Chased with Strength (Cash Bar)

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Teil der Serie: 9
Originaltitel: Chased with Strength: Notorious Devils (Cash Bar Book 2)
Übersetzung: Svenja Ohlsen
Location: Kanada
Buchtyp: Roman
Veröffentlichung: 09/2025
Preis eBook: 7,99 € (D)
Preis Print: 16,90 € (D)
ISBN eBook: 978-3-86495-798-7
ISBN Print: 978-3-86495-797-0
Inhaltsangabe

Hayden lebte in der Hölle, geformt von einem teuflischen Mann. Doch sie hat überlebt. Sie ist gebrochen, aber nicht besiegt. Als der Notorious Devils MC sie aus den Flammen ihrer Vergangenheit retten, erhält sie etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte: eine zweite Chance.

Crooner hat seine leibliche Familie verloren – und in seinem MC eine neue gefunden. Die Brüder sind alles, was er kennt. Alles, was er braucht. Bis Hayden auftaucht: eine junge Mutter, gezeichnet vom Leben, erschöpft vom Überleben – und stärker, als sie selbst ahnt.

Er weiß, sie sollte nicht die seine sein. Zu viel erlebt. Zu viel verloren.
Doch sie ist wie ein Sturm, den er nicht aufhalten kann.

Zwischen ihnen brennt ein Feuer, das alles in Frage stellt. Ihr Weg ist gefährlich, dunkel – und nichts für schwache Herzen.
Aber echte Stärke wird nicht geboren. Sie wird geschmiedet.

Ein Notorious Devils-Roman – roh, gefährlich und zutiefst emotional.

Hayden

Easton rennt auf mich zu. Ich bereite mich innerlich auf den Aufprall vor und stöhne, als er seine Arme um meine Oberschenkel schlingt. Er ist stark. Mein rotblonder Junge mit den blauen Augen. Ich hebe ihn hoch und drücke meine Lippen auf seine Wange.
„Hattest du heute Spaß?“, frage ich.
Er lächelt und drückt mit beiden Händen meine Wangen zusammen. „Spaß“, ruft er.
Ich halte ihn ein wenig fester und atme aus. Ich habe ihn den ganzen Tag bei der Arbeit vermisst. Ich hasse es, ihn bei Gracie lassen zu müssen, aber ich weiß, dass es das Beste für uns beide ist. Ich werde niemals für uns sorgen können, wenn ich nicht arbeite.
Es gibt niemanden außer mir, der sich um ihn kümmern wird. Es wird niemals Unterhalt oder ähnliches geben, vor allem, weil ich nicht möchte, dass sein leiblicher Vater weiß, wo wir sind.
„War er brav?“, frage ich Gracie, während ich zu seinem Fach gehe, um seine Sachen zu holen.
Gracie lächelt und zwinkert mir zu. „Er ist der süßeste kleine Fratz, den man sich vorstellen kann. Er ist perfekt, Hayden.“
Ich bezweifle nicht, dass er der süßeste Fratz ist, mein Junge ist zuckersüß, aber ich weiß, dass er nicht perfekt ist. Er ist stur, und wenn er nicht bekommt, was er will, kriegt er einen Wutanfall. Das Problem ist, dass Easton weder von Gracie, ihrer Tochter Lea noch von Crooner jemals ein „Nein“ zu hören bekommt. Er kommt mit allem durch, und sobald ich versuche, ihn zu tadeln, schaut er mich mit seinen großen blauen Augen an, die sich mit Tränen füllen, und ich gebe nach – jedes verdammte Mal.
„Dann sehen wir uns am Montag?“, rufe ich.
Gracie runzelt die Stirn und neigt den Kopf zur Seite. „Kommst du nicht zur Party im Clubhaus?“, fragt sie.
Ich blinzele sie fragend an. Ich wusste gar nicht, dass dieses Wochenende eine Party stattfindet. Ich schüttle den Kopf. „Oh, ich habe keinen Babysitter“, antworte ich achselzuckend.
Das ist nicht gelogen, ich habe wirklich keinen. Aber aus irgendeinem Grund kann ich ihr nicht sagen, dass ich nicht eingeladen bin. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht will ich nicht, dass sie Mitleid mit mir hat. Ich bin es leid, dass die Leute mich bemitleiden.
„Lea kann zu dir kommen. Oder du bringst Easton hierher, damit er hier übernachten kann.
Sag mir morgen Bescheid, wie du dich entscheidest“, ruft sie mir nach.
Sie lässt mir keine Wahl, und ich bin mir nicht sicher, wie ich mich dabei fühle. Ich möchte absagen, doch ein anderer Teil von mir möchte sehen, was es mit dieser Party auf sich hat und warum Crooner mir heute nichts davon erzählt hat, als er in der Bar war.
Lächelnd winke ich ihr zu und sage ihr, dass ich ihr gleich eine Nachricht schicken werde. Sie zwinkert mir zu und kümmert sich dann wieder um die anderen Kinder, die noch bei ihr sind. Easton und ich beeilen uns nach draußen zu kommen. Es ist ein schöner Tag, wofür ich dankbar bin, da ich kein Auto habe. Zum Glück sind Gracies Haus und die Bar nicht allzu weit voneinander entfernt, sodass wir zu Fuß gehen können.
Ich halte Easton an der Hand, während wir uns unserem kleinen Wohnwagen nähern. Vor einem Jahr, als mein Vater hinter uns her war und die Aryans noch eine riesige Bedrohung darstellten, hätten wir niemals von Gracies Haus zu Fuß nach Hause gehen können.
Crooner war unser Schatten, und ich habe jede Sekunde davon geliebt. Ich habe mich immer so sicher gefühlt, wenn er an unserer Seite war. Seitdem ist fast ein Jahr vergangen, und ich vermisse ihn. Ich vermisse den Freund, den ich in ihm gefunden habe, und noch so viel mehr. Ich sehe ihn weiterhin jeden Tag, an dem ich arbeite. Er schaut regelmäßig in der Bar vorbei, doch zwischen uns ist es nicht mehr wie früher.
Ich fühle mich immer noch zu ihm hingezogen, aber er geht mir aus dem Weg, bis zu dem Punkt, dass er kaum noch mit mir spricht. Als er angeschossen wurde, dachte ich, ich würde ihn verlieren, und mein Herz zerbrach in Millionen Stücke. Ich glaubte nicht, dass ich mich jemals davon erholen würde. Doch jetzt geht es ihm wieder gut, und er ist vollkommen normal und gesund. Mein Herz jedoch ist es nicht, es ist nie verheilt, es ist immer noch zerbrochen, aber jetzt aus einem ganz anderen Grund.
„Mama, ich Hunger“, verkündet Easton, als unser Wohnwagen in Sicht kommt.
Ich drücke seine Hand ein wenig fester, bevor ich antworte. „Okay, ich mache Abendessen, sobald wir drinnen sind“, sage ich. Er quietscht und kichert vor Freude, und ich muss lächeln.
Ich schiebe die Gedanken an Crooner beiseite, als wir uns dem Wohnwagen nähern. Anstatt über den Parkplatz zu laufen, steuern wir von der Seite auf unser Zuhause zu. Wir schlüpfen schnell in den Wohnwagen und ich schließe die Tür hinter uns ab. Ich bin immer noch ein wenig paranoid, und ich bin mir sicher, dass dieses Gefühl nie verschwinden wird. Es ist ein Gefühl, mit dem ich geboren wurde.
Verschlossene Türen haben mich schon ein oder zweimal vor Gefahren geschützt. Auch wenn sie das Böse nicht immer fernhalten, verschaffen sie einem doch Zeit, um zu fliehen oder sich für das zu wappnen, was als Nächstes passieren wird. Ich habe mein Leben damit verbracht, ständig auf der Hut zu sein. Aus irgendeinem Grund scheint mir kein besonders ausgeprägter Fluchtinstinkt mit in die Wiege gelegt worden zu sein. Ich weiß nur, wie man überlebt. Ich wünschte, ich wäre stärker.
Nachdem Easton gegessen hat, bade ich ihn, lese ihm eine Geschichte vor und bringe ihn dann in sein kleines Kinderbettchen. Es ist ein Erbstück von einem der Brüder und sieht aus wie ein Rennwagen. Easton liebt es, er würde sogar den ganzen Tag in seinem Autobett sitzen und spielen, wenn ich ihn ließe.
„Gute Nacht, ich hab dich lieb“, flüstere ich und küsse ihn auf die Stirn.
„Dich auch, Mama“, sagt er schläfrig.
Ich schlüpfe aus seinem Zimmer, lasse die Tür einen Spalt offen und mache mich ans Aufräumen, bevor ich selbst ins Bett falle. Nachdem ich den gesamten Tag auf den Beinen war und mich dann den ganzen Abend um Easton gekümmert habe, bin ich erschöpft. Die Müdigkeit macht mir nichts aus, ich mag sie sogar irgendwie.
Wenn mein Kopf das Kissen berührt und ich sofort einschlafe, habe ich keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe keine Zeit, an Lucifer, Jack, Samuel Jones oder Crooner zu denken. Ich habe keine Zeit, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen oder über mein Leben zu weinen. Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, wie einsam ich bin. Im Schlaf kann ich einfach sein.
Ich kontrolliere noch einmal, dass der Wohnwagen abgeschlossen ist, und ziehe alle Jalousien zu. Als ich gerade das Fenster meines Zimmers verdunkeln will, fällt mir etwas ins Auge.
Sobald ich ihn sehe, stockt mir der Atem.
Crooner lehnt an der Backsteinmauer am Hinterausgang der Bar, sein Blick ist direkt auf mich gerichtet. Ich weiß, dass er mich nicht sehen kann, ich bin zu weit weg, aber ich habe das Gefühl, dass er mir direkt in die Augen schaut.
Wie eine Stalkerin beobachte ich ihn. Er dreht den Kopf und spricht mit Motorhead. Ich habe nicht bemerkt, dass er neben ihm steht. Sie sind in ein Gespräch vertieft, aber Crooners Blick wandert immer wieder zu meinem Wohnwagen.
Ich möchte, dass er zu mir kommt und an meine Tür klopft. Ich stelle mir vor, wie er mich küsst und mich mit seinen rauen, schwieligen Fingern berührt. Ich wimmere und presse meine Schenkel zusammen, um das Ziehen zu lindern, das meine lebhafte Fantasie in mir ausgelöst hat.
Motorhead geht davon, und ein paar Minuten später dreht sich Crooner um und folgt ihm zurück in die Bar. Ich atme aus, enttäuscht, dass meine Fantasie wieder einmal nicht wahr geworden ist.
Ich will Crooner, seine Küsse und seine Berührungen wie nichts sonst auf der Welt.
Ich verfluche mich dafür, dass ich so ein dummes kleines Mädchen bin, denn genau so sieht er mich sicher. Ich weiß, dass er über dreißig ist und ich noch nicht einmal einundzwanzig, aber für ihn wirke ich wahrscheinlich wie zwölf. In seinen Augen bin ich nur ein Kind, das er beschützen muss. Ich bezweifle stark, dass er mich jemals als Frau betrachten wird, geschweige denn, dass er sich zu mir hingezogen fühlt.
Ich gehe ins Bett und seufze, als mein Kopf das Kissen berührt. Eines Tages wird mich ein Mann als etwas anderes sehen als eine Freundin oder einen Körper, in dem er sich verlieren kann. Eines Tages wird mich ein Mann lieben, mich und Easton. Wir gehören zusammen, und ich habe das Gefühl, dass es schwer sein wird, jemanden zu finden, der uns beide will.

Crooner

Ich sehe ihr nach, wie sie ihren kleinen Wohnwagen betritt, Easton dicht an ihrer Seite. Ich nehme einen Schluck von meinem Bier und kann meinen Blick nicht von ihr abwenden. Nicht, dass ich es überhaupt versuchen würde. Ihr runder Hintern verschwindet im Wohnwagen und ich grunze.
„Du musst deinen Scheiß auf die Reihe kriegen, und zwar bald“, rät mir Motorhead, der sich neben mich an die Backsteinmauer der Bar lehnt.
Ich drehe mich nicht zu ihm um, sondern halte meinen Blick auf Haydens Wohnwagen gerichtet. „Da gibt es nichts auf die Reihe zu kriegen. Sie ist noch verdammt jung, hat Missbrauch überlebt und ist Mutter.“
Motorhead schnaubt. „Bruder, Missbrauch zu überleben macht sie nicht tabu. Du magst sie, und ich habe gesehen, wie sie dich ansieht. Verdammt, wir alle haben gesehen, wie sie dir geholfen hat, als du letztes Jahr angeschossen wurdest. Hol dir das Mädchen, bevor es jemand anderes tut.“
„Wer?“, knurre ich.
Motorhead lacht leise. „Baby hat schon von Anfang an ein Auge auf sie geworfen. Er ist kein Prospect mehr“, erwidert er und zuckt mit den Schultern.
Ich drücke mich von der Wand ab und nehme noch einen Schluck Bier. „Baby macht einen Scheiß“, knurre ich.
Motorhead schüttelt den Kopf. „Wenn er es nicht ist, dann wird es jemand anderes sein. Glaub mir, Croon. Wenn du das Mädchen willst, solltest du besser deinen Anspruch geltend machen.“
„Sie verdient Freiheit und dass man sie in Ruhe lässt.“
Ich spüre, wie Motorhead mir auf die Schulter klopft und mich leicht schüttelt. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und schaue ihn an. „Sie verdient es nicht, einsam zu sein, Crooner. Sie verdient Glück, und ich glaube, du könntest ihr das geben.“
Er wartet nicht auf meine Antwort. Seine Hand fällt von meiner Schulter, er dreht sich um, geht davon und lässt mich allein draußen stehen. Mein Blick wandert zurück zu Haydens Wohnwagen. Er hat nicht Unrecht. Sie verdient Glück, aber ich glaube nicht, dass sie es mit mir finden würde.
Ich würde ihr nur wehtun. Ich würde sie besitzen wollen, alles von ihr. Das braucht sie auf keinen Fall. Nicht nach der Hölle, die sie durchgemacht hat. Nein, ich werde mich von der kleinen Hayden fernhalten, ganz gleich wie hart mein Schwanz wird, wenn ich sie ansehe. Egal, wie sehr ich mich nach ihr sehne oder sie brauche. Und egal, wie sehr ich ihren Sohn liebe. Ich halte mich verdammt noch mal von ihnen fern, sie verdienen Glück und Freiheit. Mit mir wäre sie nicht frei. Sie wäre an mich gefesselt.
Ich werfe meine Bierflasche in den Mülleimer, greife nach der Türklinke der Hintertür und kehre zurück in die Bar. Motorhead und seine Frau Esme spielen Billard. Sie sehen aus, als würden sie die Zweisamkeit genießen, also störe ich sie nicht. Ich gehe zur Bar, wo Traci Getränke serviert.
„Hey, Bruder“, begrüßt mich Free lachend von seinem Platz an der Bar.
Langsam lasse ich mich neben ihn sinken und hebe meine Hand zu Traci, um noch einen Drink zu bestellen. „Hey“, antworte ich.
„Morgen Abend ist Patch-in-Party“, brummt er.
Ich lache leise und nehme das Bier, das Traci mir wortlos reicht. „Ich habe gehört, dass heute Nacht neue Mädchen eingeladen wurden. Also wird’s wahrscheinlich gar nicht so schlecht“, sage ich mit einem Achselzucken.
Free grunzt. „Ich fahre am Montag los, um zu versuchen, diese Anlage wiederzufinden, jetzt, wo der Schnee geschmolzen ist“, sagt er und wechselt das Thema.
„Ich komme mit“, sage ich.
Free schüttelt den Kopf und sieht mich an. „Willst du nicht auf deine Freundin aufpassen?“
Ich bemühe mich, mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir gefällt, wenn er Hayden als meine Freundin bezeichnet. Ich sollte das nicht wollen, und ich habe Motorhead gerade erklärt, warum ich es nicht will. Das bedeutet nicht, dass ich sie nicht gern als meine Freundin betrachte oder dass ich es nicht mag, wenn ein anderer Bruder sie als meine Frau ansieht. Das bedeutet immerhin, dass er nicht versuchen wird, seinen Schwanz in sie zu stecken.
„Ich will das Gelände genauso finden wie alle anderen“, gebe ich zurück.
Als Schwester Billingsly uns erzählte, dass es im Norden Kanadas ein Gelände gibt, auf dem hundert Männer Gott weiß wie viele Frauen und Kinder gegen ihren Willen festhalten, beschlossen wir, dass wir sie befreien müssen. Die Aryans züchten sie wie Tiere, um eine Armee loyaler Soldaten aufzubauen. Denn wer ist loyaler als Kinder, die man von Geburt an aufgezogen und einer Gehirnwäsche unterzogen hat?
Die verdammten Aryans haben bereits zu viele Opfer gefordert. Ich bin bereit, den Planeten von diesem Abschaum zu befreien, und obwohl die Notorious Devils ihre Zahl erheblich dezimiert haben, haben wir sie noch nicht ganz ausgerottet.
„Ich dachte nur, da du sie jeden Tag beobachtest, hättest du einen Grund, Hayden im Auge zu behalten“, sagt er mit einem Schulterzucken und nimmt einen Schluck von seinem Bier.
Ich tue es ihm gleich und verschaffe mir einen Moment Zeit zum Nachdenken. „Es ist nur eine Gewohnheit“, erwidere ich.
Er schnaubt, offensichtlich nimmt er mir das nicht ab, doch er hat den Anstand, nicht weiter nachzuhaken. Wir schweigen, während wir unser Bier austrinken. Ich weiß nicht, was ich meinem Vizepräsidenten noch sagen soll. Ich habe ihn heute Abend schon einmal angelogen. Er erhebt sich einige Augenblicke später mit einem gemurmelten „Bis dann“ und verlässt die Bar.
Ich bleibe noch ein paar Minuten, dann beschließe ich, zurück zum Clubhaus zu fahren. Vielleicht sind DD oder Jizzy da, um mich ein wenig abzulenken. Ich freue mich bereits auf morgen Abend, wenn angeblich ein paar neue Mädchen für die Party vorbeikommen sollen. Es ist immer schön, Spaß mit jemandem zu haben, der anders ist. Am besten jemand, der nicht wie Hayden aussieht, mit ihren hübschen grünen Augen und ihrem rotbraunen Haar.
Ich setze mich auf mein Motorrad und starte den Motor. Ich sollte an der Bar vorbei auf die Straße fahren, aber ich tue es nicht. Stattdessen rolle ich leise an Haydens Wohnwagen vorbei. Alles ist dunkel, und ich weiß, dass sie tief und fest schläft. Ich habe monatelang jede Nacht auf der Couch geschlafen. Ich vermisse es.
Easton wachte früh auf, und ich holte ihn aus seinem Bettchen, damit sie noch ein paar Stunden schlafen konnte. Ich gab ihm zu essen und schaltete den Fernseher ein. Wir verbrachten jeden Morgen Zeit zusammen. Ich habe jede verdammte Minute davon geliebt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass das für den Rest meines Lebens so weitergehen würde, mit weiteren Babys dazu.
Ein solches Leben wäre verdammt noch mal unbezahlbar. Ich würde dafür töten. Zu schade, dass ich nie die Gelegenheit dazu haben werde. Ich habe es Motorhead gegenüber ernst gemeint, als ich ihm gesagt habe, dass Hayden ihre Freiheit braucht. Ich weiß nicht, ob das Mädchen jemals in ihrem Leben eine eigene Entscheidung getroffen hat. Sie muss ihre Stärke und ihre Kraft finden und ihr Leben so leben, wie sie es will.
Was sie nicht gebrauchen kann, ist ein kontrollsüchtiger Arsch wie ich, der sie für alle Welt markieren will, sie sofort schwängern und unter seiner Fuchtel halten will. Sie braucht mich nicht, einen Mann, der jeden verdammten Schritt, den sie macht, schon im Voraus wissen will und dessen Erlaubnis sie einholen muss.
Ich bin nicht der richtige Mann für sie, und das zu wissen, ist bereits die halbe Miete. Zu schade, dass mein Herz und mein Schwanz noch nicht ganz so weit sind. Beide wollen sie, brauchen sie, begehren sie.

Hayden

Ich glätte meinen Rock und schäme mich für mein Spiegelbild. Ich sollte das nicht anziehen und ich sollte nicht hingehen. Aber Gracie hat mich heute Morgen angerufen und mich regelrecht angefleht, mit ihr zur Party zu gehen. Sie sagte, es sei eine Patch-In-Party für den neuesten Notorious Devil.
Das letzte Mal wurde vor sechs Monaten jemand aufgenommen, nämlich Baby. Da bin ich nicht hingegangen, weil Easton Fieber hatte und ich zu Hause geblieben bin.
Dieses Mal wurde ich nicht einmal eingeladen, was der Hauptgrund ist, warum ich nicht hingehen sollte. Ein Klopfen an der Wohnwagentür lässt mich zusammenzucken, und ich vermute, dass es Gracie und Lea sind. Ich werfe einen letzten Blick auf mein Spiegelbild.
Der Rock, den ich trage, ist aus einem Secondhand-Laden. Er ist rot und eng, nicht etwas, das ich normalerweise anziehen würde, aber ich gehe schließlich zu einer Bikerparty. Dazu trage ich schwarze Strumpfhosen und schwarze Stiefeletten mit einem kleinen Blockabsatz. Darüber ein locker sitzendes, tief ausgeschnittenes schwarzes Top.
Mein kastanienbraunes Haar ist gelockt und mein Make-up ist ungefähr so stark wie für die Arbeit. Am Wochenende gehe ich normalerweise ungeschminkt, doch da es eine Party am Abend ist, habe ich mich entschlossen, etwas aufzutragen. Auf dem Weg zur Tür komme ich an Easton vorbei, der im Wohnzimmer mit seinen Bauklötzen spielt.
Durch den Türspion sehe ich, dass es Gracie und Lea sind. Ich öffne ihnen die Tür und beide lächeln breit, als sie hereinkommen.
„Bist du fertig?“, fragt Gracie und wippt leicht auf den Zehenspitzen. Ich weiß nicht, warum sie so aufgeregt ist, aber es macht mich ein wenig nervös.
„Ja, bin ich“, sage ich langsam, bevor ich mich zu Lea umdrehe. „Er hat gegessen und sollte innerhalb der nächsten Stunde einschlafen“, erkläre ich.
Ich umarme Easton und gebe ihm einen Kuss, aber er beachtet mich überhaupt nicht. Er will stattdessen zu seiner besten Freundin Lea. Ich sage ihr, dass ich mein Handy die ganze Nacht dabei habe und sie mich anrufen soll, wenn es Probleme gibt. Sie winkt ab. Sie kennt die Routine, da sie im Laufe des Jahres schon ein paar Mal auf ihn aufgepasst hat.
Gracie und ich verlassen gemeinsam den Wohnwagen und gehen zu ihrem geparkten Sedan. Ich setze mich auf den Beifahrersitz, schnall mich an, bevor sie den Motor startet und zum Clubhaus fährt. Sie fängt an, über die Party zu plaudern und darüber, wer wahrscheinlich kommen wird und wer nicht.
Es entgeht mir nicht, dass sie Crooner erwähnt, und auch eine Gruppe von Mädchen, die für die alleinstehenden Männer eingeladen wurde.
Ich rümpfe die Nase und denke, dass ich wohl besser zu Hause geblieben wäre. Als wir auf den Parkplatz des Clubhauses fahren, beginnt mein Herz zu rasen.
Es sieht fast genauso aus wie der Club in Montana. Der Parkplatz ist mit so vielen Autos und Motorrädern vollgestellt, dass ich Angst bekomme. Ganz zu schweigen von den Leuten, die herumlaufen. Ich war hier noch nie auf einer großen Party am Abend und möchte am liebsten weg.
„Bist du bereit? Ich habe gerade Fish eine Nachricht geschickt. Er sollte jeden Moment kommen, um uns abzuholen“, verkündet Gracie.
Ich möchte ihr sagen, dass ich nicht bereit bin, dass ich nach Hause will, aber meine Worte bleiben mir im Hals stecken und ich bin wie erstarrt. Fish taucht wenige Augenblicke später auf und öffnet Gracie die Autotür. Ich steige schnell aus, weil ich keine Sekunde allein bleiben will.
Wie ein hilfloser Hundewelpe eile ich hinter Fish und Gracie her. „Wie geht’s dir, Hay?“, fragt Fish, als wir zur Eingangstür gehen.
Ich räuspere mich und versuche, meine Stimme wiederzufinden. „Mir geht’s gut. Ich wusste nicht, dass das so eine große Sache wird.“
Fish sieht mich an und zwinkert mir zu. „Du wirst Spaß haben. Du hast es verdient, dich ein bisschen zu entspannen. Du hast rund um die Uhr gearbeitet und dich um Easton gekümmert. Genieße einen Abend für dich“, sagt er und öffnet die Tür zum Clubhaus für uns.
Ich lächle ihn kurz an und husche hinein. Sobald ich durch die Tür trete, schlägt mir sofort eine dicke Rauchwolke ins Gesicht. Ich drehe mich zu Gracie um, aber sie und Fish sind verschwunden. Ich kann nicht glauben, dass sie mich allein gelassen hat, doch ich sollte mich nicht wundern. Sie haben sich wahrscheinlich zu ihren verheirateten Freunden gesellt.
Langsam bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmenge und gehe zur Bar. Ich trinke eigentlich nicht, aber ich könnte eine Flasche Wasser gebrauchen. Ich habe dort schon gearbeitet, daher weiß ich, dass es welche im kleinen Kühlschrank unter der Bar gibt.
Baby steht hinter der Bar und er blickt mich mit seinen blauen Augen an. Er ist das neueste Mitglied der Notorious Devils. Ich habe ihn einmal gefragt, warum sie ihn Baby nennen, doch er hat nur den Kopf geschüttelt und es mir nicht verraten. Ich dachte, vielleicht liegt es daran, dass er so ein Babygesicht hat, aber als seine Wangen rosa wurden, wusste ich, dass es etwas anderes war.
„Was machst du hier, Schönheit?“, fragt er mit leiser Stimme, während er sich über die Bar beugt.
Ich erröte leicht, nicht weil ich mich extrem zu ihm hingezogen fühle, sondern weil seine blauen Augen funkeln, wenn er mich „Schönheit“ nennt, und das löst eine natürliche Reaktion aus, die mein Herz höher schlagen lässt. Ich bin noch nie von jemandem „schön“ genannt worden, und obwohl mein Verstand weiß, dass es für ihn nur eine liebevolle Bezeichnung ist und er wahrscheinlich alle Frauen so nennt, reagiert mein Körper dennoch darauf.
„Gracie hat mich überredet, dann sind sie und Fish verschwunden“, erkläre ich und zucke mit den Schultern.
Er runzelt kurz die Stirn, geht dann um die Bar herum und zu mir. „Willst du den Abend mit mir verbringen?”
Ich beiße mir auf die Lippe und zucke erneut mit den Schultern. „Okay“, antworte ich lächelnd.
Er erwidert mein Lächeln, legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Er ist groß und warm, und ich fühle mich neben ihm wie ein kleines Mädchen. „Wer wurde denn heute aufgenommen?“, frage ich und schaue mich im Raum um.
„Grant, aber sein neuer Straßenname ist Ice“, erklärt er.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Grant, oder besser gesagt Ice. Ich lächle ihn an, aber er wirkt irgendwie abwesend, und als ich meinen Blick senke, schnappe ich nach Luft. Vor ihm kniet eine Frau, die ihm einen bläst. Nicht, dass ich so etwas noch nie gesehen hätte, aber es überrascht mich doch.
„Lass uns von der Party verschwinden, Schönheit. Das musst du dir nicht ansehen“, schlägt Baby vor und führt mich zur Rückseite des Clubs.
Ich binde ihm nicht auf die Nase, dass ich das nicht nur schon einmal gesehen habe, sondern auch bereits alles selbst gemacht habe. Einschließlich Dinge, die komplett erniedrigend sind. Während wir zur Rückseite gehen, halte ich Ausschau nach Crooner. Ich möchte wenigstens einen Blick auf ihn erhaschen.
Wir gehen nach draußen, und ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich ihn nirgendwo entdeckt habe. Zu meiner Überraschung sehe ich, dass ein großes Lagerfeuer brennt, und Baby führt mich dorthin. „Aber gegrillte Marshmallows gibt es doch wohl nicht, oder?“, frage ich und schaue zu Baby auf.
Er lacht leise und lässt seine Hand von meinen Schultern zu meiner Taille gleiten. Mein Körper versteift sich leicht, doch ich zwinge mich, mich zu entspannen. „Diesmal gibt es keine Marshmallows, meine Schöne. Wenn du willst, können wir das aber bald nachholen“, sagt er mit einem Achselzucken. Ich schaue zu ihm auf, überrascht, dass er mir so etwas anbietet. „Du kannst Easton auch mitbringen, dann machen wir einen kleinen Campingausflug“, sagt er mit einem Grinsen.
„Wirklich?“
Baby runzelt leicht die Stirn, seine Hand gleitet meinen Rücken hinauf und er zieht sanft an meinen Haarspitzen. „Ja, Hayden. Das wäre lustig, er kann im Dreck spielen und wir können Marshmallows grillen. Hast du das noch nie gemacht?“
Ich schüttle den Kopf. Ich habe noch nie etwas getan, was man als normal bezeichnen könnte. Meine Mutter war eine Crack-Hure. Sie verkaufte ihren Körper im Clubhaus, um ihre Sucht zu finanzieren. Ich war das Kind, das sie mit dem Präsidenten hatte.
Lucifer hat mich nicht großgezogen, er hat mir keine Aufmerksamkeit geschenkt und wahrscheinlich nicht einmal meinen Namen gekannt, bis meine Mutter an einer Überdosis starb. Das Jugendamt nahm mich mit und setzte mich vor seiner Haustür ab. Ich war damals schon fünfzehn, aber leider hatte Lucifer nicht einen Funken Vaterliebe in sich. Er vergewaltigte mich in der Nacht, in der ich in seine Obhut gegeben wurde, und tat es immer wieder, bis die Aryans mich entführten. Ich tauschte eine Hölle gegen eine andere ein.
Baby legt seine Hand auf meine Hüfte. „Dann machen wir das, Hayden. Wir drei“, sagt er mit rauer Stimme. Seine Worte scheinen eine tiefere Bedeutung zu haben, allerdings will ich nicht versuchen, sie zu entschlüsseln.
Ich konzentriere mich auf die Flammen vor mir und die Wärme, die sie ausstrahlen. Um uns herum sind Menschen, aber ich schenke ihnen keine Beachtung. Baby sagt nichts mehr, er lässt seine Hand auf meiner Hüfte ruhen, während wir geradeaus schauen.
Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist, doch vielleicht ist es genau das, was ich brauche. Er lässt mein Herz nicht gegen meine Brust hämmern und meinen Magen flattern wie Crooner, aber womöglich ist das gut so. Vielleicht brauche ich etwas Einfaches und Ruhiges, und genau das scheint Baby mir geben zu können, zumindest bisher.

Crooner

Ich sehe ihnen nach, wie sie nach draußen gehen, und folge ihnen.
Baby hat seinen Arm um sie gelegt, und ich knurre, als er an ihrer Taille und dann an ihrer Hüfte entlanggleitet. Ich weiß nicht, was er zu ihr sagt, aber sie scheint ganz in das Gespräch vertieft zu sein. Ich werde diesen kleinen Scheißer umbringen, qualvoll.
„Du kannst ihn nicht töten“, murmelt eine Stimme hinter mir.
Ich drehe mich um und sehe, dass es Snake ist. Er hat seinen Arm um Gingers Schultern gelegt und beide sehen mich an. Ginger wirkt besorgt, aber Snake grinst wie ein Bastard. „Ich bin der Sergeant at Arms, ich weiß, wo alle Waffen sind. Ich bereite nur meinen Angriff vor“, entgegne ich mit einem Schulterzucken.
Snake schüttelt den Kopf. „Er ist jetzt ein Bruder, kein Prospect mehr, und sie ist frei. Wenn du ihren Status ändern willst, dann mach das lieber. Sonst ist sie Freiwild, Bruder.“
Ich knurre, aber das bringt ihn nur zum Lachen, und er schiebt Ginger näher an das Lagerfeuer heran. Ich rühre mich jedoch nicht von der Stelle und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf Baby und Hayden. Ich lasse meinen Blick über ihren Körper gleiten und stöhne, als ich sehe, was sie trägt.
Sie hat einen engen Rock an, der so kurz ist, dass ihr Hintern praktisch hervorblitzt. Ich habe sie nicht richtig von vorne sehen können, aber ich bin mir sicher, dass sie mehr Haut zeigt, als mir lieb ist.
Auf keinen Fall würde ich sie so aus dem Haus lassen, wenn sie meine Frau wäre. Das ist ein weiterer Grund, warum ich sie nicht zu meiner Frau machen kann, denn ich würde ihr sagen, was sie zu tun hat und wie sie es zu tun hat, einschließlich wie sie sich anzuziehen hat.
Ich wende mich von ihnen ab, weil ich es keine Sekunde länger mit ansehen kann. Ich will sie, jede Faser in mir schreit danach, sie mein Eigen zu nennen. Doch das kann ich ihr nicht antun.
Verdammt, ich will es aber.

Hayley Faiman
Als Einzelkind musste Hayley Faiman sich mit sich selbst beschäftigen. Im Alter von sechs Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben, und hörte nie wirklich damit auf. Die gebürtige Kalifornierin lernte ihren heutigen Ehemann im Alter von sechzehn Jahren kennen und heiratete ihn mit zwanzig Jahren im Jahr 2004. [...]
Hayley Faiman
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