Fühl mich!

Erschienen: 09/2016

Genre: Soft-SM / BDSM
Zusätzlich: Soft-SM / BDSM

Location: England, London, Mallorca

Seitenanzahl: 348


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-231-9
ebook: 978-3-86495-232-6

Preis:
Print: 12,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Fühl mich!


Inhaltsangabe

Ryan Lucas ist charmant, sieht umwerfend gut aus und weiß genau, was er will. Die junge Psychologin Summer Johnson verfällt dem Luxusimmobilienmakler schon bei der ersten Begegnung. Doch Ryans sexuelle Vorlieben sind so verstörend wie sie erregend sind. Zudem trägt er ein Problem mit sich herum, über das er nicht reden will. Je mehr Summer ihm nahezukommen versucht, desto entschlossener zieht er sich zurück. Hat sie ein Chance, sein wahres Ich kennenzulernen? Und wird er dann noch ihr Traummann sein?

Ein romantischer BDSM-Roman der Autorin des Bestsellers "Bestrafe mich!".

Über die Autorin

Nina Jansen ist eine erfolgreiche Autorin, die unter mehreren Pseudonymen schreibt. Ihr Erotik-Debütroman „Bestrafe mich!” aus dem Jahr 2007 zählt im deutschsprachigen Raum bereits zu den modernen Klassikern der SM-Literatur. Seit sie mit etwa zwanzig Jahren „Die Geschichte der O“...

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Leseprobe

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Sie trug eine hellblaue Seidenbluse zu einer schwarzen Hose und fühlte sich der Situation gewachsen, jedenfalls bis zu dem Augenblick, als der Besucher sich von der Couch erhob und sie ansah.

Er war unfassbar attraktiv und sein Lächeln erzeugte ein heißes Prickeln in ihrem Nacken. Oder war das vielleicht nur eine Nachwirkung ihres Spiels mit dem Jetstrahl?
Sie trat einen Schritt näher und der Duft eines teuren Rasierwassers hüllte sie ein.
„Ryan F. Lucas“, sagte er und reichte ihr die Hand.
„Summer Johnson“, sagte sie und registrierte, dass sein Anzug perfekt an seinem schlanken Körper saß. „Maßgeschneidert“, meinte...

...sie anerkennend.
Als sie seine Hand losließ und ihm wieder ins Gesicht sah, blickte er sie mit seinen schönen braunen Augen so durchdringend an, dass sie erst gar nicht wusste, was er meinte, als er fragte: „Woran erkennen Sie das?“
Woran erkannte sie was? Ach so, den Maßanzug. „Es gehört zu meinem Beruf, Menschen nicht nur anhand ihrer Verhaltensweisen zu beurteilen, sondern auch aufgrund ihres Auftretens und ihrer Kleidung.“
Wieder lächelte er, und diesmal hatte sie genug Geistesgegenwart, um zu analysieren, was sein Lächeln so bezaubernd machte. Es zeigte nicht nur seine ebenmäßigen oberen Schneidezähne, sondern entblößte auch ein wenig von dem darüber liegenden rosigen Zahnfleisch. Das hatte etwas Vertrauenerweckendes und zugleich Sinnliches.
Was ist heute nur mit mir los, dass ich auf einen wildfremden Mann so heftig reagiere?
Sie besann sich auf ihre Rolle als Gastgeberin. „Mr. Forsythe ist noch nicht da. Was kann ich Ihnen zu trinken anbieten?“
„Tee wäre wunderbar“, sagte Ryan F. Lucas. „Aber wir brauchen nicht auf Logan zu warten. Schließlich bin ich in erster Linie wegen Ihnen hier, Summer. Ich darf Sie doch Summer nennen?“
Sie hatte sich schon der Küche zugewandt und drehte sich nun wieder um. „Ja, gern, Mr. Lucas.“
„Nennen Sie mich Ryan.“ Er folgte ihr in die Küche und blieb neben der Kochinsel stehen, während sie Teewasser aufsetzte. „Assam oder Darjeeling?“, fragte sie.
„Haben Sie Assam Mokalbari?“
„Ja, das ist meine bevorzugte Sorte“, sagte sie.
„Großartig.“
Was Tee anbetraf, waren sie schon mal auf einer Wellenlänge. Aber wieso war dieser Ryan wegen ihr hier? Sie wollte ihn nicht fragen, weil sie damit preisgegeben hätte, dass Logan sie darüber im Unklaren gelassen hatte. Was für eine verzwickte Situation.
„Schöne Krawatte“, sagte sie im Plauderton. „Handgenäht. Sloane Street?“
„Ja, richtig. Wenn man sich erst an einen gewissen Luxus gewöhnt hat, möchte man ihn nicht mehr missen, nicht wahr? Das ist auch der Grund, warum ich hier bin. Logan hat mich doch angekündigt, oder?“
Summer nickte zwar, aber noch war alles ein Rätsel für sie. Sie nahm ein Tablett und stellte Teegeschirr, eine Zuckerdose und ein Sahnekännchen darauf. Daneben platzierte sie einen Teller mit Gebäck und brachte alles zum Esstisch im Wohnzimmer. Sie wartete, bis Ryan sich gesetzt hatte, schenkte ihm Tee ein und nahm ihm gegenüber Platz. Erwartungsvoll und gespannt sah sie ihn an.
Er lobte den Tee, dann sagte er: „Logan hat mir Ihre Situation ausführlich geschildert. Es ist ihm wichtig, dass Sie nach der Trennung von ihm ein gleichwertiges Leben wie bisher führen können.“ Es erschien Summer, dass er vielsagend lächelte, als er hinzufügte: „Und das kann ich Ihnen bieten.“
Summers Gedanken flatterten aufgeregt in ihrem Kopf umher. Logan hatte erwähnt, dass der Besucher jemand war, den er aus dem Club kannte. Dort lernte man Subs und Doms kennen. Also konnte das nur eines bedeuten: Ryan sollte ihr neuer Master werden. Ach du liebe Zeit. Das war ungeheuerlich! Wie konnte Logan sie nur in so eine Situation bringen?
Andererseits fand sie diesen Ryan F. Lucas äußerst charmant und attraktiv. Wieso nicht ein bisschen mitspielen und schauen, was passierte? Hochkant rauswerfen konnte sie ihn immer noch, falls es ihr nicht gefiel.
Mit einem Lächeln, das hoffentlich nicht unterwürfig, sondern amüsiert wirkte, sagte sie in lockerem Tonfall: „Er kann mich wohl nicht schnell genug loswerden.“
„Nun, ich könnte mir denken, dass es Ihnen ebenfalls recht wäre, wenn es schnell ginge.“
Unterstellte Ryan ihr etwa, dass sie ohne einen Gebieter verloren war? Völliger Unsinn. Sie war allenfalls sexuell etwas unausgelastet. Doch Ryans Lächeln war so entwaffnend, dass sie ihm die Bemerkung nicht übelnahm. Lieber malte sie sich aus, wie er wohl wirkte, wenn er streng wurde. Wenn seine sanften Hände fest zugriffen. Wenn seine weiche Stimme plötzlich schneidend wurde. Alles in allem eine mehr als aufregende Vorstellung. Ein Mann, der nicht wie Logan vordergründig dominant war, sondern eher auf subtile Weise, konnte eine wunderbare Erfahrung sein. „Ein Hauch von Schmerz“, murmelte sie.
„Was für eine poetische Beschreibung einer Trennung“, erwiderte er.
„Ich meinte nicht die Trennung, sondern den Neuanfang.“ Sie merkte, dass sie errötete, und senkte den Blick.
„Umso poetischer. Aber kommen wir zu den Fragen, die es im Vorfeld zu klären gilt.“ Er faltete die Hände auf der Tischplatte. „Erzählen Sie mir von Ihren Vorlieben.“
Ihre Kehle wurde eng. Sie konnte nicht unterscheiden, ob das eine Folge ihrer zunehmenden Erregung war oder ob sie sich bei der Vorstellung gehemmt fühlte, Ryan ihre sexuellen Wünsche zu offenbaren. „Was hat Logan Ihnen denn erzählt?“, fragte sie ausweichend.
„Er hat mir nur einen groben Überblick gegeben. Keine Details. Und gerade auf die kommt es an, nicht wahr?“
Wie schaffte er es nur, anzügliche Dinge zu sagen und dabei so sachlich zu bleiben, als ginge es nur darum, eine Krawatte auszuwählen? Und nein, in Summers Augen kam es keineswegs auf die Details an, sondern auf den Gesamteindruck. Entweder die Chemie zwischen zwei Menschen stimmte, oder sie stimmte nicht. „Der berühmte Funke muss überspringen“, sagte sie. „Auf den ersten Blick.“
„Das stimmt, aber ich brauche eine Vorstellung davon, worauf es Ihnen besonders ankommt. Sonst verschwenden wir beide nur unsere Zeit.“
„Okay, meine Vorlieben …“, begann sie, wusste aber schon im nächsten Moment nicht mehr, was sie sagen sollte.
Ryan nahm einen Schluck Tee. Summer beobachtete seinen Mund und stellte sich vor, wie ihre Lippen seine berührten.
Ich küsse gern. Zählt das als Vorliebe?
Als sie dem Club beigetreten war, hatte sie ein Formular ausgefüllt, auf dem sie ankreuzen konnte, was sie wollte und was nicht. Küssen war kein Thema gewesen, dafür verschiedene orale, anale und sonstige Spielarten. „Manchmal wäre ein Fragebogen praktisch, nicht wahr?“ Sie griff ebenfalls nach ihrer Teetasse.
„Keine Sorge“, sagte er, „ich werde mir auch so alles merken können. Fangen wir mit der Größe an. Logan hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten.“
Summer verschluckte sich fast und stellte die Tasse wieder ab. Männer taten es also wirklich – sie verglichen ihre Penisse. „Ja, Logan ist sehr gut ausgestattet. Aber das ist mir nicht wichtig. Weniger kann manchmal mehr sein.“ Wieso verhielt sich Ryan wie bei einem Vorstellungsgespräch? Wenn er sie begehrenswert fand, warum wahrte er dann so eine Distanz? Sie wurde immer befangener. „Ich meine, ich bin ja eine eher, hm, zierliche Person.“
Er hob eine Augenbraue.
„Aber sehr anpassungsfähig“, ergänzte sie. „Vor allem wenn ich in Fahrt bin.“
„In Fahrt?“
„Nun, Sie wissen schon … es gibt Momente, da kann es mir gar nicht groß genug sein.“
„Schön“, sagte er, wirkte aber nicht besonders zufrieden. Wenn er es genauer wissen wollte, musste er präziser fragen. Er sollte nicht das Gefühl bekommen, dass sie sich ihm anbot. Ihr Blick wanderte zu dem schwarzen Aktenkoffer, den er auf den Couchtisch gelegt hatte.
„Oh“, sagte er, als er ihren Blick bemerkte, „Sie sind natürlich neugierig. Ich habe ein paar sehr gute Objekte dabei. Die Auswahl wird Ihnen sicher nicht leichtfallen.“
Auswahl? Würde das so ablaufen, dass er ihr eine Reihe von Floggern und Fesseln zeigte und sie sich entscheiden durfte, womit er sie quälen sollte? Ihr wurde heiß und ihre Pobacken prickelten erwartungsvoll.
„Was machen Sie beruflich?“, wollte er als Nächstes wissen, und sie war froh, zur Abwechslung über etwas Unverfängliches sprechen zu können.
„Ich arbeite mit zwei anderen Psychologen in einer Gemeinschaftspraxis.“
„Verdienen Sie gut dabei?“
Wollte er sichergehen, nicht ausgenutzt zu werden? Natürlich gab es Frauen, die sich reiche Männer suchten, um auf deren Kosten zu leben. Wenn es ihr darum gehen würde, hätte sie einfach bei Logan bleiben können.
Trotz all der aufgeregten Gedanken, die ihr durch den Kopf flatterten, blieb sie sachlich. Es war, als würden sie zwei Unterhaltungen führen – eine mit ausgesprochenen und eine mit unausgesprochenen Bemerkungen. „Ich habe mich auf die Behandlung von Depressionen und Burn-out spezialisiert und habe ein geregeltes Einkommen.“
„Wo befindet sich Ihre Praxis?“
Sie nannte ihm die Adresse.
„Eine sehr schöne Gegend mit ausgezeichneter Bausubstanz, auch wenn einige Fassaden etwas heruntergekommen sind.“ Ryan aß einen Keks und redete weiter, als er die Krümel heruntergespült hatte. „Welche Stilrichtung bevorzugen sie?“
Stilrichtung? Damit war sie gänzlich überfragt. Sie wusste, dass es Varianten, Untervarianten, Spezialfetische und Was-nicht-alles im BDSM gab, aber damit hatte sie sich noch nicht befasst. Um was für Details ging es ihm dabei? Ob sie lieber mit Ketten, Seilen oder Ledermanschetten gefesselt wurde? Zur Not half immer eine Gegenfrage. „Was haben Sie denn im Angebot?“
„Alles. Von altmodisch bis ultramodern.“
Summer hätte fast gegrinst, beherrschte sich aber. Bei „altmodisch“ dachte sie an Rollenspiele, bei denen sie ein Zofenkostüm trug und er den Gutsherrn spielte, in Samtweste und mit Reitgerte bewaffnet. „Eher modern. Sonst wird es mir zu verspielt.“
„Klassisch oder außergewöhnlich?“
Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Was, wenn er fand, dass ihre Vorlieben sich nicht mit seinen deckten?
„Ich mag beides“, sagte sie. „Am wichtigsten ist mir, dass ich mich geborgen fühle.“
Vor allem nach einer Session. Dann wollte sie in den Arm genommen und getröstet werden. Wollte eine kühlende Lotion auf die geschundenen Stellen getupft bekommen. Wollte hören, dass sie eine wunderbare Sub war und dass sie ihren Gebieter glücklich gemacht hatte.
Ryan nickte. „Das versteht sich von selbst. Geborgenheit suchen wir alle. Und in unserem ganz privaten Bereich am meisten.“
Wie kam es nur, dass Ryan so viel in ihr auslöste? Eine simple Bemerkung und sie bekam Herzklopfen. Es war ein rein verbales Vorspiel, dem sie sich immer weniger gewachsen fühlte. Sie war nahe daran, sich vor ihn hinzuknien und ihn anzuflehen, sie zu seiner Sklavin zu machen. Sie hatte das Gefühl, dass er der perfekte Mann für sie sein könnte.
Um Selbstbeherrschung bemüht, gab sie eine seiner Fragen an ihn zurück. „Und was machen Sie beruflich?“
Er zog die Augenbrauen zusammen, als verwirrte ihn ihre Frage. „Was ich …? Oh.“ Sein Blick verweilte lange und durchdringend auf ihr. Dann schüttelte er andeutungsweise den Kopf und lächelte. Schließlich sah er zu dem Flügel hinüber, der zwischen dem Wohnzimmer und dem Essbereich stand. „Ist der gestimmt?“
Er ist Musiker. Wie wunderbar. Das passt zu seinen schlanken, sensiblen Fingern.
„Der Flügel ist ein Erbstück“, sagte Summer. „Logan spielt zwar nicht, aber er lässt ihn regelmäßig stimmen.“
„Darf ich?“
„Gern.“
Ryan zog sein Jackett aus, lockerte die Seidenkrawatte und ging zum Flügel.
Summer folgte ihm, dankbar für die Gelegenheit aufzustehen, denn ihre innere Unruhe wuchs. Sie wünschte, Ryan würde Klartext reden und ihr erklären, wie es dazu gekommen war, dass Logan ihn hergeschickt hatte, um sie zu … begutachten? Jeden anderen Mann hätte sie vor die Tür gesetzt, nicht ohne ihm vorher jedoch zu erklären, dass er ein Idiot sei und dass sie ihre Sexualpartner selbst auszusuchen pflege, herzlichen Dank auch.
Aber Ryan machte sie schwach mit seinem entwaffnenden Lächeln und seiner lockeren Art. Und jetzt stellte sich auch noch heraus, dass er Klavier spielen konnte. Sie liebte Klaviermusik.
Sie lehnte sich an den Flügel und sah zu, wie Ryan den Deckel aufklappte und sanft über die Tasten strich. Er spielte ein paar Läufe. „Der Klang ist wunderbar voll und warm“, befand er. „Großartige Anschlagdynamik.“
Wunderbar warm war es Summer auch und sie öffnete beiläufig den obersten Knopf ihrer Bluse.
Ryan begann zu spielen. Nach zwei Takten erkannte sie Beethovens Mondscheinsonate. Geschmeidig glitten seine Hände über die Tasten. Während des ruhig dahinplätschernden ersten Satzes hatte Summer Gelegenheit, Ryans Profil zu studieren. Er wirkte selbstvergessen, seine Augen waren halb geschlossen. Fast kam es ihr so vor, als wäre er in Gedanken woanders. Seine dunkelbraunen Haare zeigten eine leichte Tendenz, sich zu locken. Der Schnitt war nicht mehr ganz akkurat, und so gab es ein paar herausstehende Strähnen im Nacken, die Summer gern berührt hätte, denn sie sahen so weich aus.
Ein falscher Ton. Summer hörte ihn sofort. Ryan hielt im Spielen inne und schaute zu ihr auf, als sähe er sie zum ersten Mal. Dann grinste er, runzelte kurz darauf die Stirn und legte den Kopf schief. Seine Mundwinkel zuckten. Was hätte sie darum gegeben zu erfahren, welches Durcheinander gerade in seinem Kopf herrschte und wodurch es ausgelöst worden war.
Ihr Besucher, der ihr immer rätselhafter wurde, spielte ein neues Musikstück. Es begann mit tiefen Akkorden, die sich mit Griffen in den höheren Lagen abwechselten. Bald wurde das Stück virtuoser und klang, als ob mehrere Menschen sich am Flügel austobten. Ryans Oberkörper geriet in Bewegung, seine Hände flogen nur so über die Tasten. Ein zarter Schweißfilm erschien auf seiner Stirn. Sein Gesichtsausdruck zeigte höchste Konzentration.
Summer öffnete zwei weitere Knöpfe ihrer Bluse und fächelte sich mit der Hand Luft zu.
Nach dem Schlussakkord atmete Ryan hörbar aus und sah ihr in die Augen. „Das war Rachmaninow“, sagte er, als hätte sie danach gefragt. „Das Prélude Opus drei, Nummer zwei in cis-Moll.“
Bildete sie es sich ein oder klang seine Stimme ein wenig rau, so als wäre er erregt? Mehr Aufforderung brauchte sie nicht. Sie öffnete die letzten Knöpfe, streifte die Bluse über ihre Schultern und ließ sie achtlos fallen. Hoffentlich nahm sie sich damit nicht zu viele Freiheiten heraus, denn Logan hatte immer Wert darauf gelegt, dass sie keinerlei Initiative zeigte, sondern auf seine Befehle wartete. Aber im Moment konnte sie nicht warten.
Ryans Blick wanderte nicht zu ihren Brüsten, die sie ihm in einem weißen Spitzen-BH präsentierte, sondern verweilte auf ihrem Gesicht.
Das verunsicherte sie. „Darf ich weitermachen?“, fragte sie zögernd.
Er nickte und erst jetzt glitt sein Blick tiefer.
Der BH war vorn zu öffnen. Sie griff nach dem Verschluss und hakte ihn auf. Sie liebte das Gefühl, ihre Brüste aus der Enge zu befreien, ließ den BH auf die Bluse fallen, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und wartete darauf, dass Ryan etwas sagte.
Nein, wenn ich ehrlich bin, warte ich vor allem darauf, dass er mich berührt.
Doch er tat es nicht. Ob er, ähnlich wie Logan, durch Abwarten seine Dominanz demonstrierte? Es konnte auch sein, dass er testen wollte, ob sie die nötige Ruhe und Geduld aufbrachte, die eine Sub auszeichneten.
Aber da sie nichts zu verlieren hatte, würde sie ihn ordentlich provozieren und damit aus der Reserve locken. Auch wenn sie vor Bestrafungen Angst hatte, so wäre es ihr im Moment lieber gewesen, wenn Ryan sie züchtigen würde, anstatt weiterhin so passiv zu bleiben.
Sie nahm ihre vor Erregung steifen Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte sie so fest, dass es wehtat.
Ryan rührte sich zwar immer noch nicht, aber er quittierte ihre Initiative mit einem leichten Heben der Augenbrauen. Sehr schönen Augenbrauen, wie sie dabei feststellte. Sie setzte sich rittlings auf Ryans Schoß, drückte ihre Brüste an sein Hemd, fuhr mit den Händen durch seine Haare und leckte ihm über die linke Augenbraue. Als er sie gewähren ließ, wurde sie mutiger, küsste seine Stirn, den Nasenrücken, zog seinen Kopf an den Haaren nach hinten und wollte gerade ihre Lippen auf seinen Mund drücken, als er sie um die Taille fasste und von sich wegschob.
Gewohnt, auf jede Geste gehorsam zu reagieren, stand Summer auf und senkte den Kopf, damit er nicht sah, dass sich Tränen der Frustration und Demütigung in ihren Augenwinkeln sammelten. Er hatte sie zurückgewiesen!
Doch dann sagte er: „Zieh deine Hose aus“, und alles war wieder gut. Sekunden später stand sie nur noch mit einem weißen Tanga bekleidet vor ihm und wartete brav auf weitere Befehle.
Er sah zu ihr auf, und an seinen Augen erkannte sie, dass die Situation sich verändert hatte. Da war nichts Nett-Entspannt-Unverbindliches mehr. Sein Blick war ernst, interessiert, wach. Er öffnete den Knoten seiner Krawatte und zog sie unter dem Kragen seines Hemdes hervor.
„Dreh dich um.“ Seine Stimme enthielt keine Spur der Strenge, die Logans Markenzeichen war. Erstaunt stellte Summer fest, dass es sie noch viel mehr erregte, einem Mann zu gehorchen, der so sanft mit ihr sprach.
Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm. Er führte ihre Handgelenke zusammen, schlang die Krawatte mehrmals darum und verknotete die Enden miteinander. Hatte er denn nichts in seinem Aktenkoffer, womit er sie fesseln konnte?
Er nahm sie an den Hüften und drehte sie wieder um. Summer drückte den Rücken durch und schob ihren Oberkörper etwas vor. Ryan sah zu ihr auf. „Wie wäre es mit ein bisschen mehr Selbstkontrolle, hm?“