Inhaltsangabe
Wie die meisten Kerle habe ich ein Beuteschema – und sie passt nicht hinein. Überhaupt nicht!
Die engelsgleiche Schönheit auf der Tanzfläche hat das Wort „Unschuld“ auf der Stirn stehen. Trotzdem zieht sie mich magisch an. Obwohl sie vor mir flüchtet, kriege ich ihr Bild nicht aus dem Kopf. Wie sich herausstellt, ist es gar nicht so schwer, sie wiederzufinden, denn meine mysteriöse Jungfrau ist die neue Marketingassistentin für das Rough Riders Football-Team. Und die Tochter des Besitzers.
Sie möchte ihre Jungfräulichkeit verlieren und ich bin der Auserwählte für den Job. Natürlich stehe ich ihr gerne zur Verfügung, denn man hilft schließlich, wo man kann. Doch wehe, der Boss findet heraus, dass ich seinem kleinen Mädchen ein paar schmutzige kleine Spielchen beigebracht habe!
Aber um Spieler des Jahres zu werden, habe ich mich schließlich auch nicht an die Spielregeln gehalten.
Abschlussband der Raleigh Rough Riders-Reihe.
Leseprobe
Brenna
„Hör auf, rumzuzappeln!“
Gina schlug mir auf die Hand, mit der ich am Saum meines viel zu kurzen und hautengen weißen Kleides rumzupfte. Ich liebte Mode, genauso wie jedes andere Mädchen, allerdings hatte ich die letzten fünfzehn Jahre zuerst auf einem Mädcheninternat und danach auf einem Mädchencollege verbracht. Es war tief in mir verwurzelt, meine Kleidung eher konservativer auszuwählen als das trägerlose und elastische Tuch es war, von dem Gina darauf bestand, dass es sich dabei tatsächlich um ein Kleid handelte.
„Du hast mich wie eine Wurst in dieses Ding reingestopft“, meckerte ich und zupfte erneut am Saum. Wenn ich allerdings zu sehr daran ziehen würde, bestand das Risiko, meine Brüste unfreiwillig freizulegen. Wie zum Teufel kam sie nur darauf, dass ich mich darin wohlfühlen würde? Die viel wichtigere Frage war allerdings, warum ich mich von ihr hatte überreden lassen, dieses Ding überhaupt anzuziehen.
„Du bist die hübscheste Wurst, die ich je gesehen habe. Und die Männer werden genauso denken.“
Sie stieß mich spielerisch mit ihrer Hüfte an und schickte mich damit in meinen zehn Zentimeter hohen Todesfallenabsätzen fast der Länge nach auf den Bürgersteig. Ich hatte mir die Schuhe vor Jahren gekauft, allerdings nie zuvor den Mut gehabt, sie auch zu tragen.
Heute Abend ging es darum, dass ich mit beiden Füßen in mein neues Leben sprang.
Frei von Ausgangssperren und überfürsorglichen Eltern. Frei von Regeln und Wohnheimbetreuern, die so taten, als wäre es genauso schwer, die Kontrolle im Studentenwohnheim des Vanderwild Women’s College zu behalten, wie Sträflinge in einem Hochsicherheitsgefängnis in Schach zu halten.
Und das Beste: Meinen J-Status endlich zu verlieren.
Deswegen das Kleid, die toupierten Haare und ein krasseres Make-up, als ich jemals zuvor aufgelegt hatte. Drei Stunden in einem Schönheitssalon und ich war gerupft, lackiert, mit Highlights versehen und mit einer Pinzette so bearbeitet worden, dass ich aussah, als hätte ich mich auf den Schönheitswettbewerb zur Miss Universe vorbereitet.
Aber es war ja für einen guten Zweck.
Nach meinem Abschluss hatte ich bei meinen Eltern klargestellt, dass ich in eine eigene Wohnung ziehen und mein eigenes Leben beginnen würde. Und ja, okay, ich würde in der Marketingabteilung des Raleigh-Rough-Riders-Footballteams arbeiten. Ein Job, den ich meinem Vater, dem derzeitigen Eigentümer der Organisation, zu verdanken hatte. Die Vetternwirtschaft war lebendig und gut, und ich würde die helfende Hand nehmen, wenn es mir passte.
Ja, heute Abend ging es darum, jemanden für einen One-Night-Stand zu finden. Er musste attraktiv sein und sollte nicht wie ein Serienmörder oder Stalker daherkommen. Und er sollte die Art von Mann sein, der den Job erledigen konnte, damit ich mir endlich keine Sorgen mehr machen musste, meine Jungfräulichkeit irgendeinem x-beliebigen Date zu überlassen, peinlich berührt, mit dreiundzwanzig so selten unter Männern gewesen zu sein, dass ich kaum eine andere Gelegenheit dazu bekommen hatte.
Ich hatte alles geplant.
Glücklicherweise war meine beste Freundin die perfekte Verbündete.
„Lass uns einfach hoffen, dass es funktioniert“, sagte ich und klammerte mich an Ginas Hand, während wir in der Warteschlange zum Eingang des Glitz geschoben wurden.
„Also wirklich, du weißt, dass du umwerfend aussiehst. Das Einzige, worüber du dir Sorgen machen musst, ist, dass du nicht doch noch einen Rückzieher machst. Vertrau mir, die Kerle werden sich darum prügeln, dich in die Finger zu bekommen.“
Sie zerrte an meiner Hand, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihre perfekten Augenbrauen zogen sich zusammen und ihre braunen Augen bohrten sich förmlich voller Sorge in mich hinein. „Hör zu, es ist vollkommen okay, wenn du dich doch entscheidest, das nicht durchzuziehen. Fühl dich nicht unter Druck gesetzt.“
Deshalb war sie meine beste Freundin.
Gina und ich waren uns im ersten Jahr auf dem College begegnet, nachdem man uns zusammen in ein Wohnheimzimmer, das der Größe einer Sardinenbüchse gleichkam, einquartiert hatte. Sie stammte aus einer megareichen Familie, die an der Ostküste half, Flugzeuge fürs Militär zu bauen. Sie ermutigte meine wilde Seite und beschützte ebenso meine introvertierte Art. Sie war stets mit dabei, sich in alles zu stürzen, was ich spontan vorschlug, um dann ihren Arm um mich zu legen, wenn mein Verstand wieder einsetzte und mich zurückhielt.
Ich war es leid, meine wilde Seite nach hinten zu schieben. „Ich weiß“, versicherte ich ihr und stieß fast mit der Gruppe Frauen vor uns zusammen, die etwa Mitte zwanzig waren und deren Haare nach Haarspray und Mousse dufteten. „Ich werde vorsichtig sein.“
„Daran habe ich keinen Zweifel.“
Wir schoben uns weiter voran, bis wir an die Spitze der Warteschlange gelangten und unsere Ausweise vorzeigten. Es wäre einfach gewesen, einen VIP-Tisch zu bestellen, doch diese Idee verwarfen wir sofort wieder, als Gina es vorgeschlagen hatte. Wenn ich jemanden finden wollte, sollte sich meine Auswahl nicht nur auf die geringe Anzahl von Personen im VIP-Bereich beschränken.
Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit im Club gewöhnt hatten. Mehrere Kronleuchter hingen von der Decke über der ersten Bar und einer zweiten, die ich nur vage erkennen konnte. Die Tanzfläche war bereits voll und die Lichter, die im Takt der Musik aus der DJ-Kabine flimmerten, machten es schwer, Gesichter zu erkennen.
„Das ist krass!“, rief Gina und schrie mir regelrecht ins Ohr.
Die Musik war ohrenbetäubend laut, und recht schnell begannen sich meine Füße zum Takt zu bewegen. Wenn es eine Sache gab, in der ich richtig gut war, dann war es das Tanzen. Zwanzig Jahre Ballett, Jazz und Hip-Hop, sogar einige Kurse während des Colleges, obwohl ich da sogar das Tanzen ziemlich zurückgeschraubt hatte, bestätigten das.
„Drinks!“, rief ich, zeigte mit meinem frisch manikürten Finger zur Bar und schob Gina in die Richtung.
„Gute Idee. Die erste Runde geht auf mich.“ Ginas langes, gewelltes, kastanienbraunes Haar schwang mit, als sie durch die Menschenmenge glitt.
Es war erst zehn an einem Freitagabend. Ich hätte nie gedacht, dass die Bar um diese Uhrzeit schon so vollgepackt sein würde.
Als wir es endlich bis dorthin geschafft hatten und darauf warteten, dass einer der Barkeeper uns seine Aufmerksamkeit schenkte, scannte ich die Umgebung um uns herum.
Männer. Möglichst einen heißen Typen, der nicht unheimlich wirkte. Es war schwieriger, als ich ursprünglich gedacht hatte, einen zu finden, zu dem ich mich hingezogen fühlte. Heiße Kerle gab es hier überall, doch einige von ihnen hatten diesen glasigen Blick, der klarstellte, dass sie bereits seit der Happy Hour hier waren und schon seit Stunden tranken.
Geduld. Ich hatte Zeit. Ich hatte sogar eine Ewigkeit, wenn das heute Abend nichts werden würde. Dann würde ich einfach wiederkommen.
Mir meine Jungfräulichkeit zu bewahren, war nicht meine Idee gewesen. Ich hatte nicht auf eine ernsthafte Beziehung gewartet oder darauf, dass ich mich verliebte. Ich wollte mich auch nicht für die Hochzeit aufsparen, obwohl das meinen Eltern gefallen hätte. Es lag schlicht und einfach am Mangel an Möglichkeiten, aber jetzt war die Gelegenheit endlich da.
Ein kalter Plastikbecher wurde mir in die Hand gedrückt. „Hast du schon jemanden im Auge?“
„Nein.“ Ich beobachtete die Bar und die Leute, die dort auf ihre Getränke warteten und sie erneut einforderten. Ich grinste Gina über meine Schulter hinweg an und wackelte mit den Augenbrauen. „Wollen wir tanzen?“
Ich könnte mich in der Musik verlieren, im Rhythmus des Basses und der sexuellen Energie der zusammengedrängten Körper. Es war nicht so, dass ich noch nie in einer Bar oder einem Club gewesen war, aber in Vanderwild mussten wir an den Wochenenden um Punkt Mitternacht wieder in unseren Zimmern sein. Dieses Zeitfenster hatte Gina nie daran gehindert, auf Dates zu gehen, sich mit Jungs zu treffen und alles zu tun, was sie hatte erleben wollen. Mehr als einmal hatte ich sie nach der Ausgangssperre oder Minuten, bevor sich die Türen am Morgen öffneten, durchs hintere Treppenhaus zurück ins Wohnheim geschmuggelt.
Und ich? Es hatte Jahre gedauert, bis ich zu so etwas bereit gewesen war, und dann war ich einfach zu ängstlich gewesen, erwischt zu werden und meine Eltern zu verärgern.
Das war etwas, das ich loszulassen lernen musste, wenn ich es allein schaffen wollte. Meine Vergangenheit mit meinen Eltern machte es ihnen viel zu leicht, sich an mich zu klammern, was sie bei meinen anderen Geschwistern nie getan hatten. Allerdings waren diese alle bereits verheiratetet und hatten zusammen ein halbes Dutzend Kinder. Es war leicht, die Fäden bei den Kindern zu lockern, die sie nicht tagelang in Angst versetzt hatten.
Ich schob die Erinnerung zur Seite. Sie lag so weit in der Vergangenheit, dass die übrig gebliebenen Auswirkungen meist minimal waren. Der letzte Ort, an dem ich mich daran erinnern wollte, war hier. Nicht jetzt.
Tanzfläche! Ich muss tanzen!
„Zeig mir den Weg, du heißer Feger.“
Gina gestikulierte mit ihrem Drink in der Hand, garantiert Wodka mit Clubsoda. Wir schoben uns durch noch mehr Menschenmassen, mehr betrunkene Männer, die versuchten, sich plump an ein paar Mädchen in engen schwarzen Kleidern rechts und links von ihnen heranzumachen.
Erst als wir auf der Tanzfläche ankamen, die Hüften schwangen und unsere Arme erhoben, während wir mitsangen, wurde mir klar, warum Gina darauf bestanden hatte, dass ich Weiß trug. Fast jeder hier war in schwarze, silberne oder rote Kleidung gehüllt. Mein weißes Kleid wirkte dagegen wie ein Leuchtfeuer, und ich stellte mir vor, dass mein erdbeerblondes Haar mich noch mehr in den Mittelpunkt stellte.
Ja!
Bei dem Techno-Beat, der durch meine Adern pumpte, verlor ich mich in der Musik, dem Ansturm der Menge, dem Druck der Körper, während wir unsere Hüften schwangen. Gina und ich tanzten zusammen, wirbelten zu anderen Partnern, zu anderen Händen, die an meine Hüften fassten. Der Geruch von Rasierwasser und Schweiß überwältigte mich und drängte mich von einem Partner zum nächsten. Gina behielt mich im Auge, streckte die Hand aus, um mich zu packen, drehte mich zu sich und wieder fort. Andere Mädchen schlossen sich uns an und zogen wieder ab.
Es war dort in der Menge, die elektrischen Empfindungen so vieler Körper eng beieinander, die sich alle amüsierten und sich im Ansturm der Musik und der Leute verloren, gepaart mit den Wochen voller Stress, die sich in den schimmernden und pulsierenden Lichtern verflüchtigten, als ich es spürte.
Ein Schauer lief mir über die Arme, bis mein gesamter Körper eine Gänsehaut bekam. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Jemand beobachtete mich.
Ich blieb so abrupt stehen, dass ich mit Gina zusammenstieß, und streckte schnell die Hand nach ihr aus, damit sie nicht auf dem Boden landete.
„Tut mir leid!“, rief ich, aber ich sah sie nicht an, als sie sich wieder aufrappelte. Mit fokussiertem Blick sah ich von den Männern auf der Tanzfläche zu denen am Rand, wo es so eng war, dass sie sicherlich nicht mal mit den Hüften zucken könnten, selbst wenn ihr Leben davon abhinge, die aber trotzdem den Anblick genossen, zur Treppe … zur oberen Ebene.
Direkt zu ihm.
Er war da. Seine Hände umschlossen das silberne Geländer. Er trug ein aufgeknöpftes weißes Hemd über einer Jeans und bis zum Ellbogen hochgerollte Ärmel. Lässig.
Dominant.
Langes dunkles Haar oben, das auf der Seite lag und lang genug war, um ihm über die Augen fallen zu können.
Ich spürte einfach seine Anziehungskraft. Fühlte ihn. Ich stand still und hob meinen Drink in seine Richtung.
Seine Antwort war ein Nicken.
So minimal, dass es aus der Ferne schwer zu erkennen war, aber trotzdem wusste ich, dass er derjenige war, der mich beobachtet hatte.
Und wenn er zusehen wollte? Ich würde ihm die Show seines Lebens liefern.
Zwei Männer flankierten ihn. Der eine bewegte die Schultern, der andere kreuzte seine Arme vor seiner massiven Brust. Die Typen waren riesig.
Ja, er sollte es sein.
Wenn er meine Aufmerksamkeit auf dreißig Meter Entfernung auf sich ziehen konnte, war er definitiv die Art von Mann, der noch intensivere Dinge mit mir anstellen konnte.
Ich drehte mich um, zeigte ihm meinen Rücken und grinste Gina an. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung des Kerls und schrie ihr ins Ohr: „Der Typ im weißen Hemd, schaut er noch her?“
„Oh ja, ich würde es eher als sabbern bezeichnen. Lass uns ihm richtig einheizen.“
Sie legte ihren Arm um meine Hüften, presste ihre Brust gegen meinen Rücken, und dann bewegten wir uns gemeinsam zu einem R&B-Beat, den ich nicht kannte, der aber einfach perfekt passte.