Ihrer Angst hat Sina den Namen Mimosensumpfkuh gegeben und flirtenden Männern gegenüber bezeichnet sie sich lässig lächelnd als frigide, um sie wirkungsvoll abzuschrecken. Auch sonst zeigt sie sich cool in ihrem neuen Leben in Hamburg. Nur der ebenso souveräne wie heiße Fotograf Sam erkennt die Panik unter ihrer Maske der Selbstsicherheit.
"Frigidität? Das ist meine Lieblingsherausforderung", lautet seine lapidare Antwort auf ihre Abfuhr.
Sein messerscharfer Blick, gepaart mit den vor Vergnügen zuckenden Mundwinkeln, lassen die Schmetterlinge in ihrem Bauch Achterbahn fahren. Er verführt sie zu heißem Sex, doch mehr lässt Sina nicht zu. Sie ist sich sicher, wenn Sam ihre Vergangenheit kennt, wird er sie verachten, denn purpurne Reizwäsche reicht nicht, um glücklich zu werden ...
Sara-Maria Lukas (alias Sabine Bruns) war gebürtige Bremerin und lebte mit ihrem Partner und diversen Vierbeinern in einem winzigen Dorf zwischen Hamburg und Bremen. Die Verbundenheit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der norddeutschen Lebensart bestimmten ihren Alltag...
Das Bild vor ihren Augen und ihre Reaktion kommen wie ein plötzlicher gleißender Blitz, im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nichts.
Da ist dieser Typ, der, halb auf der Straße stehend, gebeugt fotografiert, und das Auto, das sich von hinten nähert und direkt auf ihn zurast.
„Vorsicht!” Sina greift mit der freien Hand zu, ohne zu überlegen. Sie erwischt ihn am Oberarm und sein Ellenbogen schleudert seitlich gegen ihre Rippen. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt rückwärts. Unmittelbar darauf folgt ein leichter Rempler eines Passanten von der anderen Seite, wodurch sie halb gedreht nach...
...vorn gestoßen wird. Sie landet mit der Brust auf einem muskulösen, flachen Bauch und mit der Hand direkt auf einer warmen, ausgeprägten Ausbuchtung einer Jeans. Alles geht so schnell, dass ihre Reflexe nicht reagieren, sie stößt nicht mal einen Schrei aus. Um sie herum duftet es plötzlich unglaublich maskulin, sehr herb, vielleicht nach Holz und Moos, gemixt mit einer süßlich- bitteren Nuance. Sie saugt die aromatisierte Luft ein, dreht irritiert den Kopf und starrt gegen einen Männerarm in einer dicken Jeansjacke, der wie ein Pfahl gerade in Richtung Himmel aufragt. Ihr Blick folgt ihm hinauf, und sie erkennt in seiner Hand eine dieser teuren Spiegelreflexkameras, wie Fotografen und Journalisten sie benutzen.
„Fuck”, stößt eine raue, tiefe Stimme nah an ihrem Ohr aus. Schlagartig kapiert Sina, dass sie auf dem Brustkorb des Mannes liegt, den sie gerade von der Straße gezerrt und der den Arm hochgerissen hat, um die Kamera vor einem Aufprall zu schützen. Zu allem Überfluss fasst ihre Hand in etwas Warmes, Klebriges, Dickes auf rauem, feuchtem Jeansstoff über einem Ding zwischen seinen Beinen, was ist … wieso … WAS?! Jeder Muskel in ihrem Körper spannt sich augenblicklich an, und sie strampelt planlos hektisch herum, bis der Typ seinen Oberkörper aufrichtet und sie dabei mit anhebt. Ihre Füße finden Halt und sie rappelt sich ungelenk auf. Eine Sekunde später steht er auch und sie weicht erschrocken einen Schritt zurück. Er ist mindestens zehn, nein, gefühlte zwanzig Zentimeter größer als sie und seine Statur wirkt beeindruckend kräftig. Er ist schlank und seine langen, muskulösen Beine stecken in einer ausgeblichenen Jeans.
„Kannst du nicht aufpassen?”, donnert seine Stimme über ihr und ihr Blick zuckt hoch. Sie sieht im Strahl der Laterne nur die Hälfte seines Gesichtes. Der Rest liegt im Schatten. Zu erkennen sind schwarze, militärisch kurze Haare, dichte Augenbrauen und eine missmutig gekrauste Stirn. In seinen dunklen, bedrohlich zusammengezogenen Augen glitzert das gespiegelte Licht der Leuchtreklamen. Schmale Wangen und geschwungenen Lippen betonen den kräftigen Unterkiefer und das ausgeprägte Kinn. Ein Dreitagebart und die groben Schatten durch den Lichteinfall geben dem Gesicht einen herben, bedrohlichen Ausdruck. Seine Gestalt wirkt auf Sina beängstigend dominant und gleichzeitig verwirrend anziehend. Anscheinend erwartet er keine Antwort, denn er schenkt seine volle Aufmerksamkeit seiner Kamera. Nachdem er sie von allen Seiten begutachtet und ein paar Knöpfe gedrückt hat, knurrt er ein kaum verständliches „Funktioniert. Glück gehabt”.
Ihre Wahrnehmung wird abgelenkt. Sie hat wohl in einer unbewussten Schreckbewegung die Hand an den Mund gelegt, aber was klebt da so? Sie dreht die Handfläche und starrt auf glibberige, rötliche Soße.
„So eine Scheiße!”, flucht der Typ, der in diesem Moment anscheinend auch bemerkt, dass etwas Widerliches zwischen seinen Lenden pappt.
„Keine Scheiße, nur Soße”, rutscht es Sina trocken heraus, die soeben Curry auf ihren Lippen schmeckt und begreift, dass ihre Hand im Sturz die Currywurst auf seinem Schwanz zerquetscht hat. Oh je. Blamage in Perfektion.
„Nach vorn gucken soll helfen”, knurrt er genervt, und erst, als Sina auffällt, dass er deutlich angepisst in ihre Richtung starrt, wird ihr klar, dass er sie angesprochen hat.
„Wie bitte?”
„Augen auf beim Gehen, Mädel, hat deine Mutti dir das nicht beigebracht?”
„Ich?” Perplex starrt sie zu ihm auf.
„Nein, die zehntausend anderen hier.” Er schnaubt trocken. „Ja! Du! Wer sonst wollte mich gerade über den Haufen rennen?”
„Ich habe dir das Leben gerettet, du Spinner! Und das da”, sie zeigt auf seinen Penis, „war mein Abendessen!” Ihre Stimme bebt vor Entrüstung.
„Willst du es abschlecken?”, fragt er süffisant grinsend.
Augenblicklich glüht ihr Gesicht. Der Mistkerl grinst immer noch so frech. Er verarscht sie! Was bildet dieser arrogante Schnösel sich eigentlich ein?
„Statt mich hier blöd anzumachen, wäre eine Entschuldigung angebracht! Wenn ich dich nicht zurückgezogen hätte, säßest du jetzt im Fahrstuhl auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe”, faucht sie, ohne über die Worte nachzudenken, bevor sie sie aus ihrem Mund flutschen lässt.
Er stutzt. „Wieso das denn?”
„Weil ein Auto dich fast erwischt hätte, Ar… äh … Blödmann.”
Irritiert dreht er sich halb und betrachtet den Platz, auf dem er gestanden hat, als sie ihn wegzog. Dann schüttelt er den Kopf. „Du spinnst. Da kann kein Auto kommen.”
„Natürlich! Ich hab’s doch gesehen! Meinst du, ich fasse Affen wie dich zum Spaß an?”, keift sie und umklammert ganz automatisch mit der rechten Hand die linke Faust, vermutlich weil ihr Unterbewusstsein sie davon abhalten will, auf ihn einzuschlagen. Vielleicht ist sie aber auch einfach nur furchtbar nervös. Das Ketchup quillt zwischen den Fingern heraus und verursacht ein leises Schmatzen.
Er verdreht die Augen, hängt die Kamera über die Schulter, greift mit beiden Händen an ihre Oberarme und dreht sie ruppig um. „Da! Siehst du das? Das nennt man Absperrung. Hier fährt keiner.”
Ach du Scheiße. Tatsächlich. Aus ihrem Blickwinkel waren die zwei Pfähle und das Baustellengitter wohl nicht zu sehen gewesen. Er hat recht. Er war nicht in Gefahr gewesen. Das Auto hätte in jedem Fall einen Bogen gemacht.
„Oh.”
„Ja, oh”, ahmt er sie ironisch nach. „Fuck!”
„Das ist noch lange kein Grund, mich so anzumotzen. Schließlich habe ich es nur gut gemeint!”
„Du hast fast meine teuerste Kamera zerstört und …”, er sieht genervt stöhnend an sich hinab, „ganz eindeutig meine Hose versaut.”
Sina presst vor lauter Zorn und Scham die Lippen fest aufeinander. Sie hat sich gerade blamiert, okay, ja. Kann passieren, oder? Deswegen muss dieser Typ sich nicht wie das arroganteste Arschloch des Jahrhunderts aufführen.
Sein Blick scheint ihr Gesicht zu sezieren und ihr Wutpegel steigt. Der soll sie nicht so anstarren!
Als könnte er ihre Gedanken lesen und würde sich darüber amüsieren, verzieht sich sein Mund zu einem frechen Jungsgrinsen, während er neckisch den Kopf zur Seite neigt.
Von einer Sekunde zur anderen ist alle Bedrohlichkeit aus seiner Miene verschwunden, und ohne irgendeine Vorwarnung jagt ein glühend heißer Schauer durch Sinas Körper, direkt in ihre Geschlechtsorgane. Sehnsüchtiges Summen setzt in ihnen ein. Wie hypnotisiert starrt sie in dieses völlig verwandelte Gesicht, das plötzlich eine magische Anziehungskraft ausstrahlt.
„Du wolltest mich echt retten?”, holt seine Stimme sie in die Wirklichkeit zurück.
„Garantiert zum letzten Mal”, grummelt sie unsicher.
Er zwinkert. „Bevor du mich erwürgst, nachdem ich deine Rettung überlebt habe, schlage ich vor, wir schließen einen Waffenstillstand, okay?” Er zieht ein Päckchen Taschentücher aus der Jacke. „Bitte, bedien dich.”
Sina schluckt. Das völlig unerwartete Schmetterlingsflattern in ihrem Bauch bringt sie aus dem Konzept. Seine weich geschwungenen Lippen unter der unwiderstehlich erotischen Nase ziehen ihren Blick an wie eine Schokoladensahnetorte im Schaufenster einer Konditorei. Erotische Nase? Oh Gott! Was geht in ihrem Kopf vor?
Sie zwingt sich, die Schultern nach hinten zu drücken und das Kinn selbstbewusst vorzurecken. Das elende Zittern ihrer Finger, als sie nach einem Taschentuch greifen will, kann sie leider nicht verbergen.
Er zieht das Päckchen zurück. „Warte, du hast das Zeug ja überall kleben. So versaust du mit einem Griff gleich die ganze Packung.” Er sieht sich kurz um und schiebt sie zwei Schritte nach links, direkt unter eine Straßenlaterne, an der auch ein Müllkorb befestigt ist. Dann zupft er eins der Papiertücher heraus und schüttelt es auf. „Zeig her.”
Verwirrt beobachtet sie, wie er vorsichtig die rote Soße von ihren Fingern wischt und das beschmierte Taschentuch wegschmeißt. Unter der Laterne ist es hell und sie kann alles sehen. Seine Hände sind groß und wirken kräftig. Sehnen und Adern ziehen sich deutlich strukturiert über die Handrücken. Winzige schwarze Härchen bedecken die Haut. Er ist einen halben Schritt nähergetreten und sein unwiderstehlicher Duft lullt sie wieder ein. Was ist das? Rasierwasser? Männerparfüm? Oder eine Seife?
Ihre Finger sind halbwegs sauber und sie hebt das Gesicht. Er lächelt. Augenblicklich glühen ihre Wangen und trotzdem muss sie ihn weiter anstarren. Diese schönen Lippen. Dieses Lächeln! Es fühlt sich an, als würden warme Sonnenstrahlen in ihren Brustkorb eindringen. Was ist das bloß?
Während seine Mundwinkel amüsiert zucken, wandert sein Blick eindeutig neugierig über ihr Gesicht. Reflexartig will sie zurücktreten.
„Warte”, murmelt er, nimmt ein neues Taschentuch und hebt die andere Hand. Er schiebt vorsichtig ein paar Haarsträhnen zurück, um ihr Kinn und ihre Wangen abzuwischen. Sina steht wie zu einer Salzsäule erstarrt regungslos da. Seine Finger sind warm und seine Bewegungen sanft. Ihre Brustwarzen ziehen sich zusammen, sie möchte sich an ihn schmiegen und … sie wird feucht. Oh Gott! Unwillkürlich spannt sie die Oberschenkelmuskeln an und muss sich zwingen, nicht die Beine zusammenzukneifen. Nachher denkt er noch, sie müsste dringend Pipi machen.
Er senkt die Hände und schmunzelt mit Blick auf ihren Mund. „Süß. Mit und ohne Ketchup.” Seine Mimik und die tiefe, raue Stimme wirken amüsiert, aber nicht gemein, eher warmherzig, fast zärtlich. Ihr Herz klopft schneller. Mag er sie etwa?
Nein. Sie runzelt unzufrieden die Stirn. Verdammt, wo ist ihr Verstand geblieben? Ist sie denn so ein dummes Landei, dass sie sich beim ersten Lächeln eines sexy Typen, dem garantiert reihenweise Frauen hinterherlaufen, was völlig Bescheuertes einbildet? Der Mistkerl verspottet sie doch nur, weil sie gerade keinen intelligenten, sondern einen total dümmlichen Gesichtsausdruck zur Schau stellt. Das ist die Realität! Sie starrt ihn an wie ein pubertierender Teenager einen Superstar. Vermutlich passiert es ihm täglich, dass Frauen ihn so anschmachten. So, wie er aussieht. Verdammt, sie macht sich gerade so was von lächerlich. Verflixte Gefühlsduselei! Entschieden tritt sie einen halben Schritt zurück. „Danke.” Ihre Stimme klingt rau. Auch das noch!
„Gern geschehen.” Er dreht sich etwas in Richtung Laterne und wischt die deutliche Penisausbuchtung zwischen seinen Beinen, so gut es geht, sauber.
Sie kann nicht aufhören, genau dort hinzustarren. Es ist zum Verrücktwerden. Erst, als er das letzte Taschentuch im Mülleimer entsorgt und das Gesicht wieder ihr zuwendet, erwacht sie aus dieser seltsamen Trance. Was tut sie? Warum steht sie hier noch rum? Sie sollte jetzt wirklich …
Er zwinkert. „Lass uns was trinken gehen. Ich lade dich ein, weil du mein Leben retten wolltest.”
„Was?” Verblüfft glotzt sie zu ihm auf.
Er verdreht die Augen. „Das ist keine blöde Anmache. Ich schwöre.”
„Ähm … nein. Ich muss weiter. Danke.”
Er verzieht das Gesicht wie ein Kind, dem das frisch gekaufte Softeis aus der Hand gerutscht ist. Ha! Das ist der Schönling wohl nicht gewohnt, dass eine Frau mal Nein sagt. Unwillkürlich gluckst Sina und beißt sich schnell auf die Lippe, damit er sie nicht für völlig bescheuert hält.
Er guckt wieder ernst, aber seine Mundwinkel zucken, während er sich zu ihr hinabbeugt. „Du hast dein Leben für mich riskiert und ich war leider unfreundlich, bitte lass mich das ausmerzen”, flüstert er dicht an ihrem Ohr, als ginge es um ein Staatsgeheimnis. Seine Duftwolke hüllt sie kurz ein und in ihrer Klit puckert es aufdringlich. Als er sich wiederaufrichtet, kann sie sich gerade so davon abhalten, ihre Nase nach oben zu strecken, um den Geruch noch weiter einzusaugen.
„Ich hab gar nichts für dich riskiert”, stößt sie rüder als nötig hervor.
Er zwinkert. „Doch, das hast du. Gib mir die Chance, es wiedergutzumachen. Bitte.”
Sie kann mit der Situation nicht umgehen. Nur weil ein Typ sie anlacht, tropft sie ihr Höschen voll! Das ist nicht zu fassen! Sie muss jetzt unbedingt verschwinden, um sich nicht noch schlimmer zu blamieren. Energisch drückt sie die Schultern nach hinten. „Nicht nötig.”
Er lächelt, intensiv, irgendwie magisch, und sie kann nicht anders als zurückzulächeln. Verflixte Hormone. Flirtet er etwa mit ihr? Hilfe!
„Ich war ja auch nicht gerade freundlich”, erwidert sie hastig und zwingt sich, den Blick abzuwenden.
„Umso mehr ein Grund, sich jetzt nett kennenzulernen. Außerdem möchte ich dich unbedingt in meinem Studio fotografieren. Du hast ein faszinierendes Gesicht. Ich bin Samuel, für Freunde Sam.”
Ihr Herz klopft hart in der Brust. Nein, das geht nicht. Das ist zu viel.
„Ich kann nicht”, stößt sie etwas zu schrill aus. „Tut mir leid. Ich … ähm … bin verabredet.”
„Fuck, jetzt hast du mich falsch verstanden. Kein Pornoscheiß, dein Gesicht! Ich bin ein seriöser Fotograf. Ehrlich.”
„Nein.” Sie schüttelt wild den Kopf.
„Lass uns zusammen einen Kaffee trinken. Bitte. Nur einen Kaffee!”
„Vielleicht ein andermal”, krächzt sie und dreht sich um. „Ich … ich muss jetzt …”
Ihre Füße laufen los, ohne das mit ihrem Kopf abzustimmen.
„Hey! Wie heißt du? Wie finde ich dich? Nun warte doch, ich geb dir wenigstens meine Karte”, ruft er, aber sie kann nicht mehr bleiben. Ihre Beine rennen einfach weiter. Schnell weg, bloß weg.