Hard & Love: Trust me, Vögelchen!

Er­schie­nen: 04/2020
Serie: Hard & Love
Teil der Serie: 5

Genre: Soft-SM / BDSM
Zu­sätz­lich: Con­tem­pora­ry

Lo­ca­ti­on: USA, Los An­ge­les


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-437-5
ebook: 978-3-86495-438-2

Preis:
Print: 13,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Hard & Love: Trust me, Vögelchen!


In­halts­an­ga­be

An­na­bell ist Pro­duk­ti­ons­as­sis­ten­tin in Los An­ge­les und mehr als ge­nervt, als man ihr die Be­treu­ung eines Pres­se­fo­to­gra­fen aus Deutsch­land aufs Auge drückt, der für ei­ni­ge Tage die Dreh­ar­bei­ten zu einem Ki­no­film be­glei­ten wird. Doch als der Typ dann vor ihr steht, wer­den ihre Knie beim ers­ten Blick in seine Augen weich, beim zwei­ten streikt ihr Denk­ver­mö­gen, und beim drit­ten spürt sie bren­nend Amors Pfeil in ihr Herz ein­drin­gen.

Ian Car­ter ist Fo­to­graf und wird von einem deut­schen Film­ma­ga­zin en­ga­giert, die Dreh­ar­bei­ten zu einem Ki­no­film in Hol­ly­wood zu be­su­chen. Seine An­sprech­part­ne­rin am Set hat den Charme eines Gei­ers, zählt Schrit­te und wäscht sich alle fünf Mi­nu­ten die Hände.

Sie soll­te ihm egal sein, doch so­bald er in ihre meer­blau­en Augen sieht, juckt es ihm in den Fin­gern, sie in seine Welt des BDSM ein­zu­füh­ren, und er wäre kein ech­ter Car­ter, würde er der Ver­su­chung wi­der­ste­hen. Wie pas­send, dass sein Cou­sin Mason Car­ter auf sei­ner Ranch au­ßer­halb der Stadt ein ex­klu­si­ves BDSM-Stu­dio be­treibt ...

Teil 5 der BDSM-Rei­he rund um die Car­ter-Fa­mi­lie.

Über die Au­to­rin

Sa­ra-Ma­ria Lukas (alias Sa­bi­ne Bruns) war ge­bür­ti­ge Bre­me­rin und lebte mit ihrem Part­ner und di­ver­sen Vier­bei­nern in einem win­zi­gen Dorf zwi­schen Ham­burg und Bre­men. Die Ver­bun­den­heit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der nord­deut­schen Le­bens­art be­stimm­ten ihren All­tag...

Wei­te­re Teile der Hard & Love Serie

Le­se­pro­be

Ner­vös starrt An­na­bell auf die Uhr in ihrem Ar­ma­tu­ren­brett, wäh­rend sie das Des­in­fek­ti­ons­spray in ihren Hän­den ver­reibt. Sie muss in zwan­zig Mi­nu­ten am Ter­mi­nal sein, hof­fent­lich würde sie das schaf­fen.
Das Team hat mal wie­der län­ger ge­dreht als ge­plant. Jim War­ten­hei­mer war per­sön­lich am Set und hat mit Tre­vor ewig über eine Ka­me­ra­ein­stel­lung und einen Dia­log dis­ku­tiert. Tre­vor woll­te den Text kür­zen, weil er der Mei­nung war, dass das Ge­spräch zu lang sei, und Jim hat sich mit Hän­den und Füßen da­ge­gen ge­wehrt. Bei ihrem Streit war den wich­ti­gen Her­ren na­tür­lich scheiß­egal, dass sie, die un­wich­ti­ge Pro­duk­ti­ons­as­sis­ten­tin, noch die...

...​Journa­lis­tin vom Flug­ha­fen ab­ho­len muss. Manch­mal hasst An­na­bell ihren Job.
Sie wird die Frau nur kurz will­kom­men hei­ßen, ins Hotel brin­gen und dann di­rekt zu Hause ins Bett fal­len. Sie reibt sich über die Stirn und streicht ein paar Haar­sträh­nen zu­rück, die sich aus ihrem Zopf ge­löst haben.
Ein Fuß­gän­ger über­quert vor ihrem Auto im Lauf­schritt die Stra­ße. Sie muss hart brem­sen und don­nert mit der Faust auf die Hupe. „HEY!“
Der Typ winkt ge­las­sen ab und läuft auf dem Geh­weg wei­ter. Arsch­loch.
Sie ist so schreck­lich müde. Die Dreh­ta­ge be­gin­nen im Mo­ment um sechs Uhr am Mor­gen und Pau­sen hat sie den gan­zen Tag lang so gut wie keine.
End­lich er­reicht sie die Ab­zwei­gung zum Flug­ha­fen und biegt ab. Zum Glück fin­det sie dort schnell einen Park­platz. Wenn sie rennt, müss­te sie es pünkt­lich ins Ter­mi­nal schaf­fen.
Außer Atem und durch­ge­schwitzt hetzt sie durch die Dreh­tür in die An­kunfts­hal­le, zieht das Schild mit dem Namen ihrer Pro­duk­ti­ons­fir­ma aus der Ta­sche und stellt sich gut sicht­bar für die an­kom­men­den Rei­sen­den an die Seite.
Wie sie auf den An­zei­ge­ta­feln sehen kann, ist die Ma­schi­ne vor ei­ni­gen Mi­nu­ten ge­lan­det. Die Fo­to­gra­fin müss­te also jeden Mo­ment am Aus­gang er­schei­nen. An­ge­strengt hält An­na­bell nach einer Frau Aus­schau, der eine die­ser ty­pi­schen, rie­si­gen Fo­to­ta­schen über der Schul­ter hängt, wie Jour­na­lis­ten sie haben. Ne­ben­bei rei­nigt sie noch schnell ihre Hände, denn es wäre wirk­lich pein­lich, wür­den sie kle­ben, wenn sie der Frem­den zur Be­grü­ßung die Hand gibt.
Doch es kommt keine Frau mit einer sol­chen Aus­rüs­tung durch die Tür, son­dern ein sport­li­cher, drah­ti­ger Kerl mit blon­den Haa­ren, die nicht so aus­se­hen, als hätte er sie sich in­ner­halb der letz­ten Stun­den ge­kämmt.
Er trägt in der an­de­ren Hand eine Rei­se­ta­sche, bleibt am Durch­gang zur An­kunfts­hal­le ste­hen und sieht sich um. Nicht nur An­na­bell mus­tert ihn, auch zwei wei­te­re Frau­en dre­hen die Köpfe nach ihm um, denn er ist einer die­ser Typen, auf die jede Frau ab­fährt. Er trägt ein schwar­zes, enges T-Shirt, eine ab­ge­wetz­te Jeans und Snea­kers. An­na­bell kann den Blick nicht ab­wen­den. Ir­gend­et­was an ihm fas­zi­niert sie auf fast hyp­no­ti­sie­ren­de Weise.
Plötz­lich sieht er zu ihr rüber und nickt ihr zu. Er­schro­cken wen­det sie sich ab und hält wie­der nach der Fo­to­gra­fin Aus­schau.
Drei Mi­nu­ten spä­ter steht der Typ vor ihr, und es ist ihr nicht mög­lich, seine An­we­sen­heit zu igno­rie­ren.
„Hi. Ich bin Ian Car­ter.“
Ihr Kopf zuckt herum, und ihr Blick bleibt an einer Kette hän­gen, die er um den Hals trägt. Der An­hän­ger ist rund. In dem sil­ber­nen Rah­men, der ihn um­fasst, be­fin­det sich eine schwar­ze Flä­che, auf der sich, als hell glän­zen­de graue Linie, eine Tris­ke­le aus­brei­tet, die Ähn­lich­keit mit dem chi­ne­si­schen Yin-Yang-Zei­chen hat.
Das Sym­bol kennt sie. Mit­tel­alt­er­fans und Eso­te­ri­ker tra­gen so was, aber An­na­bell kennt es vor allem seit vie­len Jah­ren aus der BDSM-Sze­ne. Man fin­det es im In­ter­net auf den ent­spre­chen­den Sei­ten.
Einen Mo­ment lang ist sie völ­lig kon­fus, dann fängt sie sich, hebt den Kopf und sieht ihm ins Ge­sicht. Sein Kinn ist mit Bart­stop­peln be­deckt, seine Lip­pen bil­den eine ge­schwun­ge­ne Linie und ein paar leicht wel­li­ge Haar­sträh­nen fal­len ihm in die Stirn. Seine Haar­far­be ist ein Mix aus wei­zen­blond mit dunk­le­ren Sträh­nen, was sei­ner Per­son einen ver­we­ge­nen Aus­druck ver­leiht. Er lä­chelt, wäh­rend er aus brau­nen Augen auf sie her­ab­sieht. Doch die freund­li­che Miene kann nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass sein Blick auf fast ar­ro­gant wir­ken­de Weise di­rekt und for­schend auf ihr ruht.
An­na­bell run­zelt die Stirn. Was will der Typ von ihr? Kennt er sie von da­mals? Quatsch. Die letz­ten Ses­si­ons hatte sie vor sie­ben oder acht Jah­ren, und sie hat sich seit­dem viel zu sehr ver­än­dert, als dass sie je­mand aus der Zeit er­ken­nen könn­te.
„Hi“, grüßt sie zö­gernd zu­rück und lässt den Blick an ihm vor­bei, wie­der durch die Halle glei­ten.
„War­ten wir auf einen wei­te­ren An­kömm­ling?“ Seine Stim­me ist tief und scheint die Luft zum Vi­brie­ren zu brin­gen.
„Was?“
„Holst du nicht nur mich ab?“
„Ich ver­ste­he nicht …?“
Er neigt leicht den Kopf zur Seite. „Du bist doch das Emp­fangs­ko­mi­tee, das mich ins Hotel brin­gen soll, oder nicht?“
„Ähm … ich warte auf eine Re­dak­teu­rin von Yel­low Light aus Ger­ma­ny.“
Er winkt ab. „Die kommt nicht, sie ist krank ge­wor­den. Ich bin der Er­satz.“
„Oh.“ In An­na­bells Na­cken krib­belt es plötz­lich und sie spürt Hitze im Ge­sicht. „Sorry, äh … das hat mir … äh … kei­ner ge­sagt.“
Seine Au­gen­brau­en zu­cken höher. „Und ist das jetzt ein Pro­blem?“
„Was? Äh … nein, na­tür­lich nicht.“
„Dann kön­nen wir ja los.“
„Ja.“ Sie deu­tet zur Tür. „Mein Auto steht drau­ßen.“
„Tat­säch­lich?“ Er grinst. „War hier drin kein Park­platz mehr frei?“
An­na­bell ver­dreht die Augen. „Sehr wit­zig.“
Ver­dammt! Wo ist denn ihr Ver­stand ge­blie­ben? Der Typ muss sie für total be­scheu­ert hal­ten. Sie atmet tief durch und kon­zen­triert sich. „Soll ich dir eine Ta­sche ab­neh­men?“
„Danke, geht schon. Sagst du mir dei­nen Namen?“
„Sorry, na­tür­lich. Ich bin An­na­bell Wal­ter, Pro­duk­ti­ons­as­sis­ten­tin und deine An­sprech­part­ne­rin wäh­rend dei­nes Auf­ent­halts hier.“
„Hi, An­na­bell. Nett, dich ken­nen­zu­ler­nen.“ Wäh­rend er ihren Namen sagt, sieht er ihr in die Augen, als wäre es nicht nur eine Flos­kel, son­dern eine tief­sin­ni­ge, wich­ti­ge Er­kennt­nis. In ihrem Bauch krib­belt es ganz unten, fast im Be­cken, da, wo es ge­fähr­lich wird, weil es mit Er­re­gung zu tun hat und den Ver­stand durch­ein­an­der­bringt.
Sie ver­las­sen das Ter­mi­nal und er hebt den Kopf. „Ganz schön schwül bei euch.“
„Ja, wir haben einen hei­ßen Som­mer die­ses Jahr. Du sprichst sehr gut Eng­lisch.“
Ian fum­melt eine Son­nen­bril­le aus sei­ner Rei­se­ta­sche und setzt sie auf.
„Ich bin in den USA auf­ge­wach­sen und erst vor ein paar Jah­ren mit mei­nen Brü­dern nach Deutsch­land aus­ge­wan­dert.“
Na­tür­lich. Sein Name ist ame­ri­ka­nisch, sie hätte auch selbst drauf­kom­men kön­nen, dass er kein Deut­scher ist.
Er atmet deut­lich sicht­bar tief durch. „Gutes Ge­fühl, mal wie­der Hei­mat­luft zu schnup­pern.“
Als sie das Auto er­rei­chen, öff­net An­na­bell den Kof­fer­raum und Ian ver­staut sein Ge­päck. Dann stei­gen sie ein.
Wäh­rend sie den Motor star­tet, be­kommt sie be­reits Platz­angst. Die Nähe des frem­den Man­nes macht ihr zu schaf­fen. Sie greift zu ihrer Son­nen­bril­le, die wie immer über dem Rück­spie­gel hängt, und setzt sie auf. Dann sprüht sie noch kurz ihre Hände ein und ver­reibt das Des­in­fek­ti­ons­zeug, bevor sie los­fährt. Sei­nen Sei­ten­blick igno­riert sie dabei. Es geht ihn gar nichts an, was sie mit ihren Hän­den macht.
Der Typ ist für ihr klei­nes Auto ein­fach viel zu groß. Sie star­tet den Motor, fährt rück­wärts aus der Park­lü­cke und bremst, um in den Vor­wärts­gang zu schal­ten. Zäh­len … ruhig atmen und zäh­len … eins … zwei … drei … ein­at­men … vier … fünf … sechs … aus­at­men … sie­ben … acht … neun … ein­at­men … zehn … elf … zwölf … aus­at­men. Ihr Puls nor­ma­li­siert sich. Er­leich­tert fährt sie an und das Auto macht einen klei­nen Ruck, weil sie ver­se­hent­lich zu viel Gas gibt. Mist. Ob ihm was auf­ge­fal­len ist?
Sie wirft einen schnel­len Blick zur Seite. Ian mus­tert sie. Durch die dunk­le Bril­le kann sie seine Augen nicht sehen, aber der spöt­tisch ver­zo­ge­ne Mund ist aus­sa­ge­kräf­tig genug. Ar­ro­gan­ter Arsch.
„Alles okay mit dir?“, fragt er.
„Na­tür­lich.“
„Dann ist es ja gut. Wohin fah­ren wir?“
„Wir dre­hen zur­zeit in einer Strand­vil­la am Ve­nice Beach und dein Hotel ist ganz in der Nähe. Ich brin­ge dich jetzt hin, damit du dich nach dem lan­gen Flug aus­ru­hen kannst. Mor­gen früh um sechs Uhr ist Dreh­be­ginn. Ich hole dich um fünf Uhr drei­ßig ab, wenn das für dich okay ist.“

Ian seufzt. „Klar, ich liebe es, mit­ten in der Nacht auf­zu­ste­hen.“
Sie run­zelt die Stirn. „Ich habe den Dreh­plan nicht ge­schrie­ben.“
„Das weiß ich doch.“ Die klei­ne An­na­bell scheint ein Pro­blem mit ihm zu haben. Sie ist bei der Be­grü­ßung schon nicht ge­ra­de freund­lich ge­we­sen, und seit sie im Auto sit­zen, ist ihre Ge­reizt­heit nicht mehr zu über­se­hen.
Ei­gent­lich hat sie ein net­tes Ge­sicht, doch sie zieht die Stirn kraus und presst die Lip­pen fest zu­sam­men, wenn sie ihm nicht ge­ra­de auf eine Frage ant­wor­ten muss.
Ihr Blick zuckt hin und her, und wenn ihn nicht alles täuscht, hat sie sich er­schro­cken, als sie den An­hän­ger sei­ner Kette ge­se­hen hat, den Cat ihm zum letz­ten Ge­burts­tag ge­schenkt hat.
Viel­leicht ist sie auch ein­fach nur müde. Dunk­le Rän­der unter ihren Augen zeu­gen von Er­schöp­fung. Der Job als Pro­duk­ti­ons­as­sis­ten­tin ist mit Si­cher­heit kein Zu­cker­schle­cken, und Tre­vor Quen­tin hat nicht den Ruf, ein ge­dul­di­ger, freund­li­cher Mensch zu sein. Was soll’s? Ihr Job, ihr Pro­blem, nicht seins.
Ian lehnt sich zu­rück und lässt den Blick schwei­fen. Die Sonne ist ge­ra­de un­ter­ge­gan­gen und der Him­mel tief­blau. Die Stra­ßen von L.A. sind von Wol­ken­krat­zern ge­säumt. Was für ein kras­ses Ge­gen­teil zu den schma­len Gas­sen der Alt­stadt von Stade. Fast muss er über sich selbst la­chen, als ihm klar wird, dass es wohl kaum Sinn er­gibt, die klei­ne Stadt an der Elbe mit der Me­tro­po­le L.A. zu ver­glei­chen.
Es ist schön, mal wie­der in der Hei­mat zu sein. So­sehr ihm das Land­le­ben in Nord­deutsch­land auch ge­fällt, L.A. mit all sei­nen bun­ten Fa­cet­ten ist ame­ri­ka­ni­scher Life­style pur, und er freut sich, hier zu sein.
Sein Handy kräht. Er zieht es aus der Ta­sche und sieht auf das Dis­play. Es ist eine un­be­kann­te Num­mer, des­halb mel­det er sich mit fra­gen­dem Un­ter­ton. „Car­ter?“
„Hier auch, alter Junge“, er­tönt eine raue Stim­me.
Ian grinst. „Mason.“
„Bist du gut an­ge­kom­men?“
„Ja, alles bes­tens. Ich lasse mich ge­ra­de in mein Hotel kut­schie­ren und hoffe, der Jet­lag haut mich nicht völ­lig um.“
„Wir rech­nen, wie ver­ein­bart, am Wo­chen­en­de mit dir. Ich habe be­reits ei­ni­gen Subs vor­ge­schwärmt, dass mein hei­ßer Cou­sin an­reist, der ge­konnt den Rohr­stock schwin­gen kann.“
Ian lacht. „Wenn der Job es zeit­lich er­laubt, bleibt es na­tür­lich dabei. Ich muss­te mei­nen Brü­dern und ihren Frau­en ver­spre­chen, jedes De­tail eurer Ein­rich­tung zu fo­to­gra­fie­ren, die ihr nicht nach ihren Plä­nen habt bauen las­sen. Be­son­ders diese raf­fi­nier­te Lie­bes­schau­kel mit De­cken­hal­te­rung, von der du am Te­le­fon er­zählt hast, hat es un­se­rer Cat an­ge­tan. Und die mit­tel­al­ter­lich an­mu­ten­de Wa­gen­rad-Idee wol­len sie eben­falls un­be­dingt nach­bau­en. Logan ist si­cher, dass es so was in ganz Deutsch­land noch nicht gibt.“
Mason lacht hei­ser. „Du kannst alle Möbel nach Her­zens­lust aus­pro­bie­ren. Hier gibt es immer ge­nü­gend nette Mäd­chen, die mit einem Kerl wie dir sehr gerne spie­len wür­den. Und ein paar ak­tu­el­le Pro­fi-Fo­tos für un­se­re Web­site wären na­tür­lich auch nicht schlecht.“
Ian lacht. „Die kriegst du. Ich habe meine Ka­me­ra immer dabei. Hör zu, ich melde mich, so­bald ich weiß, wie mein Job hier läuft und wann ich Zeit habe.“
„Mach das. Ciao.“
„Ciao, Mason.“ Ian steckt das Handy weg.
Stil­le brei­tet sich im Auto aus. Er wirft An­na­bell einen Sei­ten­blick zu. Sie starrt durch ihre Son­nen­bril­le nach vorn, von ihren Lip­pen ist nur noch ein schma­ler Strich zu sehen, und ihre Fin­ger um­klam­mern das Lenk­rad, als hätte sie die Be­fürch­tung, dass es weg­fliegt. Ups. Sie hat das Ge­spräch ge­hört. Hält sie ihn jetzt für ein Mons­ter?
„Alles in Ord­nung?“, fragt er vor­sich­tig.
„Na­tür­lich. Das sagte ich doch be­reits.“
„Äh … ich dach­te nur, wegen des Ge­sprächs eben …“
„Das geht mich nichts an.“
„Ich möch­te nur, dass du weißt, dass …“
„Ich will NICHTS davon wis­sen!“
Das war deut­lich. Die Klei­ne ent­puppt sich als kei­fen­des Mons­ter. Und mit der muss er es zehn Tage lang aus­hal­ten und darf ihr nicht das Popöchen ver­soh­len! Das kann ja hei­ter wer­den. Seuf­zend lehnt er sich im Sitz zu­rück.
Sie er­rei­chen ein ex­klu­si­ves Hotel. Es ist ein mo­der­nes Ge­bäu­de mit rie­si­gen Glas­fron­ten. Im­mer­hin hat sich Yel­low Light in Bezug auf die Un­ter­kunft nicht lum­pen las­sen.
An­na­bell parkt und schal­tet den Motor aus. Sie reißt sich die Son­nen­bril­le run­ter und springt aus dem Wagen, als könn­te sie es keine Se­kun­de mehr neben Ian aus­hal­ten.
Ge­mäch­lich folgt er ihr, holt seine Ta­schen aus dem Kof­fer­raum und schlen­dert ihr in die kli­ma­ti­sier­te Lobby nach.
Er schiebt sich die Son­nen­bril­le über die Stirn, be­trach­tet die Kehr­sei­te sei­ner Chauf­feu­rin und kann sich ein Grin­sen nicht ver­knei­fen. Scha­de, dass sie so ein ab­wei­sen­der Besen ist, ihr Arsch wirkt tat­säch­lich ein­la­dend.
Der Por­tier be­grüßt sie und tippt auf sei­nem Com­pu­ter rum.
Dann run­zelt er die Stirn. „Sorry, aber das Zim­mer ist erst ab Diens­tag re­ser­viert.“
„Waaas?“ An­na­bells Stim­me klingt so schrill wie das Ge­schrei eines Gei­ers, der dar­auf war­tet, dass ein ver­letz­tes Tier kre­piert.
Ian seufzt. „Die haben bei der Re­ser­vie­rung be­stimmt die Zeit­ver­schie­bung ver­ges­sen und dach­ten, ich käme erst mor­gen früh an. Si­cher ist doch ein an­de­res Zim­mer frei, oder?“
Der Por­tier ver­zieht das Ge­sicht, als hätte er Schmer­zen. „Ich fürch­te nicht, und Sie wer­den auch in kei­nem an­de­ren Hotel Glück haben. Im Trump Na­tio­nal Golf Club fin­det zur­zeit ein in­ter­na­tio­na­les Tur­nier statt und des­halb wird jede noch so klei­ne Kam­mer der Stadt be­setzt sein.“
Die klei­ne Gei­er-Bel­li starrt den armen Por­tier an, als woll­te sie ihn er­mor­den. „Er muss ir­gend­wo über­nach­ten“, stößt sie schrill aus.
„Tut mir leid, bei uns ist wirk­lich nichts mehr frei.“

An­na­bell schluckt. Ihr ist gleich­zei­tig heiß und kalt. Ihre Ge­dan­ken rasen. Der Por­tier hat recht, wenn im Golf­club was los ist, sind immer alle Zim­mer in der Stadt be­legt. Aber sie kann den Fo­to­gra­fen doch un­mög­lich ein­fach sich selbst über­las­sen! Ver­flucht, was soll sie tun? Im Büro an­ru­fen? Nach einem Blick auf die Uhr ver­wirft sie die Idee je­doch, die haben alle längst Fei­er­abend.
Es gibt nur eine prak­ti­ka­ble Lö­sung. Sie ver­sucht, nicht dar­auf zu ach­ten, dass ihr Brust­korb sich immer enger an­fühlt, und wen­det sich ihm zu. „Wenn das in Ord­nung für dich ist, kannst du bei mir über­nach­ten. Ich habe al­ler­dings kein Gäs­te­zim­mer, du müss­test in mei­nem Wohn­zim­mer …“
Ian winkt ab. „Eine Couch reicht völ­lig. Das ist sehr nett von dir.“
Sie starrt ihn an. Ir­gend­wo tief in ihrem Hin­ter­kopf hat sie die irr­sin­ni­ge Hoff­nung ge­habt, er könn­te so höf­lich sein, ihr An­ge­bot ab­zu­leh­nen, und würde sie weg­schi­cken. Wie dumm von ihr, warum soll­te er das tun? Nie­mand schläft frei­wil­lig auf der Stra­ße. Nun hat sie ihn am Hals … in ihrer Woh­nung … auf ihrer Couch … in ihrem Bad. In ihrer Küche. Sie schluckt.
„Okay, dann komm.“ Wenn doch bloß ihr Kör­per nicht so irre auf ihn re­agie­ren würde. Noch nie hat sie die An­we­sen­heit eines Man­nes der­ma­ßen er­regt! Das ver­un­si­chert sie doch erst recht! Sie weiß nicht, wie sie damit um­ge­hen soll. Das kommt viel zu plötz­lich. Nie­mals hätte sie damit ge­rech­net, dass ein Mann noch mal so auf sie wir­ken würde.
Ihr Puls be­ginnt zu rasen. Mist. Sie dreht sich ab­rupt von ihm weg und läuft los. Sie muss sich be­we­gen und zäh­len. Wenn sie nicht zählt, wird ihre Lunge kol­la­bie­ren.

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