „Er hat meine Hand gepackt und mich auf die Füße gezogen. Dann weiß ich nur noch, dass seine Augen zurückgerollt sind und er zusammengesackt ist.“
Jagger schob eine Hand unter Ramsays Kopf und ergriff mit der anderen sein Kinn. Er betrachtete seinen Freund mit düsterem Blick. Oder war er einfach nur konzentriert?
„Ich habe versucht, ihn aufzufangen, aber er ist, nun ja …“, erklärte sie und deutete auf Jagger, „genauso riesig wie du.“
Ramsay öffnete die Augen und schüttelte den Kopf.
Jagger verlagerte sein Gewicht auf die Fersen und grinste. „Da machst du einer Frau Avancen und fällst gleich in Ohnmacht. Dir ist doch klar, dass ich dich damit erpressen kann.“
Ramsay betrachtete seinen Freund, dann sie, dann ihre Hand an seiner Brust.
Ihre Hand. An seiner Brust. Sie berührte ihn nicht nur, sondern streichelte seine stahlharten Muskeln mit kleinen, beruhigenden Bewegungen.
Trinity zog ruckartig die Hand zurück und stand so schnell auf, dass sie fast gegen den Couchtisch hinter ihr gestoßen wäre.
Keine einzige Vision. Weder vor noch nach seinem Sturz. Das allein sollte Grund genug sein, um tagelang vor Freude zu johlen und auf dem Tisch zu tanzen, doch nachdem sie seine Muskeln befühlt hatte, konnte sie nur noch daran denken, ihn auch mit der anderen Hand zu berühren. Und zwar ohne sein T-Shirt.
Ramsay stand auf und kniff die Augen zu dünnen Schlitzen zusammen.
Beute. Während er sie anstarrte, fühlte sie sich wie eine Gazelle, von einem schwarzen Panther in den Bann gezogen.
Jagger trat einen Schritt auf ihn zu, als wollte er ihm Einhalt gebieten. „Willst du mir erzählen, was hier los ist?“
Die Frage riss Ramsay aus seinen Gedanken. „Wahrscheinlich bin ich von der Reise hierher noch etwas mitgenommen. Plötzlich habe ich alles verschwommen gesehen, an mehr kann ich mich nicht erinnern.“
Seltsam. Seine Worte boten eine logische Erklärung, aber der Tonfall und die Art, wie er seinen Freund musterte, erweckten den Eindruck, als steckte mehr dahinter.
Jagger musterte sie von Kopf bis Fuß, bevor er nickte und zu seinem Platz zurückschlenderte.
Ramsay kam näher. Sein Auftreten war nicht mehr ganz so furchterregend wie noch vor ein paar Sekunden, aber er schien immer noch nervös. Wie ein Raubtier. Er streckte ihr erneut die Hand entgegen. „Vielleicht fangen wir noch einmal von vorn an. Ich bin Ramsay.“
Ein Augenschmaus. Der Kerl war eine wahre Augenweide erster Güte. Sie tat sich immer schwer, die Größe anderer Leute einzuschätzen, aber ihre Lippen befanden sich auf Höhe seiner stahlharten Brustmuskeln, die sie gerade noch schamlos befühlt hatte. Trinity konnte ein paar vereinzelte helle Strähnen in seinen dunklen Haaren erkennen, was sie vermuten ließ, dass ihr Panther sich hin und wieder gern in der Sonne rekelte.
Seine tiefe, grollende Stimme war noch verlockender als der Rest von ihm. „Ich habe den ganzen Abend Zeit.“ Er streckte ihr weiterhin die Hand entgegen. Seine gebräunte Haut war ebenso verführerisch wie seine Worte. Eindeutig ein sonnenverwöhnter Panther.
Sie hatte ihn bereits zweimal berührt. Es konnte sicher nicht schaden, es noch ein drittes Mal zu tun. „Trinity Blair.“
Sie ergriff seine Hand und er umschloss ihre Finger. Ein wunderbar warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Am liebsten hätte sie sich ganz dicht an ihn geschmiegt. Für einen Moment trat der Club in den Hintergrund und die Welt schien stillzustehen. Sie sah weder irgendwelche Bilder vor sich, noch suchten sie furchterregende Emotionen heim. Sie fühlte nichts, außer seiner unvergleichlich berauschenden Berührung.
Tessas Stimme durchbrach ihre Gedanken. „Oh, mein Gott. Hast du ihn gerade berührt?“
Trinity riss sich los und trat einen Schritt zurück.
„Sieh mal einer an“, sagte Naomi mit sinnlicher Stimme, als sie sich auf der Couch zurücklehnte und einen Arm entlang der Lehne ausstreckte. „Das verspricht, ein interessanter Abend zu werden.“
Margo stand auf, wies Naomi mit einem Ruck ihres Kopfes an, aufzustehen, und bat Ramsay mit einer Geste, sich zu setzen. „Warum macht ihr beiden es euch nicht bequem? Naomi und ich gehen an die Bar. Möchte jemand noch etwas trinken?“
Oh verdammt. Margo blitzte sie mit einem verschwörerischen Funkeln an. Dieser Ausdruck trat jedes Mal in ihre Augen, wenn sie zwei Menschen miteinander verkuppeln wollte. Allerdings hatte sie noch nie Trinity auf diese Weise angesehen. Die Einmischung ihrer Freundin wäre nicht gerade hilfreich, wenn sie für den Rest des Abends die Kontrolle über sich behalten wollte.
„Setz dich zu ihm“, flüsterte Margo ihr ins Ohr, bevor sie sich umdrehte und Naomi mit sich in Richtung Bar zog.
Ramsay verzog die Lippen zu einem Grinsen, denn er hatte die verräterischen Worte ihrer Freundin offensichtlich gehört.
Verlegen ließ sich Trinity auf das Sofa sinken, wobei sie so weit wie möglich ans andere Ende rutschte.
Ramsay setzte sich dicht neben sie. Für einen Moment ruhte sein Blick auf ihrem Hals, bevor er ihn hob und ihr in die Augen sah. „Dann magst du es also nicht, berührt zu werden. Das klingt nach einer interessanten Geschichte.“
Es war wohl das einzig Interessante an ihr, doch ausgerechnet die eine Sache, über die sie nicht sprechen konnte. Aber selbst, wenn sie ihm etwas über ihr Dasein als Spiritu erzählen könnte, ihr Verstand schien zu streiken, denn sie war nur noch imstande, den muskelbepackten Gott anzustarren, der wenige Zentimeter von ihr entfernt saß. „Es ist mir unangenehm, das ist alles. Die meisten Menschen machen mich nervös. Offenbar …“ Sie rieb eine Hand an ihrem Oberschenkel. „Offenbar hast du mich überrascht und ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.“
Wieder betrachtete er ihren Hals und sein Lächeln erstarb.
Sie zupfte an ihrem Kragen und vergewisserte sich, dass der Anhänger nicht zu sehen war, den ihr Adoptivvater David ihr vor seinem Tod geschenkt hatte.
„Bist du dir sicher?“ Ramsay legte den Kopf schief und schien über etwas nachzudenken. „Ich glaube, wir sollten es noch einmal versuchen und die Theorie auf die Probe stellen.“
Na, wenn das keine perfekte Gelegenheit war, die ihr auf dem Silbertablett serviert wurde. Ihr ganzes Leben lang war Kazan der einzige Mensch gewesen, der sie ganz normal berühren konnte. Sie würde alles dafür geben, mehr als nur einen einfachen Händedruck auszuprobieren.
Ramsay beugte sich vor und streckte den Arm entlang der Lehne aus. Sein markantes Gesicht strahlte eine ebensolche Kraft aus wie der Rest seines Körpers. Er hatte eine stolze Nase, ein markantes Kinn, von sexy Bartstoppeln bedeckt, und dichte Augenbrauen, von denen eine etwas stärker gewölbt war als die andere. Sein warmer, erdiger Duft umgab sie, in dem eine exotische Note mitschwang. Sandelholz vielleicht. „Berühre mich.“
Seine Worte klangen kaum wie ein Befehl, sondern eher wie eine dunkle, sinnliche Herausforderung. Trinity hatte das Gefühl, als entfachte er mit seiner Stimme Nervenenden in ihrem Körper, von deren Existenz sie nicht einmal etwas gewusst hatte. „Wo?“
Sobald sie das Wort ausgesprochen hatte, senkte er die Lider und verdeckte seine stürmischen, silbergrauen Augen. „Carte blanche. Das bleibt dir überlassen.“
Ihr Blick blieb an seinen vollen Lippen hängen. Sie hätte ihren ersten Gehaltsscheck darauf verwettet, dass er die Kunst des Küssens meisterlich beherrschte. Allerdings hatte sie nicht viele Vergleichsmöglichkeiten.
Statt seiner Lippen entschied sie sich für seine Wange. So warm.
Die Bartstoppeln kitzelten an ihrer Hand und sandten ein Kribbeln durch ihren Arm.
„Du scheinst es zu verkraften.“ Ramsay strich ihr kaum merklich über die Schulter. „Dann stört es dich also nicht, wenn dich jemand durch den Stoff berührt?“
Trinity ließ ihre Hand sinken und starrte auf die Tanzfläche. Was zum Teufel war nur in sie gefahren? Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht und hatte keine Ahnung, warum es ihr möglich war, ihn zu berühren. Entweder war es ein außergewöhnlicher Zufall oder es steckte etwas viel Gefährlicheres dahinter. Ausgehend von der Unterhaltung, die sie gerade noch mit ihrem Vater geführt hatte, würde sie darauf wetten, dass Letzteres der Fall war. „Der Stoff lindert den Effekt ein wenig. Die meisten Menschen können das nicht verstehen. Wie bist du darauf gekommen?“
Ramsay ließ seinen Blick über ihre Kleidung schweifen. „Für gewöhnlich sind die Menschen in Nachtclubs leichter bekleidet und verhüllen sich nicht.“
Trinity zog ihre Clutch zwischen ihrem Bein und der Armlehne der Couch hervor und drückte sie fest an sich. Sie sollte sich auf den Weg zum Wagen machen. Margo könnte ihr eine Nachricht schreiben, sobald die anderen bereit wären, zu gehen.
„Versuchen wir es einmal andersherum“, sagte Ramsay und beugte sich wieder vor. Er strahlte eine solche Hitze aus, dass sie das Gefühl hatte, sie wäre in eine Heizdecke gehüllt.
„Wie bitte?“
„Lass mich dich noch einmal berühren und sehen, wie du reagierst.“
Ihr Herz machte einen Satz. Das sollte sie nicht tun. Die Tatsache, dass er anders als die anderen war, bedeutete wahrscheinlich auch, dass von ihm Gefahr ausging. Wenn sie klug wäre, würde sie nach Hause gehen und sich mit einem ihrer Fantasy-Romane ins Bett kuscheln.
Sie nickte.
Er hob eine Hand.
Trinity hielt den Atem an.
Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe und ließ dann seine Fingerknöchel über ihr Kinn und ihren Hals hinunter bis zu ihrem Schlüsselbein gleiten.
Dabei rutschte ihr Anhänger zwischen ihren Brüsten ein Stück zur Seite. Die Bewegung schien wie ein Weckruf an ihre Sinne, die sich wie ausgehungert nach Berührung verzehrten. Sie wich zurück.
Ramsay fixierte weiterhin ihren Hals mit einem derart intensiven Blick, dass sie schon glaubte, ihre Bluse würde jeden Moment einfach zerfallen. „Hat es dich aufgewühlt?“
Verdammt, die Berührung hatte sie tatsächlich aufgewühlt, aber nicht auf die gleiche Weise wie sonst.
Er legte den Kopf schief und kniff erneut die Augen zu dünnen Schlitzen zusammen, um sie wie ein Raubtier zu beäugen. „Woher kommst du, Trinity?“
Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Nacken aus, und ein lautes Summen dröhnte in ihren Ohren. Eine Warnung. Genau dasselbe Gefühl hatte sie an dem Tag heimgesucht, an dem ihr Adoptivvater gestorben war, und noch unzählige Male danach. „Ich muss gehen.“
Sie eilte durch die Menge und versuchte, sich im Zickzack an den Menschen vorbeizuschlängeln, um jeglichen Kontakt zu vermeiden. Sie scheiterte einmal zu oft, und in ihrem Kopf schwirrten erotische, lebhafte Bilder herum, bei denen es hauptsächlich um wilden Sex ging. Die Art von Sex, die ihr für immer verwehrt bleiben würde.
Irgendwo hinter sich hörte sie Ramsay ihren Namen rufen.
Trinity lief weiter und kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Auf keinen Fall wollte sie noch länger in seiner Nähe bleiben. Es fühlte sich so gut an, von ihm berührt zu werden. Großartig, um genau zu sein. Er weckte in ihr den Wunsch, ihren Verstand über Bord zu werfen und sich von ihm die ganze Nacht lang mit den Händen verwöhnen zu lassen.
Aber er stellte zu viele Fragen. Nach all dem geheimnisvollen Gerede ihres Vaters und den schicksalhaften Verheißungen, die immer noch in ihrem Kopf herumspukten, wollte sie kein Risiko eingehen. Es wäre besser, ihren Begierden nicht nachzugeben und auf der sicheren Seite zu bleiben, bevor sie mehr preisgab, als sie sollte.

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