Hard & Heart: Ein Gorilla für die Nachtigall

Er­schie­nen: 04/2017
Serie: Hard & Heart
Teil der Serie: 5

Genre: Soft-SM / BDSM

Lo­ca­ti­on: Nord­deutsch­land

Sei­ten­an­zahl: 256


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-260-9
ebook: 978-3-86495-261-6

Preis:
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Hard & Heart: Ein Gorilla für die Nachtigall


In­halts­an­ga­be

Die Ham­bur­ge­rin Pia muss bei Stress immer auf­räu­men und lei­det gerne mal an der einen oder an­de­ren Pa­nik­at­ta­cke. Nach­dem sie wäh­rend einer po­li­ti­schen Demo einen Mord be­ob­ach­tet hat und als Zeu­gin vor Ge­richt aus­sa­gen soll, muss sie be­schützt wer­den.

Finn ist Trai­ner für zu­künf­ti­ge Per­so­nen­schüt­zer. Er ahnt nichts Schlim­mes, als sein Chef Pas­cal Engel ihm mit­teilt, dass er die Toch­ter sei­nes alten Freun­des be­schüt­zen soll, bis sie eine Aus­sa­ge vor Ge­richt ge­macht hat.

Als er Pia ab­holt und sie bei sei­nem An­blick mit einer Blu­men­va­se nach ihm wirft, ist es "Liebe auf den ers­ten Blick", und Finn fragt sich, ob es le­gi­ti­me Selbst­ver­tei­di­gung ist, eine Sub be­reits vor der of­fi­zi­el­len Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung übers Knie zu legen ...

Teil 5 der ro­man­ti­schen BDSM-Rei­he "Hard & Heart". 

Über die Au­to­rin

Sa­ra-Ma­ria Lukas (alias Sa­bi­ne Bruns) war ge­bür­ti­ge Bre­me­rin und lebte mit ihrem Part­ner und di­ver­sen Vier­bei­nern in einem win­zi­gen Dorf zwi­schen Ham­burg und Bre­men. Die Ver­bun­den­heit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der nord­deut­schen Le­bens­art be­stimm­ten ihren All­tag...

Wei­te­re Teile der Hard & Heart Serie

Le­se­pro­be

XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look

 

Finn parkt seine Mag­gie, den dun­kel­blau­en Lie­fer­wa­gen, den er sich zu einem ge­müt­li­chen Cam­ping­bus um­ge­baut hat, in der Nähe des Hau­ses und sieht sich in Ruhe um. We­nigs­tens lun­gern nicht be­reits zwie­lich­ti­ge Typen auf­fäl­lig un­auf­fäl­lig vor ihrer Tür herum, die dar­auf war­ten, das Mädel zu er­wi­schen. Es scheint also mo­men­tan keine akute Be­dro­hung zu geben. Pia Krü­ger wohnt in einer der un­ge­pfleg­te­ren Ecken von Al­to­na. Nicht ge­ra­de der ty­pi­sche Stadt­teil für Mil­lio­närs­töch­ter und ganz be­stimmt nicht der si­chers­te von Ham­burg. Miss­mu­tig steckt er sich ein schar­fes Pfef­fer­minz­bon­bon zwi­schen die Zähne und steigt aus dem Auto.

Die an­ge­ge­be­ne Adres­se...

...​gehört zu einem die­ser ty­pi­schen häss­lich grau­en Nach­kriegs-Miets­häu­ser in der Nähe der Stern­schan­ze. Trotz des herr­li­chen Früh­som­mer­ta­ges mit strah­len­dem Son­nen­schein wirkt die Stra­ße schmud­de­lig. Unten rei­hen sich klei­ne Läden und Knei­pen der eher al­ter­na­ti­ven und lin­ken Sze­nen an­ein­an­der. Die Mie­ter der obe­ren Woh­nun­gen waren frü­her ty­pi­sche Ar­bei­ter­fa­mi­li­en, heute sind es vor allem Stu­den­ten-WGs und po­li­tisch en­ga­gier­te junge Leute. Graf­fi­ti und Pa­ro­len schmü­cken die Haus­wän­de, und zwei ein­sa­me Bäume kämp­fen, zwi­schen par­ken­den Autos und zer­quetsch­ten Ge­trän­ke­do­sen, ums Über­le­ben. Ir­gend­je­mand hat einen zer­trüm­mer­ten Stuhl an der Stra­ßen­ecke ent­sorgt, Müll­ei­mer quel­len über und Fuß­gän­ger eilen den Bür­ger­steig ent­lang.
Die alte ver­schramm­te Haus­tür steht offen und Finn be­tritt un­be­hel­ligt das Trep­pen­haus.
Pia Krü­ger wohnt ganz oben im vier­ten Stock. Auf dem Klin­gel­schild liest er unter ihrem Namen drei wei­te­re: To­bi­as Wag­ner, Do­re­en Schmidt und Nadja Sonn­tag.
Ein Pär­chen kommt ihm auf den ers­ten Stu­fen ent­ge­gen. Die bei­den schlän­geln sich an ihm vor­bei, ohne ihn zu be­ach­ten.
Als Finn den letz­ten Trep­pen­ab­satz er­reicht, be­trach­tet er alar­miert die ge­öff­ne­te, an­ge­lehn­te Woh­nungs­tür. Au­gen­blick­lich ist er hoch kon­zen­triert. Der Klin­gel­knopf ist aus der Wand ge­ris­sen. Er hängt nur noch an einem Draht und funk­tio­niert si­cher nicht mehr. Drin­nen du­delt ein Radio. Sach­te klopft er gegen die Tür, wo­durch sie ein Stück auf­schwingt und er in einen lan­gen Flur bli­cken kann.
Kein Mensch ist zu sehen, nie­mand hat sein Klop­fen ge­hört. Ent­we­der hatte die Dame schon un­lieb­sa­men Be­such oder sie ist ex­trem leicht­sin­nig. Er be­trach­tet das Schloss und den Schließ­zy­lin­der. Ein­bruch­spu­ren sind nicht zu er­ken­nen, also scheint ihm die zwei­te Ver­si­on wahr­schein­li­cher. Finn stöhnt in­ner­lich auf. Na klas­se, sol­che Men­schen zu be­schüt­zen, ge­stal­tet sich meist ziem­lich an­stren­gend.
Er tritt ein und sieht sich um. Die Wände leuch­ten in hel­lem sau­be­ren Weiß. Zwei Zim­mer­tü­ren ste­hen offen, drei wei­te­re sind ge­schlos­sen. Links kann er di­rekt in eine klei­ne Küche gu­cken. Auf den bei­gen, schlich­ten Schrän­ken neben der Spüle und dem Herd türmt sich be­nutz­tes Ge­schirr. Der Flur ist bis auf eine mit Ja­cken und Män­teln über­la­de­ne Gar­de­ro­be leer. Män­ner- und Frau­en­schu­he rei­hen sich un­or­dent­lich an der Wand ent­lang.
„Hallo? Je­mand da?”
Keine Ant­wort.
Er wirft einen Blick in den rech­ten Raum, ein Schlaf­zim­mer, in dem es leicht chao­tisch aus­sieht. Das Bett ist nicht ge­macht, Kla­mot­ten, Bü­cher, Ta­schen und Schu­he lie­gen wild über einem Ses­sel und einem Stuhl ver­teilt. Auf einem Schreib­tisch tür­men sich Pa­pier­ber­ge. Der An­blick er­in­nert ihn kurz an sein Ju­gend­zim­mer in sei­nem El­tern­haus. Kopf­schüt­telnd wen­det er sich ab.
Aus dem ge­gen­über­lie­gen­den Raum tönt die Musik. Finn klopft gegen den Tür­rah­men. „Hallo?”
Keine Ant­wort.
Er schiebt die Tür wei­ter auf und tritt ein. Das Zim­mer ist grö­ßer und das ab­so­lu­te Ge­gen­teil vom ers­ten Raum. Es ist so auf­ge­räumt, dass es ste­ril wie eine Aus­stel­lungs­ecke im Mö­bel­haus wirkt. Rechts an der Wand fällt sein Blick auf eine schlich­te, alt­mo­di­sche, mit grau­em Stoff be­zo­ge­ne Couch. Es ist eines die­ser un­för­mi­gen Teile, die man zu einem Bett aus­zie­hen kann. Davor ste­hen zwei Ses­sel und ein nied­ri­ger Tisch. Die an­de­re Raum­hälf­te wird von einem gro­ßen Schreib­tisch aus dunk­lem Ei­chen­holz do­mi­niert, des­sen Ar­beits­plat­te bis auf einen Lap­top leer ist. Da­ne­ben steht ein Klei­der­schrank. Vor einer ge­öff­ne­ten Bal­kon­tür agiert hek­tisch eine klei­ne, schma­le Per­son mit kur­zen brau­nen Haa­ren. Sie ist an­schei­nend kon­zen­triert damit be­schäf­tigt, sau­ber zu ma­chen. Sie hält einen Lap­pen in der einen und eine Vase, die sie mit en­er­gi­schen Be­we­gun­gen ab­wischt, in der an­de­ren Hand.
Finn räus­pert sich. „Pia Krü­ger?”
Sie wir­belt herum. Aus einem blas­sen, zum Kinn hin ova­len Ge­sicht mit weich ge­schwun­ge­nen Lip­pen star­ren ihn, unter ei­ni­gen in die Stirn ge­fal­le­nen Haar­sträh­nen, zwei große brau­ne Augen an.

Pias Herz­schlag setzt eine Se­kun­de lang aus, bevor sich ei­si­ge Kälte unter ihren Rip­pen aus­brei­tet und die Luft in ihrer Lunge zu Eis­kris­tal­len ge­frie­ren lässt. In ihrem Magen bil­det sich ein zent­ner­schwe­rer, Übel­keit ver­ur­sa­chen­der Fels­bro­cken. Sie schluckt schwer. Vor ihr steht ein Schrank von einem Mann. Er ist min­des­tens zwan­zig Zen­ti­me­ter grö­ßer als sie und so breit wie die Tür. Seine vol­len Lip­pen bie­gen sich höh­nisch ver­zo­gen auf­wärts, braun-grü­ne Augen mus­tern sie mit einem der­art ar­ro­gan­ten Ge­sichts­aus­druck, dass ihr übel wird.
So schnell haben die Arsch­lö­cher sie also ge­fun­den. Die Er­kennt­nis trifft sie wie ein fie­ser Na­del­stich di­rekt in den Brust­korb. Sie hat nicht damit ge­rech­net, dass die Typen es so eilig haben. Am hell­lich­ten Tag! Es ist nicht zu fas­sen. Die füh­len sich so si­cher, dass sie nicht mal Angst vor Zeu­gen haben. Ihr gan­zer Kör­per wird steif und ihr Puls rast. Der Kerl ist ein Auf­trags­kil­ler. Ga­ran­tiert. Er wirkt wie ein in harm­lo­se Jeans ver­klei­de­ter Ro­cker. Er wird sie zu­sam­men­schla­gen, damit sie schweigt, oder eine Pis­to­le zie­hen, um sie gleich zu töten. Ach Quatsch, der braucht keine Waffe, er kann sie lo­cker mit einer Hand er­wür­gen. Sie ist al­lein mit ihm. Nie­mand wird ihr hel­fen. Der Ge­dan­ke ver­wan­delt ihre Ge­hirn­tä­tig­keit in pure, plan­lo­se Panik.
„Hau ab!”, keift sie und wirft die Vase in seine Rich­tung. Der Typ bückt sich und das Por­zel­lan zer­springt hin­ter ihm am Tür­rah­men in tau­send Teile. Er hebt die Au­gen­brau­en, dreht sich kurz um und be­trach­tet läs­sig den Scha­den, dann tritt er un­be­ein­druckt einen Schritt auf sie zu.
Schei­ße! So eine Schei­ße!
„Die Tür stand offen. Das ist keine be­son­ders gute Idee, wenn man be­droht wird”, stellt er spöt­tisch fest und schlen­dert wei­ter in ihre Rich­tung. Er hat lange blon­de Haare, die am Hin­ter­kopf zu einem Zopf zu­sam­men­ge­bun­den sind. Unter der hohen Stirn ist das Ge­sicht, mit aus­ge­präg­ten Joch­bei­nen und einem vor­sprin­gen­den, glatt ra­sier­ten Kinn, kan­tig. Der Blick aus sei­nen Augen mit einer selt­sa­men Farbe wirkt durch­drin­gend, ta­xie­rend und ge­fähr­lich. Der Hals des Un­ge­heu­ers ist so mas­sig wie einer ihrer Ober­schen­kel. Sei­nen Armen sieht man durch den dün­nen Stoff des schwar­zen Hem­des die aus­ge­präg­ten Mus­keln an. Ge­nau­so sehen die Bösen in Fern­seh­kri­mis aus. Er ist ein Kämp­fer, einer die­ser Tür­ste­her, einer fürs Grobe, einer, der en­ga­giert wurde, um sie zum Schwei­gen zu brin­gen. Ganz si­cher.
Pia denkt nicht mehr, sie sieht rot, nur noch rot. Sie stürzt sich mit er­ho­be­nen Fäus­ten auf ihn und be­ginnt, sei­nen Brust­korb mit kräf­ti­gen Schlä­gen zu mal­trä­tie­ren. Er wankt nicht mal, er stöhnt nicht, er re­agiert ein­fach gar nicht!
Pias Pa­ni­k­le­vel steigt wei­ter, krei­schend prü­gelt sie auf ihn ein, bis sich seine Fin­ger ei­sen­hart um ihre Hand­ge­len­ke legen und sie fest­hal­ten.
„Ruhe!”, motzt er mit tie­fer, rauer Stim­me.
Sie ver­stummt um­ge­hend.
„Was du da machst, ist En­er­gie­ver­schwen­dung”, stellt er, schon wie­der voll­kom­men re­laxt, fest, lässt ihr lin­kes Hand­ge­lenk los und öff­net mü­he­los ihre rech­te Faust, die sie immer noch mit ver­krampf­ten Fin­gern bil­det. „Wenn du von einem Mann an­ge­grif­fen wirst und dich weh­ren willst, trete ihm erst in die Eier. Dann stich mit den Fin­ger­spit­zen zu. Und nicht gegen den har­ten Brust­korb dei­nes Geg­ners, da lacht ein Kerl wie ich nur drü­ber, son­dern ziel in eine emp­find­li­che Re­gi­on, zum Bei­spiel hier.” Er führt ihre Hand schräg an seine Kehle. „Klar?”
Sie starrt in die­ses herbe Ge­sicht mit den ge­schwun­ge­nen Lip­pen und ver­steht kein Wort. Die un­ge­wöhn­li­che braun-grü­ne Farb­s­treu­ung sei­ner Iri­den lässt das schwar­ze Schim­mern der Pu­pil­len noch dunk­ler wir­ken, als sähe man in tiefe Ab­grün­de. Und diese Mimik hat nichts Wohl­wol­len­des. Sie ist gleich­gül­tig, ge­las­sen, na­he­zu aus­drucks­los kalt. Ja, de­fi­ni­tiv ein Pro­fi­kil­ler, ganz si­cher. Sie hat keine Chan­ce gegen ihn. Es ist vor­bei. Ihre At­mung setzt aus. Ver­zwei­felt japst sie nach Luft, doch da ist nur noch Va­ku­um.
„Fuck”, knurrt der Typ, lässt ihre Hand los und di­ri­giert sie an den Ober­ar­men rück­wärts zu einem der Ses­sel. „Atme, Mädel, ich tu dir nichts.”
Sie plumpst auf das Pols­ter. Ihre Lunge schmerzt höl­lisch, Trä­nen las­sen ihren Blick ver­schwim­men. Er geht vor ihr in die Hocke. Sein Ge­sicht ist jetzt ganz nah. Wie­der lie­gen seine Hände fest an ihren Un­ter­ar­men, dies­mal aber nicht schmerz­haft, son­dern warm und be­ru­hi­gend. Die Dau­men strei­chen sach­te über ihre Haut. Sie starrt zu ihm auf und un­ver­mit­telt hal­ten seine Augen sie auf ei­gen­ar­ti­ge, sehr do­mi­nan­te und gleich­zei­tig be­sänf­ti­gen­de Weise ge­fan­gen. „Du wirst jetzt aus­at­men. Alles ist gut, ich bin da, um dich zu be­schüt­zen. Okay? Mach es mir nach”, be­fiehlt er ruhig, aber au­to­ri­tär, und be­ginnt zu sum­men. Er ist es de­fi­ni­tiv ge­wohnt, dass man ihm ge­horcht. Sein Ge­sichts­aus­druck drückt so viel ge­las­se­ne Selbst­si­cher­heit aus, dass sie sein Ver­hal­ten nicht in­fra­ge stellt, son­dern ein­fach der An­wei­sung folgt. Der Schmerz löst sich, sie holt zit­ternd Luft. Ein Hauch sei­nes Ge­ru­ches zieht in ihre Nase. Er duf­tet un­auf­dring­lich, nicht ganz klar de­fi­nier­bar, nach Mann und even­tu­ell etwas Schweiß, ge­mixt mit einem Deo oder Ra­sier­was­ser und Pfef­fer­minz­bon­bon. Ohne dass sie sich da­ge­gen weh­ren kann, ist sie auf ihn fi­xiert, als hätte er sie hyp­no­ti­siert, als wäre sie bei ihm in Si­cher­heit, fast will sie näher zu ihm rut­schen. Sie starrt in sein Ge­sicht, atmet mit ihm ein und summt mit ihm aus, ganz au­to­ma­tisch.
Er nickt und zeigt ein an­ge­deu­te­tes Lä­cheln. „So ist es rich­tig. Lang­sam ein­at­men und tief sum­men, bis die Lunge leer ist. Du machst das sehr gut. Gleich geht es dir bes­ser.”
Mi­nu­ten spä­ter ist der Pa­ni­k­an­fall über­wun­den. Pia kann wie­der den­ken. Ir­ri­tiert von dem ge­ra­de durch­leb­ten Ge­fühls­auf­ruhr, be­freit sie ruck­ar­tig ihre Arme aus sei­nem Griff. „Wer bist du?”
„Finn Lo­renz. Bo­dy­guard.”
„Wie?”, stößt sie hei­ser her­vor.
„Lo­renz. Mich schickt der Schutz­en­gel.”
„Was?”
Er zwin­kert. „Ich bin der bei Pas­cal Engel an­ge­for­der­te Per­so­nen­schutz.”
Er rich­tet sich auf und tritt einen Schritt zu­rück, so­dass sie auch auf­ste­hen kann, was sie un­ver­züg­lich tut.
Schnell be­wegt sie sich zur Seite, weg von ihm, und schüt­telt den Kopf. „Dein Name sagt mir nichts und ich habe nie­man­den her­be­stellt.”
„Ich bin ein Mit­ar­bei­ter von Pas­cal. Dein Vater hat mich en­ga­giert. Er hat dir doch Be­scheid ge­sagt, oder etwa nicht?”
Sie räus­pert sich, um ihrer Stim­me mehr Fes­tig­keit zu geben. „Tut mir leid. Du bist um­sonst ge­kom­men. Ich habe mei­nem Er­zeu­ger aus­drück­lich mit­ge­teilt, dass ich kei­nen Per­so­nen­schutz will.”

Finn streicht sich nach­denk­lich über das glatt ra­sier­te Kinn und mus­tert die zier­li­che Klei­ne mit dem erns­ten Ge­sicht. Sie ent­spricht nicht dem, was er er­war­tet hat. Ver­wöhn­te Töch­ter aus rei­chen Fa­mi­li­en sehen ge­wöhn­lich an­ders aus, be­neh­men sich an­ders und reden an­ders. Pia duzt ihn ganz selbst­ver­ständ­lich. Sie trägt schlich­te Jeans, eine eben­so schlich­te blaue Bluse und dar­un­ter einen BH, der ihre Brüs­te nicht be­tont, son­dern flach drückt, wahr­schein­lich einen die­ser Sport-BHs, wie Kira sie beim Jog­gen an­zieht, damit nichts wa­ckelt. Sie ist bar­fuß und un­ge­schminkt. Die pfle­ge­leich­te Kurz­haar­fri­sur wirkt nicht, als ob sie viel Zeit beim Fri­seur ver­bringt, und die Ein­rich­tung der Woh­nung passt eher zu einem Stu­den­ten­haus­halt als zu einer Mil­lio­nä­rin.
In­zwi­schen hat sie ihre Fas­sung wie­der­ge­fun­den. Sie hebt ihr Kinn und sieht ihm in die Augen. „Lass dir die An­fahrt von mei­nem Vater be­zah­len. Tut mir leid, es ist ein Miss­ver­ständ­nis zwi­schen mei­nem Vater und mir.”
Er soll­te gehen. Er hat wirk­lich Bes­se­res zu tun, als sich ir­gend­wo auf­zu­drän­gen, wo er nicht er­wünscht ist. Er wird jetzt die Woh­nung ver­las­sen, sich ins Auto set­zen und es Pas­cal über­las­sen, die An­ge­le­gen­heit mit ihrem Vater zu klä­ren, aber … fuck, er tut es nicht.
Er dreht sich zum Radio und schal­tet es aus. Das Ge­du­del geht ihm auf die Ner­ven. Viel­leicht braucht er auch nur einen Mo­ment, um sich zu sam­meln.
Als er sich ihr wie­der zu­wen­det, ver­schränkt er die Arme vor der Brust. „Ich bin un­be­hel­ligt in dein Wohn­zim­mer mar­schiert, und du warst davon über­zeugt, dass ich dir etwas antue. Warum willst du dich nicht be­schüt­zen las­sen? Ruf dei­nen Vater an, falls du mir noch nicht traust. Er wird be­stä­ti­gen, dass er mich en­ga­giert hat.”
„Nein. Bitte geh.”
Ihre Cool­ness ist ge­spielt. Sie ver­sucht ganz of­fen­sicht­lich, ihre wah­ren Ge­füh­le zu ver­ber­gen, doch das ge­lingt ihr nicht. Sie zieht die Schul­tern hoch und er er­kennt das leich­te Beben ihrer Un­ter­lip­pe. Sie will ihm aus­wei­chen, geht an ihm vor­bei zur Tür, ohne ihn aus den Augen zu las­sen, und zuckt in der glei­chen Se­kun­de zu­sam­men. „Au!”
Wäh­rend sie re­flex­ar­tig den rech­ten Fuß hoch­zieht, presst sie die Lip­pen fest auf­ein­an­der und schwankt kurz, bis sie am Tür­rah­men Halt fin­det. Blut tropft auf den La­mi­nat­bo­den.
„Du hast dich an einer Scher­be ge­schnit­ten.” Finn greift nach ihrem Arm, um sie zu stüt­zen.
„Lass mich”, zischt sie, „das ist nichts.”
Er ver­dreht ge­nervt die Augen. „Das ist ein lan­ger Schnitt, und dir fällt kein Za­cken aus der Krone, wenn du dir hel­fen lässt.”
„Ich …”
Ehe sie wei­ter­re­det, hat er sie auf den Arm ge­ho­ben.
„Hey!”
„Wo ist das Bad?”
„Lass mich run­ter!”
„Sag mir, wo das Bad ist, oder willst du deine ganze Woh­nung ver­sau­en?”, grollt er und spürt im glei­chen Mo­ment, wie sie sich fes­ter an ihn drückt. Au­gen­blick­lich zuckt sein Schwanz.
„Hin­ten links, letz­te Tür”, stößt sie hei­ser her­vor.
Sie re­agiert wie ein Ma­gnet auf seine Do­mi­nanz. Finn prak­ti­ziert lange genug BDSM, um ihre Mimik und ihr Ver­hal­ten rich­tig zu deu­ten. Pia Krü­ger ist devot. Sein Penis drückt un­an­ge­nehm gegen den fes­ten Stoff der Jeans und er will sie nie mehr aus sei­nem Arm ent­las­sen. Ver­flucht! Was ist das? Spinnt er? Noch nie hat er so spon­tan und so in­ten­siv auf eine Frau re­agiert.
Er drückt mit dem El­len­bo­gen die Klin­ke herab, schubst die Tür auf und sieht sich beim Ein­tre­ten schnell um. Es ist ein recht ge­räu­mi­ges, alt­mo­di­sches Bad mit einer Wasch­ma­schi­ne neben einer Wanne und einem häss­li­chen, halb zu­ge­zo­ge­nen Dusch­vor­hang. Er setzt sie vor­sich­tig auf der Wasch­ma­schi­ne ab und wirft ein Hand­tuch auf den Boden, damit das Blut auf­ge­fan­gen wird.
Pia win­kelt das Knie an und legt die Wade auf den an­de­ren Ober­schen­kel, um die Fuß­soh­le sehen zu kön­nen. Sie zieht zi­schend Luft durch die zu­sam­men­ge­bis­se­nen Zähne.
„Kopf weg, lass mich das ma­chen”, be­fiehlt er un­ge­dul­dig.
Sie mur­melt ir­gend­et­was Un­ver­ständ­li­ches, wehrt sich je­doch nicht, als er ihren Ober­kör­per an der Schul­ter zu­rück­schiebt, sanft den süßen schma­len Knö­chel um­fasst und die Ver­let­zung be­trach­tet. Es ist ein un­ge­fähr drei Zen­ti­me­ter lan­ger, aber zum Glück nicht tie­fer Schnitt am Rand des Bal­lens.
„Hast du Pflas­ter und Ver­band­mull?”
„Im Schrank neben dem Wasch­be­cken, linke Tür.”
Ihre Stim­me ist ganz leise und rau. Prü­fend mus­tert Finn ihr Ge­sicht. Ihre Wan­gen glü­hen. Sie ist ver­le­gen, atmet aber nor­mal. Sie hat keine Angst mehr vor ihm und ver­mut­lich ist ihr Hös­chen schon feucht.
Er ver­kneift sich ein Schmun­zeln, steht auf, öff­net den Schrank, fin­det, was er braucht, und wen­det sich wie­der ihr zu. Mit rou­ti­nier­ten Be­we­gun­gen legt er einen Druck­ver­band an, der die Blu­tung so­fort stoppt. Es ge­fällt ihm, ihren zier­li­chen Knö­chel in der Hand zu hal­ten. Sie schwei­gen.
„Noch nicht auf­tre­ten”, warnt er, als er fer­tig ist, und drückt sach­te auf ihre Schul­ter, damit sie sit­zen bleibt. Un­wil­lig mur­rend ver­sucht sie, ihn ab­zu­schüt­teln, was ihn al­ler­dings wenig be­ein­druckt. „Leg den Arm um mei­nen Na­cken, ich trage dich zu­rück.”
„Nein.”
„Jetzt!”
Re­flex­ar­tig schlingt sich ihr Arm um sei­nen Hals, und er muss er­neut ein Lä­cheln un­ter­drü­cken, wäh­rend er sie hoch­hebt.