Rocky Mountain Men: Sturmwarnung

Erschienen: 06/2024
Serie: Rocky Mountain Men
Teil der Serie: 1

Genre: Contemporary Romance, New Adult
Zusätzlich: Contemporary

Location: Kanada, Rocky Mountains


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-670-6
ebook: 978-3-86495-671-3

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Rocky Mountain Men: Sturmwarnung


Inhaltsangabe

Sophie genießt als Influencerin das volle Paket: Reichweite, Einkommen und eine beneidenswerte Sammlung an Designer-Handtaschen. Ihr jüngstes Abenteuer führt sie von Los Angeles nach Kanada, genauer gesagt in das idyllische Städtchen Crystal Lake, eingebettet in die majestätischen Rocky Mountains. Doch sie ahnt nicht, dass genau dort ihre größte Herausforderung beginnen wird.

Vor Ort hat Sophie eine Hundeschlittentour gebucht, deren Führer ein ebenso mürrischer wie heißer Einzelgänger namens Noah Anderson ist. Und als wäre es nicht schlimm genug, mit einem solchen Knurrkopf konfrontiert zu werden, kann Noah sich an keine Buchung erinnern und lässt Sophie abblitzen! Aber Sophie wäre nicht dort, wo sie ist, hätte sie sich je von Schwierigkeiten abschrecken lassen. Wenn sie mit Charme nicht weiterkommt, dann muss eben das Ersparte herhalten. Mit einer Zahlung, die doppelt so hoch ist wie üblich, bringt sie Noah zum Einlenken.

Ein überraschender Schneesturm zwingt die beiden, in Noahs behaglichem Heim Schutz zu suchen, und bald schon ist das Prasseln des Kaminfeuers nicht das einzige, das zwischen ihnen knistert. Doch nicht alle in der Stadt sehen die Annäherung der beiden positiv, denn Noah und seine Brüder sind die begehrtesten Junggesellen in Crystal Lake, und Sophie muss sich neben ihren aufwühlenden Emotionen auch diesem Problem stellen.

Noahs Wunsch, Sophie ganz für sich zu gewinnen, stürzt sie in ein emotionales Dilemma. Soll sie zu ihrem Großstadtleben zurückkehren oder kann sie sich ein Leben an der Seite von Noah in den Rocky Mountains vorstellen? Sophie muss sich entscheiden zwischen Luxus und Konsum oder der rauen Schönheit der Natur.

Über die Autorin

Mina Miller lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen im grünen Ruhrgebiet. Sie ist eine absolute Frühaufsteherin und liebt es, im Garten zu schreiben. Geschichten und Gedichte schreibt sie seit ihrem 15. Lebensjahr. Wenn sie in einer Buchhandlung auf...

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Leseprobe

Sophie

Als die Rocky Mountains mit ihren majestätischen, verschneiten Gipfeln in Sicht kamen, empfand Sophie, trotz ihres normalerweise geringen Interesses an Wanderungen und Natur, eine Art Ehrfurcht vor dieser imposanten Kulisse.
Nach einer langen Fahrt bog Sophie endlich von der Straße auf einen hügeligen Weg ab. Im Gegensatz zur gut geräumten Hauptstraße war dieser Pfad offensichtlich noch nicht vom Schneepflug besucht worden. Sie betete innerlich, nicht im Schnee stecken zu bleiben, und hoffte, dass ihr Navi sie nicht in die Irre führte. Die Vorstellung, sich in der Wildnis Kanadas zu verirren, war alles andere als beruhigend.
Zwischen den dichten Tannen tauchte...

...ein Holzhaus auf. Sie steuerte darauf zu und parkte neben einem blauen Transporter. Erleichtert, endlich angekommen zu sein, stieg sie aus und blickte sich um. Die Hütte vor ihr hatte einen rustikalen Charme, aus dem Kamin rauchte es. Neben dem Haus befand sich ein moderner Anbau mit einem Flachdach. Hinter dem Gebäude gab es einen eingezäunten Bereich, in dem mehrere Hunde aufgeregt herumrannten und bellten. Sophie vermutete, dass sie am richtigen Ort angelangt war, auch wenn ein Wegweiser an der Hauptstraße sicher hilfreich gewesen wäre.
Sophie folgte dem freigeschaufelten Pfad, der zur Eingangstür des Hauses führte. Der Schnee hier draußen reichte ihr bis zu den Knien – eine deutliche Veränderung im Vergleich zu Crystal Lake, wo die Schneemasse gerade mal bis zu ihren Knöcheln reichte. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, erreichte sie die Tür. Eine Klingel war nirgends zu sehen, ebenso wenig ein Namensschild oder ein Hinweis darauf, dass sie am richtigen Ort war. Sie klopfte an die Tür. Ob das Geräusch wohl im Inneren des Hauses zu hören war? Sophie trat ein paar Schritte zurück und versuchte, durch die Fenster zu spähen, aber dicke Vorhänge verdeckten ihr die Sicht. Sie ging zur Tür und klopfte energischer gegen das Holz.
Genervt trat sie von einem Fuß auf den anderen und zog ihr Handy hervor, um noch einmal Ort und Uhrzeit zu überprüfen. Alles stimmte. Wo blieb dieser Noah Anderson? Sie hatte einen Termin und konnte es nicht ausstehen, wenn sich Menschen verspäteten.
„Hallo? Mr. Anderson? Sind Sie zu Hause?“, rief sie und klopfte erneut. „Ich bin Sophie Baker, wir haben einen Termin miteinander vereinbart.“
Nach weiteren fünf Minuten des Wartens ließ sie ihrem Ärger freien Lauf und trat gegen einen nahestehenden Schneehaufen. „Haben Kanadier keine Ahnung von Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit? Wie kann er es wagen, mich hier einfach stehen zu lassen? So ein Idiot.“
„Wen bezeichnen Sie hier als einen Idioten.“
Sophie zuckte zusammen, als sie die fremde Männerstimme hörte. Mit einem erschrockenen Aufschrei drehte sie sich um. Für einen kurzen Moment blickte sie direkt auf eine nackte Männerbrust, was angesichts der eisigen Temperaturen völlig absurd erschien. Doch dann hob sie den Kopf und sah in das Gesicht des Mannes. Seine braunen Augen, durchzogen von bernsteinfarbenen Sprenkeln, fesselten sofort ihre Aufmerksamkeit. Sie bemerkte nur kurz seinen Dreitagebart und die dunkelblonden Haare, bevor ihr Blick unfreiwillig zu seinen geschwungenen Lippen wanderte. Trotz der kalten Luft um sie herum fühlte Sophie sich in ihrer Skijacke unerträglich heiß.
Hastig wandte sie den Blick ab und bemerkte aus dem Augenwinkel seine muskulösen Arme, die Holzscheite festhielten. Ein Tattoo zog ihre Aufmerksamkeit auf sich: der Kopf eines Wolfes, der, umgeben von kahlen Bäumen, zum Vollmond heulte. Das Bild wirkte traurig, als wäre der Wolf von Schmerz erfüllt.
Der Mann bewegte sich und brach den Zauber, den sein Tattoo auf sie ausübte. Warum starrte sie diesen Fremden an? Noch vor wenigen Minuten war sie überzeugt von ihrem Single-Dasein gewesen, und nun konnte sie ihren Blick kaum von dem Kerl vor ihr lösen. Sophie hatte geahnt, dass Kanada Herausforderungen für sie bereithalten würde, aber mit einem heißen, halb nackten Mountain Man hatte sie nicht gerechnet.

 

Noah

Noah staunte nicht schlecht über den kunterbunten Kanarienvogel, der da vor seiner Tür stand und ihn einen Idioten nannte. Er ließ die Holzscheite zu Boden fallen und beobachtete mit einer Spur von Genugtuung, wie die Frau einen Schritt zurückwich. Er war es gewohnt, dass seine distanzierte Art ihm Ärger einbrachte, doch ließ er sich von einer Beleidigung nicht so leicht aus der Ruhe bringen.
Entschlossen trat er auf die Frau zu, und es amüsierte ihn, wie ihre Augen bei jedem seiner Schritte größer wurden. Ihr anfängliches Starren war ihm nicht entgangen, doch es beeindruckte ihn, dass sie keinen Zentimeter zurückwich, als er direkt vor ihr stehen blieb. Der Duft ihres Parfüms umwehte ihn, blumig und in der schneebedeckten Berglandschaft fehl am Platz.
„Wenn Sie nicht zur Seite treten, kann ich die Tür nicht öffnen. Wollen Sie, dass ich hier erfriere? Ich mag ja hart im Nehmen sein, aber auch mir wird irgendwann kalt“, sagte er mit einem leicht spöttischen Unterton und musterte ihre auffällige Erscheinung: die pinke Jacke, die weiße Hose, die rosa Handschuhe und die mit Pailletten besetzte Mütze.
Die Frau warf einen Blick von Noah zur Haustür und wich dann einen Schritt zurück.
„Kommen Sie rein und machen Sie die Tür hinter sich zu“, sagte Noah, während er die Tür öffnete und eintrat, ohne sich umzusehen, ob sie folgte. Er zog seine Schuhe im Flur aus und bewegte sich in Richtung Wohnbereich. Hinter ihm hörte er leise Schritte – die Frau war ihm gefolgt.
Als er sich ihr im Wohnzimmer zuwandte und auf das Sofa vor dem Kamin deutete, sagte er: „Setzen Sie sich.“
Sie nahm auf der Kante des Sofas Platz, aufrecht und angespannt, und ließ ihren Blick kurz durch den Raum huschen. Noah griff sein Hemd vom Sessel, zog es an, ohne die Knöpfe zu schließen, und positionierte sich so, dass sie zu ihm aufblicken musste.
„Nun“, begann er mit fester Stimme, „erzählen Sie mir, was Sie hierherführt und wer Sie sind.“
Die Frau zog die Schultern zurück und richtete sich kerzengerade auf. „Ich heiße Sophie Baker. Unter dem Namen Sophieuniversum bin ich als Influencerin bekannt. Ich hatte eine Schlittentour bei Ihnen gebucht. Erinnern Sie sich nicht an die E-Mail?“
Noah grübelte nach, während er Sophie aufmerksam musterte. „Entschuldigung, aber da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich kann mich nicht an Sie erinnern, und Ihr Name sagt mir nichts.“
Er bemerkte das Kennzeichen ihres Mietwagens und ihre gepflegten Fingernägel sowie ihre teure Kleidung, was ihn zu dem Schluss brachte, dass sie eine Touristin sein musste, die sich verirrt hatte.
„Meine Reaktion war der begrenzten Zeit geschuldet“, gestand Sophie, während sie ihre Beine überschlug und die Hände im Schoß zusammenlegte.
„Ich habe definitiv keine Buchung vorgenommen“, beharrte Noah.
Sophie fasste sich genervt an die Stirn und seufzte tief. „Ich habe wirklich keine Zeit für solche Spielchen.“ Mit diesen Worten sprang sie auf, kramte ihr Handy aus der Jackentasche und begann, hastig darauf herumzutippen. Leise fluchend und sichtlich frustriert biss sie sich auf die Unterlippe. „Ihre E-Mail-Adresse endet auf @n.anderson, richtig?“ Sie streckte Noah das Handy entgegen, sodass er den Bildschirm sehen konnte.
Einen Moment lang blickte Noah von ihr zum Handydisplay und las die angezeigte E-Mail. In seinem Kopf begannen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammenzufügen. Plötzlich sprang er auf und eilte in sein Büro, wobei er sorgfältig die Tür hinter sich schloss, damit die Frau keinen Einblick erhielt. Kurz darauf kehrte er mit seinem eigenen Handy zurück und wählte die Nummer seines Bruders Charlie.
„Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?“, erklang Charlies Stimme aus dem Handy.
„Spar dir dein unschuldiges Getue. Du hast mir diesen Ärger eingebrockt“, entgegnete Noah, nun mit Gewissheit, dass sein Bruder etwas mit der Situation zu tun haben musste.
„Sieh doch nicht immer alles so schwarz, Noah. Ich habe Sophie getroffen, und sie ist wirklich nett“, verteidigte Charlie sich.
Noah fragte sich, warum sein Bruder die Frau beim Vornamen nannte. „Nur weil du Zugriff auf mein E-Mail-Konto hast, heißt das noch lange nicht, dass du in meinem Namen Buchungen vornehmen darfst.“
Noah war zwar anfangs dankbar gewesen, als Charlie ihre E-Mail-Konten miteinander verknüpft hatte, doch dass sein Bruder nun eigenmächtig in seinem Namen antwortete, überschritt eine Grenze.
Charlie seufzte hörbar. „Ich bin zufällig über Sophies Anfrage nach einer Schlittentour gestolpert, als ich mein eigenes Postfach aufräumte. Sie schien so begeistert von der Idee. Ich konnte ihr einfach nicht absagen.“
Über das Handy hörte Noah, wie Charlie schmunzelte. „Findest du das etwa lustig? Sie ist jetzt hier, und ich weiß nicht, was ich tun soll“, entgegnete Noah und warf einen Blick zu Sophie, die sich wieder auf das Sofa gesetzt hatte und ihn aufmerksam beobachtete.
„Du fragst ernsthaft, was du tun sollst? Mann, Noah, du bist echt zu lange allein draußen gewesen.“
Noah konnte nicht anders, als laut zu fluchen.
„Du wirst die Tour machen, ordentlich Geld verdienen und deinen Tourguide-Charme ausspielen. So einfach ist das“, erklärte Charlie mit einer Selbstverständlichkeit, die Noah beinahe zur Weißglut brachte. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass sein Bruder recht hatte. Die finanzielle Lage war angespannt, die Hunde und die laufenden Kosten verschlangen sein Erspartes. Was ihm jedoch wirklich Sorgen bereitete, war der Gedanke, mit Sophie Baker Small Talk führen zu müssen. Schon die Vorstellung daran löste Unbehagen in ihm aus. Wie lange war es her, dass er grundlegende Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatte?
Noah richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. „Ihr habt nicht das Recht, euch in mein Leben einzumischen.“
Charlie schnaubte. „Du bist unser Bruder. Natürlich mischen wir uns ein, besonders wenn wir glauben, dass du unsere Hilfe brauchst. Also, pass auf dich auf und versuch, ein bisschen Spaß zu haben“, sagte er, bevor er das Gespräch beendete.
Noah nahm das Handy vom Ohr und starrte es an. Ihm war bewusst, dass sich seine Brüder um ihn sorgten. Schließlich hatte er sich in seinem Haus völlig zurückgezogen. Trotz seiner Dankbarkeit für ihre Sorge, fragte er sich, wann sie begreifen würden, dass er die Einsamkeit Kanadas mit seinen Hunden bevorzugte.
„Ist alles geklärt? Werden wir die Tour machen können?“, fragte Ms. Baker und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
Mit einem tiefen Seufzer steckte Noah das Handy weg und blickte auf. „Ja, die Tour findet statt.“
Erleichterung und ein strahlendes Lächeln huschten über ihr Gesicht, doch als ihre Blicke sich trafen, wandte Noah sich rasch ab.
„Ich bin gleich zurück“, murmelte er und eilte nach oben, um sich umzuziehen.
Als er wieder hinunterkam, stand Ms. Baker an der Haustür, bereit, sie zu öffnen. Doch Noah stellte sein Bein davor, dann trat er dicht an sie heran und hielt ihr seine Hand hin. „Der Preis für die Tour hat sich verdoppelt. Ich möchte die Hälfte im Voraus“, erklärte er.
Ms. Baker hob überrascht die Augenbrauen. „Wie bitte?“, entwich es ihr ungläubig.
„Wenn ich diese Tour durchführen soll, benötige ich einen Vorschuss. Sie haben diese Buchung hinter meinem Rücken mit meinem Bruder getätigt. Ich fühle mich übergangen, also wäre eine Vorauszahlung das Mindeste. Die restliche Zahlung erfolgt nach der Tour. Betrachten Sie es als eine Art Entschädigung, da ich ursprünglich nicht derjenige war, der den Termin vereinbart hat.“
Sophie verschränkte die Arme. „Mein Geldbeutel ist im Hotel. Ich werde Ihnen das Doppelte vom abgemachten Preis zahlen, allerdings geht das nur als Überweisung, und es wäre nett, wenn wir endlich starten würden. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.“
Noah erkannte, dass eine Zahlung per Banküberweisung praktischer wäre, und war enttäuscht, kein Bargeld zu erhalten. Doch dann kam ihm eine Idee.
„Ich nehme auch einen Kuss von Ihnen als Anzahlung entgegen“, sagte er und beobachtete, wie ihre Augen größer wurden. Bei dem Anblick, wie sie sich auf die Lippen biss, beugte er sich zu ihr vor. Ein leises Ziehen, eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude, machte sich in ihm breit. „Entschuldige, wie war dein Name noch gleich? Sophie, richtig? Ich denke, wir können beim Du bleiben. Ich bin Noah.“
Sophie nickte, und er war versucht, ihre Verwirrtheit auszunutzen und den Kuss einzufordern, nur um zu erfahren, ob ihre Lippen so weich waren, wie sie aussahen. Er verbarg sein Grinsen, indem er sich abwandte, zog seine Jacke und Stiefel an und setzte die Mütze auf.
Als er die Tür öffnete, trat Sophie ihm in den Weg. „Ich hoffe, das war nur ein Scherz“, sagte sie mit einem selbstbewussten Funkeln in den Augen. „Ich würde eher einen Elch küssen, als auf so einen Vorschlag einzugehen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Haus.
Noah blieb einen Moment lang überrascht stehen. Es war selten, dass jemand ihm so direkt entgegentrat, und es imponierte ihm, dass Sophie ihre Meinung so klar äußerte. Mit einem Schmunzeln folgte er ihr in den Schnee hinaus und schloss die Tür.
„Pass nur auf, was du dir wünschst. Elche gibt es hier tatsächlich genug, aber ich bezweifle, dass du bei ihnen mit einem Kuss viel Erfolg haben wirst.“ Noahs Lachen hallte in der kalten Luft nach, während er zum Lager ging und hörte, wie Sophie ihm fluchend folgte.
Während sie draußen wartete, holte Noah den Hundeschlitten aus dem Schuppen. Das Aluminiumgestell glänzte im Licht, und die Metallkufen versprachen eine sanfte Fahrt über den Schnee. Der Schlitten war so konzipiert, dass man darauf sitzen oder Ausrüstung transportieren konnte. Ein robuster Eisenhaken, der Anker, verhinderte, dass die Hunde davonlaufen konnten. Noah trat den Anker fest in das Eis, um den Schlitten sicher zu verankern. Er breitete die Zugleine vor dem Schlitten aus, somit war auf den ersten Blick klar, wo die Hunde mit ihren Geschirren angeleint wurden.
Als Noah sah, wie Sophie zu ihrem Mietwagen ging, keimte kurz die Hoffnung in ihm auf, dass sie die Idee vielleicht doch noch aufgeben würde. Aber sie kam mit einer Kamera und einem Rucksack zurück. „Ist es in Ordnung, wenn ich während der Fahrt Fotos und Videos mache?“, erkundigte sie sich.
„Von mir aus, aber achte darauf, dass ich nicht mit drauf bin“, gab Noah zurück.
„Keine Sorge, das Letzte, was ich möchte, ist, dich auf meinen Bildern zu haben“, entgegnete Sophie mit leichtem Spott in der Stimme und begann, den Schlitten und die Umgebung zu fotografieren.
Noah konnte sich nicht erklären, warum Sophies spitze Bemerkungen ihn so sehr aus der Fassung brachten. Im Grunde genommen war es ihm ja gleichgültig, wie viele Fotos sie schoss – das gab ihm die Gelegenheit, sich auf die Hunde zu konzentrieren und die Vorbereitungen in aller Ruhe abzuschließen. Er war fest entschlossen, die Tour so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Das Wetter war zwar sonnig und Schnee fiel auch nicht, doch er hatte keine Lust mit dem Schlitten in die Dunkelheit zu geraten. Die Vorstellung, bei Nacht mit dem Schlitten unterwegs zu sein, war alles andere als verlockend.
Noah steuerte auf den Hundezwinger zu, irritiert darüber, dass Sophie ihm folgte. Er hatte keine Zeit, sie darauf anzusprechen, bevor sie hinter ihm den Zwinger betrat. Das Rudel wurde sofort aufmerksam, und ehe Noah eingreifen konnte, war Sophie von Summer, Cookie und Sky umringt. Die drei jüngsten Hunde sprangen bellend an ihr hoch, während Sophie versuchte, ihre Kamera über dem Kopf in Sicherheit zu bringen. Noahs Kommando ging im Lärm unter, die Hunde schienen ihn zu ignorieren. Rasch war er an Sophies Seite, zog Summer und Cookie am Halsband zurück und ein kurzes Pfeifen genügte, um auch Sky zur Räson zu bringen. Sky sah ihn mit schief gelegtem Kopf an, und Noah musste sich zusammenreißen, um dem bettelnden Blick zu widerstehen. Skys Augen, von denen eines blau, das andere gelb war, erinnerte ihn schmerzlich an Abby, seine treue Gefährtin, die er vor zwei Jahren hatte gehen lassen müssen. Ihre Welpen waren in das Rudel integriert worden, doch manchmal fragte er sich, ob sie ihre Mutter vermissten. Der Gedanke an seine eigene Mutter verursachte einen Stich in seiner Brust.
Er beobachtete Sophie, die nun Fotos von den Hunden und dem Gehege machte, dann die Kamera senkte und seinen Blick bemerkte. Trotz der unerwarteten Umstände war Noah erleichtert, dass Sophie nicht die typische Großstädterin war, die bei einem solchen Ansturm wahrscheinlich panisch reagiert hätte.
„Brauchst du Hilfe?“, erkundigte sich Sophie.
Noah schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Es wäre besser, wenn du den Zwinger verlässt. Du bringst das Rudel durcheinander.“
Sie spitzte die Lippen, doch statt einer Erwiderung verließ sie den Zwinger.
Noah ließ erleichtert die Halsbänder von Summer und Cookie los, und die beiden stürmten sofort in den Schnee. Der offene Außenzwinger bot den Hunden trotz der Kälte genug Freiraum, und ihr dichtes Fell hielt sie warm. Bei Bedarf konnten sie sich jederzeit in den wärmeren Innenbereich zurückziehen.
„Heute brauche ich die erfahrensten unter euch“, murmelte Noah, während er den fünf auserwählten Hunden die Geschirre anlegte. Einer nach dem anderen führte er sie zum Schlitten und befestigte sie an der Zugleine. Er wies sie an, sich hinzulegen, und die Hunde gehorchten ihm aufs Wort. Falco und Stella positionierte er direkt vor dem Schlitten, sie bildeten die Basis des Teams. Lucky und Momo in der Mitte sorgten für Richtung und Tempo. An der Spitze befestigte er Chico, den ältesten Rüden, der über die beste Koordination verfügte.
Die Hunde bellten aufgeregt und wedelten erwartungsvoll mit den Schwänzen, bereit für das Abenteuer. Noah bewunderte stets die Energie und Agilität seiner Huskys, die perfekt an die harschen Bedingungen der kalten Jahreszeit angepasst waren.
„Setz dich auf den Schlitten und halte dich fest. Nicht dass du in den Kurven herunterfällst“, sagte er, während er selbst auf die Trittfläche des Schlittens stieg.
Sophie kam seiner Aufforderung nach und nahm Platz, ohne einen Kommentar abzugeben. Für einen Moment vermisste Noah ihre schlagfertigen Antworten, doch dann konzentrierte er sich wieder auf die bevorstehende Fahrt. Er hob den Anker an und umklammerte den Lenker fest mit seinen behandschuhten Händen, ein Gefühl von Kontrolle und Vertrautheit durchströmte ihn.
Mit einem tiefen Atemzug gab er das Startsignal, und die Hunde setzten sich mit einem kräftigen Schub in Bewegung. Der Schlitten glitt geschmeidig über den Schnee. Noah spürte, wie sein Herz vor Freude schneller schlug - das Schlittenfahren hatte ihm gefehlt und nicht nur ihm, sondern auch den Hunden. Er bremste mehrmals, sonst wäre der Schlitten in den Kurven in Schieflage geraten, manövrierte den Schlitten geschickt durch das erste Waldstück, und bald waren sie von der majestätischen Stille des verschneiten Nadelwaldes der Rocky Mountains umgeben. Eine tiefe Ruhe breitete sich in Noah aus, ein Gefühl der Zufriedenheit, das ihm lange fremd gewesen war.