Leah Cavendish liebt ihre große Schwester, die seit einem verheerenden Verkehrsunfall im Koma liegt, von ganzem Herzen. Ihre Liebe reicht so tief, dass Leah keinen anderen Ausweg mehr sieht, als ihren Job als Barchefin des Sons of Devil MC an den Nagel zu hängen und ihren Körper zu verkaufen, um das nötige Geld für die Behandlung ihrer Schwester zu verdienen und ihr somit das Leben zu retten.
Als sie ihre Dienste in Chicagos Elite-Herrenclub anbieten möchte, trifft sie ausgerechnet auf Landon Ward, Roadcaptain der Sons of Devil, der ihr ein Angebot unterbreitet, das sie nicht ausschlagen kann.
Beziehungen? Hochzeiten? Liebe? Keine Chance!
Für Landon sind das Fremdwörter, denn der muskelbepackte Vollblut-Biker liebt nichts mehr als seine Freiheit. Doch als ihn persönliche Umstände dazu zwingen, seine Lebenseinstellung noch einmal zu überdenken, geht er ein Arrangement ein, das nicht nur sein Leben völlig durcheinanderwirbelt.
Arizona Moore ist das Pseudonym einer deutschsprachigen Autorin und steht für Liebe, Herzschmerz, Drama und einen Hauch erotischem Prickeln.
Bücher sind und waren schon immer ihre größte Leidenschaft. Anfänglich hat sie ihre Geschichten nur für sich selbst zu Papier...
Landon
Halt, stopp. Habe ich gerade richtig gesehen? Nein, das kann nicht sein. Ausgeschlossen. Nie und nimmer ist Leah, unsere Leah, soeben mit Jason im Besprechungszimmer des Forbidden Dreams verschwunden.
Ich bleibe auf der untersten Stufe der Treppe stehen, die zu Jasons Kontrollzentrum in der ersten Etage führt, und bin immer noch felsenfest davon überzeugt, Leah gesehen zu haben.
Sie war es.
Sie muss es gewesen sein.
Irrtum ausgeschlossen.
Ich blicke zu der verschlossenen Tür, die soeben hinter den beiden ins Schloss gefallen ist.
Was zum Teufel hat sie hier verloren?
Jasons Club ist...
...privat, also nicht für jedermann zugänglich. Eine Mitgliedschaft im Dreams kostet ein kleines Vermögen. Kein Normalverdiener kann sich die Dienste dieses Etablissements leisten. Und Frauen sind grundsätzlich von einer Mitgliedschaft ausgeschlossen. Der einzige Weg, um als Pussy hier hereinzukommen, ist als Angestellte.
Im Dreams verkehren nur die reichsten der Reichen, die Crème de la Crème. Politiker, Staatsanwälte, Richter, Schauspieler, Unternehmer. Diskretion wird in diesen Hallen großgeschrieben. Alles, was sich in dieser Villa abspielt, ist und bleibt streng vertraulich. Nichts davon ist je nach draußen gedrungen. Und das soll schon was heißen, denn der Laden existiert seit über dreißig Jahren. Wer seine Ehefrau betrügen will oder auf abgefahrenen Sex steht, ist hier genau richtig. Vorausgesetzt, er verfügt über das nötige Kleingeld. Kein Wunsch bleibt im Dreams unerfüllt.
Ich meine, mich daran zu erinnern, dass vor etwa sechs Monaten das Gerücht die Runde machte, dass eine ehemalige Angestellte des Dreams, die regelmäßig einem namhaften A-Promi zu Diensten war, über dessen sexuelle Neigungen auspacken wollte. Besagte Dame soll, so erzählt man sich, von heute auf morgen von der Bildfläche verschwunden sein. Natürlich, bevor sie mit den Medien sprechen konnte. Man munkelt, dass Jason für ihr Verschwinden verantwortlich war. Beweise, die auf ihn hindeuteten, gab es jedoch nie.
Plötzlich kommen mir wieder Leahs Worte von neulich Abend, als sie gekündigt hat, in den Sinn: Ich … ich … weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll, aber … aber … Ich muss leider kündigen. Du weißt, dass ich meine Arbeit und den Club über alles liebe, aber es gibt da eine Familienangelegenheit, um die ich mich zwingend kümmern muss. Leider sehe ich keine andere Möglichkeit, als den Club zu verlassen, da ich dieser … Aufgabe nur in den Abendstunden nachkommen kann, was sich aber mit meinen Arbeitszeiten überschneiden würde. Wenn es einen anderen Weg gäbe, würde ich euch niemals verlassen … Das kannst du mir glauben. Ihr seid mir alle unheimlich ans Herz gewachsen. Jeder Einzelne von euch.
Mit einem Mal ergeben ihre Worte einen Sinn.
Im Dreams sind die Arbeitszeiten auf den Abend limitiert. Tagsüber hat der Club in der Regel geschlossen. Ich glaube, dass sie bloß an einem Nachmittag in der Woche geöffnet haben. Und natürlich nach Absprache, was Jason sich ganz besonders vergüten lässt.
Fuck.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass mit Leah etwas nicht stimmt.
Nun, da ich so darüber nachdenke, fällt mir wieder ein, dass sie in letzter Zeit sehr angespannt gewirkt hat. Sie schien nervös und irgendwie traurig zu sein, als würde sie etwas belasten. Ich kann nicht sagen, ob sie Probleme, Ärger oder gar Geldsorgen hat, denn so dicke waren wir nie miteinander. Sicher, ab und an haben wir uns unterhalten und herumgeflachst, aber das ging nie über oberflächlichen Small Talk hinaus.
Ich weiß, dass Fallon, Matts Old Lady, und Leah sich nahestehen. Die zwei verbringen viel Zeit miteinander. Nach Matts Entführung ist eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen entstanden. Mein Bruder war total happy darüber, dass Fallon im Club jemanden gefunden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte, da Fallon zu Beginn nicht ganz freiwillig bei uns gewesen ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht weiß Fallon mehr über sie. Ich werde sie bei nächster Gelegenheit dazu aushorchen.
„Was ist los, Bruder? Hast du einen Geist gesehen? Du bist blasser als die Wand“, meint der Prospect, den ich zur Unterstützung mitgenommen habe, lachend.
„Kann man so sagen“, entgegne ich brummend. „Hast du sie auch gesehen?“
Der Anwärter schaut mich an, als würde er unsere Sprache nicht verstehen. „Gesehen? Wen?“
„Leah. Wieso ist sie hier?“
„Nein, habe ich nicht.“ Er schüttelt den Kopf. „Allerdings könnte ich mir schon vorstellen, hier auf sie zu treffen. Ich meine, mich daran zu erinnern, dass sie neulich fallengelassen hat, dass die Dinge momentan nicht ganz so einfach für sie sind. Sie kümmert sich um ihre Schwester, die im Koma liegt. Die Pflege soll wohl recht kostspielig sein. Da sie keinerlei Kontakt mehr zu ihrer Familie hat, muss sie ganz allein für die Kosten aufkommen. Und dafür braucht man Geld. Weitaus mehr Kohle, als sie von uns bekommen hat. Ich habe mal gehört, dass die Mädels, die hier arbeiten, vier- bis fünfstellige Summen pro Monat verdienen können. Fuck, wenn ich eine Pussy hätte, würde ich sofort im Dreams anfangen. Was gibt es Besseres, als zu ficken und damit auch noch Cash zu machen?“
„Woher weißt du das?“, verlange ich von ihm zu wissen.
Er zuckt mit den Achseln. „Wir unterhalten uns ab und an miteinander. Ich bin ein guter Zuhörer.“
Leah hat uns belogen.
Scheiße, sie hat uns garantiert nicht wegen einer Familienangelegenheit in den Sack gehauen. Oder wie passt ihre Begründung mit dem zusammen, was mir der Prospect gerade gesteckt hat?
Meine Gedanken kommen zum Erliegen, da die Tür des Meetingraums aufschwingt und Jason pfeifend ins Foyer spaziert kommt.
„Geh schon mal in den Kontrollraum und mach dich mit den Überwachungssystemen vertraut. Ich komme gleich nach“, befehle ich dem Anwärter und springe von der Stufe. „Jason, warte mal. Hast du einen Moment für mich?“, rufe ich dem Inhaber des Dreams hinterher, der gerade im Begriff ist, in seinem Büro zu verschwinden.
„Schlechtes Timing, Kumpel. Vielleicht später?“
„Was hat Leah Cavendish hier verloren?“, frage ich, ohne mich noch länger mit Höflichkeiten aufzuhalten. „Ich habe sie in deinen Besprechungsraum gehen sehen.“
„Du kennst die Kleine?“ Fragend blickt Jason zu mir auf. „Sie bewirbt sich um eine Stelle als Dream-Girl.“ Er wackelt mit den Augenbrauen.
„Bitte, was?“ Mir fällt alles aus dem Gesicht. „Vergiss es, du wirst sie auf gar keinen Fall einstellen. Schick sie nach Hause.“
„Nach Hause schicken? Du machst wohl Witze! Ich wäre ein Volltrottel, wenn ich mir dieses Juwel durch die Lappen gehen ließe. Hast du sie dir mal angesehen? Scheiße, das Mäuschen ist heiß mit ihrer makellosen Haut, den faszinierenden Augen und ihren riesigen Titten. Und erst ihr Arsch … Halleluja, was man mit dem alles anstellen könnte. Die Männer werden sich darum prügeln, sie ficken zu dürfen“, schwärmt er. „Leah verkörpert die perfekte Unschuld, worauf unser Klientel besonders scharf ist. Diese geile Stute könnte eins meiner besten Pferde im Stall werden.“
Wut durchströmt meine Adern, da er so herablassend über Leah spricht. Diese geile Stute könnte eins meiner besten Pferde im Stall werden. Spinnt er? Der hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Er stellt sie wie ein Stück Vieh dar, das meistbietend auf einer Auktion verschachert werden soll.
Mir ist klar, dass die Damen, die im Dreams arbeiten, aus freien Stücken hier sind und jederzeit gehen können, wenn das ihr Wunsch ist. Doch das mildert nicht im Geringsten die Wut, die sich in dieser Sekunde zu einer tiefen Entschlossenheit formt. Mit jeder Faser meines Seins werde ich verhindern, dass er sie zur Hure macht. Nur über meine Leiche.
„Jason, wenn du keinen Stress mit den Sons of Devil willst, dann schick unsere Bardame sofort nach Hause. Sollte auch nur einer deiner Kunden Hand an Leah legen, sorge ich persönlich dafür, dass du deines Lebens nicht wieder froh wirst“, drohe ich ihm und meine jedes einzelne Wort bitterernst.
„Wow, Kumpel, immer schön locker durch die Hose atmen“, entgegnet er lachend. „Bist du etwa scharf auf das Blondchen? Ist sie dein Mädchen? So wie du dich aufführst, könnte man glatt meinen, dass sie dir gehört.“
Sie ist ganz bestimmt nicht mein Mädchen, aber so etwas wie eine Freundin. Leah war lange Zeit Teil der Devils-Familie, und wir beschützen diejenigen, die zu uns gehören. Zwar hat sie uns verlassen, doch ich bin felsenfest davon überzeugt, dass hinter ihrer Kündigung mehr steckt, als sie uns weismachen wollte.
„Labere keinen Scheiß, Jason“, zische ich. „Ich und eine feste Freundin? Pah, eher friert die Hölle zu.“
„Und wieso machst du dann so einen Aufriss? Was ist das fucking Problem, Landon? Wenn du, wie heißt das bei euch Bikern noch gleich, ach ja, keinen Anspruch auf sie erhoben hast, steht es ihr frei, zu tun und zu lassen, was immer sie will. Und wie ich unserem intimen, kleinen Gespräch entnehmen konnte, ist Leah fest entschlossen, eins meiner Mädchen zu werden“, erwidert er.
„Ein letztes Mal im Guten, Jason: Schick. Sie. Verdammt. Noch. Mal. Wieder. Nach. Hause.“
„Sorry, Großer, aber das kannst du knicken. Ich lasse mir ein solches Sahnestück doch nicht wegen deiner Befindlichkeiten durch die Lappen gehen. Ich bin Geschäftsmann.“ Mit diesen Worten kehrt er mir den Rücken zu und verschwindet in seinem Büro.
Wutentbrannt zücke ich sofort mein Handy und wähle Coles Nummer, da ich ohne die Zustimmung des Prez nichts unternehmen darf. Alle Aktionen müssen mit Cole abgestimmt und von ihm genehmigt werden. In diesem Fall ist das sogar besonders wichtig, da Jason Coles Freund ist. Ohne den Segen des Präsidenten kann ich keinen Staub aufwirbeln. Ob mir das passt, oder nicht.
Bereits nach dem zweiten Klingeln geht er ran. „Jo, Landon, was gibts? Probleme?“
„Kann man so sagen“, murmle ich. „Hör zu, Leah ist im Dreams. Sie hat bei uns gekündigt, um eins von Jasons Mädchen zu werden. Wusstest du davon?“
„Bitte, was?“
„Noch mal, sie ist hier, Prez. Jason meinte eben zu mir, dass sie bei ihm anfangen will“, wiederhole ich mich.
Es herrscht einen Moment lang Stille zwischen uns, dann höre ich den Prez fluchen. „Scheiße, ich wusste, dass es um ihre finanzielle Lage nicht so rosig bestellt ist, aber dass sie sich prostituieren muss …“
„Was soll ich tun, Cole? Wir können doch nicht dabei zusehen, wie Leah, unsere Leah, ihren Körper an irgendwelche reichen, alten Säcke verkauft. Was, wenn sie an einen dieser Wichser gerät, wegen denen ich hier bin? Komm schon, Bruder, Leah gehört doch quasi zur Familie.“
Cole seufzt. „Du wirst die Füße stillhalten, Landon. Sorry, Bruder, aber die Sache geht uns nichts an. Leah hat Jason aus freien Stücken aufgesucht. Wir sind nicht für sie verantwortlich, sie steht nicht unter unserem Schutz. So ist das nun mal, und das weißt du ganz genau.“
„Das ist nicht dein verdammter Ernst. Regeln hin oder her, sie war jahrelang bei uns beschäftigt, hat so viel für uns getan und war sich fürs nichts zu schade. Bruder, wir sprechen hier über Leah. Die Frau, die uns in jeder beschissenen Situation beigestanden hat.“
„Meinst du, das weiß ich nicht? Fuck, was erwartest du von mir?“, will er wissen.
„Dass du mir dein verdammtes Okay gibst, sie von hier wegzuschaffen. Das wäre doch ein ziemlich guter Anfang.“
„Und dann? Wie geht es weiter?“
„Keine Ahnung, Mann“, antworte ich.
„Sorry, Landon, aber du bekommst von mir kein grünes Licht. Wie ich schon sagte, sie ist ein freier Mensch. Wir dürfen uns nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, außer …“
„Außer, was?“, falle ich ihm ins Wort, denn ich bin nicht gerade der Geduldigste.
„Du beanspruchst sie offiziell für dich. Dann wäre die Ausgangslage eine völlig andere.“
Anspruch auf Leah erheben?
What the fuck?
Ist Cole noch bei Sinnen?
Scheiße, ich will sie nicht zu meiner Old Lady machen, denn wenn ich nur daran denke, eine feste Bindung eingehen zu müssen, kräuseln sich mir die Fußnägel. Das will ich weder mit ihr noch mit sonst wem. Mein Herz schlägt einzig und allein für die Freiheit. Ich bin gerne für mich. Und wenn mich von Zeit zu Zeit doch der Wunsch nach Zweisamkeit und Intimität überkommt, suche ich mir ein kurzweiliges – und ganz besonders wichtig –, unverbindliches Abenteuer.
Die Frauen, die sich auf mich einlassen, wissen immer, woran sie bei mir sind. Ich lege meine Karten stets offen auf den Tisch. Ich würde ihnen nie etwas vormachen, denn da wären Stress und Ärger vorprogrammiert. Und ich kann nichts weniger ausstehen als wütende oder heulende Furien.
Eine Beziehung bedeutet Verantwortung. Dreizehn Buchstaben, die mir echt Schiss machen: Verantwortung. Was meine Rolle im Club anbelangt, bin ich überaus verantwortungsbewusst, aber da geht es um Bikes, Auspuffe und Lacke und nicht um einen atmenden, lebenden Menschen, den man verletzen könnte.
Die Vorstellung, jemandem emotional nah und für sein Glück mitverantwortlich zu sein, ist abschreckend. Ich will mich weder festlegen noch Verpflichtungen eingehen, denn beides engt mich dermaßen ein, dass ich das Gefühl bekomme, als würde ich einen Teil der Kontrolle über mein Leben abgeben. Es ist schwer, zu erklären, wie ich mich dabei fühle. Meine Eltern haben versucht, jeden Aspekt meines Daseins zu leiten, zu lenken, zu steuern und zu kontrollieren. Und bis zu einem gewissen Punkt ist ihnen das auch gelungen. Mir wurde gesagt, was ich anzuziehen, mit wem ich mich auf einem Event zu unterhalten, wie und wann ich zu lächeln habe. Man hat mir meine Freizeit diktiert. Mit wem ich mich zu verabreden habe, welchen Sport ich betreiben muss und welches Instrument ich zu erlernen habe. Glaubt ihr, dass ein vierzehnjähriger Junge, in der Blüte seiner Pubertät, scharf darauf ist, Akkordeon zu spielen, auf Golfplätzen den Schläger zu schwingen und Wirtschaftsmagazine zu studieren, während andere Playstation zocken, Freunde treffen und ihren ersten Kuss bekommen? Fuck, es war die Hölle.
Das passiert mir kein zweites Mal. Meine Unabhängigkeit, meine Freiheit sind mir das Heiligste.
Also nein, ich will nichts Festes. Und Anspruch auf eine Frau zu erheben, ist eine bombenfeste Sache, ohne die Option auf Rücktritt. Wer zur Old Lady gemacht wird, hat die höchstmögliche Stellung als Frau innerhalb eines Clubs inne. Eine Old Lady ist für die anderen Mitglieder tabu. Der Mann geht seiner Old Lady gegenüber eine Verpflichtung ein, die schwerer wiegt als jede Harley: Er ist ihr Beschützer in einer Welt voller Gefahren und Herausforderungen. Seine Pflichten erstrecken sich über die Grenzen des Clubs hinaus, denn er ist nicht nur ihr Partner, sondern auch ihr Verbündeter und Komplize in allen Abenteuern, die sowohl das Leben als auch die Straße bereithalten.
Allerdings habe ich noch ein letztes Ass im Ärmel, um Cole umzustimmen. „Ich will sie zwar nicht zu meiner Old Lady machen, habe jedoch vor, sie zu heiraten, Bruder. Sie soll mir als mein Citizen Wife bei der Erbschaftssache helfen. Ob sie es tut, weiß ich noch nicht, aber was würde es für einen Eindruck auf den Notar oder meinen Bruder machen, wenn meine Ehefrau als Nutte arbeitet? Man würde mich der Scheinehe bezichtigen, und die Kohle wäre futsch.“
Ich höre Cole laut ein- und wieder ausatmen, dann flucht er. Danach herrscht erneut ein viel zu langer Moment der Stille zwischen uns.
Ich hoffe, dass ihm dieser Vorschlag ausreicht, um mir grünes Licht zu geben. Wieso es mir so wichtig ist, sie von hier wegzuschaffen, ist mir selbst ein riesengroßes Rätsel. Ich habe keine logische Erklärung dafür. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht.
„Okay, ich bin zu einem Kompromiss bereit“, sagt Cole schließlich. „Nimm sie aus dem Dreams mit zu dir nach Hause und unterhalte dich mit ihr. Wenn sie deinen Deal nicht annehmen will und weiterhin entschlossen ist, für Jason zu arbeiten, akzeptierst du ihre Entscheidung und hältst brav die Füße still. Abgemacht?“
„Klingt fair. Danke, Prez“, entgegne ich.
„Nichts zu danken, Bruder. Ich rufe jetzt Jason an, um ihm mitzuteilen, was wir soeben besprochen haben. Regle die Sache friedlich, Landon, denn ich habe keine Lust auf Stress mit meinem Kumpel. Wir sehen uns morgen im Club. Ach, und viel Erfolg mit Leah, Landon.“
Die Leitung ist tot.
Er hat das Gespräch beendet, ohne mir die Chance gegeben zu haben, mich von ihm zu verabschieden.
Nun, da ich sein Einverständnis habe, verstaue ich mein Telefon wieder in der Hosentasche und mache mich auf den Weg zum Besprechungszimmer. Wie ich die Unterhaltung mit Leah angehen werde, weiß ich noch nicht. Ich werde wohl improvisieren, denn ich war noch nie jemand, der Züge im Voraus plant oder sich einen Schlachtplan zurechtlegt. Ich werde spontan und intuitiv entscheiden, was ich tun oder sagen werden.
Am Ende zählt nur eins: dass sie zustimmt, meine Ehefrau zu werden.
Leah
Indem ich im Meetingraum des Dreams auf und ab gehe, versuche ich, meine Nervosität wegen des bevorstehenden Eignungstests irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Immer, wenn ich unruhig, traurig oder aufgekratzt bin, muss ich mich bewegen. Es ist wie ein Zwang. Als sich irgendwann die Tür öffnet, rutscht mir mein Herz schlagartig in die Kniekehlen. Ein großer, breitschultriger blonder Mann, der breit vor sich hin grinst, betritt den Raum. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken.
„Guten Abend, Leah, ich bin Sam, Jasons rechte Hand. Wir zwei werden uns nun miteinander vertraut machen, damit ich deine Eignung zum Dream-Girl beurteilen kann“, teilt er mir mit und leckt sich süffisant über die Lippen.
Die Stimme meines Gegenübers klingt, als wäre er Kettenraucher und würde tagtäglich literweise harten Alkohol in sich hineinschütten. Seine Stimmfarbe ist alles andere als angenehm, sympathisch oder vertrauenerweckend, was meine innere Unruhe nur noch mehr verstärkt.
Ich schlucke schwer und zittere mittlerweile am ganzen Leib. Ich probiere, die Angst, die sich unaufhaltsam immer weiter in mir ausbreitet, irgendwie auszublenden, was mir aber nicht gelingen will. Mein Herz klopft nunmehr so laut, dass der Kerl es sicherlich schlagen hören kann. Nichtsdestotrotz lächle ich, um meine Unsicherheit zu überspielen. Mein Gegenüber soll nicht wissen, dass mir der Arsch auf Grundeis geht. Ich brauche diesen Job und wusste, worauf ich mich einlasse. Mir war bewusst, was mich erwarten wird.
„Sag, Leah Cavendish, wieso bist du hier? Aus Langeweile?“, fragt er mich. „Du bist doch Phils kleine Schwester, oder? Hat dein Daddy dir etwa den Geldhahn zugedreht? Kannst du dir nicht mehr wöchentlich eine neue Tasche von Prada oder Gucci kaufen?“
Scheiße.
Scheiße.
Scheiße.
Ich bin sprach-, aber allem voran fassungslos, denn seine Fragen treffen mich völlig unvorbereitet. Ich war nicht darauf eingestellt, auf jemanden zu treffen, der mich oder meine Familie kennt. Nun bereue ich es umso mehr, Jason meinen richtigen Namen genannt zu haben. Aber wenn ich ihm etwas vorgemacht hätte, hätte das etwas geändert? In diesem Club verkehren Männer – Gott, was für eine Doppeldeutigkeit –, die sich in den gleichen Kreisen wie Dad und Phil bewegen. Ich habe dieser High Society lange Zeit selbst angehört. Früher oder später hätte mich sicherlich irgendwer erkannt, dessen bin ich mir sicher.
Logischerweise steht meine Familie aufgrund des Firmenerfolgs dauerhaft im Spotlight der Öffentlichkeit, wohingegen ich still und heimlich von der Bildfläche verschwunden bin. Die Presse hat zwar immer wieder bei meiner Familie nachgefragt, wo ich denn abgeblieben sei, doch Dad hat dankenswerterweise stets mit einem kein Kommentar geantwortet. Seit gut vier Jahren ziert kein Bild von mir irgendeine Titelseite. Meine virtuellen Spuren in Form von Instagram und Facebook habe ich verwischt, um in der Anonymität unterzutauchen. Ich habe all meine Accounts gelöscht. Die schrecklichen Monate nach unserem Unfall waren gespickt von Schlagzeilen, die meine Fehlgeburt, die Trennung von meinem Freund sowie das Schicksal meiner Schwester thematisierten. Abgeschirmt von den Blicken der Öffentlichkeit brauchte ich Zeit für mich, um meine Verluste aufzuarbeiten.
Auch wenn Jason mir Diskretion zugesichert hat, kann ich seinem Wort blind vertrauen? Darf ich mir sicher sein, dass weder die Presse noch Phil oder gar Dad von meinem Job im Dreams erfahren?
Aber anders gedacht, würde das etwas ändern? Ich meine, ich gehe meiner Familie am Arsch vorbei. Sie hat mich hängenlassen, als ich ihre Unterstützung am dringendsten gebraucht habe. Sollen sie doch ruhig erfahren, wohin mich ihre Ignoranz, ihr Starrsinn, ihre Gleichgültigkeit getrieben haben. Sie schämen sich ohnehin schon für mich.
„Ich brauche das Geld“, lautet meine knappe, aber ehrliche Antwort, die genauso banal klingt, wie sie ist. Wie soll ich ihm sonst erklären, wieso ich hier bin?
Weil es mir Spaß macht, mit wildfremden Kerlen zu vögeln?
Weil ich darauf stehe, die Fantasien von reichen, alten Knackern zu erfüllen?
Weil mich die Vorstellung, ein Lustobjekt zu sein, anmacht?
Weil ich sexuell frustriert bin und im normalen Leben keinen Schwanz abbekomme?
Ganz bestimmt nicht, denn nichts davon entspricht der Wahrheit.
Was ich garantiert nicht machen werde, ist ihm die Umstände zu erläutern, die mich dazu zwingen, meinen Körper verkaufen zu müssen. Soll er doch von mir denken, was er will. Dann bin ich eben die verwöhnte, kleine Göre, deren Daddy ihr den Geldhahn zugedreht hat.
Ich will einfach nur diesen beschissenen Eignungstest hinter mich bringen und gut.
„Nun, dich zu testen, wird mir besonders viel Freude bereiten, Leah Cavendish“, zischt er. Er lächelt mich an, ein Hauch von Grausamkeit spiegelt sich mit einem Mal in seinen Augen wider. Wieso er mich plötzlich so hasserfüllt anblickt, weiß ich nicht. „Wie wäre es, wenn du dich jetzt ganz langsam für mich ausziehst, damit ich dich …“
Ehe er diesen widerwärtigen Satz zu Ende führen kann, fliegt die Tür zum Besprechungszimmer auf und kracht mit einem ohrenbetäubenden Knall gegen die Wand. Erschrocken weiche ich einen Schritt zurück, dann drehe ich mich zur offenstehenden Tür um.
Der Schock lässt jedoch keineswegs nach, da ich nun Landon Ward im Raum stehen sehe.
Ach, du Scheiße. Warum ist er hier? Und weshalb ist er wie ein Bulldozer in diesen Raum hineingewalzt?
Landons Blick ist auf Sam gerichtet, sein Gesichtsausdruck wirkt mörderisch. „Einen Scheißdreck wird sie tun“, blafft er. „Sam, sofort raus hier.“
Sam schnalzt missbilligend mit der Zunge. „Weshalb sollte ich mich verpissen? Du hast mir gar nichts zu sagen, Biker. Das Dreams ist der Club meines Cousins, und ich nehme ausschließlich Anweisungen von Jason entgegen. Mein Befehl lautete klar und deutlich, diese kleine Schlampe auf Herz und Nieren zu testen“, entgegnet er unbeeindruckt von Landons Auftritt.
Landon zuckt mit den Schultern und tritt einen Schritt auf Sam zu. Dabei lässt er den Kopf ein paarmal kreisen und seine Fingergelenke knacken. „Wenn du scharf darauf bist, dass ich dich zu Hackfleisch verarbeite, dann bleib ruhig hier. Mir macht es absolut nichts aus, dich um deine Frontzähne zu erleichtern. Ich weiß nur nicht, ob du genauso viel Spaß daran hättest wie ich. Der Letzte, der wegen mir seine Schneidezähne verloren hat, hat ziemlich laut geflucht, Blut gespuckt und letztendlich wie ein kleines Baby nach seiner Mommy verlangt.“
„Okay, okay, du hast mich überzeugt. Ich verziehe mich.“ Als würde man ihn mit einer Waffe bedrohen, reckt Sam beide Hände in die Höhe. Langsam geht er an Landon vorbei, jedoch nicht, ohne ihn mit einem feindseligen Blick zu bedenken. Ehe er den Raum verlässt, hält er noch kurz an der Tür inne, um das Wort an mich zu richten. „Zu schade, kleine Cavendish, wir zwei hätten eine Menge Spaß miteinander haben können. Nun werde ich meinem Cousin wohl berichten müssen, dass du nicht das Zeug dazu hast, eins seiner Dream-Girls zu werden.“
Als Sam die Tür hinter sich zuknallt und uns alleine zurücklässt, bin ich zu nichts anderem fähig, als zu blinzeln. Ich bin immer noch total verwirrt und frage mich, was zum Henker Landon hier verloren hat.
Mein Gegenüber presst die Lippen fest aufeinander und schreitet auf die Tür zu, um diese abzuschließen. Das Geräusch des sich im Schloss drehenden Schlüssels lässt mich noch mehr verkrampfen, als das ohnehin schon der Fall ist.
Normalerweise habe ich keine Angst vor Landon. Ganz und gar nicht. Er hat mir noch nie etwas getan. Doch nun?
Ich würde Landon in die Kategorie harte Schale, weicher Kern einsortieren. Natürlich würde er selbst nie zugeben, dass er auch eine sensible Seite hat, um sein Image als knallharter Biker zu wahren. Als Bardame hat man jedoch viel Zeit, seine Gäste zu studieren.
Landon ist im Club überaus beliebt, weil er hilfsbereit ist, immer ein offenes Ohr für seine Brüder hat, und auch wenn es mal stressiger zugeht, nie schlecht gelaunt ist. Er ist nicht gerade der Redseligste, dafür ist er ein sehr guter Zuhörer. Sobald es Probleme im Club gegeben hat, war er zur Stelle, um die Brände zu löschen.
Im Gegensatz zu einigen anderen Mitgliedern des MC ist er den Clubdamen immer mit Respekt und Höflichkeit begegnet. Und mir natürlich auch. Wenn ich zum Beispiel schwere Bierfässer vom Lager in die Bar zu schleppen hatte, war er sich nie zu schade, mir zur Hand zu gehen. Neulich, als meine Schicht zu Ende war und die verdammte Kette meines Fahrrads immer wieder abgesprungen ist, hat er sich des Problems angenommen. Er hat meinen Drahtesel in die Werkstatt gebracht, die Kette nachgespannt, geölt und wieder aufgezogen. Außerdem hat er auch noch meine Bremsen eingestellt und mein Vorderlicht repariert.
Auf Außenstehende wirkt er ziemlich einschüchternd, was vermutlich an seiner imposanten Größe von knapp zwei Metern, seinem breiten Kreuz, den vielen Tätowierungen, seinem Bart und der Lederkutte liegt. Seine tiefe, rauchige Stimme, die ich als überaus angenehm und sexy empfinde, trägt vielleicht auch einen gewissen Teil dazu bei.
Ich gebe zu, dass ich Landon mit seinen smaragdgrünen Augen und dem Körperbau eines griechischen Gottes schon immer irgendwie anziehend fand. Manchmal, wenn er bei mir an der Theke saß, um sein Feierabendbier zu genießen, habe ich mir vorgestellt, wie es sich wohl anfühlen würde, meine Fingerspitzen durch seine seidigen braunen Haare gleiten zu lassen. Doch am meisten ziehen mich seine breiten, starken Oberarme an.
Heute jagt er mir jedoch zum ersten Mal Angst ein, denn ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Zumindest noch nie mir gegenüber.
„Könntest du mir verfickt noch mal erklären, was du hier zu suchen hast, Leah?“ Er tritt auf mich zu, legt eine Hand an mein Kinn und zwingt mich dazu, den Kopf zu heben, um ihn anzuschauen. Enttäuschung und Wut lassen seine Augen irgendwie eine Nuance dunkler als üblich erscheinen.
Ich atme tief ein, denn ich habe keinen Zweifel daran, dass er genau weiß, wieso ich hier bin. Ganz gewiss nicht, um mit Sam und Jason bei einer Tasse Tee ein Pläuschchen zu halten.
„Gegenfrage, warum nimmst du dir das Recht heraus, mir die Chance auf einen gut bezahlten Job zu versauen? Was hast du hier verloren?“
Der Griff um mein Kinn wird noch eine Spur fester. Landon mustert mich. Er begutachtet das hautenge Glitzerkleid, das ich trage und das ich mir extra für den heutigen Abend in einem Secondhandladen gekauft habe. Auch wenn es ein großes Loch in meine Kasse gerissen hat, wusste ich, dass ich es haben muss, da es meine Kurven perfekt in Szene setzt. Beim Anprobieren des Kleides habe ich mich so sexy wie schon lange nicht mehr gefühlt. Doch nun, wo ich vor Landon stehe, komme ich mir in diesem Fummel wie ein billiges Flittchen vor.
„Gut, dann ich zuerst“, sagt Landon. „Das Dreams gehört Coles Kumpel. Jason hat momentan ein paar Sicherheitsprobleme und bat unseren Prez um Hilfe. Deshalb bin ich hier. Was ist deine Erklärung?“, will er wissen.
Da er mittlerweile mein Kinn freigegeben hat, schaue ich beschämt zu Boden. Ich bin nicht länger dazu in der Lage, ihm ins Gesicht oder gar in die Augen zu blicken. Die Situation ist mir einfach nur unangenehm.
„Leah, hast du auch nur den Hauch einer Vorstellung davon, was man im Dreams von dir erwartet? Dass dich notgeile Typen anfassen können, wann und wo sie das wollen? Dass sie mit dir anstellen können, wonach auch immer ihnen der Sinn steht?“, fragt er, doch ich bleibe stumm.
Schwer schluckend nicke ich. Ich bin zwar blond, aber nicht blöd. Natürlich ist mir bewusst, worauf ich mich einlasse.
„Ja, das weiß ich, Landon, aber das ändert nichts an meiner Entscheidung, ein Dream-Girl werden zu wollen“, sage ich. „Außerdem, was geht es dich an, was ich mit meinem Körper, mit meinem Leben anfange? Bist du mein Dad?“ Ich wechsle in den Offensivmodus, da Angriff bekanntlich die beste Verteidigung ist. „Ver- oder beurteile ich dich für deinen Lebensstil? Kommentiere ich es, wenn ihr jemanden in euren Keller schleppt und foltert? Wer bist du, dass du dir das Recht herausnimmst, hier hereinzuplatzen? Misch dich gefälligst nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“
Da er nicht wissen kann, was momentan bei mir los ist – ich habe ihm schließlich nie von Lilly erzählt –, kann er auch nicht nachvollziehen, was in mir vorgeht, was mich bewegt und antreibt. Er ist ja kein Hellseher. Trotzdem soll er mich in Ruhe lassen. Es geht ihn einen feuchten Kehricht an, wie ich mein Leben lebe. Während er seine Brüder und den Club hat, die ihm zur Seite stehen, die ihm den Rücken stärken, bin ich auf mich alleine gestellt. Doch viel schlimmer als das Alleinsein, ist die Tatsache, dass es da jemanden gibt, um den ich mich zu kümmern habe, der mich braucht.
Vor ein paar Jahren hätte ich mir nie träumen lassen, mich mal in solch einer Situation wiederzufinden. Ich hatte alles … Geld, Freundinnen, eine Familie, einen festen Freund, Ansehen und Respekt. Und jetzt? Was habe ich nun? Was ist mir geblieben?
Nicht einmal meine Würde.
Ich tue das hier ganz gewiss nicht aus Spaß an der Freude. Das Leben meiner Schwester hängt von diesem Job ab, und Landon hat mir soeben die Chance auf schnelles Geld versaut. Jason wird mir sicherlich keine Möglichkeit mehr einräumen, ihm zu beweisen, dass ich das Zeug dazu habe, eins seiner Mädchen zu sein, nachdem Sam ihm berichtet hat, was gerade vorgefallen ist.
Scheiße.
Was mache ich denn nun?
Ich bin so was von am Arsch.
Und das ist allein Landons Schuld.
Ich hätte seinen Auftritt in gewisser Weise nachvollziehen können, wenn wir Freunde wären, wenn uns etwas verbinden würde. Dem ist aber nicht so. Die einzige Verbindung, die wir haben, ist, dass ich für den Club gearbeitet habe, in dem er Mitglied ist.
Nicht mehr und nicht weniger.
Was interessiert es ihn also, was ich tue?
Gott, ich bin so verdammt sauer auf ihn, dass ich platzen könnte. Ich will ihm so viele Dinge um die Ohren pfeffern, will meiner Wut Luft machen, bin jedoch zu fassungslos, um meinen Emotionen freien Lauf zu lassen.
Nickend tritt Landon noch etwas dichter an mich heran, sodass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passen würde. Ausatmend vergräbt er eine Hand in meinen Haaren. „Ich verurteile dich nicht, Leah, sondern will dich verstehen.“ Die Fingerspitzen seiner freien Hand lässt er provokant über den Ansatz meiner Brüste tänzeln. „Ist es das, was du willst? Dass Kerle dich begrapschen, wann immer ihnen danach ist? So, wie ich es gerade tue? Willst du für jeden Wichser die Beine breitmachen, der mit einem Bündel Geldscheine winkt?“
Verflucht, er ist mir viel zu nah.
Doch was noch weitaus erschreckender als das ist, ist die Tatsache, dass sich der Wunsch in mir breitmacht, dass er mich noch mehr berührt. Dass er mich streichelt und liebkost. Ich weiß, dass er mich mit seinen Berührungen bloß aus der Reserve zu locken versucht, aber was soll ich sagen? Seine Finger auf meiner Haut zu spüren, fühlt sich verdammt gut an.
Das ist doch irre.
Wieso sehne ich mich mit einem Mal danach, dass er meine Brüste mit seinen großen Händen umschließt, mit meinen steifen Nippeln spielt? Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn er mich auf den Konferenztisch heben, mir den Rock meines Kleides hochschieben, mein Höschen vom Körper fetzen und mich hart ficken würde.
Verliere ich etwa gerade den Verstand?
Bin ich noch bei Sinnen?
Ist das normal?
Ich glaube nicht.