Miami High Flyers: Counted Love

Er­schie­nen: 07/2021
Serie: Miami High Fly­ers
Teil der Serie: 1

Genre: Sport Ro­mance
Zu­sätz­lich: Con­tem­pora­ry

Lo­ca­ti­on: USA, Flo­ri­da, Miami


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-510-5
ebook: 978-3-86495-511-2

Preis:
Print: 13,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Miami High Flyers: Counted Love


In­halts­an­ga­be

Seit­dem die an­ge­hen­de junge Ärz­tin Kayla Lee den­ken kann, hat sie auf­grund ihrer Haut­far­be mit Vor­ur­tei­len zu kämp­fen. In der Schu­le wurde sie von ihren Mit­schü­lern ge­mobbt, im Stu­di­um be­nach­tei­ligt und auch im Beruf muss sie dop­pelt so hart schuf­ten wie ihre Kol­le­gen. Le­dig­lich von ihren Freun­den fühlt sie sich voll­ends ak­zep­tiert.

Aiden Tur­ner, der cha­ris­ma­ti­sche Cen­ter des Bas­ket­ball­clubs der Miami High Fly­ers, hat schon lange ein Auge auf Kayla ge­wor­fen. Als er sie zum ers­ten Mal sah, war es um ihn ge­sche­hen. Da er je­doch glaubt, chan­cen­los bei der dun­kel­häu­ti­gen Schön­heit zu sein, bleibt er de­fen­siv.

Al­ler­dings hält das Schick­sal eine böse Über­ra­schung für Kayla und Aiden be­reit, die das Leben der jun­gen Men­schen un­wei­ger­lich mit­ein­an­der ver­knüpft. Die­ses Er­eig­nis schweißt die bei­den zu einer fes­ten Ein­heit zu­sam­men, so­dass Kayla sich nur noch in Ai­dens Nähe si­cher fühlt.
Der auf­stre­ben­de Sport­ler ist für Kayla nicht nur ihr Schutz­en­gel, son­dern be­rührt zudem auch ihr Herz. Als sie sich Hals über Kopf in Aiden ver­liebt, ahnt sie nicht, dass er ein dunk­les Ge­heim­nis hütet, das ihre junge Liebe für immer ver­nich­ten könn­te.

Über die Au­to­rin

Ari­zo­na Moore ist das Pseud­onym einer deutsch­spra­chi­gen Au­to­rin und steht für Liebe, Herz­schmerz, Drama und einen Hauch ero­ti­schem Pri­ckeln.
Bü­cher sind und waren schon immer ihre größ­te Lei­den­schaft. An­fäng­lich hat sie ihre Ge­schich­ten nur für sich selbst zu Pa­pier...

Wei­te­re Teile der Miami High Fly­ers Serie

Le­se­pro­be

 

Ich sitze in Ai­dens Mus­tang und schaue aus dem Sei­ten­fens­ter. Mir klopft das Herz bis zum Hals, ich habe feuch­te Hände, mein Magen zieht sich schmerz­haft zu­sam­men und mir bricht der Schweiß aus jeder Pore, weil wir jeden Mo­ment an dem Park vor­bei­fah­ren wer­den, in dem ich das Wi­der­wär­tigs­te er­lebt habe, das mir je wi­der­fah­ren ist. Mit dum­men Sprü­chen, klei­ne­ren Mob­be­rei­en und Sti­che­lei­en an­de­rer Men­schen in Bezug auf meine Haut­far­be konn­te ich in der Ver­gan­gen­heit ziem­lich gut um­ge­hen, indem ich sie weg­lä­chel­te. Doch dass man mir kör­per­li­che Ge­walt an­ge­tan und mich ge­de­mü­tigt hat, daran werde ich wohl noch eine Weile...

...​zu knab­bern haben.
Ich ver­su­che, die Bil­der und die Er­in­ne­run­gen an den Über­fall, die immer wie­der an mei­nem in­ne­ren Auge vor­bei­rau­schen, aus dem Kopf zu be­kom­men, doch das ge­lingt mir ein­fach nicht. Im Kran­ken­haus habe ich eine Me­tho­de ge­fun­den, die mir zu­min­dest zeit­wei­se bei der Be­wäl­ti­gung half. So­bald mich das Durch­leb­te zu über­man­nen droh­te, summ­te ich ein Lied vor mich hin, kon­zen­trier­te mich auf meine At­mung und dach­te an meine Pa­ti­en­ten auf der On­ko­lo­gie. Ich rief mir ins Ge­dächt­nis, dass es Men­schen gibt, die we­sent­lich schlech­ter dran sind als ich. Lei­der funk­tio­niert diese Tech­nik ge­ra­de nicht. Ich höre immer wie­der das ge­häs­si­ge Ge­läch­ter der An­grei­fer in mei­nen Ohren und spüre, wie ein ohn­macht­s­ähn­li­cher Zu­stand Be­sitz von mir er­greift. Genau die­sel­be Macht­lo­sig­keit fühl­te ich, als ich am Boden lag, man auf mich ein­trat und ein­ge­prü­gel­te, mich an­pin­kel­te und ich keine Chan­ce zur Flucht hatte.
In den letz­ten Tagen habe ich mir immer wie­der die Frage nach dem Warum ge­stellt. Hat­ten die Typen es ge­zielt auf mich ab­ge­se­hen? Oder war ich nur ein zu­fäl­li­ges Opfer, das bloß zur fal­schen Zeit am fal­schen Ort war? Beide Fra­gen kön­nen mir nur die Täter be­ant­wor­ten, und ich hoffe in­stän­dig, dass ich die Ant­wor­ten dar­auf noch er­hal­ten wer­den. Ich kann ein­fach nicht ver­ste­hen, wie man so bru­tal mit einem an­de­ren Men­schen um­ge­hen kann. Gab es den Mist­ker­len den ul­ti­ma­ti­ven Kick, auf mich ein­zu­schla­gen? Hat es sie er­regt, mich fer­tig­zu­ma­chen? Oder bin ich auf Ras­sis­ten ge­trof­fen, die ein­fach nur ihre Macht de­mons­trie­ren und ihre Aus­län­der­feind­lich­keit aus­le­ben woll­ten? Ganz gleich, wel­che Ge­sin­nung auf die Kerle zu­trifft, ich werde wohl nie ver­ste­hen, wie man einem Men­schen psy­chi­sche oder phy­si­sche Ge­walt antun kann.
Ich fühle mich wie eine Ver­sa­ge­rin, wie ein Schwäch­ling, weil ich mich nicht ge­wehrt habe und die An­grei­fer ein­fach ma­chen ließ. Aber bin ich das wirk­lich? Ist Ge­walt nicht eine Form der Schwä­che? Wie oft kann man im All­tag be­ob­ach­ten, dass Men­schen be­lei­di­gend, ag­gres­siv oder eben ge­walt­tä­tig wer­den, wenn ihnen die Ar­gu­men­te aus­ge­hen. Sind diese Leute, die Schlä­ge und Be­schimp­fun­gen zur Ver­tei­di­gung nut­zen, nicht die wah­ren Feig­lin­ge? Ich denke, dass es viel stär­ker und mu­ti­ger ist, sach­lich und kon­struk­tiv zu blei­ben, statt gleich die Fäus­te spre­chen zu las­sen.
Also nein, ich bin weder schwach noch eine Ver­sa­ge­rin. Ich bin stark, weil ich nicht zu­las­se, dass diese wi­der­li­chen Men­schen, die mich im Park er­nied­rigt und ge­de­mü­tigt haben, mich klein­be­kom­men. Viel­leicht habe ich noch eine Weile an dem Er­leb­ten zu knab­bern, aber ich werde mich davon nicht un­ter­krie­gen las­sen, meine Krone rich­ten und wei­ter­hin mit Stolz und hoch­er­ho­be­nem Haupt durchs Leben gehen.
„Kayla? Wir sind da“, höre ich Aiden sagen und werde so aus den Ge­dan­ken ge­ris­sen. „Ist alles okay?“
„Ja, klar. Si­cher. Alles bes­tens“, ant­wor­te ich wie aus der Pis­to­le ge­schos­sen. Die Worte kom­men, wie in den letz­ten Tagen auch, ganz au­to­ma­tisch über meine Lip­pen, weil ich mich nie­man­dem an­ver­trau­en woll­te und es auch immer noch nicht will.
Na­tür­lich geht es mir nicht gut, aber ich bin weder gut darin, über meine Ge­füh­le zu spre­chen, noch Hilfe an­zu­neh­men. Bis jetzt muss­te ich das auch nicht. Für mich ist es Neu­land, dass sich an­de­re Men­schen so in­ten­siv Ge­dan­ken über mich und mein Wohl­er­ge­hen ma­chen.
Meine Mom ver­starb vor etwas mehr als vier Jah­ren an den Fol­gen eines ag­gres­si­ven Ge­hirn­tu­mors, mei­nen Er­zeu­ger habe ich nie ken­nen­ge­lernt. Er hat meine Mut­ter zu Be­ginn der Schwan­ger­schaft sit­zen ge­las­sen. Da ich ein Ein­zel­kind bin, war ich nach ihrem Ver­lust auf mich al­lein ge­stellt. Auf der einen Seite war meine Mom mein gro­ßes Vor­bild, das mir die rich­ti­gen Werte und Nor­men bei­brach­te, und auf der an­de­ren Seite meine al­ler­bes­te Freun­din. Sie wuss­te genau, wie ich mich fühl­te, wenn ich wei­nend von der Schu­le nach Hause kam, weil man mich mal wie­der als Misch­ling be­schimpft oder mit an­de­ren Ge­mein­hei­ten ver­letzt hatte. Wenn sich je­mand in mich, meine Ge­dan­ken- und Ge­fühls­welt hin­ein­ver­set­zen konn­te und wuss­te, wie sehr mich die Hän­se­lei­en mei­ner Mit­schü­ler mit­nah­men, dann sie. Schließ­lich hatte sie genau das­sel­be durch­ge­macht. Ich ver­mis­se sie schreck­lich. Ganz be­son­ders jetzt.
Na­tür­lich hatte ich meine Freun­din­nen, die mich nach dem Tod mei­ner Mut­ter auf­fin­gen, für mich da waren und mir trös­tend zur Seite stan­den, doch konn­ten sie trotz ihrer un­er­müd­li­chen Be­mü­hun­gen mei­nen Ver­lust nicht kom­pen­sie­ren oder we­ni­ger schlimm er­schei­nen las­sen. Auch wenn sie alles gaben, um mich auf­zu­hei­tern, mir zu­zu­hö­ren oder ein­fach mit mir still waren, fehl­te mir meine Mom in jeder Se­kun­de.
Meine Mä­dels hat­ten noch nie mit All­tags­ras­sis­mus zu tun. Wie auch? Sie sind al­le­samt weiß, wes­halb die un­ter­schwel­li­gen An­fein­dun­gen, die mir re­gel­mä­ßig ent­ge­gen­ge­bracht wer­den, böh­mi­sche Dör­fer für sie sind. Daher fällt es mir schwer, mich ihnen in Bezug auf meine Ge­füh­le, die der Hass an­de­rer in mir aus­löst, zu öff­nen.
Als Aiden die Bei­fah­rer­tür öff­net, werde ich in mei­nen Ge­dan­ken un­ter­bro­chen. Ich war so mit mir selbst be­schäf­tigt, dass ich über­haupt nicht be­merkt habe, dass das Auto an­ge­hal­ten hat.
Er ist mir beim Aus­stei­gen be­hilf­lich, reicht mir seine Hand, zieht mich auf die Beine und legt einen Arm um meine Hüf­ten, um mich zum Haus zu be­glei­ten.
Von ihm ge­hal­ten zu wer­den, fühlt sich himm­lisch an. Er ist so stark, aber gleich­zei­tig auch ir­gend­wie ein­fühl­sam und sanft. Sein männ­lich her­ber Duft, nach Ambra und Mo­schus, tut sein Üb­ri­ges, dass ich mich von ihm voll­kom­men be­rauscht fühle. Ich bin ihm so nah, dass ich sei­nen kräf­ti­gen Herz­schlag hören kann. Wenn es nach mir ginge, bräuch­te er mich nie wie­der los­zu­las­sen.
Be­reits als ich ihn das erste Mal sah, in einem är­mel­lo­sen Tri­kot auf dem Spiel­feld in der High-Fly­ers-Are­na, die brei­ten Ober­ar­me von einem Schweiß­film über­zo­gen und die Wa­den­mus­ku­la­tur bis auf das Äu­ßers­te an­ge­spannt, habe ich mir vor­ge­stellt, wie es sich wohl an­füh­len würde, in sei­nen star­ken Armen zu lie­gen. Dabei malte ich mir aus, wie er meine Haut strei­chelt und jeden Zen­ti­me­ter davon lieb­kost. Er hat ab der ers­ten Se­kun­de Ge­füh­le der Zu­nei­gung in mir her­auf­be­schwo­ren.
Meine große Lei­den­schaft ist das Lesen von Lie­bes­ro­ma­nen. So­bald ich in ein Buch ab­tau­che und mit­er­le­ben darf, wie die Prot­ago­nis­tin ihrem männ­li­chen Pen­dant ver­fällt, zau­bert mir das ein schmach­ten­des Lä­cheln ins Ge­sicht. Nichts­des­to­trotz habe ich immer über die ro­man­ti­schen Ideo­lo­gi­en der Au­to­ren schmun­zeln müs­sen. Mei­nes Er­ach­tens hat der Lie­be-auf-den-ers­ten-Blick-Ef­fekt nur eine sys­te­ma­ti­sche Re­le­vanz für den Ver­lauf der Ge­schich­te. Das wahre Leben ist nor­ma­ler­wei­se an­ders. Des­we­gen war es für mich ein­fach nie nach­voll­zieh­bar, dass man sich vom Fleck weg in einen Mann ver­lie­ben kann. Bis ich auf Aiden traf.
Als ich Aiden im Laufe der Zeit bes­ser ken­nen­lern­te und fest­stell­te, dass er nicht nur un­ver­schämt gut aus­sieht, son­dern auch einen mes­ser­schar­fen Ver­stand, ein un­be­stech­li­ches Ur­teils­ver­mö­gen und einen sym­pa­thi­schen Sinn für Humor be­sitzt, gab es kein Zu­rück mehr. Ich ver­fiel ihm hoff­nungs­los.
Jede Faser mei­nes Seins ver­zehrt sich nach ihm, immer häu­fi­ger do­mi­niert er meine Ge­dan­ken. Wenn ich ein­schla­fe, sehe ich sein Ge­sicht vor mir, in mei­nen Träu­men spielt er die Haupt­rol­le, und auch wäh­rend des Tages, auf der Ar­beit oder beim Kaf­fee­trin­ken mit den Mä­dels, er­wi­sche ich mich re­gel­mä­ßig dabei, wie ich mich der Vor­stel­lung hin­ge­be, ihn küs­sen, spü­ren, be­rüh­ren und lie­ben zu wol­len.
Ich kann es nur schwer er­klä­ren, aber alles an ihm zieht mich an. Die Art, wie er mei­nen Namen aus­spricht, sein Zahn­pas­ta-Lä­cheln, sein männ­li­cher Ge­ruch, seine po­si­ti­ve Aus­strah­lung, seine Per­sön­lich­keit und seine Optik. Wenn ich mir mei­nen Traum­mann schnit­zen könn­te, würde ich Aiden als Vor­la­ge neh­men. Er ist und hat alles, was ich zum Glück­lich­sein brau­che.
Aiden fühlt, wenn ich schlech­te Laune habe, und weiß in­stink­tiv, wie er mich dann auf­hei­tern und zum La­chen brin­gen kann. In ihm schlum­mert noch der klei­ne Junge, der für jeden Spaß zu haben ist, das Leben nicht zu ernst nimmt, und das finde ich super. Ich glau­be, dass selbst ein Mon­tag­mor­gen mit ihm schön ist. Wann immer ich ein Pro­blem habe, ist er zur Stel­le und hat ein of­fe­nes Ohr für mich. Er hört mir zu, nimmt mich in den Arm und gibt mir Rat­schlä­ge. Wenn es sein muss, schnei­det er sogar Gri­mas­sen, damit ich mich bes­ser fühle.
Und seine klei­nen Ma­cken ma­chen ihn noch lie­bens­wer­ter. Wenn er zum Bei­spiel einen Milch­kaf­fee trinkt, läuft er mi­nu­ten­lang mit einem Milch­schaum­bart durch die Ge­gend, stän­dig trägt er zwei ver­schie­de­ne So­cken und die Poin­ten von Wit­zen kann er sich ein­fach nicht mer­ken.
„Gibst du mir bitte den Haus­schlüs­sel?“, fragt Aiden, als wir vor der Ein­gangs­tür ste­hen.
Ich atme ein­mal tief durch, um wie­der Her­rin mei­ner Sinne zu wer­den, und ver­su­che, die Schwär­me­rei­en blei­ben zu las­sen. Ich öffne den Reiß­ver­schluss mei­ner Hand­ta­sche und rei­che ihm den Schlüs­sel.
Er sperrt auf, führt mich durch den Kor­ri­dor des Mehr­par­tei­en­hau­ses, öff­net meine Woh­nungs­tür und be­glei­tet mich durch den Flur ins Wohn­zim­mer, wo ich mich auf die Couch setze, um mir die Snea­kers von den Füßen zu strei­fen. Aiden nimmt neben mir Platz und be­ob­ach­tet mich von der Seite. Seine Bli­cke bren­nen auf mei­ner Haut, und als sich un­se­re Bli­cke tref­fen, schau­en wir ein­an­der tief in die Augen.
So­fort durch­flu­tet mich ein krib­beln­des und pri­ckeln­des Hoch­ge­fühl. Es schießt wie flüs­si­ge Lava durch meine Adern, mein Herz be­ginnt wie ver­rückt zu rasen und der Puls be­schleu­nigt sich. Ich beiße mir auf die Un­ter­lip­pe, um ein Stöh­nen zu un­ter­drü­cken, denn ob­wohl er mich nicht be­rührt, mich nur mit sei­nen Augen fi­xiert, kommt es mir den­noch so vor, als würde er mich über­all lieb­ko­sen. Die An­zie­hungs­kraft, die er per­ma­nent auf mich aus­übt, ist so stark, dass ich mich ihr beim bes­ten Wil­len nicht ent­zie­hen kann. Des­we­gen sehe ich mich ge­zwun­gen, den Blick­kon­takt zu be­en­den, bevor ich noch die Kon­trol­le ver­lie­re, über ihn her­fal­le und mir das nehme, wo­nach ich mich schon seit einer ge­fühl­ten Ewig­keit sehne: seine Lip­pen.
„Ist alles in Ord­nung, Kayla?“, will er wis­sen.
Wieso fragt er das an­dau­ernd? Mich würde viel bren­nen­der in­ter­es­sie­ren, ob er das heiße Knis­tern zwi­schen uns auch ge­spürt hat.
„Wenn du mich das noch ein­mal fragst, schmei­ße ich dich raus“, sage ich la­chend. „Es geht mir gut, ich habe kaum noch Schmer­zen und werde in ein paar Tagen wie­der ganz die Alte sein. Wenn ich etwas brau­che, melde ich mich. Ver­spro­chen, Aiden.“
„Sorry wegen der stän­di­gen Fra­ge­rei, aber ich hatte echt Angst um dich. Fuck, es war die Hölle, dich blu­tend auf dem Boden lie­gen zu sehen. Das hat mir einen ziem­li­chen Schre­cken ein­ge­jagt.“ Er rutscht näher an mich heran und legt seine Hand über meine.
„Ich wünsch­te, du hät­test mich nie so ge­se­hen. Es tut mir leid.“
Mir ist bis jetzt noch nicht ein Mal der Ge­dan­ke ge­kom­men, dass die Si­tua­ti­on auch ihn be­las­ten könn­te. Im wei­tes­ten Sinne ist auch er ein Opfer, da ihn das Ge­sche­he­ne emo­tio­nal mit­ge­nom­men hat. Wäre ich an sei­ner Stel­le ge­we­sen und hätte mit­er­le­ben müs­sen, wie die Kerle ihn zu Brei schla­gen, wäre ich vor Sorge um ihn ver­mut­lich ge­stor­ben.
Zärt­lich lässt er den Dau­men über mei­nen Hand­rü­cken krei­sen. „Dir muss über­haupt nichts leid­tun, Klei­nes. Die­sen elen­den Wich­sern müss­te es leid­tun.“
Ai­dens Worte gehen völ­lig an mir vor­bei, weil er mir viel zu nah ist. In sei­ner Ge­gen­wart bin ich nicht dazu im­stan­de, mich zu kon­zen­trie­ren, die ge­wech­sel­ten Worte zu ver­in­ner­li­chen oder einen kla­ren Ge­dan­ken zu fas­sen. Er sitzt so dicht neben mir, dass ich bloß meine Hand ein Stück aus­stre­cken müss­te, um sein mar­kan­tes Ge­sicht zu be­rüh­ren. Wie gern würde ich mit mei­nen Fin­ger­spit­zen die Kon­tur sei­ner per­fekt ge­schwun­ge­nen Ober­lip­pe nach­zie­hen oder die fei­nen Bart­stop­peln an sei­nem Kinn spü­ren. Nur ein ein­zi­ges Mal möch­te ich ihm ganz nahe sein, ihn füh­len und be­rüh­ren. Viel­leicht würde mir das schon aus­rei­chen, um ihn aus dem Kopf zu be­kom­men. Das werde ich aber erst wis­sen, wenn meine Fan­ta­si­en Rea­li­tät ge­wor­den sind.
Ich muss mich zu­sam­men­rei­ßen und soll­te diese Wün­sche nicht län­ger zu­las­sen. Wir sind Freun­de. Nicht mehr und nicht we­ni­ger. Doch gegen mein Ver­lan­gen komme ich nicht mehr lange an. Die­ser Mann kann mich al­lein mit sei­nen Bli­cken in Brand ste­cken. Wie­der und wie­der jagen woh­li­ge Schau­er über mei­nen Rü­cken, wäh­rend ich mir vor­stel­le, was Aiden wohl noch alles mit sei­ner Hand an­stel­len kann, die im Au­gen­blick zärt­lich mei­nen Hand­rü­cken strei­chelt. Eine Gän­se­haut bil­det sich auf mei­nen Ober­ar­men, wäh­rend sich meine Ge­dan­ken zu­neh­mend in einen Sün­den­pfuhl ver­wan­deln. Am liebs­ten würde ich erst ihm und dann mir die Kla­mot­ten vom Leib rei­ßen, damit wir uns lei­den­schaft­lich lie­ben kön­nen.
„Ähm … Ich … Ich … Ich habe Durst. Magst du mir viel­leicht ein Glas Was­ser aus der Küche holen?“, stam­me­le ich.
Meine Kehle ist wirk­lich so tro­cken wie eine Wüste, was aber ganz ge­wiss nicht daran liegt, dass ich durs­tig bin. Aiden ist der Grund dafür, dass mir die Spu­cke weg­bleibt. Dass ich ihn um ein Glas Was­ser ge­be­ten habe, war der ein­zi­ge Aus­weg, um wie­der zu Atem zu kom­men, denn seit er in mei­nem Wohn­zim­mer ist, herrscht eine se­xu­el­le Span­nung zwi­schen uns, die ich kaum noch er­tra­gen kann. Ob es ihm ähn­lich er­geht, weiß ich nicht. Für mich ist es schwer, ihn zu durch­schau­en.
„Si­cher. Ich bin so­fort wie­der da.“ Er lässt meine Hand los, steht auf und geht aus dem Wohn­zim­mer.
Kaum dass er weg ist, ver­mis­se ich seine Nähe. Nun be­reue ich es, ihn in die Küche ge­schickt zu haben. Es ist zum Ver­rückt­wer­den. Ich glau­be, dass die kom­men­den Tage die wohl här­tes­ten mei­nes Le­bens wer­den. Aiden stän­dig um mich zu haben, stellt mich auf eine ganz schön harte Probe. Ir­gend­wie muss es mir ge­lin­gen, meine Ge­füh­le für ihn zu un­ter­drü­cken.
Als er wie­der zu­rück ist, stellt er das Was­ser­glas auf dem Couch­tisch ab und nimmt wie­der Platz. Die­ses Mal je­doch am an­de­ren Ende des Sofas. Weit weg von mir. Seine plötz­li­che Dis­tan­ziert­heit tut weh und ver­setzt mei­nem Her­zen einen fie­sen Stich. Es kommt mir vor, als hätte er eine un­über­wind­ba­re Brü­cke zwi­schen uns ge­schaf­fen. Was ist in den letz­ten Se­kun­den pas­siert, dass er sich mit einem Mal so merk­wür­dig ver­hält?
Ich pres­se die Lip­pen fest auf­ein­an­der und be­ob­ach­te ihn ver­stoh­len von der Seite. Aiden hält die Arme vor der Brust ver­schränkt, seine Mund­win­kel zei­gen nach unten und er wirkt ziem­lich an­ge­spannt. Seine Kör­per­spra­che si­gna­li­siert eine ein­deu­ti­ge Ab­wehr­hal­tung.
Was ist mit ihm los? Vor ein paar Au­gen­bli­cken war doch noch alles in Ord­nung, und nun kommt es mir so vor, als säße ein völ­lig an­de­rer Aiden in mei­nem Wohn­zim­mer. Wohin ist mein Freund ver­schwun­den?
Als er nach lan­gen Au­gen­bli­cken des Schwei­gens, die sich für mich wie eine klei­ne Ewig­keit an­ge­fühlt haben, den Kopf in meine Rich­tung dreht und sich un­se­re Bli­cke tref­fen, stel­le ich kurz­zei­tig das Atmen ein. Seine Augen wir­ken trau­rig, sein Ge­sichts­aus­druck ist von Mit­leid ge­zeich­net. Ich er­tra­ge es nicht, dass er mich so an­sieht.
Der ma­gi­sche Zau­ber zwi­schen uns, der vor­hin förm­lich die Luft zum Knis­tern ge­bracht hat, ist ver­pufft. Bis zu die­sem Mo­ment habe ich sogar den Grund für seine An­we­sen­heit in mei­ner Woh­nung ver­ges­sen. Mir war ent­fal­len, dass er bloß hier ist, um auf mich auf­zu­pas­sen. Doch nun werde ich wie­der daran er­in­nert, dass er nur hier sitzt, weil ich über­fal­len wurde und sei­ner Mei­nung nach Schutz be­nö­ti­ge.
„Lass das bitte sein“, flehe ich ihn an, wor­auf­hin er eine Au­gen­braue in die Höhe zieht. „Ich will dein Mit­leid nicht. Es tut weh, dass du in mir das arme, hilf­lo­se Opfer siehst, denn das bin ich nicht. Ich bin immer noch die­sel­be Per­son, die ich vor der Sache im Park war. Be­han­de­le mich bitte nicht an­ders als vor­her, denn das macht es nicht leich­ter für mich.“
„Oh Gott, nein … nein … Fuck, so ist das nicht. Du ver­stehst das völ­lig falsch“, stam­melt er und schüt­telt den Kopf. „Ich sehe vie­les in dir, aber ganz be­stimmt nicht das Opfer, Kayla. Es ist eher so, dass … dass ich mich im Mo­ment selbst nicht aus­ste­hen kann.“
Jetzt ver­ste­he ich ab­so­lut gar nichts mehr. „Warum?“ Ich star­re ihn an.
Er seufzt, öff­net den Mund, holt Luft, setzt zum Spre­chen an und atmet, ohne etwas zu sagen, wie­der aus.
„Ver­dammt, Aiden, rede mit mir. Dein Schwei­gen macht mich wahn­sin­nig.“
„Weil … Weil … Ach, ver­dammt!“ Er rauft sich die Haare und er­rö­tet.
Ist Aiden etwa ver­le­gen? Das habe ich ja noch nie er­lebt. Er ist doch sonst der cools­te Mensch, den ich kenne. Es ist noch nie vor­ge­kom­men, dass ihm die Worte fehl­ten, er her­um­ge­druckst hat oder um einen Spruch ver­le­gen war. Das hier ist eine Pre­mie­re.
„Weil ich hier sitze und an nichts an­de­res den­ken kann als daran, dich un­be­dingt küs­sen zu wol­len, deine Haut auf mei­ner zu spü­ren, dich über­all zu be­rüh­ren und mit dir zu schla­fen. Und das ist so was von falsch.“ Er seufzt und zieht die Luft durch die spalt­breit ge­öff­ne­ten Lip­pen ein. „Du hast etwas echt Kras­ses durch­lit­ten, musst dich scho­nen und brauchst Ruhe, um dich von dei­nen Ver­let­zun­gen zu er­ho­len. Und was mache ich? Ich habe nichts an­de­res im Sinn, als mir vor­zu­stel­len, wie du wohl ohne Kla­mot­ten aus­siehst und wie du dich nackt unter mir auf einem Bett­la­ken rekelst. Das ist doch nicht nor­mal. Ent­schul­di­ge, dass ich so un­ver­blümt mit der Tür ins Haus falle, aber es tut ver­flucht gut, end­lich die Kar­ten auf den Tisch zu legen. Willst du … Willst du, dass ich jetzt gehe?“
Hei­li­ge Schei­ße, damit habe ich jetzt ab­so­lut nicht ge­rech­net. Das Ge­ständ­nis er­wischt mich eis­kalt und un­vor­be­rei­tet.
Dass es ihm ge­nau­so geht wie mir, lässt mein Herz Pur­zel­bäu­me schla­gen. End­lich weiß ich, dass ich mich nicht ge­irrt habe und dass da etwas zwi­schen uns ist. Zwi­schen­zeit­lich habe ich ge­dacht, dass ich einen Sprung in der Schüs­sel habe und Ge­spens­ter sehe, weil ich sein Heiß-kalt-Spiel nicht zu deu­ten wuss­te. Ein schö­ne­res Ge­schenk, als dass er mich be­gehrt, hätte er mir gar nicht ma­chen kön­nen. Trotz der Mil­lio­nen Glücks­hor­mo­ne, die sich von mei­ner Brust bis hin­un­ter in den Magen aus­brei­ten, brau­che ich einen Mo­ment, um die Worte sa­cken zu las­sen und mich zu sor­tie­ren.
„Dann sind wir wohl beide nicht nor­mal. Ich wün­sche mir näm­lich genau das­sel­be, Aiden. Ei­gent­lich will ich dich schon eine ganze Weile.“ Ich rut­sche näher an ihn heran und lege ihm eine Hand auf den Ober­schen­kel. „Bitte geh nicht, bleib bei mir. Ich möch­te mit dir schla­fen.“
Aber­mals schüt­telt er den Kopf. „Das geht nicht, Kayla. Nicht jetzt, nicht heute.“
„Warum nicht?“ Ich ver­ste­he ihn nicht. Was spricht da­ge­gen, dass wir un­se­re Wün­sche aus­le­ben? Wir sind zwei er­wach­se­ne Men­schen, die sich nach­ein­an­der ver­zeh­ren.
Ich bin so ver­dammt scharf auf ihn, dass ich dafür sogar un­se­re Freund­schaft ris­kie­ren würde, auch wenn ich das hin­ter­her si­cher­lich be­reue. Des­we­gen ist es ver­mut­lich ganz gut, dass zu­min­dest einer von uns einen küh­len Kopf be­wahrt, auch wenn ich das vor­hin noch ganz an­ders sah. Al­ler­dings ver­wun­dert es mich nun doch, dass ich die­je­ni­ge bin, die ak­tu­ell nur mit ihrem Ge­schlechts­teil denkt. Sind es nicht nor­ma­ler­wei­se die Män­ner, die ihren Schwanz über die Ver­nunft stel­len?
Da er stumm bleibt, nehme ich all mei­nen Mut zu­sam­men, setze mich auf sei­nen Schoß und igno­rie­re dabei, dass meine Rip­pen schmer­zen. Mein Wunsch nach Nähe ist grö­ßer. Ich weiß selbst nicht, warum ich das tue, denn vor we­ni­gen Mo­men­ten bin ich noch froh dar­über ge­we­sen, dass er mich aus­ge­bremst hat. Manch­mal ver­ste­he ich mich selbst nicht.
Viel­leicht hat mein Kopf nach der Ge­hirn­er­schüt­te­rung einen Scha­den zu­rück­be­hal­ten, den man auf dem CT noch nicht sehen konn­te. Zu­min­dest scheint mir das die ein­zig plau­si­ble Er­klä­rung für mein Ver­hal­ten. Ich er­ken­ne mich ge­ra­de selbst nicht wie­der.
Indem ich den Kopf senke und sei­nen Mund mit mei­nen Lip­pen ver­sie­ge­le, gebe ich Aiden gar nicht erst die Chan­ce, einen Ein­wand zu äu­ßern. Eine Hand lege ich an seine Wange, um end­lich seine Grüb­chen be­rüh­ren zu kön­nen.
Er ver­steift sich für einen kur­zen Mo­ment, er­wi­dert aber kurz dar­auf den Kuss. Als seine Zun­gen­spit­ze gegen meine Lip­pen tippt und nach Ein­lass ver­langt, ver­sin­ke ich in einem rau­schen­den Strom der Ge­füh­le. So­fort öffne ich den Mund und lasse seine Zunge in mich ein­tau­chen. Zärt­lich um­spielt er mit ihr meine Zunge, neckt mich und for­dert mich her­aus, den Kuss zu in­ten­si­vie­ren. Es ist, als wür­den wir einen Tango mit­ein­an­der tan­zen, bei dem wir beide in­tui­tiv die Schritt­rei­hen­fol­ge ken­nen.
Als Aiden an mei­ner Un­ter­lip­pe saugt, lege ich die Arme um sei­nen Hals, um ihm noch näher sein zu kön­nen. Ich spüre seine harte, mus­kel­be­pack­te Brust an mei­ner, und das, was ich füh­len darf, ist äu­ßerst viel­ver­spre­chend. Eine große, harte Beule drängt sich gegen meine Mitte. Ich habe mich mit einem Mann noch nie so ver­bun­den ge­fühlt, und wenn es ir­gend­wie ginge, würde ich am liebs­ten in ihn hin­ein­krie­chen, um mit ihm zu einer Ein­heit zu ver­schmel­zen.
Der Drang, sei­nen Schwanz in mir spü­ren zu wol­len, stei­gert sich ins Un­er­mess­li­che. Er lässt sich weder igno­rie­ren noch zur Seite schie­ben, auch wenn es gute Grün­de dafür gibt, warum wir nicht mit­ein­an­der schla­fen soll­ten. An ers­ter Stel­le wegen un­se­rer Freund­schaft. Doch auch das ist mir im Mo­ment egal, kein Ar­gu­ment würde mich von lei­den­schaft­li­chem Sex mit ihm ab­hal­ten kön­nen. Ich will in sei­nen Armen lie­gen, möch­te von ihm ge­hal­ten wer­den, will, dass er mich den Schmerz ver­ges­sen lässt, den die Män­ner mir im Park zu­ge­fügt haben, und dass er die Er­in­ne­run­gen an den Über­fall aus­löscht. Der Kuss, der wild und zärt­lich zu­gleich ist, bringt meine Ge­dan­ken zum Ver­stum­men. Der un­an­ge­neh­me Druck in mei­ner Brust, der mich seit Tagen auf­grund der Vor­komm­nis­se be­glei­tet, schwin­det und ich gebe mich be­reit­wil­lig der Leich­tig­keit des Mo­men­tes hin. Ai­dens Lip­pen nach all den Mo­na­ten des heim­li­chen Be­geh­rens end­lich zu spü­ren, fühlt sich an, als wür­den sie genau dort hin­ge­hö­ren. Auf mei­nen Mund. Nir­gend­wo an­ders.
Wie eine Er­trin­ken­de klam­me­re ich mich an sei­nen Schul­tern fest, wäh­rend seine Zunge meine mas­siert. Bin­nen Se­kun­den hat der Kuss an Dy­na­mik und In­ten­si­tät ge­won­nen. Er ist be­rau­schend und Sinne ver­ne­belnd, wie eine alles ver­zeh­ren­de Droge.
Ich pres­se meine Ober­schen­kel fest gegen seine. Es macht mir bei­na­he ein wenig Angst, wie gut Aiden sich an­fühlt, denn nun bin ich mir hun­dert­pro­zen­tig si­cher, dass ich nie­mals genug von ihm be­kom­men werde. Wie kann etwas, das sich so ver­dammt gut an­fühlt, falsch sein?
Wie frisch ver­lieb­te Teen­ager knut­schen wir mit­ein­an­der, bis ich spüre, dass meine Lip­pen leicht ge­schwol­len sind. Doch das stört mich nicht. Ich liebe es, wie er mir mit den Zäh­nen in die Un­ter­lip­pe beißt, an ihr saugt und an­schlie­ßend wie­der die Zunge in mei­nen Mund glei­ten lässt, um sie an mei­ner zu rei­ben.
„Hei­li­ge Schei­ße, Kayla. Du machst dir keine Vor­stel­lung davon, wie sehr ich mir das hier ge­wünscht habe“, stöhnt er hei­ser gegen meine Lip­pen. Seine Stirn ist gegen meine ge­lehnt und er streicht mir eine lose Haar­sträh­ne aus der Stirn.
„Oh doch, denn es ging mir nicht an­ders. Ich will dich, Aiden.“
„Ich dich auch, Honey, aber nicht so. Wir soll­ten auf­hö­ren“, sagt er und be­en­det end­gül­tig den Kuss.
Was heißt, nicht so? Will er wegen des Über­falls nicht mit mir schla­fen? Fin­det er mich des­we­gen we­ni­ger be­geh­rens­wert? Ver­übeln könn­te ich es ihm nicht. Ich meine, wel­cher Mann fin­det schon eine Frau sexy und be­geh­rens­wert, auf die ein­ge­prü­gelt und uri­niert wurde? Die blau-grü­nen Fle­cken auf mei­ner Haut sowie das brei­te Pflas­ter über der Au­gen­braue sind auch kaum zu über­se­hen. Mein Selbst­wert­ge­fühl hat unter dem An­griff sehr ge­lit­ten, doch seine Ab­fuhr ver­setzt ihm den To­des­stoß.
Seine Worte wir­ken wir ein Kübel Eis­was­ser, den man mir un­vor­be­rei­tet über den Kopf kippt. Sie haben mich ge­trof­fen und ver­letzt, wes­we­gen ich von sei­nem Schoß stei­ge und von ihm ab­rü­cke. Ein di­cker Kloß bil­det sich in mei­nem Hals, und Trä­nen schie­ßen mir in die Augen. Ich drehe schnell den Kopf zur Seite, weil ich nicht will, dass er die Ent­täu­schung in ihnen sieht.
„Hey, sieh mich an.“ Seine Hand legt sich um mein Kinn, um mei­nen Kopf mit sanf­tem Druck wie­der in seine Rich­tung zu dre­hen. „Du hast mich völ­lig falsch ver­stan­den. Ich will dich, Kayla, aber ich kann vor­erst kei­nen Schritt wei­ter­ge­hen.“
Ich schaue ihn an, bin aber nicht dazu in der Lage, auf seine Worte zu re­agie­ren. In mei­nem Kopf geht es drun­ter und drü­ber.