Luminous Club: Dominate me: Erwachen

Ori­gi­nal­ti­tel: Do­mi­na­te me
Über­set­zer: Joy Fra­ser

Er­schie­nen: 03/2021
Serie: Lu­mi­nous Club
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Soft-SM / BDSM
Zu­sätz­lich: Do­mi­nanz & Un­ter­wer­fung

Lo­ca­ti­on: USA


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-497-9
ebook: 978-3-86495-498-6

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Luminous Club: Dominate me: Erwachen


In­halts­an­ga­be

Will­kom­men im Lu­mi­nous Club: Wo Ihr Ver­gnü­gen unser Ziel ist.

Haley

Als ich zum ers­ten Mal die An­we­sen­heit von Mas­ter Jen­sen neben mir spür­te, wuss­te ich, dass er der­je­ni­ge sein wird, der mir alle sinn­li­chen Ge­nüs­se des Lu­mi­nous Clubs zeigt. Dass ich ihm mei­nen Kör­per an­bie­ten würde und mit Mas­ter Jen­sen meine Reise in die se­xu­el­le Frei­heit be­gin­ne.

Aber als ich es wagte, ihm in die Augen zu schau­en, sah ich auch, dass er einen Teil von mir be­kom­men würde, den noch kein Mann vor ihm hatte: mein Ver­trau­en.

Jen­sen

Von dem Mo­ment an, als ich sie er­rö­ten sah, war ich fas­zi­niert. In ihrer Un­schuld lag Macht - eine Macht, die ich schnell kon­trol­lier­te.

Jedes Stöh­nen, jeder Schrei, jedes neue Er­wa­chen ge­hör­te mir. Ich über­schritt ihre Gren­zen und sah zu, wie ihr Selbst­ver­trau­en wuchs … wis­send, dass ich sie am Ende gehen las­sen muss­te.

Ich kenne den Preis der Liebe und bin nicht be­reit, ihn zu be­zah­len. Ich do­mi­nier­te ihren Kör­per und sie be­geis­ter­te mein Herz. Aber ich muss weg­ge­hen, bevor ich die Frau rui­nie­re, die ich liebe.

Wie­der ein­mal. 

Teil 1 der „Lu­mi­nous“-Tri­lo­gie von Er­folgs­au­to­rin Stacey Lynn („Ral­eigh Rough Ri­ders“).

Über die Au­to­rin

Stacey Lynn ver­brach­te den größ­ten Teil ihres Le­bens im mitt­le­ren Wes­ten der USA, bevor es sie kürz­lich an die Ost­küs­te ver­schlug. Viel­leicht lag es an den lan­gen und kal­ten Win­tern, dass sie aus lau­ter Lan­ge­wei­le jedes Buch ver­schlang, das sie...

Wei­te­re Teile der Lu­mi­nous Club Serie

Le­se­pro­be

 

Haley

Ich rieb meine Hand­flä­chen an­ein­an­der. Sie waren kalt und klamm, trotz der Hitze und som­mer­li­chen Luft­feuch­tig­keit.
Ich tat es tat­säch­lich.
Gleich würde ich per­sön­lich vor mir sehen, was ich mir immer nur hatte vor­stel­len kön­nen.
Angst und Auf­re­gung durch­lie­fen mich gleich­zei­tig. Würde ich es ab­sto­ßend fin­den? Wäre die Rea­li­tät zu viel für mich? Oder würde mich der Ge­dan­ke, die Mög­lich­keit, eine der zur Schau ge­stell­ten Frau­en zu sein, an­ma­chen? Eine, die vor aller Augen von einem Dom be­spielt wurde, der wuss­te, was er tat.
Ich nahm einen tie­fen Atem­zug, der auch nichts zur Be­ru­hi­gung bei­trug, at­me­te aus und blick­te noch...

...​einmal in die Gasse hin­ter mir.
Das Lu­mi­nous war ein ge­hei­mer Club nur für Mit­glie­der und nir­gends ge­lis­tet. Mas­ter Dylan hatte mir erst davon er­zählt, nach­dem ich ihn auf Kin­k­Li­fe an­ge­schrie­ben und letz­te Woche per­sön­lich auf einen Kaf­fee ge­trof­fen hatte.
Viele Jahre hatte ich mich da­nach ge­sehnt, diese Seite in mir zu er­for­schen, doch jetzt, wo ich hier war … hatte ich über­haupt den Mut?
Ja.
Den hatte ich.
Ich nahm die Schul­tern zu­rück und die Tür­klin­ke in die Hand. Mit ge­ra­dem Rü­cken be­trat ich das Lu­mi­nous und war so­fort von der Sinn­lich­keit des klei­nen Foy­ers be­ein­druckt. Ein schwe­rer, sil­ber­ner Vor­hang trenn­te es vom ei­gent­li­chen Club. In­di­rek­te Be­leuch­tung mit win­zi­gen wei­ßen, fun­keln­den Lich­tern um­rahm­te die Decke und er­hell­te alles auf sanf­te Weise. Die dun­kel­grau­en Wände fun­kel­ten eben­falls, als wäre der Farbe Glit­ter bei­ge­mischt. Es war ir­gend­wie dun­kel und doch gleich­zei­tig ver­füh­re­risch hier.
Von rechts er­klang eine tiefe Stim­me. „Kann ich dir hel­fen?“
Ein Mann stand hin­ter einem schwar­zen Tre­sen und hatte die Arme vor der Brust ver­schränkt. Sein gold­brau­nes Haar war an den Sei­ten kurz ge­schnit­ten und oben län­ger, per­fekt ge­stylt und auf die Seite ge­kämmt. Eine dünne Narbe ver­lief durch seine Lip­pen. Mit den tief­brau­nen Augen fühl­te ich mich von sei­nem Blick durch­bohrt. Ich kämpf­te die Ner­vo­si­tät nie­der, die mich wie eine Flut­wel­le er­fas­sen woll­te.
„Ich habe einen Ter­min mit Mas­ter Dylan. Er soll­te mich er­war­ten.“
Der Mann sah kurz nach unten und dann wie­der zu mir. „Haley?“
Hätte ich doch nur einen Alias be­nutzt. Woll­te ich etwa, dass die Leute wuss­ten, wer ich wirk­lich war? An­de­rer­seits ging es hier genau darum, mich nicht zu ver­ste­cken und ganz ich selbst zu sein. „Ja, Sir.“
Der Mann grins­te und ent­blöß­te einen Mund voll strah­lend wei­ßer Zähne. „Ich bin Joe. Du brauchst nicht so förm­lich zu sein.“
Zwar hatte ich nur höf­lich sein wol­len, doch dar­auf­hin nick­te ich ihm kurz zu. „Vie­len Dank.“
Er legte einen Fin­ger an sein Ohr, in dem der klei­ne Knopf eines Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tems steck­te, und mur­mel­te: „Yep. Sie hat end­lich den Mut ge­fun­den, rein­zu­kom­men, und war­tet jetzt auf dich.“
„Äh, woher weißt du …? Wie hast du …“, stot­ter­te ich und sah zur Tür, durch ich so­eben ge­tre­ten war.
„Keine Sorge, das ist ganz nor­mal. Dylan über­wacht jeden Zen­ti­me­ter hier, außen und innen, zur Si­cher­heit aller Be­su­cher. Und falls es dich be­ru­higt, du hast dich weit bes­ser an­ge­stellt als die meis­ten, die zum ers­ten Mal her­kom­men.“
Äh, nein, das be­ru­hig­te mich kein biss­chen. Doch ich lä­chel­te ihn schwach an. „Oh, das soll­te ich wohl als Kom­pli­ment neh­men, danke.“
Er trat hin­ter dem Tre­sen her­vor und stell­te sich neben den Vor­hang, der vor und zu­rück wehte, da Be­we­gung hin­ter ihm statt­fand. „Viel Spaß, Haley. Mas­ter Dylan wird sich gleich mit dir an der Bar tref­fen.“
Er zog den Vor­hang auf und be­deu­te­te mir, hin­durch­zu­tre­ten. Ich nahm den Blick von ihm und be­trach­te­te den of­fe­nen Raum vor mir. Das In­ne­re eines alten La­ger­hau­ses hätte ich nie der­ar­tig lu­xu­ri­ös ver­mu­tet. Ich hatte etwas Dunk­le­res in Rot­tö­nen ver­mu­tet, etwas, das deut­lich Sex und Sünde aus­rief. Es war eher das Ge­gen­teil der Fall. Glit­zern­de, tief­graue Wände wie im Emp­fangs­be­reich. Po­lier­tes, dunk­les Holz fiel mir als Ers­tes ins Auge. Ich ließ den Blick schwei­fen und konn­te mich kaum auf etwas Be­stimm­tes kon­zen­trie­ren. Rie­si­ge Kron­leuch­ter mit trä­nen­för­mi­gen Or­na­men­ten hin­gen von der Decke und re­flek­tier­ten das Licht auf die Wände und den Boden. Alles flüs­ter­te Traum­welt und Be­geh­ren. Wie mir Mas­ter Dylan be­reits er­klärt hatte, war dies der all­ge­mei­ne Treff­punkt und die in­ti­me­ren Be­rei­che lagen oben im ers­ten Stock.
Was er nicht hatte be­schrei­ben kön­nen, war das Ge­fühl, dass die sanf­te Musik ein Pul­sie­ren er­zeug­te, das diese ero­ti­sche Höhle durch und durch auf­heiz­te. Es ging mir unter die Haut, bis mir das so­wie­so schon sehr enge schwar­ze Kleid zu ein­engend vor­kam. Mein Atem wurde schnel­ler und ich trat in den High Heels von einem Fuß auf den an­de­ren.
Leute saßen an Ti­schen und an der Bar und ich be­trach­te­te sie alle. Ei­ni­ge tru­gen Le­der­sa­chen, an­de­re Jeans oder An­zü­ge. Die Frau­en tru­gen Des­sous-Out­fits, enge An­zü­ge oder bo­den­lan­ge Abend­klei­der. Hier war alles mög­lich, und das war das Ein­zi­ge, was mich nicht über­rasch­te. Die­ser Le­bens­stil war für alle und jeden ge­dacht. Sex und Be­gier­de waren nicht nur an die kör­per­li­che An­zie­hungs­kraft zwi­schen zwei Men­schen ge­bun­den, son­dern auch an das Ver­lan­gen, dass es von einer an­de­ren Per­son er­füllt wurde. Und das be­deu­te­te nicht immer nur Sex. Ge­schlechts­ver­kehr war in­ner­halb des Clubs nicht ein­mal er­laubt, was al­ler­dings nicht be­deu­te­te, dass man keine Or­gas­men haben durf­te. Dazu konn­te es bei den De­mons­tra­tio­nen durch­aus kom­men oder in den öf­fent­li­chen oder pri­va­ten Spiel­räu­men. Mas­ter Dylan hatte er­klärt, dass viele in die­ser Ge­mein­schaft nicht un­be­dingt Sex brauch­ten, son­dern das Spiel mit einem Part­ner. Das ge­hör­te nicht un­be­dingt zu­sam­men. Ohne Sex konn­te man sich ent­spann­ter füh­len und war be­rei­ter, Ex­pe­ri­men­te zu ma­chen und zu üben. Au­ßer­dem sorg­te es dafür, dass nie­mand dach­te, hier könn­te man Sex kau­fen, falls je­mand den fal­schen Ein­druck von sei­nem Club be­kom­men könn­te.
Ver­lan­gen bro­del­te in mir hoch, als ich an die Bar ging. Mit jedem Schritt auf den glatt po­lier­ten Tre­sen zu stieg meine Vor­freu­de. Ich blick­te durch den Raum, sah die fla­ckern­den Lich­ter, nahm die sanf­te Ver­än­de­rung der Musik wahr, die ge­mur­mel­ten Un­ter­hal­tun­gen und das leise Ge­läch­ter. Nie­mand be­ach­te­te mich.
Das alles saug­te ich auf, und als ich die Bar er­reicht hatte, hatte es mich vor Ver­lan­gen fast ver­rückt ge­macht. Ich brauch­te mehr als nur Be­frie­di­gung. Ich brauch­te die Un­ter­wer­fung.
„Haley“, sagte eine raue Stim­me links von mir.
Ich sah zu dem Mann und konn­te kaum das Nach-Luft-Schnap­pen zu­rück­hal­ten. Zu­erst hatte ich im In­ter­net Fotos von Mas­ter Dylan ge­se­hen und mich dann auf einen Kaf­fee mit ihm ge­trof­fen. Doch in die­ser Um­ge­bung war er noch viel be­ein­dru­cken­der und macht­vol­ler. Mit sei­nem ka­ra­mellfar­be­nen Teint, dem kur­zen schwar­zen Haar und den noch dunk­le­ren Augen ver­seng­te er mir fast die Haut, als er mich von oben bis unten be­trach­te­te und mir dann in die Augen sah.
„Ich bin be­geis­tert, dass du heute ge­kom­men bist“, sagte er, legte eine Hand auf meine Schul­ter und ver­rin­ger­te den Ab­stand zwi­schen uns.
In­stink­tiv wand­te ich den Blick ab. Für je­man­den wie mich, der sich un­ter­wer­fen woll­te, ob­wohl noch un­trai­niert, war es schwer, ihm in die Augen zu schau­en. Mit sei­ner gro­ßen Er­schei­nung, den Mus­keln, die unter dem schwar­zen Anzug zu er­ah­nen waren, und dem tie­fen Tim­bre sei­ner Stim­me strahl­te er aus, dass er in der Lage war, auf viele Arten zu do­mi­nie­ren. Zwar war er nicht mein Mas­ter und hatte mir von sei­ner mo­no­ga­men Be­zie­hung mit sei­ner Skla­vin Gabby er­zählt, so­dass er das auch nie sein würde, doch das spiel­te keine Rolle. Seine tief­grün­di­gen schwar­zen Augen schie­nen di­rekt in meine Seele zu bli­cken.
„Danke, dass du dir die Zeit für mich nimmst“, brach­te ich mit einem schwa­chen Lä­cheln her­aus.
Er be­weg­te seine Hand auf mei­nen un­te­ren Rü­cken und da­durch fühl­te ich mich schon ent­spann­ter. Seine Be­rüh­run­gen waren nicht sinn­lich, son­dern eher be­ru­hi­gend.
„Be­stel­len wir dir einen Drink und dann set­zen wir uns hin und reden, und wenn du so weit bist, führe ich dich herum. Klingt das gut?“
Oh Gott. Es ge­schah wirk­lich. „Ja, Sir.“
„Sehr schön“, ant­wor­te­te er.
Ich spür­te, dass ihm meine Ant­wort ge­fiel, und ver­barg ein Grin­sen.
Nach­dem er er­klärt hatte, dass es im Club eine Zwei-Drinks-Re­gel gab und Trin­ken nur hier im all­ge­mei­nen Be­reich er­laubt war, be­stell­te er mir ein Glas Cham­pa­gner und führ­te mich an einen Tisch in der Mitte des Rau­mes. Män­ner wie Frau­en grüß­ten Mas­ter Dylan beim Vor­bei­ge­hen, ent­we­der ver­bal oder durch ein Ni­cken. Es fiel mir leich­ter, als ich ge­dacht hätte, an der Art ihrer Re­ak­tio­nen zu er­ken­nen, wer Sub und wer Dom war. Frau­en, die ein­deu­tig Subs waren, senk­ten ihr Kinn, schrumpf­ten prak­tisch vor ihm, wäh­rend sich die do­mi­nan­ten Män­ner und Frau­en auf­rich­te­ten, grö­ßer und stär­ker wur­den. Der Ge­gen­satz war of­fen­sicht­lich und gleich­zei­tig ver­füh­re­risch.
Ich konn­te das Ver­hal­ten der Subs nach­voll­zie­hen. Es war, als ob man vor sei­ner ihm in­ne­woh­nen­den Macht nie­der­kni­en woll­te. Ich muss­te gegen den Drang an­kämp­fen, das­sel­be zu tun.
Diese Er­kennt­nis war alles, was ich brauch­te.
So war ich. Es wurde mir be­wusst, als mich Mas­ter Dylan zum Tisch führ­te. An­statt mich vor ihm zu fürch­ten, ak­zep­tier­te ich ihn. Meine Ner­vo­si­tät ver­schwand, als ich das be­grif­fen hatte.
„Etwas ist pas­siert auf dem Weg hier­her“, sagte er auf­merk­sam und führ­te sein Glas Wodka an die Lip­pen. „Ich habe ge­spürt, dass du dich ver­än­dert hast. Magst du es mir er­klä­ren?“
Un­glaub­lich, dass es ihm auf­ge­fal­len war. Al­ler­dings soll­te es mich wohl nicht er­stau­nen, wo er doch so weise und wis­send wirk­te. Manch­mal sagte Mas­ter Dylan Dinge, als wüss­te er mehr über mich als ich selbst.
Ich sah in mein Cham­pa­gner­glas, das ich vor­sich­tig zwi­schen den Fin­gern hielt. Die Flüs­sig­keit zit­ter­te im Glas. Schnell stell­te ich es ab und wisch­te mir mit den zitt­ri­gen Hän­den über die Ober­schen­kel.
Er ließ mir Zeit, meine Ge­dan­ken zu sam­meln, doch es dau­er­te nicht lange, bis ich ihn fast di­rekt an­se­hen konn­te. „Ich bin ge­nau­so“, sagte ich. Scham er­hitz­te meine Wan­gen. Um den Kopf klar­zu­krie­gen, schüt­tel­te ich ihn kurz. „So, wie sich hier alle ver­hal­ten und re­agie­ren … auf dich und an­de­re. Es ist schwer zu er­klä­ren, aber ich muss an Ti­mo­thy den­ken. In un­se­rer Ehe lag mir immer ein Stein im Magen, als hätte sich ein Fel­sen dort nie­der­ge­las­sen, den ich stän­dig bei­sei­te­schie­ben muss­te.“ Ich trank einen Schluck. Die Koh­len­säu­re kit­zel­te in mei­ner Kehle. Ich at­me­te tief aus. „Ich spüre deine Macht, er­kann­te so­fort eine Sub, die vor dir zu­sam­men­ge­schrumpft ist. Und ich fühle mich mit ihr ver­bun­den.“
Sein Blick wirk­te zu­frie­den. Ich lä­chel­te und die An­span­nung fiel mir von den Schul­tern.
Er beug­te sich vor und stütz­te sich mit den Un­ter­ar­men auf dem Tisch ab. Sein Blick fiel auf den Spie­gel auf der an­de­ren Seite und dann sah er mich wie­der an. „Hast du Fra­gen an mich? Oder möch­test du jetzt mit der Füh­rung be­gin­nen?“

 

Jen­sen

Das dürf­te alles gar nicht pas­sie­ren.
Wie­der im Club zu sein, der ein­mal mein zwei­tes Zu­hau­se ge­we­sen war und den ich vor so lan­ger Zeit ver­las­sen hatte, hätte mich nicht der­ar­tig in­ner­lich be­ru­hi­gen sol­len. Auch hätte es sich nicht so an­füh­len sol­len, als wäre ich zu­rück zu mir selbst ge­kom­men, als ich von ei­ni­gen Doms im Vor­bei­ge­hen be­grüßt wurde. Und Joes ver­spiel­ter Schlag auf meine Schul­ter hätte mir nicht so viel be­deu­ten sol­len.
Jeder mei­ner Atem­zü­ge, jeder er­ken­nen­de Be­grü­ßungs­blick der an­de­ren hätte mich dazu brin­gen sol­len, auf dem Ab­satz kehrt­zu­ma­chen und den Ort zu ver­las­sen, dem ich einst ab­ge­schwo­ren hatte.
Doch ich war immer noch hier, in Dylans Büro, das eher wie ein Zim­mer in einem Fünf­ster­ne­ho­tel wirk­te als ein Büro. So­lan­ge man die Span­king-Bank und die Sex-Chai­se­longue in der Ecke über­sah.
Al­lein der An­blick der Ge­rät­schaf­ten in die­sem Zim­mer ließ mir das Was­ser im Mund zu­sam­men­lau­fen und mein Blut ver­lan­gend pul­sie­ren.
All das ge­schah, bevor Haley kam.
Als sie durch die Gäste schritt, floss Ad­re­na­lin durch meine Adern. Dylan hatte recht. Sie war per­fekt. Groß und ger­ten­schlank, lange, scho­ko­far­be­ne Haare. Als das Licht der Kron­leuch­ter güns­tig auf sie fiel, schim­mer­ten und fun­kel­ten ihre Haare atem­be­rau­bend. Ihre gro­ßen, re­h­ar­ti­gen, grü­nen Augen be­ob­ach­te­ten alles genau, und wie sie leicht die Lip­pen er­staunt öff­ne­te, zeig­te deut­lich, dass ihr der Le­bens­stil neu war.
Dylan führ­te sie mit der Hand an ihrem Rü­cken zu einem Tisch. Ich ball­te eine Faust und unter mei­nem schwar­zen, lan­gär­me­li­gen Hemd erhob sich mein Bi­zeps. Jeder hier wuss­te, dass Dylans Hand­be­we­gung Be­sitz an­zeig­te. Doch er hatte be­reits eine Skla­vin. Haley ge­hör­te nicht zu ihm.
Aber sie kann auch nicht dir ge­hö­ren.
Am liebs­ten hätte ich mir und damit mei­nem Ge­wis­sen eine Kugel durch den Kopf ge­jagt, um es ver­fickt noch mal zum Schwei­gen zu brin­gen.
Als Dylan sie zum Tisch führ­te, sah sie noch einen an­de­ren Mas­ter. Tho­mas. So­fort senk­te sie das Kinn, mied seine Augen, wäh­rend ihre per­fek­te creme­far­be­ne Haut leicht rosa wurde. Das be­rühr­te mich ver­dammt tief. Die­ser eine Blick weck­te den Dom in mir, der sich an die Ober­flä­che kämpf­te und droh­te, mir die Kon­trol­le zu ent­rei­ßen, ob­wohl ich mir ge­schwo­ren hatte, nie wie­der so zu leben. Nie wie­der eine Sub zu trai­nie­ren.
Wäh­rend sie mit Dylan sprach, wur­den ihre Be­we­gun­gen immer si­che­rer, das zitt­ri­ge Lä­cheln wurde brei­ter und ihre Selbst­si­cher­heit nahm zu.
Nicht Dylan soll­te der­je­ni­ge sein, der ihre Fra­gen be­ant­wor­te­te. Und Dylan soll­te sie auch nicht durch die Räume füh­ren. Und es soll­te auch nicht der ver­fluch­te Dylan sein, der seine Hand auf ihre legen durf­te, wäh­rend er mich an­grins­te und wuss­te, dass ich ihn be­ob­ach­te­te. In mehr als zehn Jah­ren Freund­schaft hatte ich ihm nie so sehr eine rein­hau­en wol­len wie jetzt.
Mehr brauch­te ich nicht, um mich zu ent­schei­den.
Ich woll­te sie.
Ich woll­te sie zäh­men.
Und so­bald sie trai­niert wäre, würde ich sie einem an­de­ren über­ge­ben, der ihr Dau­er­haf­tig­keit und Sta­bi­li­tät bie­ten konn­te.

Ka­pi­tel 3

Haley

Nicht zum ers­ten Mal seit Be­ginn un­se­res Ge­sprächs grins­te Mas­ter Dylan zum Spie­gel. Da er mir nicht eitel vor­kam und nicht stän­dig seine Fri­sur über­prü­fen muss­te, ir­ri­tier­te es mich lang­sam.
„Habe ich etwas falsch ge­macht?“, frag­te ich, ent­zog ihm meine Hand und legte sie auf mei­nen Schoß.
„Wie bitte?“ Er sah mich halb grin­send, halb ver­wirrt an.
„Der Spie­gel. Du schaust immer wie­der hin­ein.“
Mas­ter Dylan lehn­te sich zu­rück und nahm sei­nen Wodka in die Hand. Er sah mich an und ließ die Eis­wür­fel in dem fast lee­ren Glas klir­ren. „Nein, du hast nichts falsch ge­macht“, sagte er mit lei­ser Stim­me, so­dass es fast ein Schnur­ren war.
Ver­dammt, das be­rühr­te mich. Alles hier. Mein Ver­lan­gen war ste­tig ge­stie­gen, wäh­rend er mir Fra­gen stell­te. Wo meine Gren­zen lagen, was mich am meis­ten in­ter­es­sier­te, woran ich am häu­figs­ten dach­te. So sehr, dass ich beim Be­we­gen auf dem Le­der­sitz spür­te, wie mein Hös­chen immer feuch­ter wurde.
Wäh­rend des Ge­sprä­ches hat­ten sich ei­ni­ge Paare ge­fun­den und waren zur Trep­pe nach oben ge­gan­gen.
Als ich ihn ge­be­ten hatte, die Füh­rung zu be­gin­nen, hatte er mich ge­be­ten, noch zu war­ten. Da ich aber nur des­we­gen hier war, be­un­ru­hig­te mich das etwas.
„Also“, sagte Mas­ter Dylan und deu­te­te mit dem Kopf Rich­tung Spie­gel, „da­hin­ter be­fin­det sich mein Büro. Je­mand be­ob­ach­tet uns, je­mand, den ich für per­fekt für dich halte. Ich habe dar­auf ge­war­tet, dass er aus sich her­aus­kommt, und an­schei­nend tut er das jetzt, nach­dem er ge­se­hen hat, dass ich dich an­ge­fasst habe.“
Ich zuck­te zu­rück. „Was?“
Er beug­te sich vor und sprach leise, doch ernst. „Ich habe mich mit je­man­dem über dich un­ter­hal­ten. Mit dem bes­ten Dom, den ich kenne. Mo­men­tan trai­niert er nie­man­den, aber er wäre der per­fek­te Dom für dich.“
„Ich dach­te, ich darf mir einen aus­su­chen.“ Eine Mi­schung aus Ir­ri­ta­ti­on und Ach-du-Schei­ße-tu-es-doch-ein­fach kreis­te durch mei­nen Ver­stand.
„Das ist auch so. Wenn du willst, kannst du ihn ab­leh­nen. Aber ich mache das hier schon lange, Haley. Du soll­test mir erst mal ver­trau­en.“
Seine Worte um­hüll­ten mich wie eine warme Decke. Als ob je­mand end­lich ver­stan­den hatte, was ich brauch­te, und wuss­te, wie er es mir geben konn­te. Es war tröst­lich und gab mir die Zu­ver­sicht, wei­ter­zu­ma­chen. Ver­trau­en und eine of­fe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on waren das Wich­tigs­te an die­sem Le­bens­stil. Dylan war ehr­lich, und ich wüss­te nicht, warum ich ihm nicht trau­en soll­te. Au­ßer­dem wuss­te er viel bes­ser, wer ein guter Dom war, als ich.
Auch wenn es mir schwer­fiel, ihm di­rekt in die Augen zu schau­en, tat ich es. „Okay. Ich möch­te ihn gern ken­nen­ler­nen.“
Seine schwar­zen Augen glänz­ten wie po­lier­ter Onyx. Er lä­chel­te an­er­ken­nend. „Bra­ves Mäd­chen.“
Meine Schul­tern beb­ten. Ich konn­te meine Re­ak­ti­on nicht ver­hin­dern. Ich hätte mich dafür ge­schämt, doch mir blieb keine Zeit, denn als ich ge­ra­de den Mund öff­nen woll­te, fiel ein Schat­ten über un­se­ren Tisch. Ein Mann mit der sinn­lichs­ten und selbst­si­chers­ten Stim­me, die ich je ge­hört hatte, sagte:
„Mas­ter Dylan, ich glau­be, du woll­test mich die­ser schö­nen Frau vor­stel­len.“
Wie­der er­zit­ter­te ich, schaff­te es je­doch, es zum größ­ten Teil zu un­ter­drü­cken. Ich nahm nicht den Blick vom sie­ges­si­che­ren Ge­sicht Mas­ter Dylans, des­sen Lä­cheln fre­cher wurde.
„Hast du dich un­ter­wegs ver­lau­fen?“
Ein tie­fes, knur­ren­des La­chen kam von dem Mann neben dem Tisch. „Es ist lange her, ich habe den Weg ver­ges­sen.“
Mas­ter Dylan zwin­ker­te ihm zu und wand­te sich an mich. Ich hatte noch nicht den Mut ge­habt, mir den Mann an­zu­se­hen, den Dylan an­schei­nend für mich hand­ver­le­sen hatte.
„Haley …“
Der Mann neben mir un­ter­brach ihn. „Ich heiße Jen­sen. Du darfst mich Sir nen­nen.“
Ich zwang mich dazu, wei­ter­zu­at­men, und dreh­te mich zu dem Mann um, des­sen Stim­me eine Mi­schung aus sinn­li­cher Ver­stim­mung und Ir­ri­ta­ti­on mit einer ge­hö­ri­gen Por­ti­on Ver­lan­gen war. Ich ließ den Blick über sei­nen un­glaub­lich gut ge­form­ten Kör­per schwei­fen. Er trug Jeans, die sich per­fekt um seine Schen­kel und sei­nen gut be­stück­ten Schritt schmieg­ten, einen schwe­ren schwar­zen Le­der­gür­tel um die schma­le Tail­le und ein schwar­zes Hemd über der Wöl­bung sei­nes Brust­korbs. Ich sah einen gut ge­pfleg­ten Bart­schat­ten, einen vol­len rosa Mund mit zwei klei­nen Spit­zen an der Ober­lip­pe und eine leicht schie­fe rö­mi­sche Nase.
Er hatte die Brau­en ir­ri­tiert zu­sam­men­ge­zo­gen und seine stei­fen Schul­tern zeig­ten Un­ge­duld, doch seine Augen fas­zi­nier­ten mich am meis­ten. Klei­ne Seen in einem tie­fen Blau, blau­er als der Sa­phir­ring, den ich immer trug, gaben mir fast den Rest. Sie er­zähl­ten eine Ge­schich­te, die ich so­fort ent­de­cken woll­te.
Mein Brust­korb zog sich zu­sam­men. Gott, die­ser Mann war sexy. Ab­so­lut au­ßer­halb mei­ner Liga. Ich sah kurz zu Dylan, der mir zu­nick­te. Woll­te er, dass ich mit die­sem Mann sprach? Ich brach­te kein Wort her­aus.
Ich sah wie­der zu Jen­sen.
Sein Blick wurde grim­mi­ger. „Willst du mir nicht Hallo sagen?“ Er hob eine Braue.
Mas­ter Dylan hüs­tel­te.
Ich durch­brach den Zau­ber, der mich an­schei­nend ge­fan­gen hielt, und wand­te den Blick von Jen­sen ab, als ich mei­nen Feh­ler er­kann­te. „Sorry, Sir“, sagte ich schnell. Er­staun­lich, wie un­zu­rei­chend die­ses Wort war. „Ent­schul­di­gung, ich bin Haley.“
Ich reich­te ihm die Hand und seine Fin­ger grif­fen fest zu. Feu­er­fun­ken rie­sel­ten durch mich hin­durch bei die­sem klei­nen Kon­takt. Ich zuck­te zu­sam­men, er­schrak über meine ei­ge­ne Re­ak­ti­on, doch sein Griff wurde noch fes­ter.
Er zog an mei­ner Hand, bis ich mich er­he­ben muss­te und di­rekt vor ihm stand.
„Ich bin kein Mas­ter. Du darfst mir in die Augen schau­en, wenn wir mit­ein­an­der reden, es sei denn, ich stim­me zu, dich zu trai­nie­ren, und wir be­fin­den uns in einer Szene. Hast du das ver­stan­den?“
Ich starr­te wei­ter auf seine Hand um meine. Spie­lend leicht hatte er mich in die ste­hen­de Po­si­ti­on ge­zo­gen. Die Luft um uns knis­ter­te vor An­span­nung. Es kam mir so vor, als ob uns tau­send Augen be­ob­ach­te­ten, doch ich konn­te nie­man­den an­se­hen. Auch konn­te ich nicht den Blick heben und ihn an­se­hen, ob­wohl er das ge­ra­de eben ver­langt hatte. Mein Atem be­schleu­nig­te sich und ver­an­stal­te­te ein Wett­ren­nen mit mei­nem klop­fen­den Her­zen.
„Haley“, sagte Jen­sen war­nend. „Sieh mich an.“
Es war ein Be­fehl. Und ich woll­te ge­hor­chen. Er wuss­te, dass es neu für mich war, und wenn Mas­ter Dylan dach­te, dass die­ser Mann per­fekt für mich war, dann hatte er ihm er­zählt, was ich wuss­te und dass ich wil­lig war. Es fiel mir schwer, doch ich ge­horch­te. „Schön, dich ken­nen­zu­ler­nen, Sir.“ Ich war wie aus­ge­dörrt und woll­te ver­zwei­felt gern nach mei­nem Cham­pa­gner­glas grei­fen, doch ich konn­te den Blick nicht von dem Mann vor mir neh­men. Oder ihm meine Hand ent­zie­hen.
Eine ähn­li­che Emo­ti­on fla­cker­te in Jen­sens Augen und er be­trach­te­te mich von oben bis unten.
Zwar hielt ich mich selbst nicht für be­son­ders schön, doch ich hatte auch kein Pro­blem mit dem Selbst­ver­trau­en. Ab­ge­se­hen von den paar Jah­ren, in denen ich jäm­mer­lich ver­sucht hatte, meine Ehe zu ret­ten, die nie hätte statt­fin­den sol­len, was mei­nem Selbst­be­wusst­sein einen Dämp­fer gab, hatte ich El­tern, die mich mit ihrer Liebe über­schüt­te­ten. Und es gab immer ge­nü­gend Män­ner um mich herum, die mir be­wie­sen, dass ich kör­per­lich durch­aus at­trak­tiv war.
Jen­sen schien nach etwas über das Kör­per­li­che hin­aus zu su­chen, das unter dem kur­zen schwar­zen Kleid lag. Nach den vom jah­re­lan­gen Yoga und Jog­gen wohl­ge­form­ten Schen­keln und Waden.
Ich hätte ewig ein­fach nur so da­ste­hen kön­nen und mich von ihm be­trach­ten las­sen. Jeder Teil mei­nes Kör­pers, über den sein Blick schweif­te, er­wach­te. Es krib­bel­te in mei­ner Brust. Zwi­schen mei­nen Schen­keln be­gann ein Pul­sie­ren. Nässe wurde von mei­nem Hös­chen auf­ge­saugt. Unter dem knap­pen Spit­zen-BH und dem Satin des Klei­des wur­den meine Nip­pel hart.
„Ich würde dich gern her­um­füh­ren“, sagte Jen­sen und sein Griff um meine Hand wurde kurz lo­cke­rer.
Ich nick­te, doch er blieb ste­hen und hob lang­sam eine Braue. Dann räus­per­te ich mich und ant­wor­te­te. „Okay, ja, das wäre nett.“
Seine Lip­pen, die er zu­sam­men­ge­presst hatte, zuck­ten im Mund­win­kel. „Ja, was?“
Oh. Ver­dammt. „Sir. Ja, Sir. Ich hätte gern eine Füh­rung, Sir.“
Sein Mund­win­kel zuck­te er­neut. „Es reicht, es ein Mal zu sagen, meine Schö­ne.“
Mein Magen mach­te einen Salto. Meine Schö­ne.
Oh Gott. Aber das war nichts Be­son­de­res. Den­noch war es wich­tig. Auf seine Weise hatte er mich die Seine ge­nannt.
Meine Knie gaben nach. Nicht vor Ver­lan­gen, vor ihm auf die Knie zu fal­len und ihm zu die­nen, son­dern wegen der Emp­fin­dun­gen, die mei­nen Kör­per in Flam­men setz­ten.
Er fing mich auf, bevor ich fal­len konn­te. „Alles okay?“ Er sah zum Tisch, und mir fiel ein, dass Mas­ter Dylan ja immer noch da war. „Wie viel hat sie ge­trun­ken?“
Ich sah Mas­ter Dylan über die Schul­ter hin­weg an.
Er grins­te. „Das ist immer noch ihr ers­tes Glas, das weißt du doch.“
„Stimmt.“
Seine Hand an mei­ner Hüfte fühl­te sich wie ein Brand­ei­sen an. Heiß, schmerz­haft. Ich war jetzt schon ein Wrack und hatte ihn ge­ra­de erst ken­nen­ge­lernt. Hatte noch keins der Zim­mer ge­se­hen, hätte je­doch bei der kleins­ten Be­rüh­rung einen Or­gas­mus haben kön­nen. Oder auch ohne jeg­li­che Be­rüh­rung. Alle Teile in mir, die immer ge­trennt von­ein­an­der ge­we­sen waren, in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen ge­zerrt oder zer­bro­chen wor­den waren, be­gan­nen, sich wie­der zu­sam­men­zu­set­zen.
Ich hatte recht ge­habt. Ich woll­te das hier und brauch­te es, und es hatte nur wenig mit dem mys­te­riö­sen und mäch­ti­gen Mann vor mir zu tun.
„Ich hätte wirk­lich sehr gern die Tour, Sir“, sagte ich leise und holte so sei­nen Blick von Mas­ter Dylan zu mir zu­rück.
„Okay, dann los.“

 

Jen­sen

Von Dylans Büro aus, aus der Ferne und in dem ge­dämpf­ten Licht, hatte Haley hin­rei­ßend aus­ge­se­hen. Und als sie mich das erste Mal ansah, hatte es mir den Atem ver­schla­gen. Sie war auf un­auf­dring­li­che Weise wun­der­schön. Ihre grü­nen Augen mit den gol­de­nen Ein­spreng­seln wur­den von dich­ten Wim­pern um­ge­ben.
Diese Augen be­rühr­ten mich, und als sie mich zö­ger­lich an­lä­chel­te, ihre Lip­pen sich vor of­fen­sicht­li­cher An­zie­hung zu mir leicht öff­ne­ten, ver­gaß ich kurz alle Be­den­ken. Ver­gaß, warum ich die Fin­ger von ihr las­sen soll­te. Ich woll­te sie vor mir auf den Knien sehen, mei­nen Be­feh­len un­ter­wor­fen, und zwar nicht in einem Spiel­zim­mer, wo ich sie nicht frei er­kun­den konn­te, son­dern in mei­nem Schlaf­zim­mer, wo ich all die ver­sau­ten Dinge tun konn­te, nach denen ich mich so ver­zwei­felt sehn­te.
Ihr Duft war leicht und un­auf­dring­lich, genau wie alles an ihr, den­noch ver­lo­ckend. Ihre Por­zel­lan­haut wirk­te, als hätte sie noch nie einen Tag in der Sonne ver­bracht. Das hatte Dylan mit rein ge­meint. Sie wirk­te so. Ich konn­te nicht an­ders, als mich zu fra­gen, wie sie wohl mit mei­nen Mar­kie­run­gen aus­se­hen würde, die ihre Haut vor­über­ge­hend ent­stel­len wür­den, und wie es wäre, zu wis­sen, dass sie mich unter ihrer sexy Klei­dung immer mit sich her­um­trug.
Oh Mann. Ich ver­fiel schnell. Nicht ihr, son­dern der Kon­trol­le, die ich einst ge­habt hatte.
Mit jeder Faser die­ser Kon­trol­le führ­te ich sie durch die of­fe­nen Spiel­räu­me und be­griff ir­gend­wann, wenn ich sie trai­nie­ren woll­te, soll­te ich wahr­schein­lich auch mit ihr spre­chen.
Mit der Hand auf ihrem un­te­ren Rü­cken führ­te ich sie die Trep­pe hin­auf. Dylan hatte mir ver­si­chert, dass die Sze­nen, die wir heute be­ob­ach­ten konn­ten, ge­wis­se Dinge be­inhal­te­ten, auf die Haley stand. Ich wuss­te nicht, was das war, denn ich hatte nicht zu­ge­hört, als mir die­ser hin­ter­lis­ti­ge, ma­ni­pu­la­ti­ve Mist­kerl alles er­zählt hatte.
Und jetzt konn­te ich es nicht er­war­ten, es zu er­fah­ren. Mein Schwanz war so hart, dass er gleich den Reiß­ver­schluss spren­gen würde.
„Du hast mit Mas­ter Dylan über deine Gren­zen ge­spro­chen?“, frag­te ich und be­nutz­te ab­sicht­lich Dylans Dom-An­re­de. Ich selbst als Dom muss­te das im öf­fent­li­chen Be­reich nicht tun, tat es aber stets aus Höf­lich­keit. Er war ein guter Freund, auch wenn ich ihm immer noch gern eine rein­hau­en würde.
Sie hüs­tel­te und senk­te den Blick auf ihre Schu­he. Diese waren ver­dammt sexy, genau wie alles an ihr. Sie klei­de­te sich, als wäre sie schon im Club ge­we­sen und würde da­zu­ge­hö­ren. Das schim­mern­de schwar­ze Kleid schmieg­te sich per­fekt um ihre vol­len Brüs­te und ihre Hüf­ten. Die Sti­let­tos hat­ten nur zwei sil­ber­ne Riem­chen über den Zehen und um die Knö­chel. Sie be­ton­ten ihre Beine sowie den roten Na­gel­lack. Wenn sie ver­sucht hatte, einen sub­mis­si­ven Look zu er­rei­chen, war es ihr miss­lun­gen. Sie sah mehr wie eine Ver­füh­re­rin aus, und ich war in Ver­su­chung.
„Äh, ja, Sir. Wir haben dar­über ge­spro­chen, was ich suche, was ich möch­te und was mich an dem Le­bens­stil in­ter­es­siert.“
„Du hat­test noch kei­nen Dom.“ Das war keine Frage, denn ich wuss­te es be­reits. Aus ir­gend­ei­nem Grund woll­te ich wis­sen, warum. Mir ge­fiel die Vor­stel­lung, ihr Ers­ter zu sein. Ich hatte schon vor Court­ney an­de­re trai­niert, und es war immer etwas Be­son­de­res, wenn man als ers­ter Dom eine Frau mar­kier­te, ihr die rich­ti­gen Po­si­tio­nen zeig­te. Wenn sie sich einem er­ga­ben, und wenn man wuss­te, dass man der Erste war, dem sie es er­laub­ten … Fuck, al­lein bei dem Ge­dan­ken daran wurde ich noch här­ter.
Sie schüt­tel­te den Kopf, und als wir an der Trep­pe an­ge­kom­men waren, nahm sie die Un­ter­lip­pe zwi­schen die Zähne.
„Und warum nicht?“
Sie er­lös­te ihre Lippe und hielt den Blick ge­senkt. Wenn wir uns bes­ser ge­kannt hät­ten, hätte ich dar­auf be­stan­den, dass sie mich nicht di­rekt ansah, doch jetzt war es an­ders. Ich trat neben die Trep­pe, um nie­man­dem im Weg zu ste­hen, und als sie mir folg­te, be­rühr­te ich ihr Kinn und hob ihr Ge­sicht an.
„Eine Sub sieht mir nicht in die Augen, außer ich bitte sie darum, aber das gilt nur wäh­rend einer Szene. Wenn wir mit­ein­an­der reden, uns ken­nen­ler­nen, muss ich dich lesen kön­nen und du mich. Ver­stan­den?“
„Ja.“
Ich hob war­nend eine Braue und sie kor­ri­gier­te sich so­fort.
„Ja, Sir. Ich ver­ste­he.“
„Bra­ves Mäd­chen“, wis­per­te ich. „Also, warum hat­test du noch nie einen Dom? Warum in­ter­es­sierst du dich erst jetzt dafür?“
Ihre Brust hob und senk­te sich schnel­ler und sie biss sich wie­der auf die Lippe. Ich be­weg­te leicht den Dau­men und holte ihre Lippe zwi­schen ihren Zäh­nen her­vor. „Es wird nie einen Grund geben, Angst vor mir zu haben oder vor all dem. Und wenn du wirk­lich trai­niert wer­den willst, müs­sen wir mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, und wir wer­den Dinge be­spre­chen, von denen du nie ge­dacht hät­test, je dar­über zu reden. Ich werde dich also nicht noch ein­mal fra­gen. Wenn du mir bei die­ser Frage nicht ver­trau­en kannst, der ein­fachs­ten von allen, macht es kei­nen Sinn, wei­ter­zu­ma­chen.“
„Okay, Sir. Es ist nur sehr per­sön­lich. Ich bin ge­schie­den und war schon immer daran in­ter­es­siert, aber mein Ex nicht.“ Sie sah zur Seite, zog die Nase kraus und sah mich wie­der an.
„Hat er dich miss­braucht?“ Ich moch­te diese Frage nicht, doch diese Art Fra­gen waren wich­tig, um den Hin­ter­grund der Sub zu er­fah­ren. Trau­ma­ti­sche Er­in­ne­run­gen zu we­cken, war das Letz­te, was ein Dom woll­te.
Ihr ent­kam ein lei­ses, pri­ckeln­des La­chen. Hei­li­ge Schei­ße, la­chend war sie noch schö­ner, es haute mich fast um. Es traf mich mit­ten in die Brust.
„Nein, Sir.“ Humor tanz­te in ihren Augen. „Das hätte An­stren­gung be­deu­tet. Mein Ex ar­bei­te­te schwer daran, so wenig En­er­gie wie mög­lich in alles zu ste­cken.“
Ich hätte ge­dacht, ein Mann, der eine Schön­heit wie diese ver­lor, konn­te nur ein Arsch­loch sein, das sie schlecht be­han­delt hatte. Aber faul sein war wahr­schein­lich ge­nau­so schlimm. In mir zog sich den­noch alles zu­sam­men bei dem Ge­dan­ken, dass sie ver­hei­ra­tet ge­we­sen war. Noch dazu lange. Je­mand hatte sie be­reits in Be­sitz ge­nom­men, auch wenn er sie acht­los weg­ge­wor­fen hatte. Ein tie­fes Knur­ren woll­te in mir hoch­kom­men, doch ich zwang es wie­der nach unten. Es hatte kei­nen Sinn, auf Haley Be­sitz­an­sprü­che an­zu­mel­den. Ich würde sie nur trai­nie­ren, sie leh­ren und wie­der gehen las­sen. Das war der Plan.
Ich seufz­te. „Okay. Also, es gibt drei Räume, in die wir gleich gehen. Wir schau­en über­all ein paar Mi­nu­ten zu. Dann gehen wir in ein Ein­zel­zim­mer und spre­chen über das, was du ge­se­hen hast. Wenn du dich ent­schie­den hast, von mir trai­niert zu wer­den, reden wir das nächs­te Mal über deine Gren­zen.“
Ihre Augen wei­te­ten sich, die Pu­pil­len wur­den grö­ßer, bis das Grün fast un­sicht­bar war. Ver­dammt, al­lein dar­über zu reden, mach­te sie schon an. Ich hatte den Ver­dacht, wenn ich sie jetzt bit­ten würde, das Kleid zu heben, so­dass ich über ihre Mitte strei­cheln konn­te, wäre sie total nass. Ich konn­te ihre Er­re­gung rie­chen. Köst­lich. Noch ver­füh­re­ri­scher als ihr Kör­per.
Ohne Vor­war­nung nahm ich ihre Hand und zog sie durch den Flur in den ers­ten Raum. Es wurde Zeit, dass sie er­kann­te, wor­auf sie sich ein­ge­las­sen hatte, und es kam auf ihre Re­ak­ti­on an, an der ich ab­le­sen muss­te, ob sie über­haupt mit mir um­ge­hen könn­te.