Carolina Cold Fury-Team: Zack

Ori­gi­nal­ti­tel: Zack: A Cold Fury Ho­ckey Novel (Ca­ro­li­na Cold Fury Ho­ckey Book 3)
Über­set­zer: Joy Fra­ser

Er­schie­nen: 01/2024
Serie: Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team
Teil der Serie: 3

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ca­ro­li­na, Ral­eigh


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-664-5
ebook: 978-3-86495-665-2

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Carolina Cold Fury-Team: Zack


In­halts­an­ga­be

Der auf­stre­ben­de Eis­ho­ckey­star Zack Grant­ham steckt in einer Ab­wärts­spi­ra­le der Trau­er fest, die seine Kar­rie­re auf Eis ge­legt hat. Er ist wie­der mit dem Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Eis­ho­ckey­team un­ter­wegs, hat aber immer noch emo­tio­na­le Pro­ble­me, ist jetzt al­lein­er­zie­hen­der Vater und braucht drin­gend Un­ter­stüt­zung bei der Er­zie­hung sei­nes Soh­nes. Doch wäh­rend das kau­zi­ge neue Kin­der­mäd­chen das Herz sei­nes Soh­nes schnell er­obert, ist Zack nicht si­cher, ob er für die Be­rüh­run­gen einer an­de­ren Frau be­reit ist - selbst nach­dem er einen Blick auf die mör­de­ri­schen Kur­ven ge­wor­fen hat, die sie unter ihren Schlab­ber­kla­mot­ten ver­steckt.

Kate Fran­cis hält Män­ner wie Zack nor­ma­ler­wei­se auf Dis­tanz. Ob­wohl er einen per­fek­ten Ath­le­ten­kör­per hat, wei­gert er sich, sein Leben wei­ter zu leben - und au­ßer­dem ist er ihr Boss. Doch die Fun­ken zwi­schen ihnen sprü­hen un­über­seh­bar und ver­lei­ten Kate dazu, ihre be­ruf­li­che Be­zie­hung zu Zack in eine per­sön­li­che ver­wan­deln zu wol­len. Aber bevor sie ein Macht­spiel um Zacks ver­wun­de­tes Herz spie­len kann, muss Kate zu­erst Zacks Mau­ern ein­rei­ßen und ihm zei­gen, dass die Liebe den Kampf wert ist.

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team Serie

Le­se­pro­be

Zack

Es klin­gelt, als ich ge­ra­de ver­su­che, mit einer Hand einen Pfann­ku­chen zu wen­den und mit der an­de­ren den Speck von der Grill­plat­te zu zie­hen. Der Pfann­ku­chen bleibt kle­ben, klappt dann in der Mitte zu­sam­men und mein Un­ter­arm be­rührt den Rand der Grill­plat­te. Ich schwö­re, dass ich meine Haut brut­zeln höre.
„Schei­ße!“ Ich zucke zu­rück, lasse so­wohl die Gabel in der einen als auch den Pfan­nen­wen­der in der an­de­ren Hand fal­len und bin dank­bar, dass Ben in sei­nem Zim­mer spielt und mich nicht flu­chen hört. Es ist ein stän­di­ger Kampf, in der Nähe des Jun­gen auf mei­nen Aus­druck zu ach­ten.
Ich...

...​schalte die Hitze der elek­tri­schen Grill­plat­te ab und reibe mir vor­sich­tig die Brand­stel­le am Arm. Dann gehe ich zur Haus­tür. Als ich um die Ecke von der Küche ins Wohn­zim­mer biege, stoße ich mit mei­nem nack­ten Fuß gegen Bens Spiel­zeug-Kip­plas­ter, was dazu führt, dass eine Reihe von Flü­chen aus mei­nem Mund kommt, wäh­rend ich zur Tür hum­pe­le. Meine Haus­tür ist aus ho­nig­far­be­ner Eiche und hat einen gro­ßen ova­len Gla­s­ein­satz mit flo­ra­len In­tar­si­en. Gina hat ihn aus­ge­sucht und ein­bau­en las­sen, weil sie mein­te, dass da­durch mehr Licht in den Flur käme. Ich fand das etwas zu weib­lich, aber ich habe ihr nicht wi­der­spro­chen. Das Haus war ihre Do­mä­ne.
Durch das Glas kann ich mei­nen Be­su­cher sehen, aber wegen der Mus­ter, die teil­wei­se die Per­son ver­zer­ren, sind keine De­tails er­kenn­bar. Ich weiß trotz­dem, wer es ist.
Bens neues Kin­der­mäd­chen.
Ro­ber­ta Fran­cis.
Sie war De­la­neys erste Wahl, und nach­dem ich ihre Be­wer­bung kurz über­flo­gen hatte, muss­te ich mir an­hö­ren, wie meine Schwes­ter von ihr schwärm­te. De­la­ney fand, dass sie in jeder Hin­sicht per­fekt für die Stel­le ist. Sie kann fan­tas­tisch mit Kin­dern um­ge­hen, da sie bei der Er­zie­hung ihrer drei Nef­fen ge­hol­fen hat. Au­ßer­dem ist sie eine Stu­den­tin mit einem fle­xi­blen Zeit­plan. De­la­ney re­de­te un­un­ter­bro­chen über diese spe­zi­el­le Si­tua­ti­on, aber ich schal­te­te ab und dach­te über alles nach, was ich tun muss, um das Haus für den Ver­kauf vor­zu­be­rei­ten. Viel­leicht ziehe ich wei­ter raus aufs Land, wo wir ein gro­ßes Grund­stück haben kön­nen und Ben einen Hund.
Schließ­lich un­ter­brach ich De­la­ney ein­fach und sagte: „Sie klingt per­fekt. Ich nehme sie.“
Und jetzt, wo ich dabei bin, die Tür zu öff­nen, um eine Frau in mein Haus zu las­sen, die die wich­tigs­te aller Auf­ga­ben, näm­lich die Be­treu­ung mei­nes Soh­nes, über­neh­men wird, wird mir plötz­lich klar, dass ich nichts über sie weiß. Außer ihrem Namen und einer vagen Er­in­ne­rung daran, dass sie eine Stu­den­tin ist, die bei der Er­zie­hung ihrer Nef­fen ge­hol­fen hat.
Na toll. Du bist wirk­lich ein en­ga­gier­ter und ver­ant­wor­tungs­vol­ler El­tern­teil, Zack.
Die ein­zi­ge Ret­tung in die­sem Mo­ment ist, dass De­la­ney diese Frau gründ­lich in­ter­viewt hat, ihre Re­fe­ren­zen über­prüft hat und von ihr be­geis­tert war. Ich ver­traue De­la­ney, also wird es schon gut gehen. Sie wird si­cher­lich groß­ar­tig sein.
Ich wünsch­te, ich könn­te mir selbst glau­ben.
Ich schwin­ge die Tür auf und werfe einen ers­ten Blick auf die Frau, die in mein Haus ein­zie­hen und sich um mei­nen Sohn küm­mern wird. Ich weiß nicht, was ich er­war­tet habe, aber das nicht. Nach De­la­neys Ein­schät­zung hätte ich er­war­tet, dass sie einen Su­per­hel­de­n­um­hang trägt oder dass sie zu­min­dest einen gol­de­nen Hei­li­gen­schein und En­gels­flü­gel hat.
Statt­des­sen ist sie ir­gend­wie un­auf­fäl­lig.
Sie sieht mich mit run­den, kris­tall­blau­en Augen an, die un­ge­schminkt sind und von einer brau­nen Horn­bril­le um­rahmt wer­den. Ihr dunk­les Haar ist mit einem Stirn­band zu­rück­ge­hal­ten und hoch­ge­steckt, so­dass ich nicht weiß, wie lang es ist. Sie ist klein, reicht mir kaum bis zur Schul­ter und trägt ein über­gro­ßes, ex­trem ver­blass­tes, rotes NC-Sta­te-Sweat­shirt und Jeans, die ihr etwa zwei Num­mern zu groß sind. Ein alter Ruck­sack, den sie sich über die Schul­ter ge­hängt hat, und ab­ge­nutz­te Ten­nis­schu­he ver­voll­stän­di­gen ihr Out­fit.
„Ro­ber­ta?“, frage ich zö­gernd, denn plötz­lich denke ich, dass es sich um eine Bett­le­rin han­deln könn­te. Oder viel­leicht sogar um eine Ob­dach­lo­se, die nach einer Mahl­zeit fragt. So wie ihre Kla­mot­ten schlab­bern, könn­te es sein, dass sie unter all dem Stoff halb ver­hun­gert aus­sieht.
Sie schenkt mir ein strah­len­des Lä­cheln und streckt eine klei­ne Hand aus. Ihr Sweat­shirt ist so groß, dass die Ärmel um ihre Hand­ge­len­ke hoch­ge­krem­pelt sind.
„Ei­gent­lich nennt man mich Kate. Mein ers­ter Name ist Ro­ber­ta, nach mei­nem Vater Ro­bert, aber mal ehr­lich, wer würde die­sen Namen nicht has­sen? Also nenne ich mich mit mei­nem zwei­ten Vor­na­men, der ei­gent­lich Ka­thryn lau­tet. Ich habe ihn zu Kate ab­ge­kürzt, weil Ka­thryn ein­fach so … keine Ah­nung … wie eine ka­tho­li­sche Hei­li­ge oder so klingt, und ich bin nicht ka­tho­lisch. Ich bin bap­tis­tisch er­zo­gen wor­den, aber ich gehe nicht mehr in die Kir­che, also …“ Schließ­lich hält sie inne und atmet tief ein. Ihr Lä­cheln wech­selt von höf­lich-ernst zu einem ver­le­ge­nen Grin­sen und sie zuckt ent­schul­di­gend mit den Schul­tern. „Sorry, ich bin ner­vös, und wenn ich ner­vös bin, neige ich zum Plap­pern.“
Ich blin­ze­le, ir­ri­tiert und sprach­los. Ich habe keine Ah­nung, was ich von die­ser selt­sa­men Frau hal­ten soll. Nein, von dem Mäd­chen, weil sie so ver­dammt jung aus­sieht.
„Wie alt bist du?“, frage ich und schaue miss­trau­isch auf ihre Hand, die sie mir immer noch ent­ge­gen­streckt.
„Drei­und­zwan­zig. Hat De­la­ney dir nicht von mir er­zählt? Du wuss­test doch, dass ich heute komme, oder?“
„Ähm … ja. Aber ich glau­be, ich habe nicht ge­hört, dass sie dein Alter er­wähnt hat.“
Kate macht einen klei­nen Schritt nach vorn und hält mir er­neut ihre Hand hin. „Freut mich, dich ken­nen­zu­ler­nen.“
Ihre Stim­me ist weich, mit einem leich­ten Süd­staa­ten-Ak­zent. Ich weiß nicht mehr, ob De­la­ney mir ge­sagt hat, woher sie kommt, oder nicht. Fuck. Ich kann mich an nichts er­in­nern.
Zö­gernd stre­cke ich die Hand aus und schüt­te­le Kates. Sie ist win­zig und ihre Kno­chen füh­len sich klein an, aber sie er­greift mich fest. „Ja … äh, freut mich auch, dich ken­nen­zu­ler­nen.“
Un­se­re Hände lösen sich und wir star­ren uns an. Ihre Augen sind von einer ge­wis­sen Neu­gier­de er­füllt. Ich frage mich, wor­auf sie wohl neu­gie­rig sein könn­te. Ich bin si­cher, De­la­ney hat sie über meine Si­tua­ti­on auf­ge­klärt und dar­über, wozu ich sie brau­che.
Ver­dammt, die­ses Mäd­chen – okay, Frau – ist ein­fach selt­sam. Sie sieht ein biss­chen wie ein Geek aus, hat aber keine Schüch­tern­heit oder Un­be­hol­fen­heit, die man nor­ma­ler­wei­se mit Geeks ver­bin­det. Sie sieht aus, als würde sie lie­ber in einem In­for­ma­tik­la­bor sit­zen, mit Kle­be­band auf dem Bril­len­steg und einem Ku­gel­schrei­be­re­tui in der Brust­ta­sche, und über Quan­ten­phy­sik oder etwas ähn­lich Lang­wei­li­ges dis­ku­tie­ren. Was zum Teu­fel hat sich De­la­ney dabei ge­dacht? Ich schät­ze, ich habe eine eher ma­tro­nen­haf­te Per­son er­war­tet, die eine Schür­ze trägt und jeden Tag Kekse backt.
„Alles okay?“, fragt sie.
Ich blin­ze­le, ohne zu wis­sen, was sie mei­nen könn­te. „Ja, warum?“, frage ich ver­wirrt.
„Du starrst mich an, als ob mir ein Ge­weih aus dem Kopf ragen würde oder so. Ich weiß, ich bin kein schö­ner An­blick, aber ich ver­spre­che, dass ich die rich­ti­ge Per­son für die­sen Job bin.“
Sie ge­hört ein­deu­tig zu der Sorte Mensch, die alles sagt, was ihr durch den Kopf geht, und das bringt mich noch mehr in Ver­le­gen­heit. Ich habe mich von den Men­schen im All­ge­mei­nen so weit ent­fernt – und die, mit denen ich zu tun habe, fas­sen mich mit Samt­hand­schu­hen an –, dass ich nicht weiß, wie ich mit je­man­dem um­ge­hen soll, der so di­rekt ist wie sie.
„Ähm … komm rein. Ich muss kurz te­le­fo­nie­ren und dann kön­nen wir reden.“
„Okay“, sagt sie mit einem strah­len­den Lä­cheln, und es ir­ri­tiert mich, wie fröh­lich sie ist.
Ich trete zu­rück, lasse sie ins Foyer gehen und schlie­ße die Tür hin­ter ihr.
Sie schaut sich in­ter­es­siert um. „Das ist ein schö­nes Haus.“
Ich ant­wor­te nicht, denn die­ses Haus ist für mich kein biss­chen schön. Statt­des­sen zeige ich auf die Stel­le, wo sie steht, und sage: „Warte hier. Ich bin gleich wie­der da.“
Ich wende mich ab und gehe die Trep­pe rechts vom Ein­gang hin­auf. Ich laufe an Bens Schlaf­zim­mer vor­bei und sehe, dass er in ein Spiel auf sei­nem iPad ver­tieft ist. Gut. Ich will nicht, dass er die Trep­pe run­ter­kommt, denn ich weiß nicht, was ich mit dem Mäd­chen da unten ma­chen soll.
Ich schlei­che in mein Büro, das ei­gent­lich eins der Gäs­te­zim­mer ist, schlie­ße die Tür und ziehe mein Handy aus der Ta­sche. Ich rufe De­la­neys Num­mer auf.
„Ich bin auf dem Weg zu einer Be­spre­chung. Mach es kurz.“
„Was zum Teu­fel, De­la­ney? Ich glau­be, du hast einen schreck­li­chen Feh­ler ge­macht, als du die­ses Mäd­chen ein­ge­stellt hast.“
Sie seufzt ins Te­le­fon, aber ihre Stim­me ist fest. „Sie ist eine Frau.“
„Wie auch immer. Sie ist selt­sam.“
„Sie ist be­zau­bernd.“
„Das ist aber keine ver­damm­te Qua­li­fi­ka­ti­on für ein Kin­der­mäd­chen“, zi­sche ich, wobei mein Blick zur Tür geht, um zu prü­fen, dass ich sie auch wirk­lich hin­ter mir ge­schlos­sen habe. Be­zau­bernd? Wie kommt sie denn dar­auf?
De­la­neys Stim­me ist vol­ler Her­ab­las­sung. „Wie lau­tet ihr Nach­na­me?“
„Was?“, frage ich dümm­lich.
„Wie lau­tet Kates Nach­na­me?“, fragt sie und spricht jedes Wort sorg­fäl­tig aus.
„Scheiß drauf“, knur­re ich und mein Ver­stand wird leer. Vor zwei Mi­nu­ten wuss­te ich noch, wie der Name war, aber jetzt fällt es mir nicht mehr ein.
„Und was ist ihr Bil­dungs­hin­ter­grund?“
Ich schwei­ge und zer­bre­che mir den Kopf dar­über.
„Und ihr be­ruf­li­cher Wer­de­gang?“, fragt sie.
Wie­der­um Schwei­gen von mir.
„Oh, und was ist mit ihren Re­fe­ren­zen? Was sagen die über sie aus?“
„Ich weiß es ver­dammt noch mal nicht, okay?“
„Das ist der sprin­gen­de Punkt. Du hast mir neu­lich kein biss­chen zu­ge­hört, was ich über sie ge­sagt habe. Also musst du jetzt ein­fach dar­auf ver­trau­en, dass ich die rich­ti­ge Ent­schei­dung für dich ge­trof­fen habe. Sie ist ab­so­lut per­fekt für die­sen Job und au­ßer­dem moch­te Ben sie viel lie­ber als die an­de­ren Be­wer­be­rin­nen. Sie war fan­tas­tisch zu ihm.“
„Sie ist selt­sam“, sage ich lahm und ver­geb­lich, ich weiß.
„Finde dich damit ab. Du hast keine Zeit mehr und brauchst so­fort je­man­den, weil du nächs­te Woche mit dem Trai­ning be­ginnst. Ich habe mir wo­chen­lang den Arsch auf­ge­ris­sen, um dich in die Ent­schei­dung ein­zu­be­zie­hen, und du hast mich nur igno­riert. Also Pech ge­habt … sie hat den Job und du wirst ihr eine Chan­ce geben, hörst du?“
Ver­dammt. Manch­mal kann ich meine äl­te­re Schwes­ter nicht aus­ste­hen. Ich habe den plötz­li­chen Drang, ihr am Te­le­fon die Zunge raus­zu­stre­cken, aber tief im In­ne­ren weiß ich, dass sie recht hat. Ich bin seit dem Un­fall geis­tig am Arsch und habe mich viel zu sehr auf sie ver­las­sen, um mit die­ser Schei­ße fer­tig zu wer­den. Jetzt ste­cke ich in einer Sack­gas­se.
„Gut“, brum­me ich, wäh­rend ich mir das Kinn reibe. Ich habe mich erst heute Mor­gen ent­schlos­sen, mei­nen Bart ab­zu­ra­sie­ren, und mein Ge­sicht fühlt sich nackt an.
„Prima“, sagt sie selbst­zu­frie­den. „Ich muss jetzt auf­hö­ren. Ich liebe dich.“
„Dito“, mur­me­le ich und lege auf, wohl wis­send, dass sie ein Grin­sen im Ge­sicht hat.
Ich ste­cke das Handy in die Ge­säß­ta­sche, ver­las­se das Büro und mache mich auf den Weg nach unten. Als ich an­kom­me, ist Kate nir­gends zu sehen. Für einen Mo­ment durch­strömt mich Er­leich­te­rung, da ich denke, dass sie die Bot­schaft ver­stan­den hat, dass ich mich mit ihr nicht wohl­füh­le, und ge­gan­gen ist. Aber dann höre ich Ge­räu­sche in der Küche und gehe mit Schre­cken dort­hin.
Als ich um die Ecke komme, steht sie an der Grill­plat­te, wen­det läs­sig den Speck, und zwei neue Pfann­ku­chen brut­zeln da­ne­ben.
Sie sieht mich kurz an. „Ich dach­te, ich mache das Früh­stück für dich fer­tig. Du siehst aus wie ein Sechs-Pfann­ku­chen-Typ. Wenn ich mit dei­nen fer­tig bin, mache ich noch einen Mi­ckey-Mou­se-Pfann­ku­chen für Ben.“
Mir bleibt der Mund offen ste­hen, als ich sie wie selbst­ver­ständ­lich ko­chen sehe. Sie ist ge­ra­de mal fünf Mi­nu­ten hier und schon macht sie in mei­ner Küche Früh­stück. In Ginas Küche, um genau zu sein. Das war nie meine Do­mä­ne, wie die Brand­wun­de an mei­nem Arm be­weist. Wut blub­bert in mir hoch, und ich habe den plötz­li­chen und wahn­sin­ni­gen Drang, sie vom Herd weg­zu­zie­hen. Ich möch­te sie an­schrei­en, dass dies Ginas Auf­ga­be ist, nicht ihre, und dass es völ­lig un­fair ist, dass sie jetzt in die­ser Po­si­ti­on ist.
Statt­des­sen höre ich, wie Ben die Trep­pe hin­un­ter­hüpft, die von der an­de­ren Seite des ers­ten Stocks in die Küche führt.
„Ist das Früh­stück fer­tig, Dad?“, fragt er, als er um die Insel her­um­geht. Seine Augen sind auf mich ge­rich­tet, aber dann be­merkt er Kate.
Sie dreht sich um, lä­chelt ihn an und sagt: „Hi, Kum­pel. Kennst du mich noch?“
Bens Augen leuch­ten vor Er­ken­nen auf, und dann bricht es mir fast das Herz, als sich seine Lip­pen zu einem brei­ten, wahn­sin­nig glück­li­chen Grin­sen ver­zie­hen.
„Kate“, schreit er förm­lich und stürzt sich auf sie. Er presst sich an ihren Ober­schen­kel, und seine kur­zen Arme schlin­gen sich um ihre Beine. „Tante De­la­ney hat ge­sagt, dass du wie­der­kommst.“
Sie nimmt ihn so­fort auf den Arm und geht einen hal­ben Meter von der hei­ßen Grill­plat­te weg, nach­dem sie diese ab­ge­schal­tet hat. „Wow, klei­ner Mann. Du kannst dich doch nicht in der Nähe der hei­ßen Plat­te so ver­rückt auf­füh­ren“, schimpft sie sanft und kit­zelt ihn.
Ich star­re die bei­den, die völ­lig von­ein­an­der ein­ge­nom­men sind, dümm­lich an. Sie ist of­fen­sicht­lich ein ver­damm­tes Na­tur­ta­lent im Um­gang mit Kin­dern, ach­tet of­fen­bar sorg­fäl­tig auf die Si­cher­heit und ist in der Lage, meh­re­re Dinge gleich­zei­tig zu tun. Sie er­in­nert mich so sehr an Gina und die ru­hi­ge Art, mit der sie alles im Griff hatte, dass mich ein sehn­süch­ti­ger Schmerz tief in der Brust quält.
Und es bringt mich dazu, sie nicht zu mögen, weil sie sich in meine Er­in­ne­run­gen an Gina ein­mischt.
Ich atme tief durch, denn mein Be­dürf­nis, ihr mei­nen Sohn aus den Armen zu rei­ßen und sie aus dem Haus zu wer­fen, wird über­wäl­ti­gend. Sie steht da und lacht mit Ben, wäh­rend er seine klei­nen Hände auf ihre Schul­tern legt und über ein fern­ge­steu­er­tes Auto plap­pert, das ich ihm vor ein paar Tagen ge­kauft habe. Er fühlt sich bei ihr wohl, was ich seit Ginas Tod nicht mehr bei ihm ge­se­hen habe. Mit mir und De­la­ney kommt er gut zu­recht, eben­so wie mit un­se­rer Nach­ba­rin Mi­chel­le, die mit Gina gut be­freun­det war. Mi­chel­le hat einen vier­jäh­ri­gen Sohn na­mens Beau, und so haben sie, Gina, Ben und Beau viel Zeit mit­ein­an­der ver­bracht. Aber seit Ginas Tod ist er Frem­den ge­gen­über miss­trau­isch, und es dau­ert eine Weile, bis er sich öff­net.
Aber nicht bei die­ser Frau.
Er scheint sie schon ver­dammt zu lie­ben.
Meine Nie­der­la­ge macht sich breit, und ich weiß, dass Kate nun immer hier sein wird. Ich un­ter­drü­cke meine Ver­bit­te­rung, schie­be die Wut bei­sei­te und atme noch ein­mal tief durch. Um Bens wil­len werde ich es ver­su­chen. Um Bens wil­len werde ich Kate to­le­rie­ren.
Zu­min­dest im Mo­ment.