Carolina Cold Fury-Team: Alex

Ori­gi­nal­ti­tel: Alex: A Cold Fury Ho­ckey Novel (Ca­ro­li­na Cold Fury Ho­ckey Book 1)
Über­set­zer: Joy Fra­ser

Er­schie­nen: 11/2023
Serie: Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ca­ro­li­na, Ral­eigh


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-640-9
ebook: 978-3-86495-641-6

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Carolina Cold Fury-Team: Alex


In­halts­an­ga­be

Eis­ho­ckey­star Alex­an­der Cross­man hat den Ruf eines kalt­her­zi­gen Spie­lers, so­wohl auf als auch ab­seits der Eis­flä­che. Er wurde von sei­nem al­ko­hol­kran­ken Vater zu die­sem Sport ge­zwun­gen und hat keine Hem­mun­gen, den Fans den Mit­tel­fin­ger zu zei­gen. Das Ma­nage­ment ist gar nicht amü­siert und stellt Alex vor die Wahl: sei­nen Ruf durch ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit zu ver­bes­sern - oder auf der Bank zu sit­zen. Aber Alex wei­gert sich, zum Aus­hän­ge­schild des Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Teams ver­bo­gen zu wer­den ... nicht ein­mal von einer ver­füh­re­ri­schen Rot­haa­ri­gen mit mör­de­ri­schen Kur­ven.

Als So­zi­al­ar­bei­te­rin ist Sut­ton Price an schwie­ri­ge Men­schen ge­wöhnt - wie Alex, der sein Image auf­po­lie­ren soll, indem er Sut­ton dabei hilft, ein Pro­gramm zur Auf­klä­rung über Dro­gen­miss­brauch für ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che zu ent­wi­ckeln. Was Sut­ton nicht er­war­tet, ist das ar­ro­gan­te Grin­sen auf sei­nen per­fek­ten Lip­pen, das ihre hei­ßes­ten Fan­ta­si­en an­regt. Aber Sut­ton ist keine Frau, die be­ruf­li­che Gren­zen über­schrei­tet. Au­ßer­dem hat Alex nichts mit fes­ten Be­zie­hun­gen am Hut ... oder etwa doch?

Je mehr sie hin­ter Alex' Bad-Boy-Fas­sa­de sieht, desto mehr sehnt sich Sut­ton nach dem Mann, der hier­bei zum Vor­schein kommt.

Die New York Times-Best­sel­ler­au­to­rin Sa­wy­er Ben­nett punk­tet mit dem ers­ten Teil ihrer neuen Eis­ho­ckey-Rei­he, die heiß genug ist, um das Eis zu schmel­zen.

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team Serie

Le­se­pro­be

Sut­ton

Ich setze mich an ihren Schreib­tisch, um die Akte durch­zu­se­hen, die ich mit­ge­nom­men habe. Es ist ein ganz ge­wöhn­li­cher Fall, den ich lei­der nur allzu oft sehe. Meine Auf­ga­be im Zen­trum ist zwar die Be­ra­tung von Men­schen, die von Dro­gen- oder Al­ko­hol­sucht be­trof­fen sind, aber ich habe mich für die Ar­beit mit ge­fähr­de­ten Ju­gend­li­chen und Kin­dern spe­zia­li­siert, deren El­tern Sucht­pro­ble­me haben. Ich kann mir meine Fälle zwar nicht aus­su­chen, aber mein Chef, Ken Sil­ver, hat Ver­ständ­nis für mein In­ter­es­se und neigt dazu, mir diese Art von Fäl­len zu­zu­wei­sen, wenn er kann. In die­sem spe­zi­el­len Fall geht es um eine Schü­le­rin...

...​aus der Ober­stu­fe, die an den Meth-Vor­rat ihrer El­tern ge­riet und be­schloss, es ein­mal zu ver­su­chen. Bei ihrem ers­ten Mal er­litt sie eine Über­do­sis, und ob­wohl sie schwört, dass sie es nie wie­der aus­pro­bie­ren wird, ist die Ver­su­chung immer noch da, denn ihre El­tern neh­men immer noch Dro­gen. Ihr Name ist Mara und sie kommt heute Nach­mit­tag zu un­se­rer drit­ten Sit­zung. Un­se­re Diens­te sind kos­ten­los, be­zahlt von den Steu­er­zah­lern von Wake Coun­ty. Das Beste, was Mara in dem Fall pas­sier­te, ist, dass es sie zu Tode er­schreckt hat, als sie im Kran­ken­haus auf­ge­wacht ist, an­ge­schlos­sen an eine In­fu­si­on. Seit­dem ist sie bei jedem Ter­min pünkt­lich und eif­rig dabei, mit mir zu spre­chen.
Das ist mehr, als ich von mei­nem Zwei­uhr­ter­min sagen kann, der nicht er­schie­nen ist, was mich sehr ent­täuscht. Nicht weil es ein in­ter­es­san­ter Fall ist, son­dern weil es eine Kar­rie­re­chan­ce für mich wäre, die man mir in so jun­gen Jah­ren nor­ma­ler­wei­se nicht bie­tet. Ken hat mir An­fang der Woche ge­sagt, dass er mir ein ganz be­son­de­res Pro­jekt geben würde, weil er weiß, dass es mir sehr am Her­zen lie­gen würde. Of­fen­bar will das Eis­ho­ckey­team Ca­ro­li­na Cold Fury eine An­ti-Dro­gen-Kam­pa­gne star­ten, die sie auf lo­ka­ler Ebene auf­bau­en und mög­li­cher­wei­se auf na­tio­na­le Ebene über­tra­gen könn­ten. Was mir daran be­son­ders am Her­zen liegt? Nun, sie wol­len ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che an­spre­chen und da bin ich voll dabei. Ken teil­te mir mit, dass sie ihren bes­ten Spie­ler, Alex­an­der Cross­man, als Spre­cher ein­set­zen wer­den, und dass ich per­sön­lich mit ihm zu­sam­men­ar­bei­ten soll, um das Pro­gramm zu ent­wi­ckeln und um­zu­set­zen. Das wäre ein Plan für alle Schu­len der Re­gi­on, in denen Mis­ter Cross­man und ich mit den Schü­lern spre­chen wür­den.
Ja, ich!
Ich bin furcht­bar auf­ge­regt, denn ob­wohl ich die Be­ra­tung liebe und sie für nichts auf der Welt ein­tau­schen würde, möch­te ich auch mehr be­wir­ken, aber das geht nur, wenn ich die brei­te Masse er­rei­che. Ich habe keine Ah­nung, wer die­ser Alex­an­der Cross­man ist, denn ehr­lich ge­sagt, weiß ich nichts über Eis­ho­ckey. Ich weiß nur, dass wir hier in Ral­eigh eine Pro­fi­mann­schaft haben, die Cold Fury heißt. Sonst weiß ich nichts über sie. Doch wenn er mir hel­fen kann, mein Ziel zu er­rei­chen, grö­ße­re Grup­pen von Ju­gend­li­chen an­zu­spre­chen, dann wird er mein neuer, bes­ter Freund wer­den.
Die Tat­sa­che, dass der glän­zen­de Stern von einem Spie­ler nicht zu sei­nem Ter­min er­schie­nen ist, hat de­fi­ni­tiv einen schlech­ten Bei­ge­schmack. Das kann aber auch ein nor­ma­les Ver­hal­ten sein. Ich bin noch nie einem Pro­mi­nen­ten oder Sport­star be­geg­net, aber ich ver­mu­te, dass Ar­ro­ganz und An­spruchs­den­ken da­zu­ge­hö­ren könn­ten. Viel­leicht muss ich sogar ler­nen, damit um­zu­ge­hen, wenn wir ver­su­chen, in un­se­rer neuen Ar­beits­be­zie­hung Gren­zen fest­zu­le­gen. Ich mag eine junge Frau sein, aber ich bin nicht ohne Mumm und ich habe Eier, wenn ich wel­che brau­che.
Die Glo­cke über der Ein­gangs­tür läu­tet und kün­digt einen Be­su­cher an. Wir haben nicht viel Pu­bli­kums­ver­kehr, da die meis­ten Ter­mi­ne ge­plant sind, aber kei­ner der an­de­ren Be­ra­ter hat um diese Zeit einen Ter­min, so­dass es un­ge­wöhn­lich ist, dass je­mand vor­bei­kommt.
Als ich nach oben schaue, bin ich kurz sprach­los an­ge­sichts des­sen, was mög­li­cher­wei­se eine Fata Mor­ga­na sein könn­te. Es muss eine sein, denn ernst­haft … es ist un­fass­bar. Er ist un­fass­bar. Das über­steigt meine Vor­stel­lungs­kraft.
Ein Mann kommt her­ein, die frühe Nach­mit­tags­son­ne um­reißt sei­nen brei­ten Kör­per. Er muss min­des­tens zwei Meter groß sein, mit einer kräf­ti­gen Brust, einer schma­len Tail­le und ziem­lich brei­ten Schul­tern. Für einen so gro­ßen Mann bin ich über­rascht, dass er sich mit einer na­tür­li­chen Anmut be­wegt. Seine graue Hose und sein dün­ner schwar­zer Pull­over pas­sen sich sei­nem Kör­per an und zei­gen die Ver­tie­fun­gen und Er­hö­hun­gen der Mus­keln, die man sonst nur in Ge­sund­heits­ma­ga­zi­nen sieht.
Wenn ich schon dach­te, dass sein Kör­per un­glaub­lich ist, werde ich fast ohn­mäch­tig, als ich sein Ge­sicht be­trach­te. Es könn­te Engel zum Wei­nen brin­gen und ich schlie­ße be­wusst den Mund, als ich merke, dass er mir un­gläu­big auf­ge­klappt ist.
Seine dunk­len, fast schwar­zen Haare, mit einem Glanz von Ma­ha­go­ni, trägt er halb­lang und in wir­ren Lagen. Sein Ge­sicht würde, wenn es in Mar­mor ge­hau­en wäre, von den bes­ten Kunst­ga­le­ri­en der Welt be­gehrt wer­den. Es ist aus­ge­stat­tet mit einem kräf­ti­gen Kie­fer, der von dunk­len Stop­peln be­deckt ist, hohen Wan­gen­kno­chen, einer ge­ra­den Nase, und selbst aus der Ent­fer­nung und mit der Sonne im Rü­cken kann ich die kris­tall­klars­ten blau­en Augen er­ken­nen, die ich je bei einem Men­schen ge­se­hen habe.
Das Letz­te, was mir an ihm auf­fällt – denn mir ist schon ei­ni­ges auf­ge­fal­len – ist, dass seine Lip­pen voll sind, die un­te­re ein wenig vol­ler als die obere. Diese Lip­pen, die viel­leicht die per­fek­tes­ten der Welt sind, ver­zie­hen sich zu einem Grin­sen, und ich frage mich so­fort, was er mit die­sem Mund alles an­stel­len könn­te. Und was denke ich noch?
Er grinst, weil ich ihn so un­ver­hoh­len ab­che­cke.
Viel­leicht, weil mein Ge­hirn von sol­cher Pracht ver­wirrt ist, oder viel­leicht, weil ich sonst nicht so leicht in Ver­le­gen­heit ge­ra­te. Ich habe nicht ein­mal ein Fünk­chen An­stand, der mich ver­an­las­sen würde, mei­nen Blick aus Schüch­tern­heit oder Scham ab­zu­wen­den. Also halte ich sei­nen Blick, als er zum Schreib­tisch geht, seine Hand­flä­chen flach auf die Ober­flä­che stützt und mir ein strah­len­des, sexy Lä­cheln schenkt, das mich fast blen­det und auf jeden Fall ein Zie­hen in mei­nem Bauch ver­ur­sacht.
„Aha, du hast mich er­kannt“, sagt er mit tie­fer, leicht ak­zen­tu­ier­ter Stim­me.
Ich blin­ze­le, seine Worte drin­gen zu mir durch, aber nicht wirk­lich. Ich bin immer noch zu sehr vom Weiß sei­ner Zähne ge­blen­det, und ich könn­te schwö­ren, dass ich einen Zahn tat­säch­lich glit­zern sah.
„Ähm, wie bitte?“ Ich habe keine Ah­nung, wer das ist, warum er hier ist oder warum ich ihn er­ken­nen soll­te. Viel­leicht ist er ein be­rühm­tes Model oder ein Schau­spie­ler und ich zer­bre­che mir den Kopf, um sein Ge­sicht ein­zu­ord­nen.
Sein Lä­cheln ver­wan­delt sich in ein Stirn­run­zeln. „Du er­kennst mich also nicht?“
Aus ir­gend­ei­nem ver­rück­ten Grund fühle ich mich schreck­lich, weil ich nicht weiß, wer er ist, und er scheint da­durch ver­letzt zu sein. Nein, nicht ver­letzt, das ist das fal­sche Wort.
Neu­gie­rig.
Ja, das trifft es bes­ser.
Ich lasse mein Ge­hirn auf Hoch­tou­ren lau­fen, wäh­rend es mein Ge­dächt­nis nach allen Fil­men, Sei­fen­opern und Mo­de­ma­ga­zi­nen durch­fors­tet, die ich je ge­se­hen habe, und ver­su­che, auf den Namen die­ses Man­nes zu kom­men.
„Alex Cross­man“, sagt er schließ­lich und lässt mich vom Haken. „Ich habe einen Ter­min mit Sut­ton Price.“
Ver­dammt noch mal.
Das ist Alex­an­der Cross­man? Star­spie­ler der Cold Fury und po­ten­zi­el­les GQ-Mo­del. Mein neuer Mit­strei­ter bei der Ent­wick­lung eines Pro­gramms für Ju­gend­li­che in Schwie­rig­kei­ten. Und ein all­ge­mei­ner Idiot, weil er zu spät kommt und nicht ein­mal an­ruft. Ich weiß nicht, ob ich einen Or­gas­mus be­kom­men oder mich dar­über är­gern soll, dass er drei­ßig Mi­nu­ten nach un­se­rem ge­plan­ten Ter­min her­ein­spa­ziert.
„Sie sind spät dran, Mr. Cross­man“, sage ich und igno­rie­re, dass er mich ein­fach ge­duzt hat, wobei meine Miss­bil­li­gung durch­klingt. „Um etwa eine halbe Stun­de.“
Er sieht nicht im Ge­rings­ten be­ein­druckt aus, aber sein Lä­cheln wird noch brei­ter. Als er seine Hände vom Schreib­tisch nimmt, lehnt er sich mit der Hüfte an die Kante, und ich schlu­cke schwer, als ich die ge­spann­ten Ober­schen­kel­mus­keln be­mer­ke, die mir förm­lich ins Auge sprin­gen, wäh­rend der Stoff sei­ner Hose um sein Bein spannt. Ich zwin­ge mich dazu, den Blick zu heben, damit ich nicht ver­se­hent­lich auf das schaue, was sich zwi­schen die­sen Schen­keln be­fin­den mag. Ir­gend­wie stel­le ich mir vor, dass es ge­nau­so präch­tig sein muss wie der Rest von ihm.
Ich nicke zu der Be­su­cher­couch in der Ecke. „Wenn Sie sich bitte set­zen wür­den, es dau­ert nur einen Mo­ment.“
Er rührt sich nicht vom Schreib­tisch, son­dern sieht mich nur an, wobei sein Lä­cheln nicht mehr die wei­ßen Zähne zeigt, son­dern amü­siert ist.
„Ich sag dir was“, be­ginnt er, lehnt sich etwas näher heran und sagt: „Ich werde mich hin­set­zen und ge­dul­dig war­ten, wenn du mich heute Abend bei mir für dich ko­chen lässt.“
Mein Ge­sicht scheint zu er­schlaf­fen, so­dass mir ohne jeg­li­che Stüt­ze die Kinn­la­de hin­un­ter­fällt. Alex Cross­man, pro­fes­sio­nel­ler Eis­ho­ckey­spie­ler und der schöns­te Mann des Pla­ne­ten – nein, des Uni­ver­sums – hat mich ge­ra­de um ein Date ge­be­ten?
Nein, warte. Das ist kein Date. Das ist nur eine Ein­la­dung in seine Woh­nung.
Zum Abend­es­sen.
Ein pri­va­tes Abend­es­sen. In pri­va­ter Um­ge­bung.
In mei­nem Kopf schril­len die Alarm­glo­cken und ich er­ken­ne mit ab­so­lu­ter Klar­heit, dass Herr Cross­man diese Ein­la­dung in der Hoff­nung aus­ge­spro­chen hat, in mein Hös­chen zu ge­lan­gen.
Okay, ich weiß wie­der nicht, ob ich einen Or­gas­mus haben oder be­lei­digt sein soll.
Ich ent­schei­de mich dafür, pro­fes­sio­nell zu blei­ben, da ich immer noch im Dienst bin, und mich be­lei­digt zu geben. Ich sehe ihn mit ver­eng­ten Augen an und nicke wie­der in Rich­tung Couch. „Nein, danke. Wenn Sie sich jetzt bitte hin­set­zen wol­len, damit ich meine Ar­beit ma­chen kann …“
Er sieht mich einen Mo­ment län­ger an, zuckt mit den Schul­tern und ich sehe, wie das amü­sier­te Lä­cheln aus sei­nem Ge­sicht ver­schwin­det. „Fra­gen kos­tet nichts“, sagt er mit einem Au­gen­zwin­kern, bevor er zur Couch geht und sich setzt.
Ich ver­su­che, mich auf Maras Akte zu kon­zen­trie­ren, kann aber nicht umhin, einen Blick auf Mr. Eis­ho­ckey-Hot­tie zu wer­fen. Er ist ein­fach um­wer­fend, aber auch völ­lig von sich ein­ge­nom­men. Nicht, weil er mich um ein Date ge­be­ten hat. Ich meine, das war ir­gend­wie schmei­chel­haft, auch wenn ich nicht in­ter­es­siert bin. Auf kei­nen Fall würde ich beim ers­ten Date in die Woh­nung eines Man­nes zum Essen gehen. Aber er ist of­fen­sicht­lich so ar­ro­gant, weil er glaubt, dass seine Zeit wich­ti­ger ist als meine. An die­sem Punkt hoffe ich, dass Min­nie sich Zeit lässt, wenn sie von der Dro­ge­rie zu­rück­kommt, damit Mr. Cross­man sich eine Weile ab­küh­len und sehen kann, wie es ist, wenn man re­spekt­los ist.
Als wäre sie nur auf­ge­taucht, weil ich an sie ge­dacht habe, kommt Min­nie in einer Wolke aus Estée-Lau­der-Par­füm und Son­nen­schein zur Tür her­ein. „Ich bin wie­der da“, zwit­schert sie fröh­lich. „Vie­len Dank, meine Liebe.“
„War mir ein Ver­gnü­gen, Min­nie.“
Ich stehe vom Schreib­tisch auf, nehme Maras Akte und wende mich der Couch zu, auf der Alex sitzt. Ich über­le­ge, ob ich ihn noch ein biss­chen län­ger hier­las­sen soll, ent­schei­de mich dann aber da­ge­gen, denn ich bin kein rach­süch­ti­ger Mensch. „Mr. Cross­man, wenn Sie bitte mit­kom­men wür­den …“
Er hebt sei­nen gro­ßen Kör­per von der Couch und als er seine volle Größe er­reicht hat, höre ich, wie Min­nie hin­ter mir leicht auf­stöhnt und mur­melt: „O, Mann.“
Ja, Min­nie. Er ist de­fi­ni­tiv ein o Mann.
Als Alex mit sei­nen über­lan­gen Bei­nen auf mich zu­geht, wan­dert sein Blick läs­sig an mei­nem Kör­per hinab und lang­sam wie­der hin­auf, bis er mir in die Augen sieht. Be­wun­de­rung scheint deut­lich durch und das macht mich ver­le­gen. Ich drehe auf dem Ab­satz um und sage über die Schul­ter hin­weg: „Fol­gen Sie mir.“
Als ich durch die Tür in den hin­te­ren Be­reich gehe und meine Ab­sät­ze auf dem Flie­sen­bo­den kla­ckern, spüre ich, wie sein Blick auf mei­nem Hin­tern brennt. Ich bin ein biss­chen froh, dass er wahr­schein­lich meine Figur an­starrt und nicht die mit Filz­stift be­schmier­ten, ab­ge­wetz­ten Ab­sät­ze mei­ner Schu­he.
Als ich mein Büro er­rei­che, stoße ich die Tür auf und mache ein Zei­chen, dass er vor­an­ge­hen soll. Ich folge ihm und schlie­ße die Tür. „Bitte set­zen Sie sich.“ Ich gehe um den Schreib­tisch herum, lege Maras Akte in eins der Re­ga­le und setze mich auf den bil­li­gen Bü­ro­stuhl mit un­ebe­nen Rol­len, der bei jeder Be­we­gung quietscht. Als ich den Mann schließ­lich von der an­de­ren Seite des Schreib­ti­sches an­se­he, starrt er mich fas­sungs­los an.
„Sie sind Sut­ton Price?“
„Die Wahr­haf­ti­ge“, scher­ze ich.
„Fuck“, mur­melt er und fährt sich ir­ri­tiert mit der Hand durch die lan­gen Haare. „Ich dach­te, Sut­ton wäre der Name eines Kerls.“
„Das stimmt wohl“, be­stä­ti­ge ich. „Zu­fäl­lig ist es aber auch mein Name.“
„Him­mel“, mur­melt er.
Ich kann beim bes­ten Wil­len nicht ver­ste­hen, warum ihn mein Name zu stö­ren scheint. Je bes­ser ich Alex Cross­man ken­nen­ler­ne, desto we­ni­ger werde ich ihn mögen.

Alex

Ver­flucht noch mal!
Diese total heiße Frau hin­ter dem Schreib­tisch, die mir in Ge­dan­ken heute Abend einen bla­sen soll­te, ist also die ver­damm­te Be­ra­te­rin, mit der ich zu­sam­men­ar­bei­ten muss?
Das amü­siert mich nicht, denn ob­wohl ich wirk­lich um­wer­fend char­mant sein kann, wenn ich will, ver­ab­scheue ich diese ganze Wohl­tä­tig­keits­sa­che so sehr, dass ich weiß, dass ich die­ser Frau ge­gen­über wahr­schein­lich nichts als ein Arsch­loch sein werde. Mir ist klar, dass sie das nicht ver­dient hat, aber so ist es nun mal.
Ja, ich weiß, dass es sich um einen guten Zweck han­delt, und wie ich schon sagte, bin ich für gute Zwe­cke zu haben. Aber es kotzt mich an, dass ich ge­zwun­gen werde, dies aus Stra­fe und als Mit­tel zu tun, um mich zu zü­geln. Al­lein die Tat­sa­che, dass ich auf die Straf­bank ge­setzt werde, wenn ich mich wei­ge­re, das hier zu tun, macht mich noch wü­ten­der als meine nor­ma­le mür­ri­sche Ein­stel­lung. Und ich habe das Ge­fühl, dass diese arme Frau nicht wis­sen wird, wie ihr ge­schieht, wenn wir heute fer­tig sind.
Ginge es nur darum, eine Kar­rie­re auf­zu­ge­ben, die ich hasse, säße ich jetzt nicht hier. Ich hätte dem Coach neu­lich bei un­se­rem Ge­spräch ge­sagt, dass er mich mal kann und wäre ge­gan­gen. Aber lei­der ist die­ser Beruf, den ich so sehr hasse, auch sehr not­wen­dig, weil ich nichts an­de­res kann. Mein guter alter Dad hat dafür ge­sorgt, dass ich all meine En­er­gie, meine Be­mü­hun­gen und mein Ta­lent dar­auf ver­wen­de, einer der bes­ten Eis­ho­ckey­spie­ler der Welt zu wer­den, und zwar so sehr, dass ich nicht ein ein­zi­ges Mal dar­über nach­ge­dacht habe, was ich tun würde, wenn es ein­mal vor­bei ist.
Des­halb zähle ich jeden Cent, den ich ver­die­ne, und lege ihn auf die Seite für den Tag, an dem ich die­sen Beruf nicht mehr ma­chen kann, damit ich we­nigs­tens etwas Geld zum Leben habe, wäh­rend ich über­le­ge, was ich mit dem Rest mei­ner Exis­tenz an­fan­gen soll. Des­halb wohne ich in einer klei­nen Zwei­zim­mer­woh­nung und be­sit­ze einen ge­brauch­ten Chevy, wäh­rend meine Team­kol­le­gen in Vil­len leben und Lu­xus-Kar­ren fah­ren. Denn mein Ver­dienst ist mein Ti­cket in die Frei­heit, weg von einem über­heb­li­chen und ge­walt­tä­ti­gen Vater, der un­fä­hig ist, sei­nen Sohn zu lie­ben, und einer Kar­rie­re, auf die ich ge­nau­so gut ver­zich­ten könn­te wie auf alles an­de­re.
Als ich Sut­ton Price an­se­he, knur­re ich in­ner­lich über diese un­glück­li­che Wen­dung der Er­eig­nis­se. Ich hatte ge­hofft, sie noch ein­mal an­spre­chen zu kön­nen, bevor ich gehe, und war mir ziem­lich si­cher, dass ich sie zu einem Abend­es­sen in mei­ner Woh­nung über­re­den könn­te. Ich würde sogar etwas Net­tes ko­chen. Auf jeden Fall ohne Hack­flei­schwür­ze aus der Fer­tig­pa­ckung. Aber nein, sie ist im We­sent­li­chen meine Ge­fäng­nis­wär­te­rin für ein Jahr, was sie gleich­zei­tig zu mei­ner Fein­din macht. Und man kann den Feind schlecht fi­cken. Zu­min­dest glau­be ich nicht, dass ich das kann.
„Du bist tat­säch­lich eine der Be­treue­rin­nen hier?“, frage ich und meine Stim­me trieft vor Skep­sis, denn ich bin nicht be­reit zu glau­ben, dass diese Frau heute Nacht nicht unter mir lie­gen wird.
Sie schenkt mir ein mil­des Lä­cheln. „Ja, ich kann Ihnen ver­si­chern, dass ich hier Be­ra­te­rin bin.“
„Du siehst nicht ein­mal alt genug aus, um aus der High­school raus zu sein.“
„Ich bin zwei­und­zwan­zig und habe mei­nen Mas­ter­ab­schluss ge­macht. Ich bin qua­li­fi­ziert.“
„Zwei­und­zwan­zig und ein Mas­ter­ab­schluss?“, frage ich skep­tisch.
„Ich habe den Mas­ter schon wäh­rend des Stu­di­ums an­ge­fan­gen. Nach mei­nem Ab­schluss habe ich etwa ein Jahr ge­braucht, um ihn ab­zu­schlie­ßen.“
Ich mus­te­re sie ein­ge­hend und fi­xie­re sie mit einem ei­si­gen Blick. Der hat schon viele Frau­en zum Wei­nen ge­bracht und ei­ni­ge Män­ner zum Zit­tern. Sie zieht nur eine Au­gen­braue hoch und hält mei­nem Blick stand.
„Du musst wis­sen, dass ich nur unter Pro­test hier bin“, in­for­mie­re ich sie.
„Wirk­lich?“, fragt sie, ihre Stim­me ist sam­tig weich, aber vol­ler Sar­kas­mus. „Das hätte ich ja nie ver­mu­tet.“
„Du wirst schnell her­aus­fin­den, dass es nicht ein­fach ist, mit mir zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.“
„Ich habe Er­fah­rung mit schwie­ri­gen Men­schen.“
„Meis­tens werde ich wahr­schein­lich gar nicht auf­tau­chen oder ein Arsch­loch sein.“
„We­nigs­tens bin ich jetzt vor­ge­warnt.“
Him­mel noch mal. Lässt sich diese Frau von nichts ab­schre­cken?
Seuf­zend lehne ich mich auf dem Stuhl zu­rück und schla­ge die Hände über dem Bauch zu­sam­men. Ich suche in ihrem Ge­sicht nach einem Zei­chen von Schwä­che, die ich aus­nut­zen kann. Ein Aus­lö­ser, eine Un­si­cher­heit, etwas, das ich tun kann, um ihr so unter die Haut zu gehen, wie sie mir of­fen­bar unter die Haut geht. Doch ich finde nichts außer einem freund­li­chen Lä­cheln und wun­der­schö­ne grün-gol­de­ne Augen, um die sich eine Masse kup­fer­far­be­ner Haare lo­cken.
Fuck.
Ich bin lau­ni­scher als sonst, weil ich mich zu die­ser Frau hin­ge­zo­gen fühle, und zwar auf eine Weise, wie ich mich schon lange nicht mehr zu je­man­dem hin­ge­zo­gen ge­fühlt habe. Das ver­wirrt mich, fas­zi­niert mich ein wenig, aber vor allem macht es mich wü­tend. Ich grei­fe in meine Ge­säß­ta­sche, ziehe einen Um­schlag her­aus und rei­che ihn ihr über den Schreib­tisch. „Das ist von Walt Pres­ton­wood, dem Ge­schäfts­füh­rer der Cold Fury.“
Sie nimmt ihn mir neu­gie­rig ab und ich sehe zu, wie sie einen Brief­öff­ner nimmt und das Sie­gel auf­bricht. Ich weiß nicht, was drin ist, aber ich kann es mir vor­stel­len. Ich be­ob­ach­te ihr Ge­sicht auf­merk­sam, als sie ein ein­zel­nes Blatt Pa­pier her­aus­zieht. Ich kann das Logo der Fury auf der Vor­der­sei­te und ge­tipp­te Worte er­ken­nen, aber dar­über hin­aus ist der In­halt ein Rät­sel.
Ihre Augen be­we­gen sich beim Lesen hin und her, und ihre Au­gen­brau­en zie­hen sich zu­sam­men. Als sie fer­tig ist, über­rascht sie mich und reicht mir das Pa­pier über den Schreib­tisch. Ich nehme es ihr aus der Hand und lese es schnell. Es ist das, was ich mir vor­ge­stellt habe. Ein Brief an sie, in dem er­klärt wird, dass das Team hofft, dass diese Ge­le­gen­heit ge­nutzt wer­den kann, um mein Image auf­zu­po­lie­ren, dass ich unter Pro­test hier bin und dass das Team möch­te, dass Ms. Price wö­chent­lich über mein Ver­hal­ten be­rich­tet. Das ist im Grun­de ihre ge­hei­me Me­tho­de, mir auf die Fin­ger zu schau­en, und ich bin ab­so­lut fas­sungs­los, dass sie mich den Brief lesen lässt. Vor allem, weil in der letz­ten Zeile steht: „Ich möch­te Sie bit­ten, die­sen Brief pri­vat zu hal­ten und ihn nicht an Mr. Cross­man wei­ter­zu­ge­ben.“
„Ich bin nicht glück­lich dar­über, Ba­by­sit­ter sein zu müs­sen“, sagt sie und mein Blick wan­dert zu ihr.
„Ich bin auch nicht ge­ra­de be­geis­tert davon“, ant­wor­te ich ehr­lich.
Dann sieht sie mich an, mit zur Seite ge­neig­tem Kopf. „Also, was ist mit Ihnen los? Sind Sie das schwar­ze Schaf des Teams oder so?“
„So etwas in der Art“, mur­me­le ich, nicht be­reit, die Mil­lio­nen von Grün­den zu nen­nen, warum ich hier sitze. „An­schei­nend habe ich ein klei­nes Pro­blem mit mei­ner Ein­stel­lung.“
Dann tut Sut­ton etwas, das ich wohl nie ver­ges­sen werde, so­lan­ge ich lebe. Sie lä­chelt mich ver­schmitzt an, ihre Augen wir­ken mehr gol­den als grün. Sie ist so ver­dammt schön in die­sem Mo­ment, dass mir der Atem stockt. „Ich kann mit üblen Ein­stel­lun­gen um­ge­hen“, sagt sie mit einem Au­gen­zwin­kern. „Das macht die Dinge in­ter­es­sant.“ Ge­ra­de will ich den Mund öff­nen, um ir­gend­et­was zu sagen – ohne zu wis­sen was –, aber dann sagt sie:
„Im Ernst, Mr. Cross­man …“
„Sag Alex zu mir.“
„Alex“, sagt sie mit einem Kopf­ni­cken. „Wenn du das wirk­lich nicht willst, scha­dest du der Sache nur mehr, als dass du Gutes tust. Wir wer­den mit Kin­dern über Dro­gen­ab­hän­gig­keit spre­chen. Sie er­ken­nen einen Schwind­ler auf An­hieb. Sie müs­sen uns glau­ben. Sie müs­sen uns ver­trau­en.“
Zum ers­ten Mal seit vie­len Jah­ren spüre ich so etwas wie Scham. Ich war für viele Men­schen in mei­nem Leben ein Arsch, weil ich meine Wut und meine Pro­ble­me mit mei­nem Vater an an­de­ren aus­le­be. Aber nicht ein ein­zi­ges Mal habe ich Scham oder auch nur das kleins­te biss­chen Schuld für meine Hand­lun­gen emp­fun­den. Doch jetzt bin ich hier, und Sut­ton Price gibt mir das Ge­fühl, ver­dammt mick­rig zu sein. Der Alex Cross­man, der im Arsch­loch­land lebt, hätte ihr mit einer ab­fäl­li­gen Be­mer­kung ge­ant­wor­tet, ge­folgt von einem An­griff auf ihr Selbst­wert­ge­fühl.
Statt­des­sen sage ich: „Ich bin unter Pro­test hier, weil sie mich zwin­gen, das zu tun. Aber wenn ich die Mög­lich­keit hätte, mich frei­wil­lig für ein Pro­jekt wie die­ses zu mel­den, würde ich es so­fort tun. Viel­leicht habe ich ein Pro­blem mit mei­ner Ein­stel­lung, Ms. Price …“
„Sut­ton“, sagt sie und lä­chelt.
„Sut­ton. Aber ich denke, das ist eine gute Sache. Wenn es sein muss, musst du wis­sen, dass ich mich ehr­lich an­stren­gen werde. Ich würde nie etwas tun, um ein Kind zu ver­ar­schen. Nie­mals.“
Ich be­ob­ach­te er­staunt, wie ihr Aus­druck warm und weich wird, dabei schenkt sie mir ein brei­tes Lä­cheln, das mein Herz wie ver­rückt klop­fen lässt. Das ist ein merk­wür­di­ges Ge­fühl.
„Fan­tas­tisch“, sagt sie en­thu­si­as­tisch. „Ich muss sagen, dass ich mich sehr auf die­ses Pro­jekt freue. Es war schon immer mein Traum, an einem Pro­gramm für ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che teil­zu­neh­men, und das in einem so jun­gen Alter und mit dem Ein­fluss eines pro­fes­sio­nel­len Eis­ho­ckey­teams im Rü­cken …“
Ich blen­de sie aus und höre kein ein­zi­ges Wort mehr. Statt­des­sen star­re ich sie ge­bannt an, wie sie den Mund be­wegt, der mir ihre Worte so schnell ent­ge­gen­schleu­dert, denn sie ist auf­ge­regt wie ein Kind an Weih­nach­ten. Was mich dazu bringt, mich auf ihren Mund zu kon­zen­trie­ren und dar­auf, wie ver­dammt sexy ihre Lip­pen sind. Sie ist zwei­fels­oh­ne schön, aber nicht auf die klas­si­sche Art. Eher auf eine ge­er­de­te, läs­si­ge Art. Sie trägt nicht viel Ma­ke-up, aber das hat sie auch nicht nötig. Ihre Haut ist klar und zart, und ihre Augen und Haare sind bei wei­tem ihre bes­ten At­tri­bu­te. Wenn sie lä­chelt, fällt mir so­fort auf, dass sie einen leicht schie­fen Zahn hat, aber aus ir­gend­ei­nem Grund trägt das zu ihrem Charme bei. Die Tat­sa­che, dass sie nicht per­fekt ist, lässt sie fast per­fekt er­schei­nen. Au­ßer­dem hat sie eine klei­ne Narbe unter ihrer lin­ken Au­gen­braue, aber auch das trägt zu ihrer ein­zig­ar­ti­gen Aus­strah­lung bei.
Ich werde nicht lügen, ihr Kör­per ist um­wer­fend. Als ich auf dem Weg in ihr Büro hin­ter ihr her­lief, blieb mein Blick an ihrem kur­vi­gen Hin­tern hän­gen, der von ihrem schma­len, grau­en Rock ge­formt wurde, der die Knie­keh­len und ihre stram­men Waden streif­te. Zu­sam­men mit ihrem fla­chen Bauch ist leicht zu er­ken­nen, dass sie Fit­ness macht. Das Ein­zi­ge, was ich nicht gut er­ken­nen kann, sind ihre Brüs­te. Das liegt daran, dass die creme­far­be­ne Sei­den­blu­se vorn Rü­schen hat, die sie nicht be­son­ders be­to­nen. Ihre Brust sieht nicht über­mä­ßig groß aus, aber ich wette, sie ist eine Hand­voll, was mich umso mehr be­dau­ern lässt, dass sie heute Abend nicht zu mir nach Hause kom­men wird.
„Also, ich denke, wenn wir flei­ßig ar­bei­ten, könn­ten wir in ein paar Mo­na­ten etwas auf den Markt brin­gen, meinst du nicht?“
Ich höre wie­der ge­nau­er zu und nicke, wobei ich keine Ah­nung habe, was sie ge­ra­de ge­sagt hat. „Klingt gut.“
„Also, wie oft wol­len wir uns tref­fen? Dein Zeit­plan muss viel kom­ple­xer sein als mei­ner, aber ich bin ziem­lich fle­xi­bel. Ich kann auch nachts oder am Wo­chen­en­de, wenn du willst.“
„Mein Zeit­plan va­ri­iert von Woche zu Woche, je nach­dem, ob wir zu Hause oder aus­wärts spie­len. Wir wer­den viel kurz­fris­tig pla­nen müs­sen.“
„Okay“, sagt sie fröh­lich, aber ich sehe, dass sie wie ein Renn­pferd dar­auf brennt, aus dem Tor zu stür­men. Ihr En­thu­si­as­mus ist leicht an­ste­ckend und ich er­tap­pe mich dabei, wie ich mein iPho­ne aus der Ta­sche ziehe. „Sag mir, wel­che Tage du nächs­te Woche frei hast, und ich werde sehen, was wir ar­ran­gie­ren kön­nen.“
Sie wen­det sich ihrem Lap­top zu und be­ginnt, mir ihren Ter­min­plan mit­zu­tei­len. In­ner­halb we­ni­ger Mi­nu­ten haben wir ein Tref­fen für den fol­gen­den Mon­tag­mor­gen ver­ein­bart. Sut­ton greift in eine Schreib­tisch­schub­la­de, zieht einen di­cken Ak­ten­ord­ner her­aus und reicht ihn mir.
„Was ist das?“, frage ich miss­trau­isch.
„Haus­auf­ga­ben. Es ist ein Pro­gramm, das sie in Ka­li­for­ni­en durch­füh­ren und das ich stu­diert habe. Ich denke, es ist ein gutes Mo­dell und wird uns eine Menge Ar­beit er­spa­ren.“
Ich be­trach­te den Ord­ner, als wäre er ein ek­li­ger Käfer in mei­ner Hand, und kann nicht ver­hin­dern, dass ich die Nase rümp­fe. „Warum gibst du mir nicht ein­fach eine münd­li­che Kurz­ver­si­on?“
Sut­ton lacht und in mei­nem Bauch krib­belt es bei dem kla­ren, ho­nigs­ü­ßen Klang. Ihre Augen fun­keln, ihre Zähne blit­zen, sogar der klei­ne schie­fe Zahn, und ihre Stim­me ist wie Musik in mei­nen Ohren.
Was zum Teu­fel …?
Seit wann fällt mir so ein Scheiß bei Frau­en auf? Ich bin ein Tit­ten-und-Arsch-Mann. Aber an­schei­nend bin ich jetzt auch ein Mann der auf Augen, Haare und Stim­me steht.
Wäh­rend Sut­tons La­chen noch immer er­tönt, schüt­te­le ich den Kopf. „Das war nicht wit­zig ge­meint.“
„Nein, si­cher nicht“, sagt sie und ki­chert immer noch, „aber ich mache deine Haus­auf­ga­ben nicht für dich.“
Ich stüt­ze die Ell­bo­gen auf die Knie und ver­schrän­ke die Hände in­ein­an­der. Ich sehe sie di­rekt an und lasse alle Scher­ze bei­sei­te. „Du wirst nicht nach­ge­ben, oder?“
„Nein.“
„Auch nicht, weil ich ein er­folg­rei­cher Eis­ho­ckey­spie­ler bin?“
„Schon gar nicht des­we­gen“, sagt sie und blickt mich mit ge­spiel­ter Miss­bil­li­gung an. „Au­ßer­dem habe ich keine Ah­nung von Eis­ho­ckey.“
„Du soll­test nach­sich­tig mit mir sein, dann be­neh­me ich mich auch nicht mehr wie ein Arsch­loch.“
„Wuss­test du nicht, dass man mit Zu­cker mehr Flie­gen fängt?“
„Wenn ich nett bin, bist du also nach­sich­tig mit mir?“
„Nein. Nicht ein­mal dann“, sagt sie grin­send.
Ich star­re sie an und bevor ich über­haupt weiß, wie mir ge­schieht, bre­che ich in Ge­läch­ter aus. Laut. Es fühlt sich na­tür­lich, amü­sant und … rich­tig an. „Du weißt also wirk­lich nichts über Eis­ho­ckey?“, frage ich und lache immer noch in mich hin­ein.
„Es wird auf Eis ge­spielt, rich­tig?“
„Das letz­te Mal, als ich es sah, ja“, ant­wor­te ich mit einem Schnau­ben.
„Dann ist das schon der ganze Um­fang mei­nes Wis­sens.“
„Ich sage dir was. Ich be­sor­ge dir eine Karte für das Spiel mor­gen Abend und du kannst an­fan­gen, etwas dar­über zu ler­nen.“
„Oh, das ist wirk­lich nett, aber ich habe mor­gen Abend schon etwas vor“, sagt sie und ihre Wan­gen wer­den leicht rot.
„Ich kann dir auch vier Kar­ten be­sor­gen, also wenn du mit Freun­den aus­gehst oder so …“
„Ei­gent­lich ist es ein Date und ich weiß noch nicht, was wir ma­chen wer­den.“
Aha. Heute wird sie also auf kei­nen Fall bei mir zu Abend essen. Ich weiß nicht viel über Sut­ton Price, aber ich kann mit Si­cher­heit be­haup­ten, dass sie nicht der Typ ist, der zwei­glei­sig fährt. Ich bin selt­sa­mer­wei­se ge­knickt, weil sie mor­gen ein Date hat, aber ich weiß nicht, warum. Ab­ge­se­hen von der Ent­täu­schung, dass sie sich nicht auf mei­nem Bett win­den wird, soll­te ich gar keine Ge­füh­le für sie haben.

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