Undercover: Fever

Er­schie­nen: 05/2019
Serie: Un­der­co­ver
Teil der Serie: 2

Genre: Ro­man­tic Thrill
Zu­sätz­lich: Con­tem­pora­ry, Va­nil­la

Lo­ca­ti­on: USA, Las Vegas

Sei­ten­an­zahl: 292


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-379-8
ebook: 978-3-86495-380-4

Preis:
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ebook: 6,99 €[D]

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Undercover: Fever


In­halts­an­ga­be

Ich war schon seit Be­ginn mei­ner Kar­rie­re eine taffe FBI-Agen­tin, doch dann soll­te ich ein hilf­lo­ses Mäd­chen von ne­ben­an spie­len! Auf was hatte ich mich nur ein­ge­las­sen?

Ei­gent­lich waren meine Jahre als Kunst­räu­ber vor­bei, aber die­sen neuen Auf­trag konn­te ich nicht ab­leh­nen. Die Ver­gan­gen­heit hatte mich schnel­ler wie­der ein­ge­holt, als mir lieb war.

Finn lebt als Kopf­geld­jä­ger in Las Vegas und ar­bei­tet ne­ben­bei als Be­ra­ter für das FBI. Auf­grund sei­ner Ver­gan­gen­heit kennt er die kri­mi­nel­len Ab­grün­de von Las Vegas bes­tens. Ge­ne­rell kommt er mit den Agen­ten gut zu­recht, bis er auf die FBI-Agen­tin Mi­ran­da trifft, die sich von kei­nem Mann etwas vor­schrei­ben lässt.

Be­reits am ers­ten Abend brennt in bei­den heiße Lei­den­schaft und sie lan­den mit­ein­an­der im Bett, ohne zu ahnen, dass sie am nächs­ten Tag ge­mein­sam Un­der­co­ver auf eine Mis­si­on in die Welt des or­ga­ni­sier­ten Ver­bre­chens ge­schickt wer­den, um die be­rüch­tig­ten "Un­der­grounds" zu ent­tar­nen. Mi­ran­da und Finn schleu­sen sich als Paar in die Or­ga­ni­sa­ti­on ein.

Doch bald ist sich Mi­ran­da nicht mehr si­cher, ob Finn wirk­lich auf ihrer Seite ist, oder ob er ein dop­pel­tes Spiel mit ihr treibt ...

Über die Au­to­rin

S.P. Bräu­ti­gam wurde 1989 in Karls­ru­he ge­bo­ren. Be­reits in jun­gen Jah­ren ent­deck­te sie die Lei­den­schaft für das Schrei­ben und die Li­te­ra­tur. Sie stu­dier­te Ger­ma­nis­tik und Kul­tur­wis­sen­schaft.

In ihrer Frei­zeit reist sie gerne in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ins­be­son­de­re nach Ka­li­for­ni­en, da sie...

Wei­te­re Teile der Un­der­co­ver Serie

Le­se­pro­be

 XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look


»Du kannst ihn auch an­fas­sen, oder wie ge­sagt: Gegen eine zwei­te Runde Sex habe ich rein gar nichts ein­zu­wen­den.«
Sie schnaub­te kurz, wobei sich ihre Nase kräu­sel­te, und dreh­te sich noch ein­mal um.
»Ich gehe jetzt. Auf Nim­mer­wie­der­se­hen«, sagte sie und knall­te die Tür hin­ter sich zu.
Ich nahm meine Kla­mot­ten und zog mich wie­der an. Sel­ten war mir so eine Frau un­ter­ge­kom­men. Der Sex war bom­bas­tisch ge­we­sen, aber ihr Ver­hal­ten da­nach war schon an­ders, als ich er­war­tet hatte. Doch wenn ich ge­nau­er dar­über nach­dach­te, war ich jetzt noch schär­fer auf sie als...

...​zuvor. Sel­ten hatte ich noch In­ter­es­se an einer Frau, nach­dem ich mit ihr ge­schla­fen hatte. Es klang zwar hart, aber die Jagd war ein­fach in­ter­es­san­ter. Ihren Slip hatte ich unter mein Hemd ge­kickt. Ich nahm ihn mit - soll­te sie ihn nur su­chen. Ihre auf­müp­fi­ge Art fand ich mehr als be­geh­rens­wert. Die Frau­en, mit denen ich mich sonst ver­gnüg­te, ver­lang­ten ge­ra­de­zu nach einer zwei­ten Runde mit mir, doch die Un­be­kann­te schob mich ab wie ein un­ge­lieb­tes Spiel­zeug. Was er­laub­te sie sich ei­gent­lich, so mit mir um­zu­ge­hen?
In die­sem Mo­ment schoss mir die Frage durch den Kopf, was die Frau­en wohl über mich dach­ten, wenn ich sie am nächs­ten Tag ab­ser­vier­te. Wenn sie auch nur an­satz­wei­se das Ge­fühl hat­ten, das ich im Au­gen­blick emp­fand, tat es mir leid. Sie bet­tel­ten in Mails und Text­nach­rich­ten um ein wei­te­res Tref­fen mit mir, aber ich hatte mich nie auf eine Be­zie­hung ein­ge­las­sen. Gabby zu ver­lie­ren, war das Schlimms­te ge­we­sen, was mir je im Leben pas­siert war. Ich woll­te mich nicht noch ein­mal ver­lie­ben und Ge­fahr lau­fen, ver­las­sen und im Stich ge­las­sen zu wer­den. Lie­ber würde ich mein gan­zes Leben als Sin­gle durch die Welt strei­fen.

Nach­dem ich das Zim­mer ver­las­sen hatte, be­schloss ich, noch eine Runde durch eine der Bars zu dre­hen. Der Abend war zu jung, um ihn jetzt schon zu be­en­den. Jared kleb­te an einer der an­de­ren zwei Bars des Ho­tels be­reits an einer hei­ßen Blon­di­ne. Ich über­rasch­te ihn kurz, indem ich ihm auf die Schul­ter klopf­te.
»Hey«, sagte Jared, grins­te vor sich hin und bat mich, mich neben ihn zu set­zen.
»Doch kei­nen Er­folg bei der Klei­nen ge­habt?«, hakte Jared nach.
»Doch«, er­wi­der­te ich.
»Oh, bist du so schnell ge­kom­men, dass du schon wie­der hier sit­zen musst?«
Jared konn­te so ein Arsch sein. Wir hat­ten uns vor ein paar Jah­ren in Flag­staff in Ari­zo­na ken­nen­ge­lernt und waren seit­dem wie Brü­der. Er hatte, eben­so wie ich, so gut wie kei­nen Kon­takt mehr zu sei­ner Fa­mi­lie. Ich hatte mir den Kon­takt­ab­bruch selbst zu­zu­schrei­ben. Mein Vater, ein ehe­ma­li­ger Po­li­zist, war frü­her in San Fran­cis­co tätig ge­we­sen. Mein jün­ge­rer Bru­der war er­folg­reich in seine Fuß­stap­fen ge­tre­ten und hatte sich nie etwas zu­schul­den kom­men las­sen. Ich hin­ge­gen hatte mich mit acht­zehn von mei­ner Fa­mi­lie ab­ge­wandt. Zu Be­ginn hatte ich Dieb­stäh­le be­gan­gen, ein­fach nur, um ver­haf­tet zu wer­den und meine Fa­mi­lie zu är­gern. Dann aber stand ich auf die­ses Flair, das mir die Ein­brü­che ver­schaff­te, denn es gab mir einen Kick.
Mit den Dro­gen wurde mein Leicht­sinn zu­neh­mend ge­fähr­li­cher, aber mich konn­te nichts mehr auf­hal­ten. Ich hatte mich in Ga­bri­el­la ver­liebt. Sie war schon seit ein paar Jah­ren den Dro­gen ver­fal­len ge­we­sen, und zu Be­ginn un­se­rer Be­zie­hung hatte ich sie aus die­ser Hölle be­frei­en wol­len. Das war gründ­lich nach hin­ten los­ge­gan­gen und zum Schluss war ich selbst in einer Ent­zugs­kli­nik in Ari­zo­na ge­lan­det. Ich hatte mich nie wie­der ge­traut, mit mei­ner Fa­mi­lie in Kon­takt zu tre­ten, weil ich so viele schlim­me Dinge be­gan­gen hatte. Sie wür­den mir wahr­schein­lich nie ver­zei­hen kön­nen, dass ich den Kon­takt ab­ge­bro­chen hatte. Viel­leicht, weil ich es mir selbst nie ver­zie­hen hatte. Meine Fa­mi­lie war schon immer sehr eigen ge­we­sen, viel­leicht hätte ich nach mei­ner Phase des Cle­an-Wer­dens Kon­takt auf­neh­men sol­len. Ich be­reu­te, dass ich es nicht getan hatte, aber ir­gend­wann war der Punkt ge­kom­men, an dem es zu spät war, sich zu ent­schul­di­gen. Als Kin­der waren Logan und ich ein Herz und eine Seele ge­we­sen, aber ich war zum Re­bel­len ge­wor­den und konn­te mich nicht an Re­geln hal­ten. Letzt­end­lich hatte ich mich für die fal­sche Seite ent­schie­den.
»Halt dein Maul«, sagte ich zu Jared und be­stell­te mir einen Whis­key.
»Mal im Ernst. Seit wann bist du so schnell? Du hast doch sonst Durch­hal­te­ver­mö­gen, je­den­falls was den Sport be­trifft.« Jared lach­te wie­der und trank sei­nen Whis­key aus.
Die Blon­di­ne neben ihm war in ihr Handy ver­tieft.
»Ich war nicht schnell. Sie woll­te bloß nicht, dass ich über Nacht blei­be.«
»Nein, du machst Scher­ze! Sie hat dich aus dem Zim­mer ge­wor­fen? Wie ab­ge­fah­ren ist das denn? Ich glau­be, sie wäre doch eher mein Typ ge­we­sen als dei­ner«, sagte Jared und lach­te er­neut.
Die Blon­di­ne, die neben ihm saß, hatte ihr Handy bei­sei­te­ge­legt. Ihre Hand be­fand sich nun auf Ja­reds Schritt und sie mas­sier­te sei­nen Schwanz durch seine Hose.
»Ich glau­be, ich soll­te mich auf den Weg nach Hause ma­chen«, er­wi­der­te ich, nach­dem ich mei­nen Whis­key ge­trun­ken hatte. Ich stand auf und wink­te den bei­den zum Ab­schied zu.
Jared ver­schwand mit der Blon­di­ne auf ein Zim­mer, das wohl sie ge­mie­tet hatte, und nahm mir ein Taxi. We­nigs­tens er würde über Nacht blei­ben kön­nen.

Am nächs­ten Mor­gen quäl­te ich mich aus dem Bett. Heute würde der neue FBI-Agent kom­men und ich war alles an­de­re als vor­be­rei­tet. Hof­fent­lich kein Arsch­loch, fuhr es mir durch den Kopf.
Mit mei­nem SUV fuhr ich ins Fla­min­go, in dem die meis­ten Spe­cial Agents un­ter­ge­bracht waren. Ich park­te mein Auto und ging in die Lobby, denn unser Treff­punkt war vor dem Kon­gress­saal. Tay­lor Black kam keine fünf Mi­nu­ten spä­ter an und reich­te mir die Hand.
»Hallo Finn«, sagte Tay­lor.
Er über­rag­te mich um zwei Köpfe und war so breit wie ein Schrank. Neben ihm kam sogar ich mir wie ein Zwerg vor, und das, ob­wohl ich nicht ge­ra­de klein war.
Ich kann­te Tay­lor Black be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren. Er war eine Art Mit­tels­mann und stell­te mir die FBI-Agen­ten vor, damit nichts schief­ge­hen konn­te. Sein Name mach­te ihm alle Ehre. Seine schwar­zen Haare waren mitt­ler­wei­le so lang, dass er sie zu einem Zopf ge­bun­den hatte. Er war kein ty­pi­scher FBI-Agent; seine Vor­fah­ren stamm­ten von den Chu­mash-In­dia­nern ab. Die an­de­ren Agen­ten hat­ten zu­meist eine stei­fe Hal­tung und waren nicht so lo­cker drauf wie Tay­lor. Ich moch­te ihn, denn er ver­ur­teil­te mich nicht für meine Ver­gan­gen­heit, son­dern glaub­te daran, dass Men­schen sich än­dern konn­ten.
»Hey, Tay­lor! Und, wie ist der Agent?«, frag­te ich. Ich woll­te mich dar­auf ein­stel­len, was mich er­war­te­te. Nach dem letz­ten Faux­pas so­wie­so, denn mit die­sem Agen­ten war ich über­haupt nicht zu­recht­ge­kom­men.
»Der Agent? An­ders als jeder Agent, den du zuvor ken­nen­ge­lernt hast«, ant­wor­te­te Tay­lor lä­chelnd.
War das ein gutes Zei­chen? Ich hatte Black sel­ten lä­cheln sehen.
»Dein Lä­cheln macht mir Angst. In­wie­fern ist der neue Agent an­ders?«, frag­te ich nach.
»Zu­erst soll­te ich dich dar­über auf­klä­ren, dass es kein Mann ist. In den letz­ten Jah­ren haben wir fest­ge­stellt, dass Män­ner ent­we­der gern die Seite wech­seln oder sich von Frau­en zu leicht ab­len­ken las­sen.«
Das letz­te Mal, dass ich mit einer Frau zu­sam­men­ge­ar­bei­tet hatte, war vor zwei Jah­ren ge­we­sen. Al­ison war eine un­freund­li­che Zicke ge­we­sen und hatte alles kri­ti­siert, was ich vor­ge­schla­gen hatte. Den Fall hat­ten wir da­mals re­la­tiv zügig ge­löst und die Frau war schnell wie­der aus mei­nem Um­feld ver­schwun­den, was mir sehr recht ge­we­sen war.
»Glaub mir, sie hat de­fi­ni­tiv etwas auf dem Kas­ten. Sie ist ein kom­plett an­de­rer Typ als Al­ison. Ich bin ein gro­ßer Fan von Mi­ran­da und habe gro­ßen Re­spekt vor ihr. Sie ist sehr ehr­gei­zig, und das merkt man auch«, sagte Black.
»Eine Frau kann von Vor­teil sein, weil sie ge­schickt Män­ner um den Fin­ger wi­ckeln kann, muss aber nicht«, er­wi­der­te ich.
»Du wirst dich freu­en, Finn. Der Auf­trag ist wie für dich ge­macht.«
»Willst du mir nicht we­nigs­tens ein Wort dar­über ver­ra­ten?«, ver­such­te ich, ihm eine In­for­ma­ti­on zu ent­lo­cken.
»Sorry, aber wir müs­sen war­ten, bis sie da ist«, er­klär­te Black. »Ach, da kommt sie«, fügte er dann hinzu und sah zur Fahr­stuhl­tür, die ge­ra­de auf­ge­gan­gen war.
Mein Herz blieb ge­fühlt ei­ni­ge Se­kun­den lang ste­hen, als ich die Frau er­blick­te, die sich als Agen­tin des FBI ent­pupp­te: die Un­be­kann­te von letz­ter Nacht.

 

Mi­ran­da

Nach dem Sex war ich erst ein­mal ins Re­stau­rant essen ge­gan­gen. Ein saf­ti­ges Steak mit Boh­nen, und schon war ich auch ma­gen­tech­nisch be­frie­digt. Der Sex war kurz, aber geil ge­we­sen, so, wie ich es mit frem­den Men­schen moch­te.
Nach zwei Stun­den hatte ich mein Zim­mer wie­der be­tre­ten und der Mann mit den sa­phir­blau­en Augen war ver­schwun­den. Ich war ins Bett ge­gan­gen und in­ner­halb we­ni­ger Mi­nu­ten ein­ge­schla­fen.
Am nächs­ten Mor­gen wach­te ich früh auf, mach­te mich frisch und stieg in den Fahr­stuhl, da ich mich end­lich mit Black tref­fen würde.
»Fuck« war das erste Wort, das mir ein­fiel, als ich den Mann er­blick­te, der neben Tay­lor stand: Prin­ce Char­ming. Er trug einen dun­kel­blau­en Anzug, der seine ho­nig­far­be­ne Haut be­ton­te, und fal­te­te ge­ra­de die Hände. Das muss­te der Mit­ar­bei­ter sein, der für das FBI tätig war – und ich hatte die letz­te Nacht mit ihm ver­bracht. Warum muss­te aus­ge­rech­net er ein Spit­zel des FBI sein? Das konn­te nicht gut gehen, weil wir mit­ein­an­der ge­schla­fen hat­ten.
Mit schnel­len Schrit­ten ging ich auf die bei­den zu.
»Hallo! Gut ge­schla­fen?«, frag­te Tay­lor Black und gab mir kurz die Hand.
»Na ja, Las Vegas ist nicht meine Stadt, und selbst durch die dicks­ten Vor­hän­ge dringt die Be­leuch­tung des Strips ein«, er­wi­der­te ich schnell.
»Okay, scha­de. Kommt jetzt bitte mit mir, ich habe ein Zim­mer im ers­ten Stock, dort kann ich euch ge­gen­sei­tig vor­stel­len«, er­klär­te Black.
Ich folg­te ihm über die Trep­pen und wür­dig­te Char­ming kei­nes Bli­ckes. Nach we­ni­gen Mi­nu­ten waren wir in Blacks Ho­tel­zim­mer an­ge­langt.
»Also, ich werde euch gleich er­klä­ren, um was es bei eurem Auf­trag geht. Vor­her soll­te ich euch erst ein­mal vor­stel­len. Finn, das ist Mi­ran­da. Mi­ran­da, das ist Finn«, er­klär­te Black.
»Hey«, sagte Finn und reich­te mir seine Hand. »Mi­ran­da also«, fügte er hinzu und fing an, zu grin­sen. Das La­chen würde ihm schon noch ver­ge­hen.
»Prin­ce Char­ming«, er­wi­der­te ich und ver­such­te, zu lä­cheln.
»Prin­ce Char­ming?«, frag­te er und hob die Au­gen­brau­en.
»Du hast ein mar­kan­tes Ge­sicht und die­ses lä­cher­li­che Grin­sen um dei­nen Mund. Zudem wan­dern deine Grüb­chen bei jedem Wort ein wenig wei­ter nach oben. Beim La­chen kräu­seln sich die Fält­chen um deine Augen, was be­deu­tet, dass du ehr­lich lachst und es nicht vor­täuschst. Das alles er­in­nert mich an einen Prin­zen aus einem Mär­chen«, er­klär­te ich ihm.
»Oh, ich bin also ein Mär­chen­prinz«, stell­te Finn schnell fest.
»Nicht ganz, Mär­chen­prin­zen exis­tie­ren in der ech­ten Welt nicht«, ant­wor­te­te ich.
»Na, wenn du das sagst. Meine Freun­de nen­nen mich Finn Be­net­ton.«
»Finn Be­net­ton?«, frag­te ich und schnaub­te.
»Was hast du denn gegen mich?«, frag­te er und ver­schränk­te die Arme vor der Brust, wobei sein Bi­zeps per­fekt in Szene ge­setzt wurde.
»Nichts. Ich habe nur noch nie etwas von dir ge­hört.«
»Das ist auch gut so. Wenn du von mir ge­hört hät­test, könn­te ich nicht mehr un­der­co­ver ar­bei­ten«, ant­wor­te­te Finn.
Black und ich ent­fern­ten uns ei­ni­ge Meter von Finn, weil ich nicht woll­te, dass er das Ge­spräch mit­be­kam.
»Wer ist das, Black?«, frag­te ich leise.
»Finn Be­net­ton«, er­wi­der­te er.
»Und wer soll das sein? Ich dach­te, ich ar­bei­te mit Ben­ja­min Rowen«, sagte ich ent­täuscht.
»Ben­ja­min Rowen ar­bei­tet al­lein und seine Tar­nung darf nicht ge­fähr­det wer­den. Du bist zur Un­ter­stüt­zung hier. Finn Be­net­ton wird dir hel­fen. Du wirst ihn be­stimmt unter einem an­de­ren Namen ken­nen: Luke Cal­ga­ry.«
»Nein! Das ist nicht dein Ernst! Weißt du, wie lange das FBI in der Ver­gan­gen­heit schon ver­sucht hat, die­sem Kerl etwas nach­zu­wei­sen? Jahre!«
»Eben. Es gab keine Be­wei­se. Men­schen än­dern sich. Er hat sich ge­än­dert. Seit drei Jah­ren heißt er Finn Be­net­ton und er­le­digt nur noch Kau­ti­ons­auf­trä­ge.«
»Ich soll mit einem ehe­ma­li­gen Ver­bre­cher ar­bei­ten? Das ist sehr viel ver­langt. Be­son­ders bei Un­der­co­ver-Ein­sät­zen muss man sich auf­ein­an­der ver­las­sen kön­nen, und das kann ich nicht, wenn der an­de­re ein Ver­bre­cher ist«, sagte ich.
»Wollt ihr noch län­ger Ge­heim­nis­se aus­tau­schen oder kann ich mich zu euch ge­sel­len?«, frag­te Finn Be­net­ton.
Ich lach­te kurz iro­nisch, ehe wir uns wie­der zu ihm ge­sell­ten. »Jetzt weiß ich, wer du bist. Ich habe schon von dir ge­hört.«
»Ich nehme an, nur Gutes.«
»Das werde ich dir so schnell nicht ver­ra­ten.«
»Nun gut. Finn und du, Mi­ran­da, wer­det un­der­co­ver ar­bei­ten, das hast du ja schon von Mil­ler er­fah­ren. Es geht dies­mal um einen gro­ßen Coup. Habt ihr schon ein­mal von den Un­der­grounds ge­hört?«
»Du meinst nicht zu­fäl­lig die Ver­bre­cher­or­ga­ni­sa­ti­on, die alles, von Er­pres­sung über Dro­gen­han­del bis hin zum Mord, or­ga­ni­siert?«, frag­te ich un­gläu­big und hoff­te, mich zu irren.
»Doch, genau die meine ich. Sie ist über­all in den Staa­ten ver­tre­ten, den Haupt­sitz hat sie in Las Vegas. Wir brau­chen Leute, die aus­pa­cken, die reden. Ihr sollt euch des­halb in diese Grup­pe ein­schleu­sen und euch mit ihnen ver­traut ma­chen«, er­klär­te Black.
»Genau, sie las­sen uns ein­fach so Mit­glied wer­den. Spit­zen Plan«, sagte ich sar­kas­tisch und stand auf. Das konn­te nur ein schlech­ter Scherz sein.
»Knickst du ein, weil du die­ser Her­aus­for­de­rung nicht ge­wach­sen bist?«, frag­te Finn und grins­te.
»Du brauchst gar nicht zu la­chen! Das wäre Selbst­mord. Dann kann man ja gleich in einen Lö­wen­kä­fig gehen und sich zer­flei­schen las­sen«, sagte ich.
»Mit mir an der Seite nicht. Ich kenne mich in die­sem Mi­lieu aus«, er­klär­te Finn.
»Ich kenne dich nicht und soll dir hun­dert­pro­zen­tig ver­trau­en?«
»Ist es nicht dein Job, dich in Ge­fahr zu be­ge­ben?«
»Doch, aber nicht auf diese Art«, ver­such­te ich, mich zu recht­fer­ti­gen.
»Wenn dir diese Auf­ga­be zu schwer ist, holen wir uns ein­fach eine an­de­re FBI-Agen­tin«, sagte das ar­ro­gan­te Arsch­loch von Finn Be­net­ton.
»Eine was?«
»Eine an­de­re FBI-Agen­tin. Du hast schein­bar kei­nen Arsch in der Hose, ob­wohl das ges­tern Abend ganz an­ders aus­sah«, sagte Finn.
»Ihr kennt euch?«, frag­te Black.
»Nur flüch­tig«, sagte Finn.
»Ich habe kei­nen Arsch in der Hose?«, frag­te ich immer noch ver­dutzt.
»Ver­stehst du meine Spra­che nicht oder warum wie­der­holst du an­dau­ernd alles, was ich sage?«
»Okay, ich bin dabei. Wie ist der Plan?«, frag­te ich schließ­lich.
»Du bist aber leicht rum­zu­krie­gen«, sagte Finn und biss sich fest auf die Un­ter­lip­pe.
»Wie sieht der Plan aus?«, wie­der­hol­te ich und at­me­te tief ein und aus, um die­sem Kerl keine Ohr­fei­ge zu geben.
Black legte eine dicke Akte auf den klei­nen run­den Tisch. »Mi­ran­da, dein Name lau­tet jetzt Sa­van­nah. Mil­ler hat dich dies­be­züg­lich be­stimmt schon auf­ge­klärt.«
»Ja, hat er«, sagte ich.
»Sie sieht aber gar nicht wie eine Süd­staat­le­rin aus«, sagte Finn und lach­te.
Ich fi­xier­te ihn scharf.
»Schon gut«, sagte er und hob die Hände zur Ver­tei­di­gung de­mons­tra­tiv nach oben. »Üb­ri­gens habe ich noch dein Hös­chen, und falls du es zu­rück­ha­ben willst, musst du mich höf­lich darum bit­ten«, flüs­ter­te Finn mir in mein Ohr und streif­te dabei mein Ohr­läpp­chen.
So­fort schoss ein woh­li­ges Ge­fühl durch mei­nen Kör­per. Es war eine mei­ner sen­si­bels­ten Stel­len, und die­ser Kerl brach­te mich um den Ver­stand. Mit sei­ner Zunge konn­te er be­stimmt noch viele an­de­re Dinge an­stel­len, dach­te ich. Die Sache ges­tern Abend war nur ein schnel­ler Fick ge­we­sen, weil ich se­xu­ell frus­triert ge­we­sen war und ewig kei­nen Sex mehr ge­habt hatte. Und Finn war heiß.
Kon­zen­tra­ti­on, Mi­ran­da!
»Alles klar bei euch?«, frag­te Black, der unser Ge­zan­ke mit­be­kom­men hatte, kri­tisch.
»Ja, ich bin ein Profi«, sagte ich schnell.
»Je­den­falls sol­len Finn und du ein Paar spie­len«, stell­te Black klar.
»Wir spie­len was?«, mel­de­te sich nun Finn zu Wort.
»Hast du ein Pro­blem damit?«, frag­te Black und ver­eng­te die Augen zu Schlit­zen.
»Nein. Schon gut. Ich setze ja nur mein Leben bei die­sem Auf­trag aufs Spiel«, er­wi­der­te er.
Ich hatte schon oft mit einem FBI-Agen­ten ein Paar mimen müs­sen, aber bis­her hatte ich mit kei­nem vor der Mis­si­on ge­schla­fen.
»Also, wie ge­sagt, ihr beide mimt ein Paar. Finn, du hast in der Ver­gan­gen­heit be­reits Er­fah­run­gen mit Dro­gen ge­macht. Je­den­falls habe ich das dei­ner Akte ent­nom­men. Halt dich bitte wei­ter­hin davon fern. Mi­ran­da, du wirst sein An­häng­sel. Nicht mehr und nicht we­ni­ger. Un­ter­hal­te dich mit den Mit­glie­dern der Un­der­grounds, ver­su­che, so viel wie mög­lich von ihnen zu er­fah­ren, und halte dich nicht zu­rück, sie aus­zu­fra­gen. Ihr müsst mit allen Mit­teln ihr Ver­trau­en ge­win­nen. Du weißt, was das be­deu­tet, Finn?«
»Ja, ich habe es ver­stan­den.«
»Und wo wer­den wir woh­nen? Be­stimmt nicht im Fla­min­go?«, frag­te ich.
»Das werde ich gleich klä­ren«, sagte der Schön­ling und grins­te.
»Aber bitte nicht in dei­ner Woh­nung«, sagte ich schnell.
»Nein, ich habe einen Freund, der uns be­stimmt freund­li­cher­wei­se eine Suite zur Ver­fü­gung stel­len wird«, ant­wor­te­te er.
»Was für eine Suite?«
»Mein Chef be­sitzt ein Hotel in Las Vegas.«
»Wer ist dein Chef und was ar­bei­test du?«, frag­te ich neu­gie­rig.
»Ers­tens, sei nicht so ver­dammt neu­gie­rig, und zwei­tens, mein Chef heißt Wil­li­ams - be­stimmt schon mal ge­hört.«
Bei dem Namen klin­gel­te es so­fort. Sa­mu­el Wil­li­ams besaß näm­lich eines der größ­ten Ca­si­nos in Las Vegas.
»Also näch­ti­gen wir im Loua­ka?«, frag­te ich wie aus der Pis­to­le ge­schos­sen. Das Loua­ka war ein Hotel im ha­waii­ani­schen Stil. Ich hatte es je­doch noch nie be­sucht, weil es noch re­la­tiv neu und un­heim­lich teuer war.
»Ja, wir wer­den im Loua­ka woh­nen«, sagte Finn.
Ich wuss­te noch nicht, ob ich die Idee, ein Paar zu spie­len, wirk­lich toll fin­den soll­te. Finn war heiß, ver­dammt heiß, und hatte lei­der meine Neu­gier ge­weckt, so­dass ich mehr über ihn er­fah­ren woll­te, aber zeit­gleich war er ein Dieb, und mit Ver­bre­chern woll­te ich mich nicht ein­las­sen.



Finn

Mit Mi­ran­da ins Loua­ka zu zie­hen, ge­fiel mir auf ir­gend­ei­ne Art und Weise. Schon nach letz­ter Nacht war ich in diese Frau ver­narrt ge­we­sen. Es war ihre Art, die mich voll­kom­men durch­ein­an­der­brach­te. Sie be­han­del­te mich nicht wie die meis­ten Frau­en, die mir, ohne ein­ge­bil­det zu klin­gen, zu Füßen lagen und bei denen ich nicht viel tun muss­te, um zu be­kom­men, was ich woll­te. Bei Ta­ges­licht be­trach­tet, war Mi­ran­da noch viel hüb­scher, als ich sie in Er­in­ne­rung hatte. Ihre hell­brau­nen Haare fie­len ihr lo­cker über die Schul­tern, und der Ho­sen­an­zug, den sie an­hat­te, stand ihr aus­ge­zeich­net.
Nach­dem Black ge­gan­gen war, pack­te Mi­ran­da ihre Sa­chen zu­sam­men, wobei ich ver­such­te, ihr zu hel­fen. Ich hatte Wil­li­ams be­reits per SMS in­for­miert, dass er mich drin­gend an­ru­fen soll­te, da ich ihn nicht er­rei­chen konn­te. Mi­ran­da ließ nicht zu, dass ich ihr half. Sie war eitel und woll­te keine Hilfe. Mi­ran­da reiz­te mich un­ge­mein und mein Kör­per re­agier­te bei der kleins­ten Be­we­gung von ihr. Es würde ver­dammt schwie­rig wer­den, mich auf Dauer von ihr fern­zu­hal­ten. Ich hatte keine Ah­nung, wie sie über­haupt emp­fand. Ob sie wie­der mit mir ins Bett sprin­gen würde? Der Sex war per­fekt ge­we­sen, aber würde sie ihn wie­der­ho­len wol­len?
»Du kannst schon mal in deine Suite gehen und mich in Ruhe pa­cken las­sen«, er­klär­te Mi­ran­da fau­chend.
In die­ser klei­nen Frau steck­te ein Löwe, und sie legte schon wie­der die­sen Be­fehls­ton an den Tag, der mich wild wer­den ließ.
»Nein, ich bin ein Gen­tle­man und warte gerne auf Frau­en«, sagte ich dar­auf­hin und fand unter dem Tisch einen schwar­zen BH.
»Willst du den nicht auch ein­pa­cken?«, frag­te ich und zog eine Au­gen­braue nach oben.
»Hör auf, in mei­nen Sa­chen zu wüh­len. Die gehen dich näm­lich einen Scheiß an«, ant­wor­te­te Mi­ran­da und warf ihre Kla­mot­ten acht­los in den Kof­fer. Die Klei­der türm­ten sich be­reits, aber sie mach­te keine An­stal­ten, sie or­dent­lich zu fal­ten.
»Wenn du über­all deine Un­ter­wä­sche lie­gen lässt, hast du bald keine mehr«, pro­vo­zier­te ich sie.
»Dann laufe ich in Zu­kunft eben ohne auf der Stra­ße herum«, ant­wor­te­te sie ge­las­sen.
Ich stell­te es mir au­gen­blick­lich bild­lich vor und er­tapp­te mich dabei, wie mir der Film, der sich dar­auf­hin in mei­nem Kopf­ki­no ab­spiel­te, ge­fiel und mei­nen Schwanz zum Po­chen brach­te.
»Hör auf zu träu­men«, er­wi­der­te Mi­ran­da ge­reizt, nach­dem sie mich be­ob­ach­tet hatte.
»Wenn du ab­so­lut keine Lust auf die­sen Auf­trag hast, dann soll Mil­ler doch ein­fach eine an­de­re Agen­tin zu mir schi­cken. Eine, die viel­leicht nicht so …«, sagte ich, bevor sie mir das Wort ab­schnitt.
»Nicht so was?«, frag­te sie und press­te ihre Lip­pen zu einem schma­len Strich zu­sam­men. Ups.
»Die sich mir ge­gen­über nicht so feind­se­lig ver­hält. Wenn wir die­sen Auf­trag durch­zie­hen wol­len, muss ich mich zu ein­hun­dert Pro­zent auf dich ver­las­sen kön­nen. Es muss glaub­haft wir­ken, dass wir ein Paar sind«, sagte ich ernst. Sie muss­te auf­hö­ren, die Zicke her­aus­hän­gen zu las­sen.
»Ich ver­su­che es, Mr. Be­net­ton«, sagte sie höf­lich und mach­te einen Knicks.
»Über­treib es nicht gleich, Sa­van­nah«, sagte ich und be­ton­te extra ihren neuen Namen.
»Ich ver­su­che, mich zu­sam­men­zu­rei­ßen, aber wenn du mich beim Pa­cken be­ob­ach­test, be­kom­me ich ein be­klem­men­des Ge­fühl«, er­wi­der­te Mi­ran­da und warf ihre Sham­poof­la­sche in das obere Fach ihres Kof­fers.
»Du soll­test dich viel­leicht noch um­zie­hen«, be­män­gel­te ich und ern­te­te dafür einen har­schen Blick von ihr.
»Wieso? Ge­fällt dir meine Klei­dung etwa nicht?«, frag­te sie und stemm­te die Hände in die Hüf­ten.
»Du siehst wie eine Po­li­zis­tin in Zivil aus. Du bist zu schick für Las Vegas. Deine weiße Bluse setzt viel­leicht deine Kur­ven per­fekt in Szene, aber die Gangs­ter wirst du damit nicht be­ein­dru­cken«, sagte ich.
Ein klei­nes Lä­cheln um­spiel­te ihre vol­len Lip­pen. Mi­ran­da konn­te sich nicht nur ver­tei­di­gen, was sie mir ges­tern Abend be­wie­sen hatte, nein, sie war auch noch ver­bal schlag­fer­tig. Sie ge­fiel mir immer bes­ser.
»Okay. Ich ziehe mich kurz um«, er­wi­der­te sie und nahm wie­der ein paar Kla­mot­ten aus dem Kof­fer. Lang­sam knöpf­te sie die Bluse auf, wäh­rend mein Blick jede ein­zel­ne Fin­ger­be­we­gung von ihr auf­fing.
»Willst du mir viel­leicht dabei zu­se­hen?«, frag­te sie iro­nisch.
»War das eine Ein­la­dung?«, ent­geg­ne­te ich, wäh­rend sie die Augen ver­dreh­te und sich um­dreh­te. Mein Handy vi­brier­te und ich er­kann­te die Num­mer von Wil­li­ams. »Ich muss so­wie­so mal kurz te­le­fo­nie­ren, wir tref­fen uns in ein paar Mi­nu­ten vor der Tür. Ich hoffe, du bist dann so weit«, sagte ich, nahm mein Smart­pho­ne in die Hand und drück­te den grü­nen But­ton, um das Ge­spräch an­zu­neh­men.
Be­reits ges­tern Abend hatte ich Wil­li­ams vor­ge­warnt, dass ich viel­leicht eine Woh­nung in sei­nem Hotel brau­chen würde. Wenn ich für das FBI tätig war, stell­te er mir meis­tens eine Suite zur Ver­fü­gung.
»Finn, was gibt’s? Du woll­test, dass ich an­ru­fe?«, frag­te Wil­li­ams.
»Wir haben doch ges­tern Abend über die Suite ge­spro­chen. Ist sie noch frei? Ich bräuch­te sie drin­gend.«
»Ja, sie ist noch zu haben. Um was geht es denn? Oder darfst du mir nichts ver­ra­ten?«
»Es geht um einen Fall. Ich würde mit einer alten Freun­din gern vor­über­ge­hend in die Suite zie­hen.«
»Soso, eine alte Freun­din? Wer ist sie denn?«
»Kannst du dich noch an die Frau von ges­tern Abend er­in­nern, die Jared ab­schlep­pen woll­te?«, frag­te ich und seufz­te laut.
»Na­tür­lich. Sie ist die FBI-Agen­tin, oder?« Wil­li­ams hatte schon immer die Be­ga­bung ge­habt, Leute schnell zu durch­schau­en. Viel­leicht lag es daran, dass er selbst jah­re­lang als In­for­mant ge­ar­bei­tet hatte.
»Ja, woher weißt du das? Hast du das etwa schon ges­tern Abend ge­wusst?«
»Ein Gen­tle­man ge­nießt und schweigt, aber ich fand es ein­fach amü­sant, wie Jared und du euch wegen ihr bei­na­he du­el­lie­ren woll­tet. Es ist keine gute Idee, Pri­va­tes und Be­ruf­li­ches zu ver­mi­schen, Finn. Wann brauchst du denn die Suite?«
»So in einer hal­ben Stun­de?«, frag­te ich.
»In einer hal­ben Stun­de? Ich sehe, was sich ma­chen lässt. Aber dafür möch­te ich di­rekt etwas fest­hal­ten«, mein­te Wil­li­ams.
»Was?« Ich ver­han­del­te nicht gerne mit Wil­li­ams, weil er ein eis­kal­ter Ge­schäfts­part­ner sein konn­te.
»Dein nächs­ter Auf­trag bei mir wird auf fünf Pro­zent Pro­vi­si­on sin­ken. Dafür kannst du die Suite so lange haben, wie du willst.« Wil­li­ams ließ mal wie­der den knall­har­ten Ge­schäfts­mann her­aus­hän­gen; hätte ich mir ei­gent­lich den­ken kön­nen, denn es war nicht das erste Mal, dass er eine Ge­gen­leis­tung er­war­te­te.
»Na gut. Ein­ver­stan­den. Lässt du bitte einen Wagen zum Hin­ter­aus­gang des Fla­min­go schi­cken?«
»Oh, Finn. Du sagst sogar Bitte. Selbst­ver­ständ­lich. Ich werde alles in die Wege lei­ten«, ant­wor­te­te Wil­li­ams.
»Vie­len Dank, Wil­li­ams«, er­wi­der­te ich.
»Aber Finn, du machst mir bitte kei­nen Ärger«, stell­te Wil­li­ams klar.
»Habe ich dir je­mals Ärger ge­macht?«
»Ernst­haft?«
Ich muss­te kurz lä­cheln, als ich an die erste Be­geg­nung mit Wil­li­ams dach­te, bei der ich ihn be­steh­len woll­te. »Ich mache kei­nen Ärger. Es ist ein wich­ti­ger Auf­trag beim FBI«, er­wi­der­te ich schnell.
»In Ord­nung, Finn«, sagte Wil­li­ams. Er hatte schnell zu­ge­stimmt. Wahr­schein­lich war Wil­li­ams froh, dass ich letz­te Woche alle drin­gen­den Fälle mit Jared ab­ge­ar­bei­tet hatte.
Nach­dem ich auf­ge­legt hatte, war­te­te ich fünf Mi­nu­ten, ehe ich an der Zim­mer­tür mei­ner neuen Kol­le­gin klopf­te.

 

Mi­ran­da

Als ich das Ho­tel­zim­mer ver­ließ, ver­ab­schie­de­te ich mich me­ta­pho­risch von Mi­ran­da Lock­wood. Ich war von nun an Sa­van­nah Mar­gio. Es war ein ko­mi­sches Ge­fühl ge­we­sen, als mich Finn das erste Mal mit mei­nem neuen Namen an­ge­spro­chen hatte.
Er drück­te ge­ra­de auf sei­nem Smart­pho­ne herum, als ich die Tür hin­ter mir ins Schloss fal­len ließ, um sie zu schlie­ßen.
»Bes­ser?«, frag­te ich und sah an mir herab. Ich hatte mich für eine läs­si­ge Jeans mit Lö­chern ent­schie­den, dazu einen dün­nen ro­sa­far­be­nen Pull­over, der mei­nen BH durch­blit­zen ließ.
»Viel bes­ser«, er­wi­der­te Finn und fing an zu schmun­zeln. »So würde sich meine Freun­din de­fi­ni­tiv klei­den«, fügte er hinzu.
»Ach, genau. Ich bin ja ab jetzt deine Freun­din«, rief ich mir ins Ge­dächt­nis.
Wir fuh­ren mit dem Fahr­stuhl ins Erd­ge­schoss, wo mir der Ge­ruch von Tie­ren in die Nase schoss, denn di­rekt ge­gen­über der Fahr­stüh­le be­fand sich der Weg in den Gar­ten, in dem sich die Fla­min­gos des Ho­tels frei be­weg­ten. Zum Glück wech­sel­ten wir das Hotel. Jeden Mor­gen hätte ich die­sen Ge­stank nicht er­tra­gen kön­nen, es war schlim­mer als in einem Ele­fan­ten­haus im Zoo. Der bei­ßen­de Ge­ruch ließ erst am Hin­ter­aus­gang nach. Finn hatte mir ge­sagt, dass Wil­li­ams einen Fah­rer schick­te.
»Kann ich dir den Kof­fer ab­neh­men?«, frag­te Finn, als wir ins Freie tra­ten. In Prin­ce Char­ming steck­te also doch ein klei­ner Gen­tle­man. Ir­gend­wie süß.
»Selbst ist die Frau«, sagte ich und nahm mei­nen Kof­fer in die Hand. Als wir bei dem Wagen, den uns Wil­li­ams ge­schickt hatte, an­ka­men, hatte ich Mühe, den viel zu schwe­ren Kof­fer in den Kof­fer­raum zu hie­ven.
»Selbst ist die Frau, oder?«, frag­te er und grins­te, als ich neben ihm auf dem Rück­sitz Platz nahm.
»Ja, ich habe jah­re­lang dafür trai­niert, einen Kof­fer in den Kof­fer­raum zu be­för­dern«, er­wi­der­te ich iro­nisch.
»Lernt man das auch beim FBI?«, scherz­te er.
Finn hatte Sinn für Humor, das war mir so­fort auf­ge­fal­len. Ich schätz­te es, wenn ein Mann nicht nur fa­bel­haft aus­sah, son­dern auch noch in­tel­li­gent war und einen kes­sen Spruch auf Lager hatte. Er hatte alle At­tri­bu­te, die ich an einem Mann schätz­te. Aber er war ein ehe­ma­li­ger Kri­mi­nel­ler, also soll­te ich ihn mir bes­ser aus dem Kopf schla­gen.
Im Radio lief ge­ra­de Eye of the Tiger und Finn trom­mel­te un­ent­wegt mit den Fin­gern auf sei­nen Ober­schen­keln mit.
Eine Vier­tel­stun­de spä­ter kamen wir im Loua­ka an. Das Hotel war rie­sen­groß und be­her­berg­te laut In­ter­net rund 2500 Bet­ten. Wir wür­den aber kein nor­ma­les Zim­mer in einem der Tower be­kom­men, son­dern in einer der Sui­ten näch­ti­gen. An der Re­zep­ti­on bekam Finn von der Re­zep­tio­nis­tin zwei Kar­ten über­reicht, und die freund­li­che Blon­di­ne er­klär­te uns auch den Weg in unser neues Reich. Es war kom­pli­zier­ter als ge­dacht. Zu­erst muss­ten wir mit einem der Fahr­stüh­le bis in die zwan­zigs­te Etage fah­ren. Dort gab es drei wei­te­re Fahr­stüh­le, die nur die Be­su­cher der Sui­ten be­nut­zen durf­ten. Ich hatte gar keine Zeit, mir die Lobby an­zu­schau­en, weil Finn mich so hetz­te. Das Ein­zi­ge, was ich wahr­ge­nom­men hatte, waren die Hu­la-Tän­ze­rin­nen, die die Tou­ris­ten be­grüß­ten und ihnen eine Ha­waiiket­te über­streif­ten. Finn und ich hat­ten gleich am Ein­gang ab­ge­wun­ken, denn ich moch­te keine.
Finn öff­ne­te mit einer der Kar­ten die Zim­mer­tür, schnapp­te sich mei­nen Kof­fer, na­tür­lich gegen mei­nen Wil­len, und gab mir mit einem Ni­cken ein Zei­chen, dass ich ihm fol­gen soll­te. Mein Mund blieb offen ste­hen, als wir die Suite be­tra­ten. Sie war rie­sen­groß, der Fern­se­her nahm fast eine ganze Wand­sei­te ein und die rech­te Seite be­stand nicht aus einer Wand, son­dern aus einer Fens­ter­front, von der aus man einen fa­bel­haf­ten Blick auf den Strip von Las Vegas hatte. Der Boden be­stand aus La­mi­nat außer im Schlaf­zim­mer. Dort lief man auf dunk­lem nuss­baum­far­be­nen Echt­holz­bo­den. Die Wände im Wohn­be­reich waren ru­bin­rot ge­stri­chen, und bei Son­nen­ein­strah­lung be­gan­nen sie, auf­fäl­lig zu glit­zern.
Ich woll­te jedes Zim­mer be­gut­ach­ten. Ich hatte das Ba­de­zim­mer noch gar nicht er­reicht, als ich ent­deck­te, dass die Suite nur ein Schlaf­zim­mer hatte.
»Finn. Wir haben ein Pro­blem. Es ist eine rie­si­ge Suite, aber sie hat keine zwei Schlaf­zim­mer. Hast du das etwa mit Ab­sicht getan, damit ich wie­der mit dir in einem Bett liege?«, frag­te ich skep­tisch.
»Na­tür­lich bin total scharf dar­auf, wie­der mit dir in einem Bett zu lie­gen und mich nach dem Sex di­rekt ab­ser­vie­ren zu las­sen«, sagte er iro­nisch.
Viel­leicht hatte er hier­von wirk­lich nichts ge­wusst. Er­neut mit ihm in einem Bett zu lie­gen, würde mich nicht stö­ren, wenn er dabei nicht nackt wäre. »Also, ich möch­te un­gern auf dem Boden schla­fen«, er­klär­te Finn.
»Es gibt ein Schlaf­sofa im Wohn­be­reich«, sagte ich und zeig­te auf das schwar­ze Le­der­so­fa, das mich an mein Zu­hau­se er­in­ner­te.
»Mhh, nein danke. Ich be­vor­zu­ge doch das Bett«, ge­stand Finn. Es war ein Box­spring­bett und ex­trem be­quem.
Ich woll­te auch nicht wo­an­ders schla­fen, nach­dem ich mich nur einen Mo­ment auf das Bett ge­setzt hatte.
»Wie wäre es, wenn wir darum spie­len?«, schlug Finn vor.
»Was meinst du mit spie­len? Im Ca­si­no?«
»Ja, spie­len wir Black Jack. Drei Run­den. Wer ge­winnt, be­kommt das Bett.«
»Ein­ver­stan­den«, ant­wor­te­te ich und schlug in seine Hand ein. So­fort durch­ström­te mich ein war­mes Ge­fühl, und ich ver­such­te, mich aus sei­nem Griff zu lösen. Er aber zog mich dicht an sich und ich konn­te sei­nen Atem an mei­ner Stirn füh­len. Au­gen­blick­lich be­gann mein Un­ter­leib zu krib­beln.
»Du kannst mich je­doch, soll­te ich ver­lie­ren, je­der­zeit in das Bett ein­la­den«, hauch­te er in mein Ohr.
»Ich denke eher nicht«, ver­si­cher­te ich ihm und stieß ihn weg, wobei ich mit mei­nen Hand­flä­chen sei­nen durch­trai­nier­ten Kör­per streif­te und dabei eine Gän­se­haut bekam.

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