The Arrangement: Zweite Chance für die Liebe

Er­schie­nen: 01/2021
Serie: The Ar­ran­ge­ment
Teil der Serie: 2

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance
Zu­sätz­lich: Mil­lio­närs­roman­ze, Se­cond Chan­ce

Lo­ca­ti­on: USA, Hous­ton, Texas


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-481-8
ebook: 978-3-86495-482-5

Preis:
Print: 13,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

The Arrangement: Zweite Chance für die Liebe


In­halts­an­ga­be

Nach­dem Layla Chris schein­bar grund­los ver­las­sen hat, ver­sucht Chris sein Leben in den Griff zu be­kom­men. Nun hat er die schwe­re Auf­ga­be, sei­nen El­tern zu beich­ten, dass diese Ehe mit einem Ver­trag be­gon­nen hat.

Lay­las Ver­such, in ihr altes Leben zu­rück­zu­keh­ren, schei­tert, da Chris ihr immer wie­der be­geg­net. Doch dann wird sie Opfer eines Un­falls mit ver­hee­ren­den Fol­gen: Vier Jahre ihres Le­bens sind aus ihrem Ge­dächt­nis ge­löscht. Chris nutzt diese zwei­te Chan­ce, und tut alles, damit Layla sich er­neut in ihn ver­liebt.

Über die Au­to­rin

Lia K. Harry wurde im Jahre 1972 in der Nähe von Düs­sel­dorf ge­bo­ren und ist auf­grund ihrer grie­chi­schen Wur­zeln sehr tem­pe­ra­ment­voll, was sich bei ihren Prot­ago­nis­tin­nen wi­der­spie­gelt.
Schon als Teen­ager hat sie ihre Nase lie­ber in Ro­ma­ne statt in Schul­bü­cher...

Wei­te­re Teile der The Ar­ran­ge­ment Serie

Le­se­pro­be

Mi­nu­ten­lang knie ich vor dem Fern­se­her auf dem Boden und star­re auf die Bil­der. Er­neut klin­gelt mein Handy, und dies­mal schaf­fe ich es ir­gend­wie, es an mein Ohr zu heben, ich brin­ge aber kei­nen Ton her­aus.
„Chris?“ Je­re­mys Stim­me er­tönt am an­de­ren Ende der Lei­tung. „Die Ver­letz­ten sind ins Me­tho­dist Hos­pi­tal ge­bracht wor­den.“
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich schon eine knap­pe Drei­vier­tel­stun­de auf dem Boden knie. Eilig stehe ich auf und muss mich so­fort fest­hal­ten, da meine Beine ein­ge­schla­fen sind. Ich spüre den ste­chen­den Schmerz, schaf­fe es aber trotz­dem, mich auf den Weg ins Kran­ken­haus zu...

...​machen.

Ich stoße die Türen zur Not­auf­nah­me auf, drän­ge mich durch das ganze Ge­tüm­mel und suche die In­for­ma­ti­on, als ich eine Stim­me höre, die nach mir ruft. So­fort schaue ich mich um und sehe Luke, der auf mich zu­ge­lau­fen kommt.
„Gott sei Dank. Du hast es mit­be­kom­men.“ Er ist kom­plett aus der Puste und beugt sich nach vorn. „Allan hat mich an­ge­ru­fen. Layla ist oben auf Sta­ti­on.“ Er packt mei­nen Arm und bringt mich zu den Fahr­stüh­len.
In der vier­ten Etage stei­gen wir aus, gehen durch einen lan­gen Gang und hal­ten vor der In­ten­siv­sta­ti­on an. Steht es so schlimm um sie, dass wir hier sind? Luke in­for­miert eine Schwes­ter, dass wir An­ge­hö­ri­ge sind und den Arzt spre­chen wol­len. Sie nimmt den Hörer in die Hand und tippt eine Num­mer ein. Wie es aus­sieht, ist Layla am Leben, aber wir wis­sen nicht, wie es um sie steht.
„Das Wich­tigs­te ist, dass sie lebt. Meinst du nicht auch?“, fragt mich Luke und legt die Hand auf meine Schul­ter.
Er hat keine Ah­nung, wie schwer sie ver­letzt ist, und trotz­dem ist er zu­ver­sicht­lich, dass es ihr gut geht. Wir war­ten ein paar Mi­nu­ten. Mi­nu­ten, die nicht ver­ge­hen, mich um Jahre al­tern und ner­vös auf dem Gang auf und ab gehen las­sen. Nach einer ge­fühl­ten Ewig­keit er­scheint end­lich ein Mann in grü­nen Kla­mot­ten, der di­rekt auf uns zu­kommt. Er hat eine leicht dunk­le Haut, ist klein, schlank und hat pech­schwar­ze Haare.
„Sie sind An­ge­hö­ri­ge von Miss Elias?“, fragt er und bleibt vor uns ste­hen. Luke und ich ni­cken. „Ich bin Dr. Khan, Ober­arzt der Neu­ro­chir­ur­gie. Ich gehe davon aus, dass Sie noch nicht über den Zu­stand von Miss Elias in­for­miert wur­den.“
Was la­bert er da? Wir sind doch ge­ra­de erst ge­kom­men. Na­tür­lich hat uns kei­ner in­for­miert, sonst wür­den wir nicht nach ihm ver­lan­gen. Die Art, wie er das sagt, lässt mei­nen Magen sich zu­sam­men­zie­hen, und ich fange an zu zit­tern. Viel­leicht ist es so schlimm, dass er nicht die rich­ti­gen Worte fin­det, um es uns zu sagen.
Der Arzt rückt seine Bril­le zu­recht und holt tief Luft. „Miss Elias hat eine dis­ta­le Ra­di­us­frak­tur am lin­ken Hand­ge­lenk. Bei den MRT-Auf­nah­men ist uns auf­ge­fal­len, dass sie eine Fis­sur des Cra­ni­ums hat, wes­we­gen wir sie ins künst­li­che Koma ver­set­zen muss­ten. Au­ßer­dem hatte sie Blu­tun­gen, die wahr­schein­lich auf einen Abort hin­wei­sen, der aber erst von den Gynä…“
Ich ver­ste­he nur Bahn­hof!
„Woow! Woow! Doc! Stopp!“, un­ter­bre­che ich ihn, wor­auf­hin er mich mit of­fe­nem Mund an­guckt. „Wir sind nicht vom Fach, also wür­den Sie es bitte so er­klä­ren, dass es auch Nor­mal­sterb­li­che ver­ste­hen?“
Dr. Khan nimmt seine Bril­le ab und reibt sich die Na­sen­wur­zel. Ich denke, er hat ver­stan­den, dass er sich „nor­mal“ aus­drü­cken muss.
„Na­tür­lich. Ver­zei­hen Sie. Miss Elias hat sich den Spei­chen­kno­chen in der Nähe des lin­ken Hand­ge­lenks ge­bro­chen. Hinzu kommt ein klei­ner Riss am Schä­del­dach mit einer schwe­ren Ge­hirn­er­schüt­te­rung, die sie sich beim Auf­prall auf den Boden zu­ge­zo­gen hat. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt kön­nen wir noch nicht genau sagen, ob das Schä­del-Hirn-Trau­ma ir­gend­wel­che Schä­den hin­ter­las­sen hat. Wenn sie wie­der auf­wacht, kann es mög­lich sein, dass alles beim Alten ist …“
„Mög­lich? Und wenn nicht?“, falle ich ihm wie­der ins Wort. Ich weiß, es ist un­höf­lich, aber ich will wis­sen, was er mit „beim Alten ist“ meint.
Er presst die Lip­pen auf­ein­an­der und ver­sucht, die rich­ti­gen Worte zu fin­den, um uns an­schei­nend auf das Schlimms­te vor­zu­be­rei­ten. „Nun, es kann sein, dass alles nor­mal ist. Sie kann aber auch eine Amne­sie haben.“
„Wie müs­sen wir das ver­ste­hen, Doc?“, mischt sich nun auch Luke ein.
„Wir wis­sen nicht, wie viel Scha­den ihr Ge­hirn bei dem Auf­prall ab­be­kom­men hat. Es kann sein, dass alles nor­mal ver­läuft. Im schlimms­ten Fall hat sie eine Amne­sie. Dabei blie­be ab­zu­war­ten, ob es sich um eine kurz­zei­ti­ge oder lang­fris­ti­ge han­delt.“
„Das be­deu­tet?“, frage ich, ob­wohl ich mir nicht si­cher bin, ob ich eine Ant­wort dar­auf haben möch­te.
„Eine Amne­sie kann Stun­den, Tage oder auch Wo­chen dau­ern. Manch­mal kön­nen es auch Mo­na­te …“ Er hält kurz inne und sieht mich ein­dring­lich an. „Ich kann es nicht genau sagen, so­lan­ge sie im Koma liegt. Wenn sie auf­wacht, müs­sen wir ei­ni­ge ein­ge­hen­de Un­ter­su­chun­gen ma­chen, um fest­zu­stel­len, ob ir­gend­was aus ihrem Ge­dächt­nis ge­löscht wurde. Um es ver­ständ­lich für Sie aus­zu­drü­cken.“
Nein! Falls sie eine Amne­sie haben soll­te, dann kann es sein, dass sie nicht mehr weiß, wer ich bin? Die Zeit, in der wir zu­sam­men waren, wird weg sein. Wie eine Datei, die von der Fest­plat­te ge­löscht wurde und auf die man nie mehr zu­grei­fen kann. Ich schlie­ße die Augen und lege den Kopf in den Na­cken.
Luke er­greift nun wie­der das Wort. „Dok­tor, Sie er­wähn­ten noch etwas an­de­res.“
„Ja. An­hand der Blu­tun­gen ver­mu­ten wir, dass sie eine Fehl­ge­burt hatte.“
So­fort öffne ich die Augen, senke den Kopf und star­re den Arzt mit weit auf­ge­ris­se­nen Augen an. Hat er ge­ra­de Fehl­ge­burt ge­sagt? Das kann nicht sein. Ich habe mich ganz si­cher ver­hört.
„Fehl­ge­burt?“, kräch­ze ich.
„Ich warte noch auf den Be­richt des Gy­nä­ko­lo­gen. Aber alles deu­tet dar­auf hin.“
Von mir kann es mit Si­cher­heit nicht sein, da wir nur mit Kon­dom mit­ein­an­der ge­schla­fen haben. Vor ein paar Tagen habe ich sie mit zwei ver­schie­de­nen Män­nern ge­se­hen. Zwei­mal davon mit die­sem Quar­ter­back. Be­stimmt ist sie, di­rekt nach­dem sie mich ver­las­sen hat, zu ihm ge­lau­fen, hat sich mit ihm im Bett rum­ge­wälzt und ist von ihm schwan­ger ge­wor­den.
Aus mei­nem Au­gen­win­kel nehme ich eine Per­son wahr, die aus einem der Un­ter­su­chungs­zim­mer kommt. Ich drehe mich um und sehe die­sen Mist­kerl von Quar­ter­back, der vor­hin mit ihr im Re­stau­rant war. Er hat ein Pflas­ter auf der Stirn und auf sei­nem Hemd sind Blut­fle­cke.
Meine Beine ma­chen sich selbst­stän­dig. Ich gehe auf ihn zu und balle meine Hand so kräf­tig zur Faust, dass meine Ge­len­ke kna­cken. Er sieht mich, aber bevor er über­haupt ver­steht, was hier vor sich geht, hole ich aus und ver­pas­se ihm einen Kinn­ha­ken, so­dass er nach hin­ten gegen die Wand prallt. Nun hat er nicht nur ein Pflas­ter auf der Stirn, son­dern auch eine blu­ten­de Lippe.
„Komm schon, du ver­fick­ter Bas­tard! Steh auf!“, brül­le ich. Mit der Hand auf sei­nem Kinn starrt er mich ver­wirrt an. Ja, klar. Als hätte er keine Ah­nung, warum er die­sen Schlag be­kom­men hat. „Du bist schuld, dass sie jetzt hier ist!“
Luke kommt und legt von hin­ten die Arme um mei­nen Ober­kör­per, um mich von die­sem Kerl weg­zu­zie­hen. „Hey, Dude! Be­ru­hi­ge dich. Ihn trifft doch keine Schuld.“ Luke zieht mich ein paar Schrit­te von ihm zu­rück. Erst dann lässt er mich los und stellt sich vor mich.
„Du nimmst ihn in Schutz?“, schreie ich mei­nen Freund an. „Sie hatte eine Fehl­ge­burt, Luke. Der Bas­tard hat sie ge­schwän­gert und fast um­ge­bracht!“
„Hey!“, mel­det sich die­ser Arsch von Quar­ter­back zu Wort. „Ich laufe nicht durch die Ge­gend und ste­cke mei­nen Schwanz in jedes ver­füg­ba­re Loch, das mei­nen Weg kreuzt.“
Was hat er ge­ra­de ge­sagt? Nach­dem ich Layla über den Weg ge­lau­fen bin, habe ich mit dem Rum­ge­fi­cke auf­ge­hört. Aber das kann er nicht wis­sen. Er sieht nur das, was auf den Ti­tel­sei­ten der Klatsch­blät­ter steht. Trotz­dem treibt diese Aus­sa­ge mei­nen Blut­druck in die Höhe. Ich beiße die Zähne zu­sam­men und will mich wie ein wild ge­wor­de­ner Stier auf ihn stür­zen, aber Luke legt die Hände auf meine Brust und hin­dert mich daran.
„Sir, hier be­fin­den sich kran­ke Men­schen. Das ist keine Arena. Wenn Sie so wei­ter­ma­chen, dann lasse ich den Si­cher­heits­dienst holen“, sagt Dr. Khan, wor­auf­hin ich auf­hö­re, mich gegen Luke zu weh­ren. Ich will bei Layla sein, und soll­te mich die Se­cu­ri­ty raus­schmei­ßen, hätte ich keine Mög­lich­keit mehr, sie zu sehen.
„Allan, es ist viel­leicht bes­ser, wenn du uns al­lei­ne lässt“, sagt Luke zu die­sem Quar­ter­back, wäh­rend er mich noch fest­hält, damit ich mich nicht noch ein­mal auf ihn stür­ze.
Allan wischt sich das Blut von der Lippe, geht an uns vor­bei und wirft mir einen ver­nich­ten­den Blick zu. Nach­dem er aus un­se­rem Blick­feld ver­schwun­den ist, lässt Luke mich los, reibt sich über das Ge­sicht und stützt die Hände an den Hüf­ten ab. „Ich glau­be es nicht. Du siehst vor lau­ter Bäu­men den Wald nicht mehr, oder?“ Er schüt­telt den Kopf.
„Sprich nicht in Rät­seln mit mir. Nicht in die­ser Si­tua­ti­on.“
„Allan ist Lay­las bes­ter Freund seit High­school­ta­gen. Mit ihm war sie da­mals zu­sam­men.“ Bei dem Wort „zu­sam­men“ formt er mit den Fin­gern An­füh­rungs­zei­chen. „Sie war seine Fake-Freun­din, weil …“ Er stoppt, sieht sich schnell um und fügt leise hinzu: „… weil er schwul ist, Chris.“
„Was?“
„Du hast rich­tig ge­hört. Es kann also nicht sein, dass er Layla ge­schwän­gert hat, weil er nicht auf Frau­en steht, du ver­fluch­ter Idiot.“
Ich reiße die Augen auf und senke mei­nen Blick auf den Boden. Er steht nicht auf Frau­en und ist Lay­las bes­ter Freund. Shit! Und ich habe ihm eine ver­passt, ohne ihn zu Wort kom­men zu las­sen. Dann war diese Geste, die ich zwi­schen den bei­den ge­se­hen habe, nur freund­schaft­lich. Nichts Ro­man­ti­sches.
Autsch! Ich bin echt ein Arsch. Aber warum hat sie mir vor­hin im Re­stau­rant nicht ge­sagt, dass er nur ein Freund ist, son­dern mich im Glau­ben ge­las­sen, dass da was läuft? Sie woll­te mich ab­sicht­lich ver­let­zen. Je­doch hat sie das mit der An­nul­lie­rung des Ver­tra­ges, die ich immer noch nicht ver­daut habe, längst ge­macht. Wenn er schwul ist, wer kann dann der Vat…
Oh Shit! Es trifft mich wie ein Blitz. Jetzt leuch­tet es mir ein. Die zwei oder drei Kon­do­me aus Pu­er­to Rico, die sich nach dem Sex merk­wür­dig an­ge­fühlt haben! Jetzt wird mir klar, dass die ein­ge­ris­sen waren. Layla war schwan­ger mit mei­nem Kind, un­se­rem Kind, und wo­mög­lich hat sie es selbst gar nicht ge­wusst. Mit schwe­ren Bei­nen schlur­fe ich bis zur Wand und lehne mich da­ge­gen. Ich fahre mir durch die Haare, lasse die Hände auf dem Na­cken ruhen und mur­me­le ein lei­ses „Fuck“, wäh­rend ich zu Boden glei­te.
„Ich denke, wir wis­sen, wer der Vater war.“ Lukes Stim­me ist leise. Sehr leise.
Ich ziehe die Beine an, stüt­ze die Ell­bo­gen auf die Knie und ver­gra­be mein Ge­sicht in den Hän­den. Aus mei­nen Augen tre­ten Trä­nen, die heiß über meine Wan­gen lau­fen. Es ist mir egal, dass ich auf dem Boden eines Kran­ken­hau­ses sitze und wie ein Kind heule. Layla hat so­eben unser Baby ver­lo­ren. Ich habe mir nichts sehn­li­cher ge­wünscht, als mit der Frau, die ich über alles liebe, eine Fa­mi­lie zu grün­den.
Meine Brust schmerzt, die Augen bren­nen. An jenem Abend, als sie nicht nach Hause ge­kom­men ist, woll­te ich mit ihr über den Ver­trag reden. Ich woll­te ihn ver­nich­ten und ihr einen rich­ti­gen An­trag ma­chen. Sogar einen rich­ti­gen Ver­lo­bungs­ring habe ich ihr ge­kauft. Alles war sorg­fäl­tig vor­be­rei­tet. Brit­ney hat mir beim Ko­chen ge­hol­fen und ich habe sogar den Tisch mit fri­schen Blu­men und Ker­zen ge­schmückt.
Luke setzt sich seuf­zend neben mich und legt sei­nen Arm um meine Schul­ter, um mich zu trös­ten. Er sagt kei­nen Ton, und ich bin im Mo­ment so fer­tig, dass ich auch nicht spre­chen kann. Selbst wenn ich es könn­te, wüss­te ich nicht, was ich sagen soll. Meine Ge­dan­ken krei­sen nur um Layla und die­ses Baby, das nicht mehr da ist. All das, was ich mir mit Layla ge­wünscht habe, ist wie eine Sei­fen­bla­se zer­platzt.
Ein paar Mi­nu­ten sitze ich neben Luke und star­re ins Leere, bis ich mich ent­schei­de, auf­zu­ste­hen. Ich trete an ihm vor­bei, setze mich auf einen der Stüh­le im War­te­be­reich und Luke folgt mir. Zum Glück herrscht hier oben nicht das glei­che Chaos wie in der Not­auf­nah­me.
„Du kannst nach Hause gehen, Luke. Ich werde hier­blei­ben.“
Er setzt sich neben mich, ver­schränkt die Arme und legt ein Bein auf das an­de­re. „Nichts da. Ich lasse dich nicht al­lein. Layla ist meine Cou­si­ne, also werde ich auch war­ten.“

Zwei Stun­den sind ver­gan­gen und es gibt immer noch keine Neu­ig­kei­ten von Layla. Luke hat uns Kaf­fee ge­holt, den ich ge­trun­ken habe, und ein Sand­wich, das ich nicht an­ge­rührt habe. Ich bin immer noch dabei, die Va­ter­schaft zu ver­dau­en, da ist de­fi­ni­tiv kein Platz mehr für das Sand­wich.
Eine junge Ärz­tin mit lan­gen blon­den Haa­ren kommt auf uns zu und bleibt vor uns ste­hen. „Sie sind An­ge­hö­ri­ge von Miss Elias?“
„Ja“, sage ich und er­he­be mich. „Ich bin ihr Mann.“
„Ex…“, be­ginnt Luke, wor­auf ich mich zu ihm drehe und ihn böse an­se­he.
Ja, ich bin ihr Ex, aber das ist in die­sem Mo­ment nicht so wich­tig. Im­mer­hin war es auch mein Baby, das Layla durch die­sen Un­fall ver­lo­ren hat.
„Ich bin Dr. Phil­lips, die Ober­ärz­tin der gy­nä­ko­lo­gi­schen Sta­ti­on. Wie Ihnen Dr. Khan schon mit­teil­te, muss­ten wir Miss Elias ins künst­li­che Koma legen und auf die In­ten­siv­sta­ti­on ge­bracht, aber Sie kön­nen kurz zu ihr.“ Die Ärz­tin wen­det sich zum Gehen, und ich nehme all mei­nen Mut zu­sam­men, um die Frage zu stel­len, die mir seit zwei Stun­den im Magen liegt.
„Dok­tor?“, frage ich und seuf­ze. „Ihr Kol­le­ge mein­te, dass sie schwan­ger war?“
„Ja, das ist kor­rekt“, be­stä­tigt sie. „Sie war in einem sehr frü­hen Sta­di­um. Viel­leicht in der drit­ten oder vier­ten Schwan­ger­schafts­wo­che. Wir konn­ten es lei­der nicht genau fest­stel­len. Es war noch zu früh.“
Nun ist es zu hun­dert Pro­zent klar: Es war meins. Ich schlie­ße die Augen und atme zit­ternd ein und aus, um mich in­ner­lich zu be­ru­hi­gen und nicht vor Wut den hal­ben War­te­be­reich zu zer­trüm­mern.
„Danke“, sagt Luke, und ich höre die Schrit­te der Ärz­tin, wäh­rend sie sich von uns ent­fernt. „Geh du zu ihr, Chris. Ich rufe meine Mut­ter an.“

Aus Lay­las Mund hängt ein Schlauch. Kabel füh­ren von ihrem Kopf auf die eine Seite des Bet­tes und von ihrer Brust auf die an­de­re. Sie sind an Mo­ni­to­ren an­ge­schlos­sen. Pump­ge­räu­sche, Pie­pen, Zah­len, Kur­ven. An ihrem lin­ken Arm hat sie einen Gips­ver­band und ihre wun­der­schö­nen Augen sind ge­schlos­sen. Wenn man sich die Kabel und Schläu­che weg­denkt, sieht sie in dem wei­ßen Kran­ken­haus­kit­tel wie ein Engel aus.
Ich trete zu ihr und setze mich auf einen Stuhl, den ich näher an ihr Bett hole. Vor­sich­tig nehme ich ihre Hand, halte sie fest und führe sie an meine Lip­pen, um einen Kuss dar­auf­zu­hau­chen. Sie so zu sehen, macht mich fer­tig.
Meine Ge­dan­ken wan­dern zu­rück zu dem, was Dr. Khan ge­sagt hat: „Mög­lich, dass alles beim Alten ist“ und „Sie kann aber auch eine Amne­sie haben“. Ich knei­fe die Augen zu­sam­men und Trä­nen kul­lern über mein Ge­sicht. Schluch­zend lege ich den Kopf neben ihr auf das Bett. In mei­ner Brust zieht sich das Herz zu­sam­men.
Was mache ich bloß, wenn das ein­tritt, was der Arzt ge­sagt hat, und sie sich nicht an mich er­in­nern kann? Wenn es ein paar Tage an­hält, dann komme ich damit klar, denke ich. Ich werde Ge­duld haben und ihr bei ihrem Hei­lungs­pro­zess zur Seite ste­hen. Aber ich weiß nicht, ob ich damit klar­kom­me, wenn es Wo­chen oder Mo­na­te dau­ert, bis sie ihr Ge­dächt­nis wie­der­er­langt. Oder über­haupt nicht mehr.
„Baby, ich bitte dich!“, schluch­ze ich und wi­sche mir die Trä­nen aus dem Ge­sicht. „Kämp­fe. Komm zu­rück. Bitte, komm zu mir zu­rück. Ich brau­che dich. Bitte, ver­giss mich nicht. Lass nicht zu, dass dein Ge­dächt­nis mich ver­gisst. Bitte!“, flehe ich.
Plötz­lich schre­cke ich auf, da eine Hand meine Schul­ter be­rührt. Ich wir­be­le herum und sehe eine Schwes­ter mit einem sanf­ten Lä­cheln neben mir ste­hen. „Reden Sie mit ihr. Er­zäh­len Sie ihr etwas. Das könn­te hel­fen. Man sagt, tief im Un­ter­be­wusst­sein hören sie alles.“ Sie sieht rüber zu Layla und dann wie­der zu mir. Ihre Hand liegt noch immer auf mei­ner Schul­ter und sie drückt fest zu, macht mir Mut. Aus ihrer Kit­tel­ta­sche holt sie einen Ku­gel­schrei­ber her­aus, schaut auf die Mo­ni­to­re, no­tiert etwas in der Akte und ver­lässt dann wie­der das Zim­mer.
Ich rücke näher zu Layla heran, so­dass ich ganz nah an ihrem Kopf bin. Die Worte der Kran­ken­schwes­ter hal­len in mei­nem Kopf wider. Sie kann wahr­schein­lich im Un­ter­be­wusst­sein alles hören. Ich ver­schrän­ke die Fin­ger mit ihren und strei­che­le ihren Hand­rü­cken mit mei­nem Dau­men.
„Ich er­in­ne­re mich gerne an un­se­re Be­geg­nung im Re­stau­rant. Du kamst her­ein, und ich konn­te nicht glau­ben, dass du es warst. Weißt du, das war der Mo­ment, in dem ich wuss­te, dass du alles ver­än­dern wirst“, fange ich an und er­zäh­le ihr von der schö­nen Zeit, die wir ge­mein­sam ver­bracht haben.

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