Fix you

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Teil der Serie: 3
Originaltitel: Fix You: A Dark Mafia, Arranged Marriage Romance (The Irish Rogues Book 3)
Übersetzung: Sandra Martin
Location: USA
Buchtyp: Roman
Veröffentlichung: 08/2025
Preis eBook: 7,99 € (D)
Preis Print: 16,90 € (D)
ISBN eBook: 978-3-86495-781-9
ISBN Print: 978-3-86495-780-2
Inhaltsangabe

Raphael

Seit dem Tag, an dem ich mit blutigen Händen das Erbe meines Vaters annahm und zum Oberhaupt der Neretti-Familie wurde, war mein Schicksal besiegelt – eine Ehe ohne Liebe, nur ein Spielzug auf dem Schachbrett der Macht.
Doch dann kam sie. Maeve Kavanaugh.
Ein einziger Blick, ein einziger Moment – und mein kaltes, kalkuliertes Leben geriet ins Wanken. Sie ist alles, was ich nie begehren durfte. Alles, was ich nie hätte lieben sollen.
Doch ich will sie – mehr, als ich jemals etwas wollte. In ihrer Nähe vergesse ich Pflichten, Ehre, Blut.
Aber in unserer Welt hat Leidenschaft einen Preis. Und wer der Versuchung nachgibt, zahlt oft mit dem Leben.

Maeve

Raphael Neretti war nie für mein Herz bestimmt. Er sollte ein Geheimnis bleiben, ein gefährlicher Rausch inmitten des Chaos, das uns umgibt. Er sieht mich. Nicht meine Maske, nicht meine Angst – mich. Gebrochen. Misstrauisch. Und dennoch bereit, für ihn zu brennen.
Ich wollte die Mafia hinter mir lassen. Ich weiß von seiner Verlobten. Ich weiß, dass unsere Liebe keine Zukunft hat.
Und trotzdem kann ich ihn nicht loslassen.
Jetzt hat uns unsere Leidenschaft in ein tödliches Netz aus Lügen, Loyalität und Verrat verstrickt – und es gibt kein Zurück mehr.

In einer Welt, in der Macht über Moral herrscht und jede Berührung tödlich sein kann, ist die Liebe zwischen Raphael und Maeve nicht nur verboten – sie ist eine Kriegserklärung.

Teil 3 der packenden Mafia Romance-Reihe von New York Times-Bestsellerautorin Katie Ashley.

Raphael

Als das Flugzeug zum Landeanflug auf Boston ansetzte, ging Leandro weiter in der Kabine auf und ab. „Setz dich hin“, knurrte ich.
„Leck mich“, murmelte er.
Leo war derart wütend und frustriert, dass er zu Giannis und meinem Leidwesen seit dem Start nervös herumtigerte.
Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. „Nach der Landung wirst du dich zusammenreißen müssen. Diese Allianz ist ohnehin schon problematisch genug, da musst du nicht auch noch wie ein Hitzkopf explodieren und Callum oder seine Brüder angreifen.“
Leo starrte mich an. „Ich kann nicht glauben, dass du zugestimmt hast, diesem verdammten Empfang beizuwohnen.“
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Hätte ich meiner Schwester, die entführt und zur Heirat gezwungen wurde, sagen sollen, dass ich keine Lust habe, an ihrer Hochzeitsfeier teilzunehmen, obwohl sie mich förmlich angefleht hat, zu kommen?“
„Ja, verdammt noch mal!“, fauchte Leo.
Ich schnaubte verächtlich. „Als wärst du je in der Lage gewesen, Caterina etwas abzuschlagen.“
Leandros Miene erweichte sich ein wenig. Nach vier Tagen auf Sizilien hatte mein Vater die irischen Arschlöcher ausfindig gemacht, die Caterina entführt hatten. Es waren ausgerechnet die verdammten Kavanaughs aus Boston. Sie waren einst eine mächtige Familie sowohl in den USA als auch in Belfast gewesen, doch ihr Ruf hatte vor einem Jahr erheblichen Schaden genommen, als der Erbe des Clans, Callum, seinen Vater kaltblütig ermordet hatte.
In der Unterwelt war Vertrauen sehr zerbrechlich. Es war schwer, ein Bündnis mit jemandem einzugehen, der ein Mitglied der eigenen Familie ins Jenseits befördert hatte. Eine solche Tat würde bei jedem Misstrauen auslösen.
Callums Vergangenheit war einer der Gründe, warum ich die Beherrschung verloren hatte, als Caterina mich an ihrem Hochzeitstag anrief. Zu meiner Überraschung war meine Schwester nicht so niedergeschlagen gewesen, wie ich erwartet hatte. Stattdessen schien sie richtiggehend glücklich über ihre neue Rolle als Frau eines Clanführers zu sein. Callum hatte ihr die Zwangsehe schmackhaft gemacht, indem er ihr versprochen hatte, dass sie ein Studium absolvieren und eine Karriere anstreben könne. Davon hatte Caterina schon immer geträumt. Ich hatte nicht gewusst, dass der Mistkerl, der meine Schwester „gestohlen“ hatte, derart fortschrittlich dachte.
Gerade, als ich mich von den Neuigkeiten erholt hatte, versetzten mir meine Schwester und Callum einen weiteren Schlag, als sie mir erzählten, dass mein Vater nicht nur versucht hatte, Callum, sondern auch Caterina umzubringen. Anfangs wollte ich nicht glauben, dass mein Vater seinen Männern befohlen hatte, auf den Wagen zu schießen, in dem Caterina gesessen hatte. Ganz zu schweigen davon, dass er Männer am Flughafen postiert hatte, um sie auszuschalten.
Doch Gianni hatte die Geschichte bestätigt. Mein Vater hatte ihm befohlen, im Hotel zu bleiben, während er selbst losgezogen war, um Caterina zu retten. Ich fragte mich, ob er Leandro und mich nur nach Philadelphia geschickt hatte, damit wir seine Pläne, Caterina zu ermorden, nicht vereiteln konnten.
Nachdem ich Caterina versprochen hatte, zu ihrer Hochzeitsfeier zu kommen, hatte ich das Gespräch beendet und fast eine Stunde lang nur vor mich hingestarrt. Ich hatte weder Leandro noch Gianni um ihren Rat gebeten. Schließlich war ich der zukünftige Capo – die Entscheidung lag allein bei mir.
Nachdem ich einen Entschluss gefasst hatte, hatte ich meinen Vater angerufen. Kaum hatte er meinen Anruf angenommen, hatte ich gesagt: „Ich weiß, dass du versucht hast, Caterina umzubringen.“
Am anderen Ende der Leitung hatte einen Moment Schweigen geherrscht, bevor mein Vater schließlich gefragt hatte: „Was gedenkst du zu tun?“
„Ich bin froh, dass du es nicht leugnest. Das hätte die Sache nur noch komplizierter gemacht.“
„Willst du wirklich, dass deine Schwester ihre Beine für diesen irischen stronzo breitmacht und seine Mischlingskinder zur Welt bringt?“, hatte er gezischt.
„Hüte deine verdammte Zunge, wenn du von meiner Schwester sprichst!“, hatte ich geschrien.
„Oder was, Raphael?“
„Ich werde dich erledigen, genauso wie Callum seinen Vater ausgeschaltet hat.“
„Hast du meinen Tod bereits geplant, weil ich versucht habe, Caterina zu beseitigen?“, hatte er gefragt.
„Unabhängig davon, was ich gern tun würde, muss ich an die Famiglia denken. Dich zu töten, würde nicht nur unsere Familie ins Chaos stürzen. Also werde ich dich vorerst am Leben lassen.“
Vater hatte leise gelacht. „Jetzt klingst du wie ein Capo.“
„Aber hör mir gut zu. Ich werde die Famiglia niederbrennen, wenn du auch nur daran denkst, Caterina noch einmal etwas anzutun. Hast du verstanden? Damit meine ich, dass ich restlos alles zerstören werde, was du dir hart erarbeitet hast.“
„Also gut. Du hast mein Wort“, hatte er geknurrt.
„Und das bedeutet, dass du keine weiteren Attentate auf Callum verüben wirst. Caterina ist jetzt ein Teil von ihm und sie darf zu keiner Zeit gefährdet werden.“
Vater hatte hörbar ausgeatmet. „Wie du willst.“
„In Ordnung. Ich bin froh, dass wir uns einig sind.“ Dann hatte ich mich vorgebeugt und hinzugefügt: „Caterina hat uns gebeten, am Samstag zu ihrer Hochzeitsfeier zu erscheinen. Und mit uns hat sie ihre Brüder gemeint und sonst niemanden.“
„Eher würde ich mich von dir erschießen lassen, als daran teilzunehmen.“
„Verdammter Mistkerl von einem Vater“, hatte ich gemurmelt.
„Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
„Wir werden uns mit Callum zusammensetzen, um die Vorteile unserer Allianz zu besprechen. Ich werde dich wissen lassen, wie unsere Entscheidung ausgefallen ist.“
„Vielen Dank.“
Dann hatte er einfach aufgelegt.
Jetzt hatte ich nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis ich dem Mann gegenübertreten musste, der meine Schwester entführt hatte. Der Druck, der auf mir lastete, war auch ohne Leandros nervöses Gehabe groß genug.
Als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte, ließ Leo sich endlich auf den Sitz neben mir fallen. Er wandte mir das Gesicht zu und fragte: „Und du bist sicher, dass sie glücklich klang?“
„Verdammt sicher.“
Leo brummte. „Sie wollte immer aufs College gehen und Krankenschwester werden.“
„Und Callum wird ihr das alles ermöglichen. Sie wird sogar arbeiten und gleichzeitig Mutter sein können.“
„Da hat sie nach Carmine mit Callum wohl den Jackpot geknackt“, räumte Leo ein.
„Ja, das hat sie.“ Ich warf ihm einen wissenden Blick zu. „Also, ganz gleich wie sehr wir den bastardo für das hassen, was er getan hat, werden wir Caterina zuliebe gute Miene zum bösen Spiel machen.“
Während Gianni nickte, murmelte Leo widerwillig: „Also gut. Aber nur für Kitty Cat.“
Ich lachte. „Ja, nur für Kitty Cat.“

***

Zwei Stunden, nachdem wir in Boston gelandet waren, stand ich auf der Dachterrasse des luxuriösen Penthouse der Kavanaughs im historischen Stadtteil Beacon Hill. Während irische Volksmusik in meinen Ohren schmerzte, beobachtete ich die tanzenden Paare. Angewidert rümpfte ich die Nase und führte das Glas Irish Whiskey an meine Lippen. Die begrenzte Auswahl an Whiskey überraschte mich nicht. Obwohl ich den Geschmack hasste, kippte ich den Alkohol hinunter. Irgendwie musste ich den Tag ja überstehen.
Während ich meine Schwester mit ihrem frischgebackenen Ehemann tanzen sah, musste ich zugeben, dass sie glücklich zu sein schien. Auch wenn ich nie gewollt hätte, dass sie entführt und zwangsverheiratet werden würde, hatte sich ihr Leben dadurch zum Besseren gewendet. Im Kloster war sie nie wirklich glücklich gewesen, und nun hatte sie die Chance, all ihre Träume zu verwirklichen.
Trotz unseres Bündnisses war es mir zuwider, Callum Kavanaugh Anerkennung zu zollen. Zwar war er nicht der Mistkerl, für den ich ihn einst gehalten hatte, und ich würde es in absehbarer Zukunft vermeiden, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, aber deshalb musste ich seine Methoden, mit denen er Caterina zur Frau genommen hatte, noch lange nicht gutheißen.
Bei unserer Ankunft hatte Caterina darauf bestanden, unserem Treffen beizuwohnen. Natürlich war ich dagegen gewesen, da dies gegen die Traditionen verstieß. Überraschenderweise hatte Callum ihr jedoch gestattet, daran teilzunehmen – mit der fadenscheinigen Begründung, sie würde einen „beruhigenden“ Einfluss auf uns haben. Trotz des holprigen Starts konnten wir uns davon überzeugen, dass sie tatsächlich nicht seine Gefangene war und wirklich seine Frau werden wollte.
Im Gegensatz zu dieser erfreulichen Nachricht hätte ich liebend gern darauf verzichtet, zu erfahren, dass sie die Ehe bereits vollzogen hatten. Aber Caterina versicherte mir erneut, dass sie es aus freien Stücken getan hatte.
Wie erwartet verlor Leo bereits nach wenigen Minuten die Beherrschung. Zu seiner Verteidigung muss ich jedoch anführen, dass Callum ihn provoziert hatte. Zum Glück hatte er sich schnell wieder unter Kontrolle. Im Großen und Ganzen war die Besprechung äußerst produktiv. Obwohl ich dieses Bündnis nie angestrebt hätte, würde es sich für beide Parteien als vorteilhaft erweisen.
Nach unserem Treffen waren wir Callum auf die Dachterrasse gefolgt, um am Empfang teilzunehmen. Ich war auf direktem Weg zur Bar gegangen, da ich dringend einen Drink gebraucht hatte.
Als der Tanz beendet war, löste sich Caterina von ihrem Ehemann und kam auf mich zu. „Callum hat mir erzählt, dass eure Besprechung gut gelaufen ist, nachdem ich weg war.“ Fragend zog sie die Augenbrauen in die Höhe und fügte hinzu: „Stimmt das?“
Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Misstraust du deinem neuen Ehemann etwa schon?“
Mit finsterer Miene antwortete sie: „Ganz und gar nicht.“
„Warum fragst du dann?“
„Weil ich befürchte, dass er mich vielleicht nur beruhigen wollte.“
„Nein, er hat dich nicht angelogen. Wir haben uns tatsächlich gut verstanden.“ Ein Leuchten trat in ihre dunklen Augen. „Wirklich?“
Stöhnend antwortete ich: „Komm bloß nicht auf die Idee, dass wir …“, begann ich und hielt inne, um Anführungszeichen in die Luft zu malen, „beste Freunde geworden sind.
Caterina stieß ein wenig damenhaftes Schnauben aus. „Ich würde dich ja fragen, ob ihr euch gegenseitig die Haare geflochten habt, aber Callums sind zu kurz.“
Bei dem Gedanken musste ich lachen. „Ich kann dir versichern, dass das niemals passieren wird.“
Ich drehte mich um und wollte dem Barkeeper gerade mein Glas entgegenstrecken und um einen weiteren Drink bitten, als mein Blick auf eine atemberaubende Frau fiel. Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Sie verließ gerade die Tanzfläche und steuerte auf das Buffet zu. Ihr langes rotbraunes Haar glänzte in der untergehenden Sonne. Diese Haarfarbe kam in Italien äußerst selten vor, daher war es kein Wunder, dass sie mir unter den anderen Gästen auffiel.
Ich beobachtete den Schwung ihrer Hüften und leckte mir die Lippen. Ihr atemberaubender Körper hob sie deutlich von den anderen Frauen hier ab. Sie trug ein schimmerndes grünes Cocktailkleid, das sich perfekt an ihre üppigen Kurven schmiegte. Seit meinem letzten Besuch auf Sizilien hatte ich keinen so wohlgeformten Hintern mehr gesehen. Vielleicht entstammte sie einer irisch-italienischen Verbindung.
Obwohl ich wusste, dass ich es lieber sein lassen sollte, fragte ich Caterina: „Wer ist die Frau da drüben in dem grünen Kleid?“
Caterina hob die Hand und zeigte auf die Frau. „Du meinst sie?“ Als ich nickte, antwortete sie mit einem Lächeln: „Oh, das ist Callums einzige Schwester, Maeve.“
Fanculo a me. Die schönste Frau auf der Feier war eine verdammte Kavanaugh. Selbst wenn ich nicht gerade einen Ehevertrag unterschrieben hätte, wäre Maeve allein wegen ihrer Herkunft für mich tabu gewesen. Alle fünf Kavanaugh-Brüder hätten Schlange gestanden, mich für meine lüsternen Gedanken zu bestrafen.
Bei der Vorstellung wurde mein Verlangen nach ihr nur noch stärker.
Caterina blickte mich fragend an. „Wurdet ihr einander nicht vorgestellt?“
„Nein. Bisher habe ich nur Callum kennengelernt.“
Sie lächelte. „Das müssen wir ändern. Schließlich wirst du in dem Bündnis mit allen Kavanaugh-Brüdern zusammenarbeiten. Nun, vorerst mit allen außer Eamon, da er erst sechzehn ist.“
Eine sehr attraktive Frau mit dunkelrotem grau meliertem Haar trat plötzlich vor uns. Früher einmal hatte es vielleicht genauso rotbraun geschimmert wie das von Maeve. „Caterina, meine Liebe, es sind viele Leute hier, die dich unbedingt kennenlernen möchten“, sagte sie.
Ich unterdrückte ein Lachen, als ich den erschrockenen Ausdruck in Caterinas Gesicht sah. Obwohl sie als Braut natürlich im Mittelpunkt des Geschehens stand, wusste ich, wie sehr sie all die Aufmerksamkeit hasste.
Caterina nickte. „Natürlich. Aber zuerst möchte ich dir meinen ältesten Bruder vorstellen.“ Sie wandte sich mir zu und sagte: „Raphael, das ist meine Schwiegermutter, Orla Kavanaugh.“
Lächelnd reichte ich der Frau die Hand. „Da Sie fünf Söhne großgezogen haben, hätte ich Sie mir viel älter vorgestellt.“
Orlas grüne Augen funkelten amüsiert. „Sie sind ein Charmeur, Mr. Neretti!“
„Was soll ich sagen? Im Beisein einer schönen Frau kann ich gar nicht anders.“
„Sie sind unmöglich“, erwiderte Orla. Dann fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber ich liebe es.“
„Warten Sie, bis Sie meine Brüder kennenlernen. Wir sind alle aus dem gleichen Holz geschnitzt.“
„Ihr Italiener macht eurer Herkunft wirklich alle Ehre, nicht wahr?“
Während Caterina unseren Wortwechsel mit Entsetzen verfolgte, musste ich lachen. „Ja, das tun wir.“
Orla grinste. „Dann freue ich mich darauf, sie kennenzulernen.“
Schließlich gingen Orla und Caterina davon, und ich schüttelte amüsiert den Kopf. Ich fragte mich, ob Maeve ein ebenso feuriges Temperament und die gleiche kokette Art wie ihre Mutter hatte. Wenn ja, würde es sicher viel Spaß machen, mit ihr zusammen zu sein.
Dazu wird es nicht kommen, du maledetto bastardo! Sie ist tabu für dich. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen!
Ich wandte mich dem Barkeeper zu: „Noch einen, bitte.“
Mir war schleierhaft, warum ich glaubte, mithilfe von Alkohol meine schmutzigen Gedanken vertreiben zu können. Wenn überhaupt, würde es mich nur noch mehr erregen.
Ich konnte den Blick nicht von Maeve abwenden. Was war nur los mit mir? Morgen früh würde ich nach New York zurückkehren, wo eine Horde williger Frauen nur darauf wartete, meine Bedürfnisse zu befriedigen.
Sie waren allesamt erfahrene Frauen, die wussten, wie man mich um den Verstand brachte, und waren nicht so unschuldig wie Maeve. Die Schwester von fünf hitzköpfigen Iren würde nur Komplikationen mit sich bringen.
Trotz der Stimme der Vernunft in meinem Inneren starrte ich Maeve weiter an. Zum Glück bemerkte sie meine Blicke nicht. Ihre angespannte Haltung und ihr Gesichtsausdruck ließen darauf schließen, dass sie mit ihren Gedanken nicht bei der Party, sondern kilometerweit entfernt war.
Während ich mein drittes Glas Whiskey genoss, fiel mir auf, dass Maeves Lächeln nie ihre Augen erreichte. Ich hatte keine Ahnung, warum ich es bemerkte, denn ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal über das Lächeln einer Frau nachgedacht habe. Wahrscheinlich noch nie.
Aber Maeves Lächeln stach mir ins Auge.
Ich schien fast alles an ihr zu bemerken.
Obwohl sie vorhin getanzt und sich an den Feierlichkeiten beteiligt hatte, saß sie nun in einer Ecke, um sich der Menge zu entziehen. Ich beobachtete, wie sich ihr zierlicher Hals beim Schlucken bewegte, während sie aß. Und mein vom Alkohol getrübter Verstand beschwor ein Bild von ihrer Kehle herauf, die auf und ab wippte, als sie mein Sperma schluckte.
Mit einem angewiderten Brummen verließ ich die Bar und versuchte, Abstand zwischen meine perversen Gedanken und Maeve zu bringen. Doch die Anziehungskraft, die sie auf mich ausübte, war nicht zu brechen. So sehr ich mich bemühte, mit einigen Mitgliedern des Kavanaugh-Clans höflich Small Talk zu halten, konnte ich mich kaum auf die anderen konzentrieren. Vor allem, als Maeve einem jungen Mann, der wahrscheinlich einer ihrer Brüder war, einen Ellbogen in die Rippen stieß und spielerisch die Augen verdrehte.
Während die Gesellschaft auf Callum und Caterina anstieß, beobachtete ich, wie Maeve freudig klatschte und ihr Lächeln in der Abenddämmerung die Terrasse erhellte. Ich wandte nur kurz den Blick ab, als Callum Caterina auf Zurufen der Menge leidenschaftlich küsste. Maeve stieß daraufhin ein Lachen aus, das meine Aufmerksamkeit sofort wieder auf sie lenkte. Erneut starrte ich sie wie besessen an.
Dann sah ich, dass Leandro an einem der Tische saß und mich zu sich winkte, und mir wurde klar, dass ich mich zusammenreißen musste. Bevor ich ging, warf ich noch einen letzten Blick auf Maeve und erstarrte. Ihre Miene hatte sich völlig verändert. Die Gleichgültigkeit und vorgetäuschte Fröhlichkeit waren aus ihrem Gesicht gewichen. Stattdessen starrte sie voller Sehnsucht auf das tanzende Paar.
Ein seltsames Ziehen durchzuckte meine Brust, als ich den gequälten Ausdruck in ihren Augen sah. Ich wollte nicht, dass sie leiden musste. Plötzlich überkam mich der Drang, etwas zu tun … irgendetwas, um ihr den Schmerz zu nehmen. Selbst als Callum sich zu ihr an den Tisch setzte, schien sich ihre Stimmung nicht zu heben.
Tatsächlich schien sie sich zu verdüstern.
Nein, ich konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Ein Schauer durchlief mich. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
Während ich mich durch die Menge drängte, ließ ich den Blick die ganze Zeit über auf Maeve gerichtet. Dann sah ich die Tränen, die ihr in die Augen traten, und begann, die Leute ungeduldig aus dem Weg zu schubsen.
Ich wusste, dass das, was ich vorhatte, falsch war. Es könnte schwerwiegende Folgen für das Bündnis haben, das ich gerade mit Callum geschlossen hatte. Aber nichts konnte mich aufhalten. Ich musste Maeve um jeden Preis ihren Schmerz nehmen.

Maeve

Wie immer hielt Dare Wort und tanzte mehrere Jigs mit mir. So ungern ich es auch zugeben wollte, ich hatte eine Menge Spaß dabei. Zumindest zu Anfang half es mir, meine Gedanken von meinem Gespräch mit Kellan und Eamon abzulenken.
Als sich jedoch immer mehr Menschen um uns herum versammelten, übermannte mich wieder dieses vertraute Gefühl der Panik. Also gab ich vor, Hunger zu haben, und verließ die Tanzfläche. Zum Glück machte Dare keine große Sache daraus. Nachdem ich mir ein Glas Champagner und etwas zu essen geholt hatte, suchte ich mir einen Tisch hinten in der Ecke. Dort saß ich zwar etwas abseits, konnte aber trotzdem das Geschehen beobachten.
Während ich mich über mein geschmortes Schweinefleisch hermachte, beobachtete ich, wie Mam Caterina herumführte und sie unseren Verwandten und Freunden vorstellte. Nachdem ich meinen Teller leer gegessen und meinen Champagner getrunken hatte, hielt meine arme Schwägerin immer noch Small Talk. An ihrer Körpersprache konnte ich erkennen, wie unwohl sie sich fühlte. Zum Glück erschien Callum kurz darauf und befreite sie aus ihrer misslichen Lage.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und sah zu, wie er sie auf die Tanzfläche führte. Als sie sich aneinanderschmiegten, kämpfte ich gegen meine Eifersucht an. Vielleicht sollte ich Callum bitten, einen Mann für mich zu finden. Nachdem Oisin mich vergewaltigt hatte, hatten meine Brüder alle geschworen, mich niemals zu einer Hochzeit zu zwingen.
Aber als ich die beiden so beschwingt miteinander tanzen sah, fragte ich mich, ob eine arrangierte Ehe vielleicht genau das war, was ich brauchte. Zweifellos würde ich dann nicht mehr unter dem Druck stehen, einen Partner fürs Leben finden zu müssen. Natürlich würde mein zukünftiger Mann von meiner Vergangenheit erfahren müssen.
Ich zog die Nase kraus, als mir klar wurde, dass das niemals funktionieren würde. Auf dem Heiratsmarkt würde ich immer als beschädigte Ware gelten. Der Mann, der sich schließlich bereit erklären würde, mich zu heiraten, wäre ganz sicher nicht der Ritter in glänzender Rüstung, den ich mir vorstellte.
Als Caterina und Callum ihren Tanz beendet hatten, baute mein Onkel Seamus sich mit einem Glas Champagner in der Hand vor der Band auf. Zu meiner Überraschung tauchte Eamon mit einem frischen Glas Champagner an meiner Seite auf.
„Danke“, sagte ich mit einem Lächeln.
Mit einem Augenzwinkern antwortete er: „Gern geschehen, Schwesterherz.“
Er zog mich an sich und legte einen Arm um meine Hüfte, woraufhin ich meinen Kopf an seine Schulter lehnte.
„Guten Abend an alle meine Freunde und meine Kavanaugh-Familie!“, sagte Seamus ins Mikrofon. Die Menge jubelte. „Wir freuen uns sehr, dass ihr alle so kurzfristig kommen konntet, um die Hochzeit von Callum und der reizenden Caterina zu feiern!“
Beifällige Pfiffe ertönten, und Eamon stimmte mit ein.
Ich versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellbogen.
„Was ist?“, wollte er wissen.
„Du pfeifst deiner Schwägerin hinterher.“
Er grinste. „Aber sie ist bezaubernd. Sehr bezaubernd.“
Ich verdrehte die Augen. „Männer.“
Die Pfiffe und Rufe der Menge ließen Caterina erröten. Seamus zwinkerte ihr zu und fuhr fort: „Bevor wir uns alle betrinken, lasst uns die Gläser erheben und auf das neue Paar anstoßen.“
Als Seamus eine Pause einlegte, um nach seinem Glas zu greifen, hielten Eamon und ich unsere Gläser hoch. „Comhghairdeachas agus le deaghui, für Caterina und Callum!“
„Comhghairdeachas agus le deaghui!“, wiederholten Eamon und ich, bevor wir unsere Gläser in einem Zug leerten.
Als ich mich umdrehte, um mein Glas auf den Tisch zu stellen, begannen Eamon und die anderen Männer zu rufen: „Phóg í! Phóg í!“
Caterina wurde blass, woraufhin Callum sich zu ihr vorbeugte und ihr vermutlich erklärte, dass die Leute ihn dazu aufforderten, sie zu küssen. Ein verständiger Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, und sie lief hochrot an. Bevor ich michs versah, zog Callum sie an sich. Die beiden wechselten noch ein paar Worte, dann beugte er sich vor und küsste sie.
Die Menge brach erneut in Jubel aus, applaudierte und pfiff. Am Ende konnte ich nicht anders, als ebenfalls zu klatschen, denn die Darbietung war durchaus beeindruckend. Als sie sich schließlich voneinander lösten, atmeten beide schwer.
„Cal hat die perfekte Partnerin gefunden, was meinst du?“, fragte Eamon mit einem Grinsen.
„Das glaube ich auch“, antwortete ich nachdenklich.
Im nächsten Moment tauchte einer von Caterinas Brüdern auf und bat sie zum Tanz. Ich musste lachen, als Callum Caterina noch einen Kuss auf die Lippen drückte. Das tat er wahrscheinlich nur, um ihren Bruder zu ärgern. Sobald Caterina und ihr Bruder das Tanzbein schwangen, kehrten auch die anderen Paare auf die Tanzfläche zurück.
Eamon und ich setzten uns wieder an den Tisch. Er wirkte gelangweilt, was er wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken hatte, dass hier keine jungen Frauen waren, die er anbaggern konnte. Obwohl er erst sechzehn war, stand er meinen Brüdern in nichts nach und war bereits ein Frauenheld.
Ich hingegen beobachtete die Paare und sehnte mich danach, mich im Takt zur Musik zu wiegen. Aber niemand würde es wagen, mich aufzufordern. Sie würden behaupten, dass sie zu große Angst davor hätten, meine Brüder zu verärgern, aber ich kannte den wahren Grund.
Niemand wollte mit mir tanzen, weil ich durch meine Vergewaltigung beschmutzt und gebrochen war.
Also musste ich vom Rand aus zusehen, wie andere das Leben und die Liebe genossen.
Ich war so in meine traurigen Gedanken versunken, dass ich zuerst gar nicht bemerkte, wie Callum zu uns an den Tisch kam. Er streckte mir eine Hand entgegen. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“
Da meine Stimmung auf dem Nullpunkt war, verdrehte ich nur die Augen. „Ich will nicht, dass du aus Mitleid mit mir tanzt, Callum.“
„Warum sollte ich mit meiner kleinen Schwester aus Mitleid tanzen?“
Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Du weißt warum.“
Er zog eine Grimasse und setzte sich auf den Stuhl neben mir. „Es tut mir leid, Liebes. Wenn ich eine Möglichkeit hätte, deinen Schmerz zu lindern, würde ich es tun.“
„Ich weiß.“ Das war die Wahrheit. Callum redete nicht einfach so daher. Er hatte mir bewiesen, dass er zu seinem Wort stand, indem er Oisin gefoltert und getötet hatte.
Aber obwohl er immer viel für mich getan hatte, war er nicht in der Lage, mich aus meiner emotionalen Hölle zu befreien. „Ich will einfach nur normal sein, nicht die arme, gebrochene Maeve.“
„So sehen wir dich nicht.“
Ich blinzelte Callum an. Wie konnte ein Mann, der für gewöhnlich über eine ausgeprägte emotionale Intelligenz verfügte, so blind sein? „Doch, das tut ihr. Ihr alle.“ Als die gequälten Gesichter meiner Brüder vor meinen Augen aufblitzten, musste ich vor allem an Kellan denken. „Jedes Mal, wenn Kellan mich ansieht, hat er Tränen in den Augen.“
„Er ist von Schuldgefühlen geplagt.“
Kellan tat mir in der Seele leid. Er war so ein einfühlsamer Mensch, daher rührte sein Trauma nicht nur von dem, was er in jener Nacht gezwungen war zu tun, sondern war der Tatsache geschuldet, dass er selbst dabei Schaden genommen hatte. „Ich weiß, aber ich weiß auch, dass er in dieser Nacht absolut nichts hätte tun können.“
Kein einziges Mal hatte ich Kellen und Eamon die Schuld an meinem Leid gegeben. Mams Leben hatte genauso auf dem Spiel gestanden wie das ihre. Es wäre viel schlimmer gewesen, wenn ich Mam oder einen meiner Brüder verloren hätte. Wären sie mir genommen worden, hätte ich meinem Leben ein Ende gesetzt.
Ich schüttelte den Kopf und senkte meine Stimme zu einem Flüstern. „Meine Vergewaltigung ist das Erste, woran alle denken, wenn sie mich sehen.“
„Maeve …“
„Ist schon okay, Callum. Es ist nur ein Problem, wenn ich im Kreise der Familie bin. An der Uni weiß niemand etwas davon. Dort kann ich einfach ich selbst sein, ohne all den Ballast.“
Er seufzte. „Es tut mir so verdammt leid, Liebes. Glaub mir, ich würde alles tun, um …“
„Du hast schon mehr als genug für mich getan, Cal.“
Obwohl ich wusste, dass Callum unseren Vater meinetwegen getötet hatte, hatte er es nie offen zugegeben. Ich nahm an, dass er befürchtete, ich würde mich dann schuldig fühlen.
Aber das tat ich nicht.
Mein Vater war entschieden zu schnell gestorben und hätte eigentlich einen viel qualvolleren Tod verdient. Er hatte nicht nur in jener Nacht Schuld auf sich geladen, in der er Oisin erlaubt hatte, mich zu vergewaltigen. Vielmehr hatte er sowohl seine Frau als auch seine Kinder jahrelang emotional und körperlich misshandelt. Dafür hätte er Tage, wenn nicht Wochen, leiden müssen.
Letztendlich blieb Callum nicht genügend Zeit, um meinen Vater seiner gerechten Strafe zuzuführen. Bevor die Männer unseres Vaters rebellieren konnten, hatte Callum ihm kurzerhand eine Kugel in den Kopf gejagt. Dabei war es tröstlich, zu wissen, dass mein Vater Callum in die Augen gesehen hatte und in seinen letzten Sekunden wusste, dass er durch die Hand seines Sohnes sterben würde.
Als Callum mich an jenem Abend im Krankenhaus besucht hatte, hatte er mir versprochen, Oisin einen langsamen, qualvollen Tod zu bereiten. Ich hatte mir auf die Zunge gebissen, um ihn nicht nach den Details zu fragen. Erst sechs Monate später, als Eamon sich eines Abends hoffnungslos betrunken hatte, hatte er mir erzählt, wie sie Oisin gefoltert hatten.
Das Mädchen, das ich vor meiner Vergewaltigung gewesen war, hätte die grausamen Details über die Schläge, die Messerstiche und die Zerstückelung niemals verkraften können.
Aber die neue Maeve hatte kein Problem damit.
Sie hörte genau zu, als Eamon ihr schilderte, wie ihre Brüder Oisin nackt ausgezogen hatten, bevor sie ihn mit Stahlketten aufgehängt hatten. Nachdem Quinn bei einem Bombenanschlag Verbrennungen erlitten hatte, hatte er Oisin ebenso qualvolle Schmerzen zugefügt, indem er seinen Körper stundenlang mit einem Schweißbrenner bearbeitet hatte. Eamon hatte dann auf seine wunde, verkohlte Haut mit einem Gürtel eingeschlagen, während Dare eine neunschwänzige Katze benutzt hatte. Oisins Körper war von blutigen Striemen übersät gewesen.
Jedes Mal, wenn es so ausgesehen hatte, als würden die Schläge und Stiche seinem Leben ein Ende setzen, hatten sie ihn mit Adrenalin vollgepumpt. Über zwölf Stunden lang hatte er um Gnade gebettelt, aber sie wurde ihm nie zuteil. Obwohl Kellan Folter verabscheute, hatte er ihm den Todesstoß versetzt, indem er ihn kastriert hatte und verbluten ließ.
Callum drückte meine Hand und riss mich aus meinen düsteren Gedanken. „Ich würde die Welt für dich niederbrennen, wenn du mich darum bitten würdest.“
In diesem Moment fühlte ich nicht nur die Zuneigung, die mir mein Bruder entgegenbrachte, sondern auch einen Anflug von Eifersucht. Genauer gesagt war ich ein wenig neidisch auf Caterina.
Die Vorstellung von einer Beziehung, die von einer solchen Hingabe geprägt war, war überwältigend. Wie würde es sich anfühlen, mit einem Mann zusammen zu sein, der alles in seiner Macht Stehende tun würde, um mich glücklich zu machen? Obwohl die beiden erst seit einer Woche verheiratet waren, hatte Callum bereits bewiesen, dass er für Caterina dasselbe tun würde wie für mich.
Trotz der Tränen in meinen Augen schenkte ich Callum ein Lächeln. „Du weißt, dass du mich mit deiner Hingabe und Verehrung für alle zukünftigen Männer verdorben hast.“
Mit einem Lachen antwortete Callum: „Du musst nur wissen, dass dein Auserwählter sich vor uns fünf verantworten muss.“
Ich verdrehte die Augen. „Kein Mann würde sich darauf einlassen.“
In diesem Moment kam Caterinas ältester Bruder Raphael an unseren Tisch. Normalerweise würde ich bei dem Anblick eines fremden Mannes vor Angst oder Ekel zurückweichen.
Aber Raphael rief in mir eine andere Reaktion hervor.
Plötzlich schienen Teile meines Körpers zu erwachen, die lange geschlummert hatten.
Es war beunruhigend.
Wir waren einander noch nicht offiziell vorgestellt worden. Im Gegensatz zu meinen Brüdern, die mit den Nerettis Geschäfte machen würden, hatte Callum es nicht für nötig gehalten, mich mit Raphael bekannt zu machen. Aber Caterina hatte mir ihren Bruder aus der Ferne gezeigt.
Während ich allein am Tisch gesessen hatte, war mein Blick an Raphael Neretti hängen geblieben. Natürlich hatte ich mich so unauffällig wie möglich verhalten. Vor allem, weil er viel mehr an Careen interessiert zu sein schien. Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn sie trug ein Kleid, das ihre Brüste kaum bedeckte und ihr nur knapp über den Hintern reichte.
Unwillkürlich hatte mich Eifersucht durchströmt, während ich beobachtet hatte, wie er sie anstarrte. Als wolle er sie verschlingen. Ich wünschte mir sehnlichst, dass mich ein Mann eines Tages auch auf diese Weise betrachten würde.
Er war einer der attraktivsten Männer, die ich je gesehen hatte. Sein kinnlanges, pechschwarzes Haar hatte er zurückgebunden. Wie meine Brüder war er unglaublich groß. Obwohl ich selbst einen Meter fünfundsiebzig maß, musste ich zu ihm aufschauen. Sein weißes Designerhemd spannte sich über seine muskulöse Brust.
Seine Brüder waren nicht minder attraktiv, aber Raphael strahlte ein besonderes Charisma aus. Vielleicht lag es daran, dass er der Älteste und somit der designierte Anführer ihrer Familie war. Ich hatte die drei zusammen beobachtet. Dabei erinnerte mich Raphael an Callum, während Leandros Persönlichkeit mit der von Dare und Eamon zu vergleichen war. Gianni hingegen schien eine Mischung aus Kellans Sanftmut und Quinns Stoizismus in sich zu vereinen.
Ein aufrichtiges Lächeln erhellte Raphaels Gesicht. „Ich habe bemerkt, dass deine schöne Schwester gar nicht tanzt, und dachte, ich fordere sie auf.“
Bevor ich antworten konnte, schüttelte Callum den Kopf. „Sie hat keine Lust zu tanzen.“
Raphael bedachte Callum mit einem unterkühlten Blick, bevor er sich mir zuwandte. „Ist das wahr, Ms. Kavanaugh?“
Trotz meiner Angst vor fremden Männern und den verurteilenden Blicken der anderen hätte ich gern getanzt, vor allem mit Raphael. Ich öffnete den Mund, um seine Einladung anzunehmen, doch Callum kam mir zuvor. „Ich bin das Familienoberhaupt, also spreche ich für sie.“
„Sie ist doch volljährig, oder nicht?“
„Aye, aber die Antwort lautet trotzdem nein.“
„Callum, hör auf damit“, warf ich ein.
Raphaels Miene verdüsterte sich. „Du bist wohl der Meinung, dass ich nicht gut genug bin, um mit deiner Schwester zu tanzen.“
„Das hat nichts mit dir zu tun.“
Raphael zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das würde ich gern glauben. Aber wenn man bedenkt, was du meiner Schwester angetan hast, gibst du mir Grund zu der Annahme, dass du trotz unseres heutigen Treffens weder mich noch meine Stellung respektierst.“
„Es ist mir scheißegal, was du glaubst“, knurrte Callum.
Mit zusammengebissenen Zähnen fauchte Raphael: „Vielleicht sollten wir das draußen klären.“
„Wenn du willst.“
Ich musste etwas tun. Ich durfte nicht zulassen, dass sie sich meinetwegen grundlos prügelten. Die Allianz zwischen den Kavanaughs und den Nerettis war alles andere als gefestigt und durfte nicht durch Callums Überfürsorglichkeit zerstört werden. Damit würden mein Vater und Oisin erneut gewinnen, und das musste ich verhindern.
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, sprang ich von meinem Stuhl auf. Mit klopfendem Herzen streckte ich Raphael eine Hand entgegen, während eine Mischung aus Angst und Vorfreude mir die Kehle zuschnürte.
Schließlich flüsterte ich: „Ich würde liebend gern tanzen, Mr. Neretti.“
Raphael und Callum rissen die Augen auf. In einer anderen Situation hätte ihre Reaktion mich zum Lachen gebracht. Aber ich behielt meine Belustigung für mich.
Nachdem er sich wieder gefangen hatte, schenkte Raphael mir ein sanftes Lächeln, das mein Herz zum Rasen brachte. „Bitte nenn mich Raphael oder Rafe“, sagte er.
„Ich bin Maeve.“ Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg, als mir klar wurde, dass er meinen Namen wahrscheinlich bereits kannte, da Caterina ihm von mir erzählt hatte. Hastig fügte ich hinzu: „Nur für den Fall, dass du es nicht wusstest.“
Einen Moment lang starrten Rafe und ich uns nur an. Die Musik und die Gespräche um uns herum schienen zu verstummen, als ich spürte, wie eine unsichtbare Kraft mich an ihn band. Es war, als seien wir die einzigen beiden Menschen auf dem Dach. Meine Füße schienen mit dem Marmorboden verwachsen zu sein, und mein Verstand schrie sie förmlich an, sich zu bewegen. Schließlich trat ich einen Schritt vor.
Als ich um den Tisch herum auf Rafe zuging, packte Callum meine freie Hand. Ich sah ihn erschrocken an. „Du musst das nicht tun“, murmelte er.
„Schon in Ordnung.“ Als er mich weiterhin fragend anstarrte, drückte ich seine Hand. „Mir geht es gut, Cal.“
Er zögerte einen Moment, schüttelte dann den Kopf und ließ meine Hand los. Es war eine scheinbar belanglose Geste, doch ich wusste, wie bedeutend sie war. Erleichtert stieß ich den Atem aus, weil ich Mut bewiesen und es irgendwie geschafft hatte, die beiden Hitzköpfe zur Vernunft zu bringen.
Rafe zog mich sanft auf die Tanzfläche. Bis auf meine Brüder und meine Leibwächter hatte noch nie ein Mann meine Hand gehalten. Rafes fester Griff überraschte mich nicht. Seine rauen, schwieligen Handflächen verrieten mir, dass er seine Hände häufig benutzte. Wie meine Brüder war er es gewohnt, andere zu verletzen und zu foltern. Gleichzeitig hielt er meine Finger mit einer Zärtlichkeit, die im krassen Gegensatz dazu stand.
Schließlich wandte er sich mir zu und schien über mir aufzuragen. Ich ließ den Blick über seine breite Brust zu seinem Gesicht hinaufwandern und musste schlucken. Plötzlich schwand mir der Mut und ich fragte mich, worauf ich mich da eingelassen hatte. Seit meiner Vergewaltigung hatte mich kein Mann außerhalb meiner Familie berührt. Raphael war zwar Caterinas Bruder, aber für mich war er trotzdem ein Fremder.
Und dieser Fremde ließ gerade seine große Hand über meine Taille an meinen Rücken gleiten. Als er mich an sich zog, stockte mir der Atem. Bilder von dieser schrecklichen Nacht schossen mir durch den Kopf und schnürten mir die Kehle zu.
Nein, nein, nein! Nicht jetzt. Nicht in Raphaels Armen.
Nicht vor all den Leuten.
Ich könnte die Demütigung und Erniedrigung nicht ertragen, wenn ich jetzt eine Panikattacke bekommen würde. Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen und versuchte, die quälenden Gedanken auszublenden. Ich dachte an die Techniken, die Dr. Leighton mir beigebracht hatte und bemühte mich nach Kräften, mich in der Realität des Augenblicks zu verankern, statt in dem Albtraum meiner Vergangenheit zu versinken.
Du bist in Raphaels Armen.
Er ist nicht Oisin.
Er wird dir nicht wehtun.
Ich atmete tief ein und sog Rafaels Duft in mich auf. Er roch nach einer Mischung aus Sandelholz, Minze und einem Hauch von Tabak. Ganz anders als der Gestank nach Leder und Zigarren, der Oisin umgeben hatte.
Er ist nicht Oisin.
Obwohl beide Männer groß waren, fühlte Raphaels Körper sich so hart wie Stahl an. Ganz anders als das Fett um Oisins Brust und Bauch.
Er ist nicht Oisin.
Raphaels Umarmung war respektvoll. Er betatschte mich nicht überall.
Er ist nicht Oisin.
Er drängte sich nicht zwischen meine Beine. Er raubte mir nicht meine Unschuld. Er zerstörte mich nicht.
Ich zuckte zusammen, als seine Stimme an mein Ohr drang. „Hör zu, ich verstehe, wenn du nicht mit mir tanzen willst und nur versucht hast, die Situation zu entschärfen.“
Ich blinzelte ihn verwirrt an. „Wie bitte?“
„Wir müssen das nicht tun, wenn du nicht willst.“
Ich riss den Blick von seiner Brust los und starrte in seine warmen onyxfarbenen Augen. „Warum glaubst du, dass ich nicht mit dir tanzen will?“
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Weil du so steif bist wie eine Statue.“
Hitze stieg mir in die Wangen. „Entschuldige. Das ist alles neu für mich.“
„Willst du damit sagen, dass du noch nie mit einem Mann getanzt hast, der nicht zu deinem Clan gehört? Oder hast du allgemein noch nie mit einem Mann getanzt?“
„Äh, nun …“
Er zuckte zusammen. „Scheiße, es tut mir leid, Maeve. Ich hätte dich nicht zum Tanzen drängen sollen. Ich habe mich von meinem Ego leiten lassen, als dein Bruder meine Einladung abgelehnt hat.“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein. So ist es nicht. Er ist nur extrem überfürsorglich.“
„Glaub mir, ich verstehe das.“
„Wirklich?“
Rafe nickte. „Auch wenn du Irin bist, unterscheiden wir uns nicht so sehr, wie du vielleicht denkst. Familien wie unsere achten darauf, dass ihre Frauen unberührt bleiben. Selbst ein so unschuldiger Akt wie ein Tanz mit einem fremden Mann kann als Schande angesehen werden.“ Er verzog das Gesicht. „Auf keinen Fall will ich deine Ehre beschmutzen, Maeve.“
Ich starrte ihm durchdringend in die Augen. Da war kein Mitleid. Kein Ekel. Er sah in mir eine ehrenhafte Frau, statt eine beschmutzte und gebrochene Frau. War es möglich, dass Raphael nicht wusste, was ich durchgemacht hatte?
Ich schüttelte den Kopf und riss mich aus meinen Gedanken. „Du hast mich nicht beschmutzt“, sagte ich. Als Rafe mich weiterhin besorgt musterte, schenkte ich ihm ein Lächeln. „Außerdem bist du kein Fremder für mich. Du bist mein Schwager.“
Er erwiderte mein Lächeln. „Da hast du wohl recht.“
Mehr als alles andere wollte ich ihm zu verstehen geben, dass ich aus freien Stücken in seinen Armen lag. „Auch wenn dir meine Haltung vielleicht etwas steif erschien, kann ich dir versichern, dass ich gern mit dir tanze.“
Sein Lächeln wurde noch breiter und ließ mein Herz höherschlagen. Wenn er lächelte, war er sogar noch attraktiver. Dann schien sich sein ganzes Wesen zu verändern. „Ich bin so froh, das zu hören.“
Er starrte mich durchdringend an. Für einen Moment blitzte Unentschlossenheit in seinen Augen auf, doch dann schien er sich wieder zu fangen. „Als ich gesehen habe, dass du unbedingt tanzen wolltest, konnte ich gar nicht schnell genug bei dir sein, um dich aufzufordern.“
Seine Worte riefen in mir einen schwindelerregenden Wirbelsturm von Emotionen hervor. Wie hatte er wissen können, dass ich tanzen wollte? Ich hatte angenommen, er sei aus reiner Höflichkeit an meinen Tisch gekommen. Es wäre auch möglich gewesen, dass er sich an Callum rächen wollte, weil dieser seine Schwester geküsst hatte.
Langsam schüttelte ich den Kopf. „Aber wie konntest du nur wissen, was in mir vorging?“
„Ich habe die Sehnsucht in deinen Augen gesehen.“
Erneut war ich von seinen Worten überwältigt. Ich war immer davon ausgegangen, dass Männer nicht sonderlich empfänglich für die Gefühle einer Frau waren. Wie konnte jemand, den ich gerade erst kennengelernt hatte, mich so gut verstehen?
Flüsternd antwortete ich: „Das hast du von der anderen Seite der Terrasse aus gesehen?“
Er nickte. „Seit Caterina mich auf dich aufmerksam gemacht hat, konnte ich den Blick nicht mehr von dir abwenden.“
Ich blinzelte ihn ungläubig an. „Aber du hast doch die ganze Zeit über Careen angestarrt.“
Raphaels runzelte die Stirn. „Wen?“
„Das Mädchen mit den wirklich großen Brüsten, die förmlich aus ihrem Kleid quellen. Sie saß vor mir.“ Bei der Beschreibung stöhnte ich innerlich auf. Als Rafe mich mit einem amüsierten Lächeln bedachte, errötete ich vor Scham.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, eine Frau gesehen zu haben, auf die diese Beschreibung zutrifft. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich auf dich konzentriert habe.“
„Auf mich?“
„Ja.“
„Oh“, murmelte ich.
Während wir uns im Takt der Musik bewegten, gewöhnte ich mich langsam an das Gefühl seines Körpers an meinem. Meine Hand ruhte an seinem Rücken und ich ließ meine Fingerspitzen sanft über seine straffen Muskeln gleiten. Gleichzeitig kämpfte ich gegen meine Nervosität an.
„Ich muss dir ein Geständnis machen“, sagte Rafe. Seine tiefe Stimme ließ mein Innerstes vibrieren.
„Oh?“
Ein schelmisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf. „Ich habe noch nie mit einer Irin getanzt.“
Ich fühlte mich zusehends wohler in meiner Haut. Mit etwas mehr Selbstsicherheit legte ich den Kopf schief und sah ihn an. „Tanzen irische Mädchen denn anders als italienische?“
Rafe nickte und verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Italienische Mädchen hüpfen nicht herum.“
Ich musste lachen. „Wir hüpfen nicht“, entgegnete ich belustigt.
„Wie willst du es denn sonst nennen, wie ihr euch zu den Liedern vorhin bewegt habt?“
„Manche nennen es Jigs, andere Reels.“
„Hüpfst du denn auch herum?“
Ich stieß ein unattraktives Schnauben aus und entgegnete: „Du meinst, ob ich den Jig tanze?“
„Ja, genau das meine ich.“
„Aye, ich tanze Jig.“
Rafes dunkle Augen leuchteten auf. „Das würde ich gerne sehen.“
Ich errötete vor Scham. „Das würdest du nicht.“
„Doch, würde ich“, beharrte er.
Ich senkte den Kopf. „Ich bin keine gute Tänzerin.“
„Das bezweifle ich.“
„Aber es stimmt.“
„Wie wäre es mit einer Wette?“
Ich riss die Augen auf. „D-du willst wetten? Mit mir?“
Er lachte. „Es ist nichts Unanständiges, also sieh mich nicht so erschrocken an.“
Mit einem nervösen Kichern antwortete ich: „Äh, also gut.“
„Wenn du für mich einen Jig tanzt, darfst du versuchen, es mir beizubringen.“
Mein Herz machte einen Satz. „Du willst mich also unbedingt tanzen sehen?“
„Ja.“
Verschmitzt konterte ich: „Und du wirst mich lediglich für meine Mühe belohnen, indem du dich zum Narren machst?“
Er grinste. „Reicht das denn nicht?“
Innerlich schüttelte ich den Kopf. Mir kam eine verrückte Idee, die langsam Gestalt annahm. Vor meiner Abreise nach Boston hatte ich Dr. Leighton gestanden, wie gern ich mich während meines Aufenthalts hier gehen lassen und Risiken eingehen wollte. Und damit hatte ich sexuelle Risiken gemeint. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Vergewaltigung nie ganz hinter mir würde lassen können, solange ich nicht in der Lage war, mit einem Mann zusammen zu sein.
Zuerst glaubte ich, es sei unmoralisch, so etwas überhaupt zu denken. Aber Dr. Leighton hatte mir versichert, dass meine Gefühle völlig normal seien. „Du hast die Vergewaltigung individuell erlebt, also musst du auch deinen ganz persönlichen Weg finden, um zu heilen.“
Natürlich gab sie mir auch die üblichen Ratschläge mit auf den Weg. Zum Beispiel sollte ich mich nur an einem öffentlichen Ort mit einem Mann treffen und immer eine Möglichkeit haben, mich der Situation zu entziehen. In diesem Moment konnte ich mir keinen öffentlicheren Ort vorstellen als eine Dachterrasse voller Gäste. Sollte sich herausstellen, dass Rafe sich nicht wie ein Gentleman benahm, dann wäre ich bestens geschützt.
„Was, wenn ich den Einsatz ändern will?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sicher. Warum nicht?“
Jesus, Maria und Josef, Maeve. Willst du diesen Mann wirklich bitten, dich zu küssen? Ich straffte die Schultern. Verdammt richtig, das werde ich.
„Ich will, dass du mich küsst.“
Rafes Belustigung erstarb augenblicklich und er wurde ernst. „Wie bitte?“
„Ich glaube, du hast mich verstanden.“
„Deshalb möchte ich, dass du es wiederholst.“
Mit einem spielerischen Schulterzucken sagte ich: „Du hast noch nie mit einer Irin getanzt, und ich habe noch nie einen Italiener geküsst.“
„Aber deine Brüder …“
Um zu vermeiden, dass die Stimmung gänzlich umschlug, scherzte ich: „Ich glaube nicht, dass sie dich küssen wollen.“
„Maeve“, erwiderte er mit einem Knurren, das mir direkt zwischen die Schenkel fuhr.
Ich schüttelte den Kopf. „Diese Wette hat nichts mit ihnen zu tun. Sie geht nur uns beide etwas an.“
„Du weißt, dass es nicht so einfach ist“, argumentierte Rafe.
Herrje. Als ich mir meinen Plan zurechtgelegt hatte, hatte ich mir nicht vorgestellt, dass er auf diese Weise ins Stocken geraten könnte. Viel eher hätte ich damit gerechnet, dass ich nicht den Mut aufbringen würde, meine eigene Sexualität zurückzuerobern. Niemals wäre mir in den Sinn gekommen, dass ein Mann sich mir verweigern könnte. Vor allem kein Mann, der mich zum Tanzen aufgefordert hatte, nur um mich glücklich zu machen. Es war so frustrierend, dass ich meine Verärgerung nicht unterdrücken konnte.
„Na schön. Wenn du zu viel Angst vor meinen Brüdern hast, vergessen wir die Sache einfach.“ Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Aber nur damit du es weißt: kein Kuss, kein Tanz.“
Rafe verengte seine dunklen Augen. „Lass uns eins klarstellen. Ich habe vor nichts und niemandem Angst.“
„Für mich sieht es aber ganz danach aus.“ Oh mein Gott, wollte ich ihn wirklich provozieren? Er war ein zukünftiger Capo, und ich stichelte, als wäre er einer meiner Brüder.
„Ich bin nur realistisch, das hat nichts mit Angst zu tun. Die Allianz zwischen unseren Familien ist noch nicht gefestigt. Ich will sie nicht gleich in Flammen aufgehen lassen. Aber wenn ich dich küsse …“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Das wäre, als würde ich Öl ins Feuer gießen.“
„Sie müssen es nicht erfahren. Es bleibt unter uns.“
Rafe presste die Zähne zusammen und starrte mich durchdringend an. Ein Schauer durchströmte mich, denn mir wurde klar, dass er sich nicht nur wegen meiner Brüder Sorgen machte. Offenbar zögerte er auch wegen seiner eigenen Gefühle.
„Du willst mich küssen“, stellte ich fest.
„Ich sollte es nicht wollen“, presste er hervor. Sein Blick fiel auf meine Lippen. „Aber ich will es.“
Obwohl mein Herz fast aus meiner Brust sprang, sagte ich: „Dann nimm die Wette an.“
Ein Knurren entrang sich seiner Kehle. „Also gut. Ein Kuss für einen Tanz.“
Während ich zustimmend nickte, fragte ich mich jedoch, worauf ich mich da eingelassen hatte.

Katie Ashley
Katie Ashley ist eine New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin und lebt in der Nähe von Atlanta, Georgia. Zusammen mit ihrer Tochter Olivia ist sie Frauchen von Belle und Elsa, zwei Hunden, die sie aus dem Tierschutz übernommen hat. Katie Ashley ist süchtig nach Pinterest, der TV-Serie „Golden Girls“, Shakespeare, Harry Potter und Star Wars.
Katie Ashley
Katie Ashley ist eine New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin und lebt in der Nähe von Atlanta, Georgia. Zusammen mit ihrer Tochter Olivia ist sie Frauchen von Belle und Elsa, zwei Hunden, die sie aus dem Tierschutz übernommen hat. Katie Ashley ist süchtig nach Pinterest, der TV-Serie „Golden Girls“, Shakespeare, Harry Potter und Star Wars.

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