Club Noir: Michelles Verführung

Erschienen: 11/2015
Serie: Club Noir
Teil der Serie: 1,5

Genre: Fantasy Romance

Location: Belgien, Brüssel

Seitenanzahl: 88


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-211-1
ebook: 978-3-86495-212-8

Preis:
Print: 6,90 €[D]
ebook: 2,49 €[D]

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Club Noir: Michelles Verführung


Inhaltsangabe

Quälende Einsamkeit ist Michelles einziger Begleiter. Gelegentlich verdient sie sich im Vampir-Nachtclub „Club Noir“ mit ihrem Menschenblut etwas Geld - auf sexuelle Kontakte mit den Vampiren will sie sich jedoch nicht einlassen. Ihr abweisendes Verhalten verleitet einige Vampire zu einer Wette. Einer von ihnen – Raoul – soll Michelle umgarnen, ihr Vertrauen gewinnen und ihre Lust erwecken.
Gesagt, gewettet! Raoul verfolgt das Objekt seiner Begierde hartnäckig. Er lässt ihr keine Ruhe, bis sie ihm schließlich nachgibt …

Über die Autorin

Emilia Jones ist das Pseudonym der Autorin Ulrike Reineke. Die Autorin, Jahrgang 1978, ist bis heute wohnhaft in der niedersächsischen Kleinstadt Gronau (Leine). Sie ist gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und arbeitet in der technischen Abteilung einer Zeitung. Seit März 2004...

Weitere Teile der Club Noir Serie

Leseprobe

Gérard hob neugierig eine Augenbraue, als er Michelles unverwechselbare Gestalt. entdeckte, die sich durch den Innenraum bis zu einem kaum einsehbaren Winkel stahl und sich dann dort in einen Sessel kauerte.
„Na, hallo, wen haben wir denn da?“ Gérard grinste boshaft.
Henry, einer der Vampire, die mit ihm an der Bar standen, folgte seinen Blicken. „Wen meinst du? Michelle?“
„Du kennst sie?“
„Wer nicht?“
Gérard überraschte der offene Blick seines Freundes. Er hatte zwar gewusst, dass die Rothaarige keine Unbekannte im Club war, aber nicht damit gerechnet, über welch großen Bekanntheitsgrad sie anscheinend verfügte. Immerhin zog sie sich von allen...

...zurück und verkaufte nur hin und wieder ihr Blut.
„Wie lange kennst du sie schon?“
„Ein paar Jahre.“ Henry wirkte so desinteressiert, als übte diese Frau keinerlei Reize auf ihn aus. „Sie hat sich immer nur mit den Ältesten abgegeben. Den Mächtigen. Andrew und Louis zum Beispiel.“
„Hm.“ Gérard legte den Kopf schief. „Das ist mir neu.“
„Du bist ja auch noch nicht so lange hier. Dann wüsstest du, wie sie war.“
„Wie war sie denn?“
„Schamlos.“ Henry lachte dreckig auf. „Sie hätte dir gefallen.“ Nun klang er mit einem Mal wehmütig. Er stütze sich mit den Ellbogen am Thekenrand ab und warf seufzend einen langen Blick in Michelles Richtung. „Sie hätte uns allen gefallen. Aber, wie gesagt, sie hat sich nie mit uns Unwichtigen abgegeben.“
Einen langen Moment verharrte Gérard schweigend und musterte Michelle. Er verfolgte jede noch so winzige Bewegung von ihr mit gierigen Blicken – wie sie kurz mit den Augen zwinkerte oder sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr strich.
Dann schlich sich plötzlich eine Idee in seine Beobachtungen. „Ich denke, es wird Zeit.“
„Wofür?“ Längst hatte Henry mit dem Thema „Michelle“ abgeschlossen. Er verstand nicht, was Gérard mit seiner Bemerkung meinte.
„Dass sie sich mit uns Unwichtigen abgibt.“ Etwas Herauforderndes lag in seiner Stimme. Als würde er zu einem Wettbewerb. aufrufen. Und genau das war es auch, was ihm in den Sinn kam. „Einer von uns sollte sich um ihre Gunst bemühen.“
Henry bedachte seinen Freund mit einem zweifelnden Blick. „Ihre Gunst? Das hört sich an, als wärest du auf der Suche nach einem neuen Schoßhündchen – was hast du wirklich vor?“
„Eine Wette vielleicht?“
„Und der Gewinn? Michelle?“ Spott mischte sich in Henrys Stimme.
Gérard hingegen blieb ernst. „Nein. Freie Wahl an Mädchen wäre wohl ein besserer Anreiz.“ Lässig lehnte er sich mit einem Arm auf die Theke und sah den anderen Vampir wissend an. „Ist es nicht so, dass du schon lange ein Auge auf Marie geworfen hast? Die kleine blonde Spielgefährtin von unserem Raoul? Würde es dir nicht gefallen, wenn sie zur Abwechslung auch mal deine Bedürfnisse befriedigt?“
Es war ein simples, aber dennoch wirksames Argument. Henry begehrte Marie seit ihrer ersten Begegnung. Ihre Schönheit und Anmut brachten ihn an die Abgründe seines Verstandes. Und jede Nacht spürte er die Eifersucht wie ein grausames Monstrum, das in seinem Inneren wütete. Denn Marie schenkte ihre Dienste einem anderen Vampir. Raoul. Und nur Raoul. Trotz aller animalischen Instinkte gab es einen Ehrenkodex unter den Vampiren. Niemand würde einem anderen „sein Mädchen“ wegnehmen. Der Gedanke – dass es mit einer obskuren Wette zu ändern wäre – gefiel Henry.
„Raoul sollte es tun!“ Er fixierte den anderen Vampir mit einem stechenden Blick.
„Ich sollte was tun?“ Raoul hob eine Augenbraue, war jedoch nur halb bei der Sache. Seine Aufmerksamkeit galt vielmehr der spärlich bekleideten Marie, die sich ihm mit einem äußerst erotischen Tanz darbot.
„Michelle“, sagte Henry und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung der Rothaarigen. Sie saß noch immer in der dunklen Nische und glaubte sich unbeobachtet.
„Michelle“, wiederholte Raoul gelangweilt. Er kannte sie vom Sehen, aber er interessierte sich nicht für sie. Zierliche Blondinen wie Marie weckten seine Aufmerksamkeit. Erregten ihn. Michelle hingegen gehörte nicht zu den Frauen, die ihn. reizten. „Was ist mit ihr?“
„Denkst du, du könntest sie verführen? Sie dazu bringen, dass sie sich dir freiwillig hingibt?“
„Kinderspiel!“
„Tatsächlich? Beweise es!“ Henry lehnte sich vor. Er starrte Raoul herausfordernd an. Seine Mundwinkel zuckten nervös. Das Verlangen nach Marie regte sich in ihm und die Hoffnung, sie bald berühren zu können. Zu spüren. Raoul musste sich nur auf diese Wette einlassen.
„Warum?“
„Also kannst du es nicht!“
„Natürlich!“ Raoul zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. Was bildete sich dieser Henry eigentlich ein? Keine Frau würde seinem Charme widerstehen können!
„Wunderbar“, mischte sich nun Gérard ein. „Dann gehst du auf die Wette ein!“ Es war eine Feststellung, und Raoul machte keine Anstalten, sich dagegen zu wehren.
Selbst, als Henry den Punkt mit der „freien Wahl an Mädchen“ erwähnte, blieb der Vampir gelassen. Er zögerte nicht, sich seiner Aufgabe zu stellen. Michelle verführen – nichts leichter als das! Er nahm noch einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Rotwein, ehe er langsam und mit geschmeidigen Bewegungen auf Michelle zuging.

„Eine so schöne Frau sollte den Abend nicht alleine verbringen.“ Michelle erschrak. Sie sah auf und direkt in die dunklen Augen ihres Gegenübers. Für einen Moment stockte ihr der Atem. Beinahe wäre sie zu der Überzeugung gelangt, dass Andrew vor ihr stand. Doch als der Vampir sich nun im schwachen Schein der Innenbeleuchtung bewegte, traten fremde Konturen zum Vorschein. Zwar bestand eine gewisse Ähnlichkeit – aber es war definitiv nicht Andrew, der sich nun neben Michelle an den Tisch setzte.
Ernüchtert atmete sie aus. „Sie finden bei mir nicht das, was Sie suchen.“.
„Oh, und Sie wissen so genau, wonach ich suche?“ Raoul amüsierte die sture Kälte, mit der Michelle an ihm vorbeistarrte. Sein Blick richtete sich weiterhin auf sie. Durchdringend. Herausfordernd. Allein die Ahnung seines Atems auf ihrer Haut schien ihr die Kleider vom Leib zu pellen und sie vollkommen nackt dasitzen zu lassen.
Sogleich schoss Michelle die Schamesröte in die Wangen. Sie überschlug die Beine und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper, als säße sie tatsächlich ohne einen Fetzen Stoff am Körper dort.
Raoul setzte eine geradezu unverschämte Miene auf. Er konnte ihre Gedanken spüren – und sie amüsierten ihn. Für ihn war es ein Spiel. Michelle fühlte sich bedrängt. Sie wollte nichts mehr, als dass er sie wieder alleine ließ. Auf der Stelle!
„Verschwinden Sie von meinem Tisch!“, fuhr sie ihn bissig an. „Ich habe nichts, was ich Ihnen geben könnte.“
„Nur ein Gespräch.“ Plötzlich veränderten sich die arroganten Züge seines Gesichts. Sie wurden weich und entlockten seinem Mund ein wohlwollendes Lächeln. Michelle musste sich zwingen, ihn nicht unentwegt anzustarren. Er hatte etwas an sich. Einen gewissen Charme, der ihr die Knie weich werden ließ.
„Ein Gespräch?“ Sie schlang die Arme noch ein Stück mehr um ihren eigenen Oberkörper.
„Ich möchte Sie kennenlernen.“
„Warum? Hier laufen genug andere Mädchen rum, die nicht vorher reden wollen.“
Er lachte, und in seine dunklen Augen trat ein merkwürdiges Glitzern, von dem Michelle nicht hätte sagen können, ob es eher eine Bedrohung oder Belustigung widerspiegelte. „Vielleicht möchte ICH vorher reden.“
„Das nehme ich Ihnen nicht ab.“
„Sie sind eine interessante Frau, wissen Sie das?“
Michelle zog die Nase kraus. Was wollte dieser verfluchte Vampir von ihr? Und warum bemühte er sich so hartnäckig um sie? Sie sollte endgültig damit aufhören, den Club zu besuchen, entschied sie für sich selbst. Das war ihr letzter Abend dort. Ganz. sicher!
„Wissen Sie, was ich Ihnen jetzt sagen werde?“ Sie funkelte ihn böse an. „Es ist mir ganz egal, was Sie von mir wollen! Ich werde jetzt nämlich gehen, und dann können Sie eine andere mit ihrem sinnlosen Geschwätz belästigen!“ Schnell war sie aufgestanden und kehrte ihm schon den Rücken zu.
Raoul hatte alle Mühe, sich zurückzuhalten. Er widerstand dem Impuls, sie an den Armen zu packen, herumzuwirbeln und dann ... Wie köstlich musste ihr wildes Blut schmecken! Er schüttelte den Kopf. Welch verrückte Gedanken!

Noch bis auf die Straße hinaus spürte Michelle seine Blicke im Nacken. Die kühle Nachtluft klärte ihre Gedanken allerdings schnell, und ein Frösteln durchfuhr ihre Glieder. Sie zog die Schulterblätter zusammen. Für einen kurzen Moment hielt sie inne und war versucht, zurückzublicken – doch sie gab sich einen Ruck.
Den Rest ihres Weges ging sie ohne zu zögern, bis sie schließlich das große alte Gebäude erreichte, in dessen oberem Stockwerk ihre kleine Wohnung lag.

Henry lachte voller Spott. Das Versagen seines Freundes zu betrachten war ihm eine regelrechte Genugtuung gewesen. Es warf einen kläglichen Schatten auf die gewaltigen Verführungskünste des Vampirs.
„Was lachst du so dreckig?“ Herausfordernd baute Raoul sich vor ihm auf. Sein Stolz war längst nicht gebrochen. Ganz im Gegenteil. Aufrecht und mit kampfbereit angeschwollener Brust stand er vor Henry.
„Nicht einmal fünf Minuten!“ Raoul setzte einen verständnislosen Blick auf.
„Eine Ewigkeit Erfahrung mit Frauen – aber mit diesem Flittchen von Michelle hast du es nicht einmal fünf Minuten geschafft!“
Auch Gérard stimmte nun in Henrys Lachen ein. Dabei hätte er sogar beinahe. seinen Wein verschüttet. Er stellte das Glas auf dem Tisch ab, um Raoul kameradschaftlich auf die Schulter zu klopfen.
„Mach dir nichts draus. Irgendwann zieht jeder mal den Kürzeren.“
Die Tatsache, dass Michelle auch ihn abgewiesen hatte, würde er aber gewiss niemals erwähnen. Das ging keinen Vampir etwas an.
Wütend fegte Raoul Gérards Hand von seiner Schulter. „Ich ziehe niemals den Kürzeren!“ Seine Augen glühten förmlich vor Zorn, und er fauchte wie ein gereizter Tiger. Gérard glaubte sich bereits in einem Würgegriff gefangen, da ließ Raoul abrupt von ihm ab.
„Sie ist nur ein dummes Flittchen. Völlig wertlos.“
„Dann gibst du also zu, dass du die Wette verloren hast?“, fragte Henry nach.
„Nein. Das Spiel ist noch nicht vorbei.“ Mit einem diabolischen Grinsen ließ er die beiden Vampire an der Bar stehen.