Pittsburgh Titans: Hendrix

Originaltitel: Hendrix: A Pittsburgh Titans Novel
Übersetzer: Sandra Martin

Erschienen: 09/2023
Serie: Pittsburgh Titans
Teil der Serie: 7

Genre: Contemporary Romance, Sport Romance

Location: USA, Pittsburgh


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-646-1
ebook: 978-3-86495-647-8

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Pittsburgh Titans: Hendrix


Inhaltsangabe

Hendrix Bateman ist einer der drei Spieler, die nicht im verunglückten Flugzeug der Pittsburgh Titans saßen. Seitdem ist er entschlossen, das Beste aus seinem Leben zu machen. Aber das bedeutet nicht, dass er nicht unter seinen unsichtbaren Narben leidet.

Nach dem Tod meiner Titans-Brüder durchlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Ich war am Boden zerstört, aber auch dankbar, überlebt zu haben. Ja, das mag ein paar - okay, sehr viele - Schuldgefühle hervorrufen, aber ich will jeden Tag so leben, als wäre es mein letzter.

Bei einem Abend mit Freunden gerate ich ins Fadenkreuz von Stevie Kisner, einer umwerfend schönen Barbesitzerin mit scharfer Zunge und feurigem Blick. Bislang habe ich jede Herausforderung angenommen, also lasse ich mich weder von Stevie noch von ihrem großen Biker-Vater abschrecken, der so aussieht, als wolle er mich umbringen. Angetrieben von zu viel Alkohol und dem lautstarken Drängen meiner Teamkameraden will ich Stevie zeigen, dass ich nicht nur auf dem Eis etwas drauf habe.

Obwohl ich zu Beginn nur Spaß haben will, fasziniert Stevie mich. Sie ist höllisch cool und zusammen brennen wir lichterloh. Aber je näher ich sie kennenlerne, desto auffälliger wird, dass sie etwas vor mir verbirgt. Da ich nach meiner letzten gescheiterten Beziehung Probleme habe, anderen zu vertrauen, muss ich entscheiden, ob ich mir von der Vergangenheit die Zukunft diktieren lasse, oder ob ich mein Herz aufs Spiel setze, um herauszufinden, ob Stevie das ist, was ich glaube - mein Ein und Alles.

 

 

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Pittsburgh Titans Serie

Leseprobe

Hendrix

Auf dem Tablett, das sie mit einer Hand über ihre Schulter stemmt, stehen sechs Gläser Bourbon und eine Flasche Wasser. Sie zwinkert Harlow zu, die auf Stones Knien balanciert, während er mit uns an einem Tisch im hinteren Teil der Kneipe sitzt.
Sie streckt das Tablett zuerst Harlow entgegen, die die Flasche Wasser nimmt, da sie keinen Alkohol trinkt. „Danke, Stevie.“
Stevie. Der Name gefällt mir. Er passt perfekt zu ihr.
„Hoch die Tassen“, ruft sie, als sie das Tablett in ihren Händen dreht und es vor uns abstellt, ohne einen Tropfen zu verschütten. Ihre Stimme klingt...

...rauchig, als hätte sie die ganze Nacht lang gesungen.
Die Jungs greifen nach ihren Drinks, bis nur noch mein Glas übrig ist. Stevie legt den Kopf schief und zeigt mit einem Nicken darauf. „Ich habe gehört, du feierst das Ende deiner toxischen Beziehung. Gratuliere.“
Kirill schnaubt, da er mir am nächsten ist, nehme ich ihm das Glas aus der Hand und biete es Stevie an. „Du solltest mit mir feiern.“
Mit ihren sturmblauen Augen wirft sie einen Blick auf das Glas und sieht dann wieder mich an. Dann verzieht sie ihre vollen, weichen und ungeschminkten Lippen zu einem Lächeln. „Kein Interesse.“
Sie klemmt das Tablett unter ihren Arm und wendet sich ab. Ich dränge mich vor sie und stelle mich ihr in den Weg. „Ich heiße übrigens Hendrix.“
Ich strecke ihr meine Hand entgegen und bin überrascht, als sie sie ergreift. „Stevie.“
Sie versucht, sich meinem Griff zu entziehen, doch ich halte sie fest. „Das ist ein interessanter Name.“
„Mein Vater ist ein interessanter Typ“, erwidert sie, während ich immer noch ihre Hand festhalte. „Er hat mir den Namen gegeben.“
„Ach wirklich?“
Sie nickt, dann wendet sie sich der Bar zu. „Siehst du den großen Kerl, der am Ende des Tresens sitzt?“
„Du meinst den Typen, der uns anstarrt?“ Er ist riesig und scheint mich mit seinem Blick zu durchbohren.
„Er starrt nicht uns an, sondern dich.“
Hm … wahrscheinlich könnte ich es mit ihm aufnehmen, aber ich bin viel zu entspannt, um mich jetzt auf eine Kneipenschlägerei einzulassen. Außerdem reden wir hier von ihrem Dad, und wenn ich sie beeindrucken will, kann ich den Kerl nicht einfach k. o. schlagen.
Also lasse ich ihre Hand los. „Ich nehme an, er ist ein Stevie-Nicks-Fan.“
„Ich bin beeindruckt, dass du überhaupt weißt, wer das ist.“ Stevie steckt eine Hand in die Gesäßtasche ihrer Jeans und begutachtet mich. „Du siehst aus, als wäre Justin Timberlake eher dein Ding.“
Ich lege mir eine Hand aufs Herz und zucke gekränkt zusammen. „Das tut weh. Meine Tante Rory ist ein großer Stevie-Nicks-Fan, also kann ich dir versichern, dass ich alles über ihre Musik weiß.“
Sie zieht eine perfekt gewölbte Augenbraue in die Höhe. „Das sagst du doch nicht nur so, oder?“
Mit dem Zeigefinger zeichne ich ein unsichtbares Kreuz über meinem Herzen. „Ganz ehrlich, sie ist ein waschechter Fan. Sie hat keine Kinder und rechtfertigt diese Tatsache immer mit Stevie Nicks’ Entscheidung, ebenfalls keine Kinder zur Welt zu bringen und einfach die verrückte Tante zu sein, die ihre Nichte verwöhnt.“
„Das klingt plausibel“, räumt Stevie ein, obwohl sie immer noch argwöhnisch dreinblickt.
„Willst du denn nicht doch etwas mit mir trinken, damit wir uns weiter darüber unterhalten können?“, dränge ich.
Sie sieht zur Decke auf, als müsste sie darüber nachdenken, dann begegnet sie wieder meinem Blick. In ihren Augen liegt ein unterkühlter Ausdruck, der alle meine Hoffnungen zunichtemacht. „Immer noch kein Interesse.“
Als sie sich gerade abwenden will, sage ich hastig: „Gib mir nur zehn Minuten deiner Zeit. Das ist alles, was ich will.“
„Wozu brauchst du zehn Minuten?“
„Um dich zu überreden, mit mir auszugehen.“ Ich schenke ihr ein überaus charmantes Lächeln, doch sie starrt mich weiter verbissen an.
„Du bräuchtest weit mehr als zehn Minuten und wahrscheinlich literweise Alkohol, um mich zu einem Date zu überreden.“
„Nur zehn Minuten“, versichere ich ihr. „Unter vier Augen.“
In ihren Augen leuchtet ein Funkeln auf, und wenn ich raten müsste, hätte ich gesagt, dass darin ein Anflug von Interesse zu sehen ist. Nichtsdestotrotz lässt sie mich erneut abblitzen. „Tut mir leid. Meine Zeit ist viel zu kostbar.“
„Dann lass uns eine Wette abschließen.“
„Worauf willst du denn wetten?“
„Wie wäre es mit einer Partie Billard oder Darts? Du kannst es dir aussuchen. Falls ich gewinne, darf ich zehn Minuten mit dir allein verbringen, um dich zu überzeugen.“
„Und falls ich gewinne?“, fragt sie und macht einen Schritt auf mich zu.
„Was hättest du denn gern?“
Sie lässt ihren Blick durch die Kneipe schweifen, die sich mittlerweile etwas geleert hat. Wir alle haben uns mit den Fans ablichten lassen und uns mit ihnen unterhalten. „Du wirst am Ende meiner Schicht den Putzdienst übernehmen.“
„Abgemacht“, stimme ich ohne zu zögern zu. Ich scheue mich nicht davor, einen Putzlappen in die Hand zu nehmen. Selbst wenn ich verlieren würde, könnte ich auf diese Weise immer noch Zeit mit ihr allein verbringen, um sie für mich zu gewinnen.
„Bin gleich wieder da“, sagt sie nur.
Ich drehe mich zu meinen Freunden um, gebe Kirill sein Glas zurück und hebe mein eigenes. „Prost.“
Sie folgen meinem Beispiel und trinken ihren Whiskey in einem Zug.
Ich gehe hinüber zu Stone und Harlow und zeige mit dem Daumen über die Schulter. „Was hat es mit dieser Kellnerin auf sich? Stevie?“
Harlow lacht. „Ihr gehört die Kneipe. Wir sind zusammen zur Highschool gegangen.“
Das macht sie noch viel interessanter. „Leg ein gutes Wort für mich ein, in Ordnung?“
„Ein gutes Wort? Warum?“, will Harlow wissen.
„Ich versuche, sie dazu zu überreden, mit mir auszugehen.“
„Alter“, wirft Stone ein und schüttelt amüsiert den Kopf. „Du hast doch gerade erst mit deiner Freundin Schluss gemacht.“
„Was erwartest du denn?“, frage ich und greife nach meinem Glas Fassbier auf dem Tisch. „Ihr habt mir doch alle wochenlang damit in den Ohren gelegen, dass ich Tracy den Laufpass geben soll.“
„Du brauchst wohl jemanden, der dir über die Trennung hinweghilft“, stichelt Stone.
„Das ist nicht wahr. Niemand muss mir über die Trennung hinweghelfen, denn ich leide nicht an einem gebrochenen Herzen.“
„Er hat nicht unrecht“, meldet sich Harlow zu Wort und legt einen Arm um Stones Schulter, bevor sie mich mit ihren grünen Augen mustert. „Aber Stevie ist ganz sicher nicht dein Typ, also verschwendest du nur deine Zeit.“
„Woher willst du wissen, ob sie mein Typ ist oder nicht?“ Kaum ist mir die Frage über die Lippen gekommen, beantworte ich sie selbst. „Also schön, zugegeben … du bist mit ihr befreundet und kennst sie besser als ich. Aber ich denke, ich werde diese Entscheidung letztlich selbst treffen.“
„Hey“, erwidert Harlow und hält beschwichtigend die Hände in die Höhe. „Tu dir keinen Zwang an, Kumpel.“
„Ich habe mit ihr auf eine Partie Billard gewettet. Wenn ich gewinne, muss sie mir zehn Minuten ihrer Zeit schenken, die ich auf magische Weise nutzen werde, um sie davon zu überzeugen, mit mir auszugehen.“
Harlow krümmt sich vor Lachen und Stone gluckst leise vor sich hin.
„Was ist denn?“, frage ich.
Stone bricht in schallendes Gelächter aus und antwortet: „Alter … ihr gehört eine Kneipe. Und nicht nur das, sie hat sie von ihrem Großvater geerbt und ist in dem Laden aufgewachsen. Du wirst sie auf keinen Fall bei einer Partie Billard schlagen können.“
Hm … das könnte tatsächlich zu einem Problem werden. Allerdings spiele ich ebenfalls schon seit meiner Kindheit Billard. Und dank Tante Rory, die alles liebt, was mit Stevie Nicks zu tun hat, habe ich auch schon einige Kneipen von innen gesehen.

Stevie

„Was will denn der Schönling von dir?“, fragt mein Vater, als ich mich wieder hinter den Tresen stelle und das Tablett neben einer Kühlbox ablege. Er wirft einen Blick über seine Schulter auf Harlow, Stone und dessen Mannschaftskameraden, die gerade an ihrem Bier nippen, nachdem sie ihre Schnapsgläser geleert haben.
„Er wollte sich mit mir verabreden“, antworte ich beiläufig, als ich nach meinen Queue-Koffer greife. „Ich habe abgelehnt, aber er hat behauptet, wenn ich ihm zehn Minuten meiner Zeit schenke, kann er mich überreden, mit ihm auszugehen.“
„Und du gibst ihm zehn Minuten, indem du mit ihm eine Partie Billard spielst?“, will er wissen, als er sich mir wieder zuwendet.
„Nein, er hat mit mir darum gewettet, dass er mich im Billard schlagen kann. Wenn ich verliere, bekommt er zehn Minuten.“
Mein Vater lacht leise und führt sein Bierglas zum Mund. Als er es wieder abstellt, sagt er: „Weiß er, dass du ein Ass bist?“
Ich schenke ihm ein verschmitztes Grinsen. „Er hat nicht danach gefragt.“
Nachdem ich den Koffer geöffnet habe, schraube ich mein Queue zusammen und lasse meinen Blick durch die Kneipe schweifen. Es ist bei Weitem nicht mehr so viel los wie zu Beginn der Veranstaltung, aber es sind immer noch mehr Gäste da als an einem gewöhnlichen Abend. Ich habe zwei Angestellte hinter dem Tresen und einen, der die Tische bedient, aber ich zögere dennoch. Für gewöhnlich mache ich nie eine Pause, wenn ich arbeite.
„Ich werde, wenn nötig, einspringen“, erklärt mein Vater, der sehen kann, wie ich mit mir hadere. „Außerdem solltest du ein bisschen Zeit mit Harlow verbringen. Du hast den ganzen Abend gearbeitet und konntest nicht einmal den Erfolg genießen.“
Mein Herz schwillt fast über vor Liebe zu meinem Vater. Er kennt mich in- und auswendig und ist immer der Erste, der sich vergewissert, dass ich auf mich selbst achte. Auch wenn das nur bedeutet, dass ich mir eine Auszeit nehme, um etwas Spaß zu haben.
Und es wird durchaus Spaß machen, dem gut aussehenden Eishockeyspieler eine Lektion zu erteilen, denn er glaubt wirklich, dass er viel zu charmant ist, als dass ich ihm seinen Wunsch verweigern könnte.
„Ruf mich, falls es zu hektisch wird“, sage ich, als ich hinter dem Tresen hervortrete und ihm einen Stoß mit der Schulter versetze.
„Ich habe alles im Griff“, antwortet er mit seiner für ihn typischen rauen Stimme. Mehr als einmal habe ich gehört, wie jemand behauptet hat, er klinge wie Sam Elliot. „Und sag dem Jungen, wenn er deine Hand noch einmal so festhält wie gerade eben, schneide ich ihm seine ab.“
Mit einem Schnauben schüttle ich den Kopf. Wahrscheinlich wäre mein Vater tatsächlich zu so etwas in der Lage, doch er müsste mir schon zuvorkommen. Wenn ich nicht gewollt hätte, dass Hendrix mich berührt, dann hätte ich ihn dazu gebracht, loszulassen. Als weibliche Kneipenbesitzerin, die sich immer wieder mit einer ungehobelten Klientel herumschlagen darf, muss man wissen, wie man einen Mann in seine Schranken weist.
Ich gehe mit meinem Queue auf einen der Billardtische zu und begegne Hendrix’ Blick. Mit einem Kopfnicken signalisiere ich ihm, dass er mir folgen soll, damit ich ihm in den Arsch treten kann.
Er kommt zu mir an den Tisch, gefolgt von Harlow, Stone und den anderen Spielern, die ich bisher noch nicht kennengelernt habe. Heute Abend war viel los, daher hat Harlow sich um die Spielzeugsammlung und die Fotos gekümmert, sodass ich mich aufs Geschäft konzentrieren konnte. Dank des Bekanntheitsgrads der Titans haben sich mehr Kunden eingefunden, als in den letzten dreißig Tagen zusammen, und darauf war ich nicht vorbereitet.
Harlow stellt mich den anderen vor. Da ich ein großer Fan bin, erkenne ich jeden einzelnen von ihnen.
„Was willst du spielen?“, fragte ich Hendrix, während ich nach der blauen Kreide greife.
„9-Ball“, antwortet er und geht zum Wandregal, um einen Queue zu wählen.
Ich zwinkere Harlow zu, die die Lippen zu einem Grinsen verzieht. Sie weiß, wie gut ich spiele, und ich frage mich, ob sie ihn vorgewarnt hat. Ich habe fest vor, diese Partie zu gewinnen und meinen Gewinn einzufordern, indem ich Hendrix heute Abend die Bar putzen lasse. Irgendwann werde ich mich mit meiner Freundin darüber lustig machen, wenn wir uns das nächste Mal miteinander unterhalten.

Mir fällt die Kinnlade herunter, als ich dabei zusehe, wie die Neun nach Hendrix’ beeindruckendem Bandenschuss langsam in die Seitentasche rollt. Er stützt sich auf sein Queue und grinst mich über den Billardtisch hinweg an. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie seine Freunde sich Geldscheine zuschieben. Ganz offensichtlich wussten einige von ihnen, dass er ein verdammt guter Spieler ist, und haben auf ihn gewettet.
Dabei ist es nicht einmal so, dass ich ihm nichts zugetraut hätte, doch ich bin wirklich ein Ass im Billard. Leider habe ich heute Abend nicht mein ganzes Potenzial ausgeschöpft.
Harlow stellt sich neben mich, lehnt sich zu mir hinüber und flüstert: „Es hat fast den Anschein, als hättest du verlieren wollen.“
„Ich wollte nicht verlieren“, erwidere ich mit einem leisen Knurren. „Ich hasse es.“
„Wenn du es sagst“, murmelt sie belustigt und lässt ihren Blick auf die andere Seite des Billardtischs schweifen, als Hendrix’ Freunde ihm gerade auf den Rücken klopfen. Er schenkt ihnen jedoch keinerlei Aufmerksamkeit, sondern starrt mich durchdringend an. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, du wirst die zehn Minuten genießen, die er gerade gewonnen hat.“
Ich wende mich Harlow zu, packe ihr Handgelenk und ziehe sie ein Stück beiseite. „Was erwartet er in diesen zehn Minuten von mir?“
Harlow lacht. „Nicht mehr als das, was du zu geben bereit bist, also entspann dich. Hendrix ist ein netter Kerl, das kann ich dir versichern.“
„Aber er hat gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht.“ Das klingt nicht gerade danach, als wäre er sonderlich nett.
„Glaub mir“, erwidert Harlow und beugt sich vor, „es war höchste Zeit, dass er sich von ihr getrennt hat. Ich habe noch nie zuvor eine derart unangenehme Person kennengelernt.“
„Warum war er dann mit ihr zusammen?“, frage ich neugierig.
Harlow zuckt mit den Schultern. „Du hast zehn Minuten mit ihm allein. Vielleicht solltest du ihn danach fragen.“ Ich stoße ein Schnauben aus, denn ich interessiere mich nicht für sein Privatleben. „Aber ich würde vorschlagen, dass du weiter mit ihm flirtest. Es hat Spaß gemacht, euch beiden zuzusehen.“
Diesmal verdrehe ich die Augen, denn man kann mir gewiss nicht nachsagen, dass ich zum Flirten aufgelegt bin. Natürlich lasse ich meinen Charme spielen, wenn ich hinter dem Tresen stehe, aber das gehört zu meinem Job – und bringt mehr Trinkgeld.
Nichtsdestotrotz habe ich mit Hendrix geschäkert, als wir um den Billardtisch herumgingen, Winkel abschätzten und unsere Stöße ausrichteten. Ich weiß, dass der Alkohol wahrscheinlich sein natürliches Charisma verstärkt hat, aber verdammt, es macht Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Er hat ein fröhliches Gemüt, ist witzig und eigentlich ein richtiger Gentleman, trotz seines offensichtlichen Interesses an mir als Frau.
„Ich hätte jetzt gern meine zehn Minuten.“ Als ich Hendrix’ Stimme höre, drehe ich mich um und sehe, dass er direkt hinter mir steht, wobei er einen kurzen Blick auf Harlow wirft. „Und ich will deine ungeteilte Aufmerksamkeit, was bedeutet, dass wir uns nicht miteinander unterhalten können, während du hinter der Bar arbeitest. Wir müssen uns also einen ruhigeren Ort suchen.“
Ich lasse meinen Blick durch die Kneipe schweifen, in der sich immer noch etwa dreißig Gäste befinden, und zeige dann mit einem Nicken auf die Jukebox. „Ich kann wohl kaum die Musik abstellen.“
Er schenkt mir ein verschmitztes Grinsen, wobei er Harlow seinen Queue in die Hand drückt und dann meine Hand ergreift. „Glücklicherweise bin ich ein aufmerksamer Beobachter.“
Zu meinem Entsetzen führt mich Hendrix quer durch die Kneipe in den kleinen Flur, von dem auf der einen Seite die Toiletten und auf der anderen der Lagerraum abgehen.
Er öffnet die Tür zum Lagerraum und zieht mich hinein. Ich werfe noch einen Blick zurück zum Tresen und stelle fest, dass mein Vater mich wachsam beobachtet, sich aber nicht von der Stelle rührt. Er weiß, dass ich auf mich selbst aufpassen kann, aber ich bin überzeugt davon, dass Hendrix sich gerade einen Minuspunkt eingehandelt hat, weil er mich ungefragt in den privaten Bereich gezogen hat. Aber das ist nicht mein Problem, vor allem, da ich ihn nach diesen zehn Minuten nie wieder sehen werde.
Hendrix schließt die Tür und schaut sich in dem kleinen Raum um. An den Wänden befinden sich Einbauregale aus Holz, die mit Vorräten bestückt sind, während in der Mitte Bierkästen gestapelt sind. Er hält immer noch meine Hand und zieht mich zu einem Stuhl, der verlassen in einer Ecke steht und in dessen Sitzfläche sich ein kleiner Riss befindet.
Hendrix lässt meine Hand los und drückt mit einer Hand auf die Sitzfläche. Zugegebenermaßen bin ich entzückt, dass er zuerst testet, ob der Stuhl stabil ist, bevor er mich an den Schultern packt und sanft darauf schiebt.
Mit einer Hand stützt er sich an einem der Holzregale ab, die andere steckt er lässig in die Tasche seiner Jeans, wobei er die Füße an den Knöcheln kreuzt. „Also schön … da ich nur zehn Minuten habe …“
„Die jetzt beginnen“, unterbreche ich ihn und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr.
Er fährt ohne zu zögern fort. „Du solltest wissen, dass es vor allem mein Ziel ist, mit dir auszugehen. Daher wäre es hilfreich, wenn du deine Bedenken äußern könntest, die dich vielleicht daran hindern, einem Date zuzustimmen. Wenn du dich zum Beispiel nicht zu mir hingezogen fühlst, kann ich nicht viel dagegen tun und werde unsere Zeit nicht weiter verschwenden.“
„Ich bin wirklich einfach viel zu beschäftigt, um …“
„Aha“, ruft er triumphierend aus. „Dann fühlst du dich also zu mir hingezogen.“
„Das habe ich nicht gesagt“, entgegne ich und stehe auf, wobei ich versuche, ein Lächeln zu unterdrücken.
„Du hast es aber auch nicht verneint“, erwidert er grinsend und löst sich blitzschnell aus seiner lässigen Pose, um einen Schritt auf mich zuzugehen. Dabei drängt er mich mit dem Rücken gegen die Regale und stützt seine Hände zu beiden Seiten meiner Schultern ab. „Gerade eben hast du den Eindruck gemacht, als wolltest du die Flucht ergreifen.“