Mermaid's Kiss

Er­schie­nen: 07/2011

Genre: Fan­ta­sy Ro­mance, Ro­man­tic Come­dy
Zu­sätz­lich: Fan­ta­sy, Va­nil­la
Sei­ten­an­zahl: 204 (Über­grö­ße)

Hör­pro­be: Rein­hö­ren

Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-93828-172-7
ebook: 978-3-93828-194-9

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Mermaid's Kiss


In­halts­an­ga­be

Der Kuss einer Meer­jung­frau ...
Auf­ruhr im Mee­res­kö­nig­reich Ma­kuun: Die un­wis­sen­den Men­schen wol­len ihnen ein künst­li­ches Riff als Tou­ris­ten­at­trak­ti­on vor die Haus­tür bauen. Das muss mit allen Mit­teln ver­hin­dert wer­den. Prin­zes­sin Aylin und ihr Kum­pel, der See­vam­pir Kla­vi­us, wer­den an Land ge­schickt, um den Bau zu ver­hin­dern. Aylin kommt dies ge­le­gen, denn Prinz Da­mas­kus, der sie mit ori­en­ta­li­schem Tem­pe­ra­ment um­wirbt (er spe­ku­liert auf den Job als künf­ti­ger König), fällt ihr zu­neh­mend läs­tig.
Auf­ge­taucht im schi­cken Ur­laubs­re­sort auf den Ma­le­di­ven, ge­nie­ßen die als Um­welt­ak­ti­vis­ten ge­tarn­ten Aylin und Kla­vi­us erst ein­mal die Vor­zü­ge der Men­schen­welt in vol­len Zügen: Ster­ne- statt Glibber­kü­che, Por­no­ka­nal und Was­ser­ver­gnü­gungs­park.
Doch Ay­lins ei­gent­li­cher Auf­trag ge­stal­tet sich schwie­ri­ger als ge­dacht, denn sie er­kennt in Marc, dem at­trak­ti­ven Lei­ter des Riff-Pro­jekts, den Mann wie­der, den sie einst vor dem Er­trin­ken ge­ret­tet hat und nie ver­ges­sen konn­te. Aber trotz ihrer Ver­füh­rungs­küns­te macht Marc kei­ner­lei An­stal­ten, von sei­nem Pro­jekt ab­zu­las­sen ...

Über die Au­to­rin

Sarah Schwartz (Jahr­gang 1978) wuchs in Frank­furt/M. auf, wo sie nach dem Ab­itur den Ma­gis­ter­stu­di­en­gang Ger­ma­nis­tik mit den Ne­ben­fä­chern Psy­cho­lo­gie und Kunst­ge­schich­te ab­sol­vier­te. Nach er­folg­rei­chem Ab­schluss des Stu­di­ums be­gann sie zu schrei­ben und ar­bei­te­te ne­ben­her vom Kom­mis­sio­nie­ren bis zum Do­zie­ren....

Wei­te­re Bü­cher der Au­to­rin

Le­se­pro­be

Szene 1

„Ach­tung! Ku­rier­dienst!“ Eine Horde See­pferd­chen zog durch das Was­ser an Aylin vor­bei, die neben ihrem Freund Kla­vi­an war­te­te, bis der Trupp vor­über­zog. Die Tiere hiel­ten in den zu­sam­men­ge­roll­ten Schwan­zen­den Nach­rich­ten aus ge­floch­te­nem See­gras und was­ser­fes­ter Mar­si-Tin­te. Sie spreng­ten mit ihrem Vor­wärt­s­ei­len eine Tröt­fa­mi­lie aus­ein­an­der, die be­hä­big über die Mu­schel­gas­se kroch. Die schild­krö­ten­ähn­li­chen Wesen ku­gel­ten in ihren Pan­zern in alle Rich­tun­gen über die Mu­schel­gas­se davon. Das jüngs­te Tröt­kind prall­te gegen einen gro­ßen Stein, lan­de­te auf dem Rü­cken und pad­del­te mit den Flos­sen­fü­ßen hilf­los umher. Es dau­er­te vier Ver­su­che, bis es sich wie­der ge­fan­gen hatte und rich­tig­her­um schwamm.
Die Tröts waren...

...für ihre To­le­ranz und ihre Aus­ge­gli­chen­heit be­kannt. Ob­wohl sie spre­chen und sogar ge­ring­fü­gig Magie wir­ken konn­ten, rie­fen sie den See­pfer­den keine wü­ten­den Rufe oder Ra­che­zau­ber nach. Die äl­tes­te Tröt sah sich le­dig­lich nach ihren fünf Kin­dern um, nick­te mit dem lan­gen Kopf, als sie sah, dass alles in Ord­nung war, und setz­te ihren Weg un­be­irrt fort. Ihr Pan­zer schil­ler­te perl­mutt­far­ben und sand­te be­ru­hi­gen­de Si­gna­le an den Nach­wuchs, der lang­sam die Hälse aus dem Pan­zer streck­te und ihr folg­te.
„Es heißt Ku­rier­dienst, nicht Ter­ror­trup­pe!“ Kla­vi­an schüt­tel­te den Kopf mit den schüt­te­ren, blau­schwar­zen Haa­ren und zeig­te seine spit­zen Zähne, wie er es immer tat, wenn er sich är­ger­te. „Was bil­den sich diese See­teu­fel ei­gent­lich ein? Sie mei­nen wohl, ihnen ge­hört die ganze Stadt. Die armen Tröts.“ Er starr­te hin­ter dem Ku­rier­dienst her zu einer grö­ße­ren Villa aus roten Ko­ral­len, die im Schat­ten des gol­de­nen Mee­res­pa­las­tes mit sei­nen sie­ben ge­wun­de­nen Tür­men lag und wie Gra­nat schim­mer­te. Darin wohn­te eine See­jung­frau, die Kla­vi­an schon län­ger be­gehr­te, die sich als Toch­ter eines Obers­ten des Rates aber nie­mals mit ihm ein­las­sen würde. Zum Glück ver­kör­per­te es keine ernst­haf­te Lieb­schaft. Kla­vi­an be­gehr­te jede freie See­jung­frau außer Aylin. Sie war für ihn eher eine Zieh­toch­ter und Freun­din.
Sie stieß ihm mit dem Ell­bo­gen in den fül­li­gen Bauch über dem röt­li­chen Fisch­schwanz. „Ver­giss die See­pferd­chen, Kla­vi­an, und sag mir lie­ber, wohin du mit mir möch­test.“
„Das kann ich nicht sagen. Es ist eine Über­ra­schung. Und wenn ich es sage, ist es keine Über­ra­schung mehr, also ...“
Aylin strich sich durch das la­pis­la­zu­li­blaue Haar und ki­cher­te, noch ehe er aus­re­de­te. „Du willst zu den Lie­bes­pa­läs­ten.“
Der dick­lei­bi­ge See­vam­pir ließ den Kopf sin­ken und schloss seine dunk­len Augen. Er ge­hör­te einer höchst sel­te­nen Mee­res­gat­tung an und es gab ei­ni­ge Be­woh­ner im Pa­last, die nie müde wur­den zu er­wäh­nen, wie de­ge­ne­riert Kla­vi­an sei. Er war zwar ein See­vam­pir und soll­te sich ei­gent­lich gemäß sei­ner Natur und dem Vor­bild sei­ner Vor­fah­ren vom Blut der Mee­res­be­woh­ner er­näh­ren, aber er moch­te nicht ein­mal Fisch­blut. Alles Glit­schi­ge und Blu­ti­ge wi­der­te ihn an. Des­halb wurde er auch von der Ge­mein­schaft ak­zep­tiert und hatte es bis zur Rolle von Ay­lins per­sön­li­chem Be­glei­ter ge­bracht. Als er sprach, blitz­ten seine spit­zen Eck­zäh­ne auf. „Okay, will ich. Wer hat es dir ver­ra­ten? Be­stimmt die­ser ge­schwät­zi­ge Dok­tor­fisch, der sich für einen Psych­ia­ter hält! Der soll­te sich echt mal selbst ein­wei­sen. Oder die fette Qual­le, die mit ihren Diä­ten nie nach­kommt? Nein, warte, ich weiß schon. Tri­to­ria hat dich ge­warnt.“
Aylin lach­te. „Nein, nie­mand hat es ver­ra­ten. Ich bin von selbst dar­auf ge­kom­men.“ Kla­vi­an woll­te sehr oft zu den Lie­bes­pa­läs­ten, die Aylin kaum in­ter­es­sier­ten. „Aber nun, wo ich es weiß, kann ich etwas Sinn­vol­le­res ma­chen. Mu­schel­häu­ser su­chen zum Bei­spiel. Oder Algen zäh­len. Oder schla­fen.“
Sie woll­te sich ab­wen­den, und er pack­te eilig ihren Arm. „Nein, nein, nein!“, brach­te er rasch her­vor. „Du musst mit­kom­men.“ Er zerr­te sie in die Rich­tung der Lie­bes­pa­läs­te, und mit sei­nen gro­ßen Kräf­ten ge­lang es ihm tat­säch­lich, sie mit sich zu zie­hen, auch wenn sie mit vol­ler Kraft da­ge­gen hielt. Er über­rag­te sie um einen Kopf, und wenn er sich etwas vor­ge­nom­men hatte, war er schwer auf­zu­hal­ten.
Sie mach­te einen Schmoll­mund. „Was soll ich denn da? Da ma­chen sich alle Beine. Das ist ekel­haft.“
Er grins­te und zerr­te sie un­be­irrt wei­ter. „Du machst dir auch ganz gern Beine, Prin­zes­sin. Spiel bloß nicht die Kost­ver­äch­te­rin.“
Aylin wurde an einer Kette aus nied­ri­gen Mu­schel­häu­sern vor­bei­zo­gen, die ganz in der Nähe der stei­ner­nen Stadt­mau­ern lagen, und in denen haupt­säch­lich Wach­per­so­nal samt Fa­mi­lie lebte. Da sie einen Mo­ment über seine Worte nach­dach­te, ließ ihre Ge­gen­wehr nach und sie kamen schnel­ler voran. Ja, es stimm­te. Sie mach­te sich oft Beine, und das sogar, ob­wohl sie in die­sem Fall ein Ver­bot brach. Sie ging fast jeden Abend an Land zu den Men­schen in die an­de­re Welt. Es schien ihr, als könn­te sie den Ge­schmack eines schar­fen Chili auf der Zunge spü­ren, als sie daran dach­te, wie sie mit Kla­vi­an heim­lich hin­auf­ging, um sich an den Res­ten des Ho­tel-Buf­fets zu laben. Es gab nichts Bes­se­res in ihrem Leben als stun­den­lang die ver­schie­dens­ten Ge­rich­te aus aller Welt zu pro­bie­ren. Für ein gutes Curry war sie be­reit, ihre ge­sam­te ma­gi­sche Kraft ein­zu­set­zen. Oft schlemm­ten sie die halbe Nacht hin­durch in dem ver­las­se­nen Kü­chen­trakt. Ihr ab­so­lu­ter Hö­he­punkt be­stand aus einem selbst zu­sam­men­ge­stell­ten Sieb­zehn­gän­ge-Me­nü. Da­nach war es ihr un­mög­lich ge­we­sen zu schwim­men, und sie hatte sich im Pa­last fast um einen hal­ben Tag ver­spä­tet. Ihre Mut­ter hatte wenig amü­siert re­agiert.
„Aber da geht es um Essen, nicht um Sex“, brach­te sie her­vor, als die Lie­bes­pa­läs­te be­reits vor ihnen lagen. Fünf gol­de­ne Kup­peln blink­ten im Licht der ein­fal­len­den Sonne. Die ge­sam­ten Lie­bes­pa­läs­te waren wie der Pa­last der Ma­kuu­na in Mi­nia­tur auf­ge­baut. Sie konn­ten gut fünf­zig See­men­schen gleich­zei­tig einen ru­hi­gen Ort ohne Was­ser be­sche­ren, an dem sie sich ganz dem Zeu­gen von Nach­wuchs oder schlicht dem Ver­gnü­gen hin­ge­ben konn­ten. „Wer kann sich schon ewig von Algen er­näh­ren? Men­schen sind eben viel ein­falls­rei­cher und die bes­se­ren Köche. Das Din­ner auf der Insel ist ein­fach un­wi­der­steh­lich.“ Sie dach­te an die fünf Gänge, die es manch­mal an so­ge­nann­ten Ga­la-Aben­den gab. Aber auch das Buf­fet mit den über zehn ver­schie­de­nen Ge­rich­ten schmeck­te herr­lich.
„Meine Rede“, stim­me Kla­vi­an zu. „Trotz­dem soll­test du die un­ter­see­ische De­lu­xe-Kost nicht ver­pas­sen. Meine Güte, Mäd­chen, du wirst bald ver­bun­den! Reizt es dich denn gar nicht, die Freu­den der Liebe ken­nen­zu­ler­nen, ehe du an nur einen Meer­mann ge­ket­tet bist? Noch hast du alle Frei­hei­ten.“
„Ein Lammsteak mit Kräu­tern, Kro­ket­ten und Knob­lauchso­ße, das reizt mich.“
Kla­vi­an ver­dreh­te die Augen und zog sie über die Schwel­le. Eine dicke Schild­krö­te sah sie mit arg­wöh­ni­schem Blick an. Sie war schwer kurz­sich­tig und miss­trau­te zu­nächst jedem An­kömm­ling. Als sie Aylin er­kann­te, nick­te sie ma­jes­tä­tisch mit dem lan­gen Hals und wink­te sie mit einer Flos­se durch. Sie schwam­men ins In­ne­re des Ge­bäu­des, das sich in zahl­rei­che Kam­mern auf­teil­te. Die meis­ten davon waren ma­gisch ge­schützt und voll­kom­men was­ser­frei.
Kla­vi­an führ­te sie in eine mit Was­ser ge­füll­te Kam­mer, in der be­reits ein blau­er Meer­schön­ling mit knie­lan­gen Haa­ren war­te­te. Der See­vam­pir grins­te. „Das ist Un­g­var. Er hat einen Spitz­na­men, aber den ver­ra­te ich dir nicht. Du musst ihn schon selbst her­aus­fin­den.“
Aylin mus­ter­te Un­g­var, der sich stot­ternd vor­stell­te, und frag­te sich, was ihre Mut­ter wohl sagen würde, wenn sie wüss­te, was sie ge­ra­de tat. Sie würde wahr­schein­lich miss­bil­li­gend den Kopf schüt­teln und ihr einen Vor­trag dar­über hal­ten, wie sich zu­künf­ti­ge Herr­sche­rin­nen im All­ge­mei­nen und sie im Be­son­de­ren zu ver­hal­ten hat­ten. Sie hatte zu ler­nen, zu ler­nen, und wie­der zu ler­nen, sich auf die Krö­nung vor­zu­be­rei­ten, und so wei­ter und so wei­ter. Zum Glück hatte sie in ihrem Auf­pas­ser Kla­vi­an einen Ver­bün­de­ten ge­fun­den, der es in ers­ter Linie als seine Auf­ga­be ansah, ihr das Leben zu zei­gen, aber da Aylin alt genug war, und Kla­vi­an ihr dank sei­ner Le­bens­er­fah­rung tat­säch­lich viel bei­ge­bracht hatte, sah ihre Mut­ter über diese – aus ihrer Sicht un­glück­li­che – Ent­wick­lung hin­weg.
„Un­g­var, der Stot­te­rer?“, frag­te sie un­gnä­dig und sah, wie sich Un­g­vars hell­blaue Haut dun­kel­blau ver­färb­te vor Scham.
Der Meer­mann hob den Kopf. „Nicht ... ni-icht ganz, Prinz... essin“, brach­te er has­pelnd her­vor.
Aylin schrie auf, als sechs Fang­ar­me aus sei­nem Ober­kör­per schos­sen, nach ihr grif­fen, sich um ihre Arme und den Rumpf schlan­gen, und sie zu sich in die Reich­wei­te sei­ner Arme und Hände zogen.
Kla­vi­an lach­te dröh­nend. „Nein, Un­g­var der Viel­ar­mi­ge!“ Er brüll­te vor La­chen, und sie warf ihm einen bit­ter­bö­sen Blick zu.
Gleich­zei­tig ver­such­te sie, einen der Fang­ar­me von ihrem Bauch zu lösen. Er hatte sich mit über hun­dert Sau­g­näpf­chen an ihr fest­ge­saugt.
„Kla­vi­an! Was soll das?“ Aus den Au­gen­win­keln sah sie, wie ihr Freund ge­mäch­lich da­von­schwamm. An­schei­nend war die Vor­stel­lungs­run­de be­en­det, und er woll­te sie bei den an­ste­hen­den Ak­ti­vi­tä­ten nicht mehr stö­ren. „Kla­vi­an!“
Ty­pisch Kla­vi­an! Er brach­te sie in eine furcht­ba­re Si­tua­ti­on und fand es auch noch ko­misch. Wenn sie das nächs­te Mal ge­mein­sam an Land gin­gen, würde sie sich Ab­führ­mit­tel be­sor­gen und es in sein Essen kip­pen.
Un­g­var press­te sie dicht an sich und gab ihr im Was­ser Küsse auf das Schlüs­sel­bein. Vier sei­ner Ten­ta­kel­ar­me hoben sie an. „Wir soll­ten ins Tro­cke­ne schwim­men, Prin­zes­sin“, schlug er vor und trug sie wie ein Paket mit sich durch eine Mu­schel­schleu­se in einen der mit Luft ge­füll­ten Ver­gnü­gungs­räu­me. Aylin ver­such­te die Ten­ta­kel zu lösen, aber sie kleb­ten fest. Un­g­var ver­dreh­te bei ihren Ver­su­chen stöh­nend die Augen, als würde ihn schon diese un­wil­li­ge Be­rüh­rung in einen sieb­ten Him­mel ver­set­zen. Es schien ihn nicht zu in­ter­es­sie­ren, ob sie sich mit sei­ner Be­hand­lung ein­ver­stan­den gab oder nicht. Seine Ten­ta­kel lagen in­zwi­schen al­le­samt auf ihrer Haut und press­ten sich so fest dar­auf, als woll­te er die Bin­dung nie wie­der lösen. Dabei gab er wol­lüs­ti­ge Laute von sich.
Aylin spür­te ein an­ge­neh­mes Krib­beln im Un­ter­leib. Kla­vi­an hatte immer wie­der ver­sucht, sie zu aus­schwei­fen­den Or­gi­en zu ani­mie­ren, oder zu­min­dest zu einer ein­zi­gen Stun­de mit einem Mann, aber bis­her hatte sie wi­der­stan­den. Die­ses Mal al­ler­dings hatte er sie über­rascht, und sie wuss­te nicht, wie sie damit um­ge­hen woll­te. Un­g­var war ein Kra­kling und würde sie so leicht nicht aus sei­nen Fän­gen las­sen. Au­ßer­dem muss­te sie zu­ge­ben, dass sie sei­nen Ober­kör­per moch­te. Zu­min­dest alles, was keine Ten­ta­kel dar­stell­te. Er hatte präch­tig ge­wölb­te Mus­keln und einen für einen Meer­mann eher brei­ten Kör­per­bau. Den­noch ging Kla­vi­ans Hand­lungs­wei­se zu weit. Er hätte sie nicht auf diese Weise über­fal­len sol­len.
Sie muss­te an einen Spruch der Men­schen den­ken: Wer Freun­de wie Kla­vi­an hatte, der brauch­te keine Fein­de mehr. Trot­zig biss sie die blau­en Lip­pen auf­ein­an­der. Na­tür­lich stand sie nicht hilf­los da. Ihre Magie als äl­tes­te Toch­ter der Ma­kuu­na wäre fähig, Un­g­var in hand­li­che Stü­cke zu zer­le­gen. Aber woll­te sie sich wirk­lich weh­ren? Kla­vi­an hatte ja recht. Sie hatte nur noch we­ni­ge Tage bis zu ihrem Bünd­nis mit Damis..., Damu..., die­sem Meer­prin­zen, des­sen Namen sie sich nicht mer­ken konn­te, ob­wohl sie ihn schon hun­dert Mal ge­hört hatte. Viel­leicht soll­te sie ein­mal etwas aus­pro­bie­ren, bevor es zu spät war, und diese gan­zen Arme hat­ten durch­aus Vor­tei­le. Sie be­rühr­ten sie über­all zu­gleich und gaben ihr das Ge­fühl, von mehr als einem Mann an­ge­fasst zu wer­den. Sie er­reich­ten mü­he­los völ­lig ver­schie­de­ne Be­rei­che ihres Kör­pers und drück­ten be­hut­sam in ihr Fleisch, als woll­te Un­g­var sie durch Strei­cheln und Kne­ten lo­ckern. Das Krib­beln, das sie aus­lös­ten, wurde rasch zu einem an­ge­neh­men Bren­nen.
Sie ent­spann­te sich und kon­zen­trier­te sich auf ihren Un­ter­kör­per. Un­g­var gab ein tri­um­phie­ren­des Gluck­sen von sich, als sich aus ihrem schup­pi­gen Un­ter­leib zwei dun­kel­blaue Beine samt ihrem Ge­schlecht aus­form­ten. Auch er ging in Um­wand­lung, wobei seine Arme und seine Ten­ta­kel nach wie vor ge­mein­sam aus sei­nem Ober­kör­per rag­ten. Ein­zig sein Un­ter­leib ver­än­der­te sich und zwei kräf­ti­ge Beine bil­de­ten sich aus. Aylin at­me­te auf, als sie sein Ge­schlecht sah, das zwar groß war, aber kei­nen Ten­ta­kel bil­de­te. Es schim­mer­te tür­kis im Was­ser und rich­te­te sich ihr freu­dig ent­ge­gen.
Sie ge­noss das Ge­fühl der glat­ten Ten­ta­kel auf ihrer Haut und be­son­ders am Na­cken, als sich Un­g­var – nun sehr be­hut­sam – von ihrem Ober­kör­per in Rich­tung Hüfte vor­ar­bei­te­te. Zwei sei­ner Ten­ta­kel be­rühr­ten mit den Spit­zen ihre Beine. Kühle Fang­ar­me um­schlos­sen ihre Schen­kel und scho­ben sie aus­ein­an­der, wäh­rend ein drit­ter Ten­ta­kel ziel­stre­big den emp­find­li­chen Spalt zwi­schen ihren Scham­lip­pen be­tas­te­te und ihre Kli­to­ris leicht anhob.
Die Lust pri­ckel­te. Der Kra­kling mas­sier­te und press­te ihren Kör­per und ihre emp­find­li­che Knos­pe. Er zeig­te sich darin weit un­ver­fro­re­ner und ge­wand­ter als in dem Ver­such, sie an­zu­spre­chen. Schon glitt der drit­te Ten­ta­kel ein Stück in sie hin­ein.
„Ich kann das nicht.“ Aylin wich ein Stück zu­rück. Sie wuss­te nicht warum, aber sie woll­te nicht län­ger von den Ten­ta­keln be­rührt wer­den, auch wenn sein Ober­kör­per wun­der­schön aus­sah und die Lust in ihr wuchs.
„Was hast du?“ Er ließ seine Arme hö­her­glei­ten, setz­te aber seine Be­rüh­run­gen fort.
„Ich …“ Wie soll­te sie etwas für Meer­men­schen Un­üb­li­ches Er­klä­ren, das sie selbst kaum ver­stand: Sie sehn­te sich nach war­men Hän­den, die zart wie Fe­dern über ihre Haut stri­chen. Nach einer dunk­len, mensch­li­chen Stim­me, die mit ihr sprach, wäh­rend sie sich auf rauem Sand wälz­ten, und nach dem Ge­ruch von Haut, der herb und be­le­bend in ihre Nase drang.
Un­g­var hielt ver­wirrt inne, doch noch ehe sie ihm die Chan­ce ge­ge­ben hatte, sich von selbst zu lösen, wurde er schon von ihrer leich­ten, ma­gi­schen At­ta­cke zu­rück­ge­wor­fen, wäh­rend Aylin zu­rück­wich. Durch ihren An­griff über­rascht, peitsch­ten seine Saug­ar­me un­kon­trol­liert durch die Ge­gend und um­schlan­gen ein­an­der. Un­g­var fluch­te und quietsch­te ver­zwei­felt, da sich meh­re­re Sau­g­näp­fe in­ein­an­der ge­saugt hat­ten, und er im Tro­cke­nen Pro­ble­me hatte, sie zu lösen. Immer wie­der riss er hef­tig an sei­nen Armen. Er hatte sich selbst ge­fes­selt und ruck­te mit dem Ober­kör­per hin und her, ohne sich be­frei­en zu kön­nen.
„Prin... Prinz...​essin ...“, stot­ter­te er. „Könn...​nntet ihr ...“
Aylin dach­te gar nicht daran, ihm zu hel­fen und such­te das Weite. Sie floh aus dem Luft­raum durch die Schleu­se, form­te ihre Beine um und schwamm mit kräf­ti­gen Flos­sen­schlä­gen durch den Gang, von dem zahl­rei­che wei­te­re Räume ab­zweig­ten. Hin­ter sich hörte sie, wie Un­g­var sie rief. Es gab ein lau­tes, klat­schen­des Ge­räusch, ge­folgt von einem Schmerz­schrei. Of­fen­bar hatte er sich mit Ge­walt be­freit. Ob er sie ver­fol­gen würde? Aylin schwamm schnel­ler. Noch lag eine Gang­bie­gung zwi­schen ihnen, und sie sah ihn nicht. Has­tig tauch­te sie in eine wei­te­re Schleu­se und merk­te ver­wun­dert, dass sie nicht mit Luft ge­füllt wurde, son­dern voll Was­ser blieb. Mit einem schnel­len Blick durch das trans­pa­ren­te Ma­te­ri­al sah sie, dass Un­g­var sie fast er­reicht hatte und sie ent­de­cken würde, wenn sie an Ort und Stel­le blieb. Ein Teil sei­ner Arme schil­ler­te röt­lich und sah deut­lich mit­ge­nom­men aus. Er sah sich su­chend um, hatte sie aber noch nicht ent­deckt. Has­tig stieß sie in die Kam­mer vor und blieb wie er­starrt im Was­ser schwe­ben. Vor ihr lieb­ten sich eine Nym­phe und ein Was­ser­mann. An der schim­mernd grau­blau­en Haut war die Nym­phe leicht als Sturm­nym­phe zu er­ken­nen. Schwar­ze Pigm­ent­wir­bel dreh­ten sich über ihren Kör­per. Ihr fein mo­del­lier­tes Ge­sicht wirk­te schön wie ein Son­nen­auf­gang über dem Meer. Aylin be­weg­te ihre Kie­men nicht, um kein Ge­räusch zu ma­chen, und starr­te auf das sich innig lie­ben­de Paar, das sich lang­sam, wie in Zeit­lu­pe be­weg­te. Die schwe­re­lo­sen Be­we­gun­gen im Was­ser wirk­ten so ganz und gar an­ders als die über­stürz­te Art von Un­g­var. Diese bei­den schie­nen wie un­hör­ba­re Musik, und der An­blick ließ sie den Vor­fall mit dem Kra­kling schnell ver­ges­sen. Die Nym­phe hatte die oran­ge­far­be­nen Augen weit auf­ge­ris­sen. Die Farbe ihrer Iris füll­te die ge­sam­te Au­gen­flä­che, ihre grau­schwar­zen Haare trie­ben schwe­re­los durch die leich­ten Wel­len, als wären sie ein ei­ge­nes Wesen. Die Beine hatte sie um den mit­ten im Raum schwe­ben­den Was­ser­mann ge­klam­mert, der ihren Po fest­hielt und sie an sich zog. Beide leg­ten die Ober­kör­per er­regt kla­ckend zu­rück. Aylin hörte leise, zärt­li­che Worte, die sie schau­dern lie­ßen. Ob es mit ihrem Mee­res­prin­zen auch so sein würde? So­weit sie ge­hört hatte, soll­te er ganz in Ord­nung sein, und wenn er nicht lie­ben konn­te, würde er es noch ler­nen. Sie wünsch­te sich, so ge­liebt zu wer­den wie diese Sturm­nym­phe, die völ­lig los­ge­löst von allem wirk­te und doch ganz eins war mit dem Mann, der sie hielt.
Fun­keln­des Plank­ton wir­bel­te wie ein Sil­ber­schlei­er durch das Halb­dun­kel. Rhyth­misch be­gan­nen die bei­den, sich zu be­we­gen. Es sah so ein­fach aus, als wäre es für diese bei­den das Selbst­ver­ständ­lichs­te der Welt, sich mit­ten im Was­ser zu lie­ben. Wäh­rend der Meer­mann sich ein Stück unter sie sin­ken ließ, hob und senk­te sich die Nym­phe, die ihn auf­ge­nom­men hatte. Sie hielt die Augen ge­schlos­sen und re­de­te nun nicht mehr. Klei­ne, spit­ze Laute ver­lie­ßen ihren Mund, die ihre Geil­heit und ihre Freu­de zeig­ten. Der Mann unter ihr stöhn­te lau­ter als sie, und es wirk­te, als würde das ge­mein­sa­me Stöh­nen in Aylin eine Mauer ein­rei­ßen. Das Bren­nen, das sie ge­fühlt hatte, als Un­g­var sie ge­packt hielt, kehr­te ve­he­ment zu­rück. Sie wünsch­te sich, wie­der Beine aus­zu­for­men, um Hand an sich zu legen, und ihre Knos­pe in die Fin­ger zu neh­men und zu rei­ben, aber sie wagte es nicht. Auch für sie als Prin­zes­sin waren ihre Un­ter­ta­nen nicht ihr Be­sitz. Sie muss­te die bei­den erst fra­gen, ob sie die­sen Mo­ment intim mit ihnen tei­len durf­te, und auch wenn sie das Recht besaß, woll­te sie es tief in ihrem In­ne­ren nicht. Sie woll­te so ge­liebt wer­den wie die Nym­phe. Aber die­ser Lieb­ha­ber war es nicht, den sie sich vor­stell­te.
Das Was­ser schwapp­te im Raum. Ge­bannt be­trach­te­te sie das Spiel vor sich, als eine Stim­me neben ihr er­klang und sie zu­sam­men­zu­cken ließ.
„Sturm­nym­phen sind die Bes­ten“, sagte Kla­vi­an über­zeugt.
Ei­gent­lich hätte sie damit rech­nen müs­sen, dass er sie fand. Als ihr Auf­pas­ser würde ihn nur eine Ohn­macht oder der Tod ab­hal­ten, nicht zu wis­sen, wo sie sich be­fand. Er spür­te sie, wie an­de­re eine Wär­me­quel­le fühl­ten.
Sie sah ihn an und gab ihm einen Klaps auf den Hin­ter­kopf. „Denk nicht mal daran, du weißt, was dann pas­siert.“
Das Paar ließ sich von ihrem Dia­log eben­so wenig stö­ren, wie zuvor von Ay­lins Ein­drin­gen. Sie taten nichts, was ihnen pein­lich oder un­an­ge­nehm vor­kam. Trotz­dem schäm­te sich Aylin ein wenig, in die Kam­mer ge­schwom­men zu sein und den Blick nicht ab­wen­den zu kön­nen.
Die Be­we­gun­gen der bei­den Meer­men­schen wur­den kon­vul­siv. Die Nym­phe zuck­te in Ek­sta­se. Es war ein Zu­stand, in dem sie meh­re­re Stun­den ver­har­ren würde.
„Sie ist wun­der­schön“, flüs­ter­te Aylin an­däch­tig.
Kla­vi­an sah sie mit­lei­dig an. „Wann wirst du be­grei­fen, dass du noch schö­ner bist?“
Sie blin­zel­te und hob leicht die Schul­tern. „Ich? Ich bin eben ich. Aber so schön wie sie bin ich nicht. Nie­mand ist so schön wie eine Sturm­nym­phe. Sie tra­gen das Meer und den Wind in sich.“
Das brach­te ihn zum La­chen. „Wie du meinst, Prin­zes­sin. Die See­da­men, die es nicht be­grei­fen, sind oh­ne­hin die An­ge­nehms­ten. Sie sind we­ni­ger über­heb­lich und ver­geu­den nicht die Hälf­te ihres Le­bens vorm Spie­gel.“
„Gehen wir“, sagte sie leise. „Die­ser Raum soll­te nur ihnen ge­hö­ren.“
Kla­vi­an ver­zog be­dau­ernd das Ge­sicht. „Du bist die Ma­jes­tät“, sagte er und folg­te ihr hin­aus. „Ich nehme an, zu Un­g­var möch­test du nicht zu­rück? Oder hat er dich doch be­ein­druckt?“
Sie sah ihn böse an. „Du hät­test ihn nicht auf mich het­zen dür­fen. Ver­mut­lich hat er sich ein paar sei­ner Sau­g­näp­fe aus­ge­ris­sen, als ich ihn ma­gisch von mir stieß.“
Er grins­te. „Das war es ihm si­cher wert. Und du kannst ruhig zu­ge­ben, dass er dich auch be­ein­druckt hat. Zu­min­dest ein ganz klei­nes biss­chen.“
Sie seufz­te. „Er … ist sehr viel­sei­tig. Trotz­dem ist er nicht ganz mein Fall.“
Kla­vi­an schüt­tel­te den Kopf. „Manch­mal kann ich nicht glau­ben, dass ich an dei­ner Er­zie­hung mit­ge­wirkt habe. Du weißt ein­fach nicht, was gut ist. Kra­klin­ge sind in die­ser Ge­gend sel­ten und kost­bar. Aber bitte. Gehen wir lie­ber, bevor er dich fin­det.“
Drau­ßen auf dem Gang sahen sie zwei See­jung­frau­en, die ihnen ent­ge­gen­schwam­men. Sie mus­ter­ten Kla­vi­an mit gro­ßen Augen und ki­cher­ten al­bern. Er ver­sperr­te ihnen mit in die Hüf­ten ge­stemm­ten Armen den Weg.
„Meine Damen, Sie hör­ten schon von mir?“
Aylin ver­dreh­te die Augen. Kla­vi­ans Flir­t­e­rei­en waren sein liebs­tes Hobby. Es ver­stieß gegen seine Natur, eine in­ter­es­sier­te See­jung­frau an sich vor­bei­schwim­men las­sen, ob­wohl er nur zu genau wuss­te, wohin das führ­te. Würde er die­ses Mal klü­ger sein?
Die Grö­ße­re der bei­den nick­te grin­send. Ihre spit­zen Lip­pen ver­färb­ten sich vio­lett vor Auf­re­gung. „Oh ja. Du sollst der beste Küs­ser im Um­kreis von hun­dert See­mei­len sein.“
Aylin spür­te ein un­gu­tes Ge­fühl im Magen. „Kla­vi­an ...“, sagte sie war­nend, aber er be­ach­te­te sie nicht. Dabei zeig­te sich nur zu deut­lich, dass die Frem­de genau wuss­te, was sie tat. Ihre vio­let­ten Lip­pen konn­ten nicht nur an­deu­ten, dass sie auf­ge­regt war, son­dern auch, dass sie etwas im Schil­de führ­te.
Kla­vi­an reck­te die brei­te Brust vor und zog den Bauch ein. „Aber ja! Das ist kor­rekt. Mein Ruf wird mir voll und ganz ge­recht. Wel­che von euch soll ich zu­erst be­eh­ren?“
„Kla­vi­an!“, sagte Aylin lau­ter, „tu das nicht. Du weißt genau, was dann pas­siert!“
Die Klei­ne­re schwamm vor und strich sich durch die grü­nen Haare. Sie miss­ach­te­te Aylin eben­so wie ihre Be­glei­te­rin. „Mich. Küss mich, See­vam­pir. Ich hatte schon viele, die mich küss­ten. Wenn du bes­ser als sie alle bist, werde ich es in die Meere hin­aus­tra­gen und dei­nen Ruhm meh­ren.“ Mit ge­spitz­ten Lip­pen streck­te sie ihm den Kopf ent­ge­gen.
Aylin ver­schränk­te ver­är­gert die Arme vor der Brust. Kla­vi­an würde schon sehen, was er davon hatte.
Der See­vam­pir zog die Grün­haa­ri­ge an sich und gab ihr einen lei­den­schaft­li­chen Kuss auf den Mund. Es dau­er­te nur Se­kun­den, bis beide See­jung­frau­en hell auf­schrien. Sie wi­chen zu­rück, war­fen sich im Was­ser herum und flo­hen vor dem, was mit Kla­vi­an ge­schah.
Kla­vi­an schwoll an. Es ge­schah schlag­ar­tig, nach­dem seine Lip­pen die der Nixe be­rührt hat­ten. Er wurde di­cker und di­cker, bis er ein ku­gel­ar­ti­ges Ge­bil­de aus Haut und Schup­pen dar­stell­te, das hilf­los im Was­ser trieb, kaum fähig, sich aus ei­ge­ner Kraft zu be­we­gen. Sein Bauch war zu einem Was­ser­ball ge­wor­den, in den Hals, Schwanz und Beine ein­s­an­ken. Nur die Schwan­zen­den und Arme rag­ten noch her­aus und pad­del­ten hilf­los im Nas­sen wie ein Boot mit aus­ge­fal­le­nem Ruder.
„Das­sel­be wie immer“, sagte Aylin kopf­schüt­telnd. „Du willst ein­fach nicht auf mich hören.“
Wäh­rend die bei­den See­jung­frau­en flo­hen, stieß Aylin den Kla­vi­an-Ball vor sich her zum Aus­gang des Lie­bes­pa­las­tes. Die Schild­krö­te mit dem lan­gen Hals warf ihr einen ver­ständ­nis­vol­len Blick zu. Den di­cken Ball er­kann­te sie trotz ihrer Seh­schwie­rig­kei­ten auf An­hieb.
„Hat er es schon wie­der ge­macht?“
„Ja, hat er.“
„Das ist das zwei­und­drei­ßigs­te Mal die­ses Jahr.“
„Ich weiß. Sein Ge­hirn be­steht aus ver­faul­tem Plank­ton, wenn es um Frau­en geht.“
Kla­vi­an sagte ir­gend­et­was Un­freund­li­ches, aber durch sei­nen di­cken Leib, der teils über sei­nen Mund quoll, war nicht deut­lich zu ver­ste­hen, was er woll­te. Sie schubs­te ihn wei­ter vor sich her, in eine Fels­höh­le ganz in der Nähe der Pa­läs­te. Zum Glück hat­ten nur we­ni­ge Städ­ter den Vor­gang be­ob­ach­tet. Trotz­dem würde es wie­der ein­mal die Runde ma­chen, dass der Fluch noch immer auf Kla­vi­an dem Fünf­ten las­te­te.
Aylin trieb im Was­ser und war­te­te, bis ihr Freund wie­der auf seine nor­ma­le Größe schrumpf­te.
„Ver­damm­te Meer­he­xe“, brach­te er her­vor, kaum dass er sich wie­der fähig fand, ver­nünf­tig zu spre­chen.
Sie nick­te zu­stim­mend, auch wenn sie die Meer­he­xe nicht ein­mal kann­te, die Kla­vi­an das an­ge­tan hatte.
„Ver­damm­ter Fluch“, schimpf­te ihr Freund wei­ter. „Ver­damm­ter Schatz. Letzt­lich läuft alles auf den Schatz hin­aus. Wenn der nicht ge­we­sen wäre, hätte ich Se­li­an­da nie her­aus­ge­for­dert und ihren Zorn be­schwo­ren.“
Vor über drei­ßig Jah­ren hatte Kla­vi­an der Fünf­te die Meer­he­xe Se­li­an­da ver­führt, um ihr ihren Schatz zu steh­len. Laut sei­ner Aus­sa­ge han­del­te es sich um den größ­ten Schatz des In­di­schen Oze­ans. Lei­der er­wies sich die Hexe als nach­tra­gend und hatte ihn ver­flucht. Nicht nur, dass er bei jedem Kuss oder se­xu­el­lem Kon­takt auf das Dop­pel­te sei­nes Um­fangs an­schwoll, er hatte dank des Fluchs auch ver­ges­sen, wo er den ge­stoh­le­nen Schatz ver­steckt hatte, und er ent­sann sich ein­fach nicht. Ihm fehl­ten ganze Mo­na­te sei­ner Er­in­ne­rung und egal, was er ver­sucht hatte, bis­lang waren sie nicht zu­rück­ge­kom­men. Au­ßer­dem hatte er durch den Fluch Pro­ble­me mit sei­nen Um­wand­lun­gen. Zu­rück­neh­men würde Se­li­an­da den Fluch je­doch nicht, denn sie starb kurz nach der Ver­wün­schung an Kraft­lo­sig­keit und hatte sich im Tod in eine Fels­for­ma­ti­on um­ge­wan­delt, die seit­dem als Mahn­mal am Ost­rand des Rei­ches auf­rag­te.
„Aber ein hüb­sches Ding“, sagte Kla­vi­an mit ver­träum­tem Blick, und Aylin wuss­te so­fort, dass er die grün­haa­ri­ge Meer­jung­frau mein­te, für die er sich ein Mal mehr zum Ge­spött der Haupt­stadt des Rei­ches ge­macht hatte. „Es hat sich ge­lohnt. Jeder Zen­ti­me­ter Schwel­lung. Ihr Kuss schmeck­te so süß wie Wild­schwein­bra­ten mit Prei­sel­beer­so­ße.“
„Sie wuss­te es si­cher“, sagte sie nach­denk­lich. „Sie woll­te es sehen, aber es hat sie doch sehr er­schreckt.“ He­xi­sche Flü­che kamen sel­te­ner vor als faust­gro­ße Per­len. Viel­leicht war Se­li­an­da für viele Jahr­hun­der­te die letz­te große Meer­he­xe ge­we­sen.
Er ließ den Kopf hän­gen. „Ich würde so gerne mal wie­der eine Meer­jung­frau be­stei­gen, aber es ist jedes Mal das­sel­be. Immer werde ich zu einer ku­gel­för­mi­gen Volks­be­lus­ti­gung.“
Aylin schloss die Augen und dach­te an die ge­lös­te Sturm­nym­phe zu­rück. „Ich möch­te mit einem Men­schen schla­fen.“
Kla­vi­an schreck­te hoch. „Was? Bist du per­vers? Was willst du denn von den Tro­cken­schwäm­men?“
Sie seufz­te. „Seit­dem ich da­mals die­sen Jun­gen küss­te, kann ich ihn nicht ver­ges­sen. Er hat mich tief in mei­ner Seele be­rührt. Ich frage mich, was er heute macht. Als er mich küss­te, wuss­te ich, er will Pilot wer­den. Wie ein Vogel durch die Wol­ken glei­ten. Ist das nicht wun­der­voll? Ein­fach durch die Lüfte flie­gen und alle Sor­gen unter sich zu­rück­las­sen ...“
„Es ist be­scheu­ert.“ Kla­vi­an schüt­tel­te den Kopf. „Willst du etwa ab­stür­zen und auf dem Land zer­schel­len? Fi­sche ge­hö­ren nicht in die Luft. Ihr Ele­ment ist nun ein­mal das Was­ser.“
„Ich bin kein Fisch.“
Er streck­te seine Glie­der und wink­te ab. „Ver­giss die­sen Jun­gen end­lich. Das ist über zwei Jahr­zehn­te her. Men­schen sind ver­gess­lich und sie sehen und glau­ben nur das, was ihre Welt ihnen er­laubt. Das Er­leb­nis mit dir hält er bes­ten­falls noch für einen Traum, wenn er sich über­haupt daran er­in­nert. Si­cher hat er längst ge­hei­ra­tet, ein Rudel Kin­der und den Kopf vol­ler Geld und Leis­tung, wie das bei den Men­schen so ist. Also schlag ihn dir aus dem Kopf. Wir soll­ten lie­ber mei­nen Schatz su­chen gehen. Wenn wir ihn fin­den, kön­nen wir uns unser ei­ge­nes Re­stau­rant kau­fen und die Spei­se­kar­te be­stim­men. Ich hätte da ei­ni­ge Ideen ...“
Sie lach­te. „Schön, dass dein Kopf nicht vol­ler Geld ist. Au­ßer­dem glau­be ich nicht, dass alle Men­schen so sind, wie du sagst. Die­ser Junge ist an­ders. Er hat mich nicht ver­ges­sen. Tief in sei­nem In­nern sehnt er sich nach mir, wie ich mich nach ihm.“ Sie schwieg und dach­te an das Ge­fühl zu­rück, das sie hatte, als sie ihm be­geg­ne­te. In die­sem einen Mo­ment hatte sie ge­spürt, für die­sen Jun­gen be­stimmt zu sein. Sie ge­hör­ten zu­sam­men, gegen alle Wid­rig­kei­ten. Das Schick­sal selbst hatte sich da­mals mit ihnen ver­bün­det und sie mit einer war­men Strö­mung ge­streift, die von frem­den Mee­ren und dem Auf­bruch in eine neue Welt er­zähl­te.
Kla­vi­an kniff die bo­gen­för­mi­gen Pig­men­te über sei­nen Augen zu­sam­men. „Hör auf, über ihn nach­zu­den­ken. Du siehst ja aus, als woll­test du es mit den Meer­göt­tin­nen selbst auf­neh­men.“
Ein schar­fer Pfiff klang durch das Was­ser und Kla­vi­an wie Aylin zuck­ten zu­sam­men.
„Mut­ter“, sagte Aylin nie­der­ge­schla­gen. Der Pfiff der Ver­kün­der be­or­der­te sie zu­rück in den Pa­last. Es gab Re­gie­rungs­din­ge zu tun und ihre An­we­sen­heit wurde er­wünscht. Sie ließ den Kopf sin­ken. „Die­ser nerv­tö­ten­de Pfiff. Ich hasse es jetzt schon, Re­gen­tin zu wer­den. Diese gan­zen Pflich­ten ver­schlie­ßen mir die Kie­men.“
Viel­leicht be­deu­te­te der Pfiff, dass ihr zu­künf­ti­ger Ver­bun­de­ner an­ge­kom­men war? Der Prinz wurde seit zwei Tagen er­war­tet. Wenn sie sich mit ihm ver­band, würde sie das Kö­nig­reich über­neh­men und die Ma­kuu­na wer­den, wäh­rend ihre Mut­ter zu­rück­trat und nur noch als Be­ra­te­rin tätig sein würde. Trotz aller Vor­be­rei­tun­gen auf die­ses Amt wuss­te sie nicht, ob sie sich die­ser Auf­ga­be ge­wach­sen fühl­te und sie drück­te sich vor ihren Pflich­ten, wo sie nur konn­te. Lei­der lief ihre Frist ab. Ihr blie­ben nur noch sie­ben Tage in Frei­heit, dann wurde sie Ma­kuu­na und damit die erste Ge­fan­ge­ne ihres Rei­ches.
Kla­vi­an stieß ihr auf­for­dernd in die Seite. „Wor­auf war­test du? Schwimm schon hin, bevor sie eine Flut­wel­le los­schickt und Panik aus­bricht.“
Zu­sam­men mach­ten sie sich auf den Weg zum Pa­last.

Szene 2

„Will­kom­men zu­rück.“ Die Frau na­mens Helen lä­chel­te sie an und Aylin hätte nicht em­pa­thisch be­gabt sein müs­sen, um zu ver­ste­hen, wie glück­lich sich Helen zeig­te, weil sie und Marc so ver­strit­ten waren. Ihre Ge­füh­le stan­den ihr deut­lich ins Ge­sicht ge­schrie­ben. Sie woll­te etwas von Marc. Das soll­te sie bes­ser ver­ges­sen. Aylin hegte nicht die Ab­sicht, ihn kampf­los auf­zu­ge­ben, auch wenn sie nicht wuss­te, wie sie an ihn her­an­kam.
„Danke“, sagte sie steif und mus­ter­te Helen mit einem ab­schät­zi­gen Blick, unter dem die Frau leicht zu­sam­men­zuck­te. Ob sie die au­ßer­ge­wöhn­li­che Aura spür­te, die Aylin umgab? „Ich würde mich gern aus­ru­hen. Kön­nen Sie mir die Num­mer sagen?“
„Wir haben wohl Ihre Re­ser­vie­rung ver­legt, des­halb wuss­te ich vor­hin noch nichts davon“, sagte Helen eine Spur küh­ler. „Es wurde tat­säch­lich eine Beach Villa für Aylin Ozea­nis vor­be­stellt. Soll ich Sie dort­hin füh­ren?“
Aylin nick­te und ach­te­te nicht auf Marcs Pro­test. Sie fühl­te sich nicht in der Stim­mung, so­fort mit ihm zu reden. Das alles ent­wi­ckel­te sich voll­kom­men falsch, und sie brauch­te eine Weile, um zur Ruhe zu kom­men und zu über­le­gen, was sie tat. An­sons­ten würde sie im­pul­siv han­deln, und sie wuss­te aus Er­fah­rung, dass die­ses Han­deln kei­nes­wegs immer zu den bes­ten Er­geb­nis­sen führ­te.
Sie ließ Marc ste­hen und folg­te Helen. Kla­vi­an krächz­te auf ihrer Schul­ter. Der Weg war nicht lang, aber Aylin fiel so­fort auf, dass die Beach Villa, die Helen ihr zu­wies, am weit­mög­lichs­ten ent­fernt von der Villa Marcs lag. Sie ver­mu­te­te Ab­sicht.
Kla­vi­an zupf­te mit dem Schna­bel an ihrem Ohr­läpp­chen.
„Lass das“, fuhr sie ihn an. „Ich bin kein Essen.“
Helen gab ihr eine klei­ne Plas­tik­kar­te. Nach­dem sie Marc ver­las­sen hat­ten, ge­riet ihr Ge­sicht zu einer aus­drucks­lo­sen Maske. Nun ver­än­der­ten sich ihre Züge und sie starr­te Aylin feind­lich an. Ihre Stim­me klang dro­hend. „Es wäre schön, wenn Ihr Auf­ent­halt auf die­ser Insel nur von kur­zer Dauer wäre.“
„Warum?“, frag­te Aylin zu­rück.
„Ich denke, das wäre bes­ser für sie.“
„Bes­ser für mich?“, echo­te Aylin ver­ständ­nis­los. Droh­te Helen ihr? Würde sie ihr etwas antun, wenn sie län­ger blieb? Kla­vi­an schien das so zu sehen, denn er plus­ter­te sich auf ihrer Schul­ter auf, legte den Kopf schief und krächz­te an­griffs­lus­tig.
„Wir wer­den sehen“, sagte sie un­ver­bind­lich, konn­te es je­doch nicht las­sen, einen Teil ihrer see­ischen Natur her­vor­zu­keh­ren. Ein Wind­hauch streif­te durch die Pal­men und wehte ihr Haar zu­rück. Sie wuss­te, dass ihre vio­let­ten Augen schim­mer­ten, als wären es Re­flek­to­ren. Ihre Haare er­wärm­ten sich spür­bar und ein gol­de­ner Glanz umgab sie, der sie schön, aber auch fremd und über­mäch­tig wir­ken ließ.
Helen blin­zel­te. In ihrem Ge­sicht zeig­te sich Er­stau­nen, aber auch Angst. „Ich ... einen an­ge­neh­men Auf­ent­halt ...“ Sie wand­te sich ab und ging so eilig davon, als würde sie flie­hen.
Aylin dreh­te sich zur Tür. „Und wie geht das jetzt auf?“
„Nimm die Karte“, krächz­te Kla­vi­an. „Und beeil dich, ich habe Hun­ger.“
Sie be­nutz­te die Karte, die Helen ihr ge­ge­ben hatte, und ge­lang­te damit tat­säch­lich in das groß­zü­gi­ge Zim­mer mit an­ge­schlos­se­nem Mar­mor­bad und Ter­ras­se. Sie ging so­fort an das Ter­ras­sen­fens­ter und starr­te hin­aus auf die Wel­len, wäh­rend Kla­vi­an sich auf den Prä­sent­korb mit Obst stürz­te und sei­nen Schna­bel tief in einen Apfel schlug.
„Ich will zu­rück“, flüs­ter­te sie leise und legte die Hand gegen die Schei­be. „Ich will zu­rück in die Wel­len.“
Kla­vi­an zog den Schna­bel aus dem fes­ten Frucht­fleisch, dass es nur so spritz­te. „Das geht nicht“, kräh­te er und gier­te die Ap­fel­res­te hin­un­ter, die er noch im Schna­bel ge­habt hatte. „Du darfst erst zu­rück, wenn du die­sen Marc über­zeugt hast. Vor­her brauchst du dich im Reich nicht bli­cken zu las­sen.“
Aylin fuhr zor­nig herum. „Was soll ich denn noch tun? Ich habe sogar mit ihm ge­schla­fen, und er hat ge­spürt ...“ Sie stock­te. Soll­te sie Kla­vi­an wirk­lich von dem ma­gi­schen Band er­zäh­len, das sich zwi­schen ihnen knüpf­te? Es gab viele Le­gen­den über Meer­we­sen und Elfen in der Men­schen­welt. Oft hieß es, sie be­sä­ßen keine See­len, aber das ent­sprach nicht der Wahr­heit. Aylin besaß nicht nur eine Seele, sie spür­te sie weit deut­li­cher als jeder Mensch und sie wuss­te, dass sie einen Teil die­ser Seele Marc ge­schenkt hatte, als sie ihn be­at­me­te und ihm an­schlie­ßend die Mu­schel gab. Wahr­schein­lich hatte sie damit sogar ihre Lang­le­big­keit ver­kürzt, denn die meis­ten Mee­res­be­woh­ner wur­den bis zu vier­hun­dert Jah­ren alt. Die Mäch­tigs­ten konn­ten sogar an die tau­send Jahre wer­den. Bis­her er­schien ihr das nicht wich­tig er­schie­nen. Sie war noch jung, was küm­mer­te es sie, was in zwei­hun­dert Jah­ren ge­schah. Nun frag­te sie sich, ob sie ihre Ent­schei­dung viel­leicht doch vor­schnell ge­trof­fen hatte. Sie press­te die Stirn an das Fens­ter­glas, das sich wär­mer an­fühl­te als ihre Haut.
Kla­vi­an sah vom Tisch mit dem Prä­sent­korb zu ihr. „Du hast nicht mit ihm ge­schla­fen, um ihn zu über­zeu­gen, oder? Du woll­test es, nur des­halb hast du es ge­macht. Mit dem Auf­trag hatte es nichts zu tun.“
Aylin ver­ließ bei die­sen Wor­ten alle Kraft. Ihre Seele brann­te im kal­ten Feuer der Un­ter­welt, tief unter dem Meer, in der die Ver­lo­re­nen da­hin­ve­ge­tier­ten. Sie stieß sich vom Fens­ter ab und ließ sich auf das wei­che Bett fal­len, das sich tro­cken und rau an­fühl­te und so ganz und gar an­ders als ihr Lager im Meer auf den zar­ten Knol­len.
„Ich woll­te es“, flüs­ter­te sie. „Es war schön. Alles an ihm ist schön. Und nun weiß ich nicht, was ich tun soll.“
Kla­vi­an flat­ter­te zu ihr und hüpf­te auf das freie Kis­sen neben ihrem Kopf. „Na was wohl. Du er­füllst dei­nen Auf­trag, so ein­fach ist das. Wenn es nicht an­ders geht, musst du eben Magie an­wen­den. Ein klei­ner Zau­ber und er wird das Pro­jekt ver­ges­sen.“
Sie wand­te ihm den Kopf zu. „Und Marc? Was wird aus Marc?“
„Ver­trau den Göt­tern der Meere. Es wird alles so kom­men, wie es kom­men soll.“
Arg­wöh­nisch zog sie die Au­gen­brau­en zu­sam­men. „Seit wann glaubst du an die Göt­ter der Meere? Bis­lang hast du Nep­tun immer einen grü­nen Sack ge­nannt, und für die Göt­tin­nen nutzt du so läs­ter­li­che Namen, dass ich sie nicht ein­mal laut wie­der­ho­len möch­te. Du kannst froh sein, dass sie in einem fort schla­fen und es nicht mit­be­kom­men.“
Er krächz­te leise, ant­wor­te­te aber nicht. Aylin strich über sein Fe­der­kleid. „Ich ver­ste­he schon. Du lügst mich an, weil du mich auf­hei­tern willst. Es gibt keine Hoff­nung für Marc und mich. Zu­min­dest denkst du das.“
Kla­vi­an flat­ter­te davon. „Hast du schon mal Fern­se­hen pro­biert?“
Ob­wohl der Ab­len­kungs­ver­such Aylin mehr als alles an­de­re zeig­te, dass sie rich­tig lag, ging sie dar­auf ein. „Fern­se­hen?“ Es gab so viele Dinge in der Men­schen­welt, die sie fas­zi­nier­ten. Fern­se­hen zähl­te un­be­dingt dazu. „Ist das nicht die­ses Ka­min­feu­er, das in dem Kas­ten über der Pool­bar läuft und nicht warm ist?“
„Nein, nein“, ver­si­cher­te Kla­vi­an schnell. „Fern­se­hen ist noch viel mehr als das. Ich zeige es dir. Mach mal den Schrank da auf.“
Sie stand auf und öff­ne­te die bei­den Türen. Im In­ne­ren kam ein fla­cher, sil­bern blit­zen­der Kas­ten mit einer mat­ten Ober­flä­che zum Vor­schein. Kla­vi­an hatte mit den Kral­len ein klei­nes Käst­chen ge­packt, das auf dem Schrank lag, und flat­ter­te damit zum Bett zu­rück. „Ich habe es durch Zu­fall ent­deckt, bei einem Streif­zug, den ich al­lein un­ter­nahm. Sie haben das schon seit Jah­ren.“ Er legte das Käst­chen ab und stieß mit dem Schna­bel auf einen roten Knopf.
Aylin fuhr zu­sam­men, als laute Musik durch das Zim­mer drang und auf der mat­ten Ober­flä­che ein Bild von einem Gar­ten er­schien, in dem eine blü­ten­be­deck­te Frau mit Öl be­gos­sen wurde. Sie er­kann­te den Spa­be­reich des Ho­tels.
„Was ist das?“
Kla­vi­ans Vo­ge­lau­gen fla­cker­ten vor Auf­re­gung. „Sie nen­nen es Wer­bung. Es ist toll, aber es kommt noch viel bes­ser. Es gibt ganz viele ver­schie­de­ne Bil­der und Ge­schich­ten, die der Kas­ten er­zäh­len kann. Es gibt sogar Koch­sen­dun­gen!“
Aylin spür­te, wie der dump­fe Schmerz über Marcs Zu­rück­wei­sung in den Hin­ter­grund ge­drängt wurde. Sie setz­te sich in­ter­es­siert auf. „Koch­sen­dun­gen?“
Kla­vi­an drück­te er­neut einen Knopf und vor ihr er­schie­nen halb nack­te Mäd­chen, die sich zum Klang einer frem­den Musik be­weg­ten, indem sie wild hin- und her­spran­gen. Bunte Lich­ter blitz­ten und zuck­ten über ihre Kör­per.
„Wow“, flüs­ter­te sie. „Das ist so ähn­lich wie die große Kris­tall­ku­gel im höchs­ten Pa­last­turm, mit der wir Ja­nuur und die an­de­ren Städ­te rufen. Kann man damit auch an weit ent­fern­te Orte sehen?“
Kla­vi­an nick­te be­geis­tert. „Ja. Nun bräuch­ten wir nur noch was Le­cke­res zu essen und könn­ten es uns ge­müt­lich ma­chen. Dein Auf­trag kann doch noch ein paar Stun­den war­ten, und au­ßer­dem musst du zu Kräf­ten kom­men. Dein Gold­ton macht mir Sor­gen. Du schil­lerst noch immer leicht nach.“
Aylin hob ihre Hand und be­trach­te­te den gol­de­nen Schein, der so schwach aus­fiel, dass nur ein Be­woh­ner Ma­kuuns ihn sah. „Ich habe die Men­schen schon mit Essen in ihren Vil­len be­ob­ach­tet. Hier muss ir­gend­wo was sein.“
Sie stand auf und öff­ne­te alle Schrän­ke. In einem wurde sie fün­dig. Eine sil­bern blit­zen­de Tür ragte vor ihr auf, und als sie die Tür am Griff auf­zog, kam ihr Kälte ent­ge­gen. Sie blick­te auf be­reits ver­trau­te Scho­ko­la­de und glän­zen­de Ver­pa­ckun­gen, die ver­hei­ßungs­voll knis­ter­ten, als sie sie in die Hände nahm.
„Chips!“, freu­te sich Kla­vi­an, der noch öfter an Land ging als sie. Er glaub­te sogar, ir­gend­wann in einer Phase, zu der ihm die Er­in­ne­run­gen fehl­ten, auf der Insel ge­lebt zu haben. Zu­min­dest hatte er das Aylin er­zählt. „Reiß sie auf! Reiß sie auf!“ Er flat­ter­te auf­ge­regt mit den Flü­geln.
Aylin kam zum Bett zu­rück und brach­te alles mit, was in dem kal­ten sil­ber­nen Kas­ten ge­le­gen hatte. Kurz dar­auf waren die süßen Köst­lich­kei­ten auf­ge­ris­sen und lagen auf ihren bun­ten Hül­len im Bett ver­teilt.
Aylin griff nach dem Käst­chen mit den vie­len Knöp­fen und be­trach­te­te es von allen Sei­ten.
„Das ist eine Fern­be­die­nung“, er­klär­te Kla­vi­an. „Und das Ding im Schrank heißt Fern­se­her.“
Sie nick­te. Ihr schwirr­te der Kopf von der neuen Ent­de­ckung. Eine Weile drück­te sie alle Knöp­fe, bis sie her­aus­hat­te, wie es funk­tio­nier­te. Kla­vi­an wurde nicht müde, ihr Tipps zu geben. Sie mach­te schließ­lich etwas an, das Kla­vi­an „Film“ nann­te. Ein Mann und eine Frau lieb­ten sich ganz hef­tig, trotz­dem schaff­ten sie es nicht, zu­sam­men­zu­kom­men, und am Ende ver­ließ die Frau den Mann, ohne ein ein­zi­ges Stück aus der ge­mein­sa­men Woh­nung mit­zu­neh­men. Sie ging ein­fach fort und ließ alles hin­ter sich. Die Ge­schich­te be­rühr­te sie so in­ten­siv, dass es ihr fast zu viel wurde. Wer sich so lieb­te, durf­te sich nicht ein­fach tren­nen.
Sie spür­te, wie hef­tig gol­den sie schil­ler­te. „Das ist so trau­rig. Warum macht sie das?“
Kla­vi­an ver­dreh­te die Augen. „Ver­steh einer die Men­schen. Ich meine, sie su­chen sich ihre Part­ner meis­tens selbst aus, und das ist schön, aber es gibt auch jede Menge Ärger. Bes­ser ist es doch, ver­hei­ra­tet zu wer­den oder al­lein zu blei­ben.“
Aylin wieg­te den Kopf. Der Film hatte ihr ei­ni­ges über die Men­ta­li­tät der Men­schen ge­zeigt. Es gab keine Kö­ni­gin bei ihnen, deren Wort Ge­setz sprach. Zu­min­dest nicht in dem Reich, in dem der Film ge­spielt hatte und das Ame­ri­ka hieß. Die Men­schen dort schie­nen sehr frei in ihren Ent­schei­dun­gen zu sein, aber auch sehr ein­sam. Be­deu­te­te es nicht eine ganze Menge Ver­ant­wor­tung, wenn man selbst über sein Leben be­stimm­te, wie die Frau, die den hüb­schen Zwei­bei­ner ver­ließ, weil Liebe für sie nicht genug war?
Es klopf­te an der Tür.
Kla­vi­an flat­ter­te in die Höhe. „Wenn das ein Room­boy ist, sag ihm, ich will ein An­gus-Rump­steak mit viel Kräu­ter­but­ter. Ein gro­ßes mit die­sen läng­li­chen ge­dreh­ten Kar­tof­fel­stü­cken.“
„Kro­ket­ten“, sagte Aylin geis­tes­ge­gen­wär­tig und stand vom Bett auf. Sie at­me­te tief durch und blick­te auf ihre Hände. Die gol­de­ne Fär­bung hatte sich ab­ge­schwächt, so­dass ein Mensch sie nicht sehen würde. Be­herzt riss sie die Tür auf. „Wurde auch Zeit, dass Sie kom­men, wir haben ...“ Sie hielt inne und starr­te in Marcs Ge­sicht über einem gro­ßen Blu­men­strauß. Die Ge­wäch­se sahen aus wie die, die manch­mal auf den Ti­schen im Re­stau­rant stan­den, aber es waren sehr viele davon. Sie streck­te die Hände aus und be­rühr­te die sam­ti­gen Blät­ter. „Rosen“, flüs­ter­te sie, weil ihr der Name wie­der ein­fiel.
Marc lä­chel­te. „Ich woll­te noch ein­mal mit dir über alles reden, Aylin. Es hat mir leid­ge­tan, wie du ...“ Er ver­stumm­te, als sie die Hand mit dem Ro­sen­strauß am Arm zur Seite schob und näher kam. Sie küss­te ihn. Sie konn­te nicht an­ders. Er ver­hielt sich so zau­ber­haft und roch noch süßer als die Blu­men. Im Meer gab es für sie auch Ge­rü­che, aber ganz an­ders. Marc roch ver­traut und auf­re­gend zu­gleich, wie eine Ver­hei­ßung. Er küss­te sie zu­rück, und hin­ter sich hörte sie Kla­vi­an kräch­zend pro­tes­tie­ren. Sie dreh­te sich blitz­schnell um und pack­te ihn, ehe er da­von­flat­ter­te. Mit einer schwung­vol­len Be­we­gung setz­te sie ihn an die Luft. „Such dir ein Steak!“, rief sie, und schloss die Tür. Kla­vi­an krächz­te zor­nig.
Marc lach­te. „Such dir ein Steak? Wie soll sich eine Krähe ein Steak su­chen?“
„Das ... habe ich nur so ge­sagt.“ Sie zog ihn zum Bett. Ge­ra­de hatte ein neuer Film an­ge­fan­gen, der von einer Frau han­del­te, die meh­re­re Män­ner lieb­te und der es schwer­fiel, sich zu ent­schei­den, wen sie am meis­ten moch­te. „Setz dich doch.“
Er öff­ne­te eine Schrank­tür und holte eine Vase her­vor. Aylin hatte selbst zwei der Ho­tel­va­sen in ihrer Kam­mer im Mee­res­pa­last ste­hen. Sie hatte sie mit Stei­nen ge­füllt, damit sie im Was­ser nicht um­fie­len oder da­von­t­rie­ben.
„Oh“, sagte sie nur, als er ins Bad ging, um die Vase mit Was­ser zu fül­len. Sie er­in­ner­te sich, dass Vasen ei­gent­lich für Blu­men ge­dacht waren. Ge­mein­sam stell­ten sie die Rosen hin­ein, und sie spür­te eine Ver­traut­heit zwi­schen ihnen, die ihr Mut mach­te.
„Willst du mit mir den Film sehen?“, frag­te sie lä­chelnd. Er sah ver­wirrt aus, setz­te sich aber neben ihr auf das Bett. „Okay“, sagte er lang­sam. Aylin ku­schel­te sich an seine Brust. Sie über­leg­te, ihn er­neut nach dem Riff zu fra­gen, ent­schied sich aber vor­erst da­ge­gen. Ihr Blick husch­te von den sat­ten roten Far­ben der Rosen zu dem Film. Die Frau hatte in­zwi­schen ein paar Freun­din­nen ge­trof­fen und lern­te wei­te­re Män­ner ken­nen. Es fas­zi­nier­te sie, ihr dabei zu­zu­se­hen.

Marc starr­te fas­sungs­los auf den eng­li­schen Por­no­ka­nal.
„Was genau siehst du da?“
Die voll­bu­si­ge rot­haa­ri­ge Schön­heit auf dem Bild­schirm spreiz­te ge­ra­de die Beine ihrer blon­den Be­glei­te­rin, um ihren Kopf in deren Schoß sin­ken zu las­sen. Eine ro­sa­far­be­ne Zunge schnell­te her­vor, die wie ein­ge­färbt wirk­te, als sie über die Kli­to­ris der Blon­den fuhr, die sich stöh­nend unter der Be­we­gung auf­bäum­te.
Aylin sah ihn arg­los an. „Einen Lie­bes­film. Die Frau kann sich nicht zwi­schen den Män­nern ent­schei­den, aber sie scheint auch die Frau da sehr gern zu haben. So genau bli­cke ich noch nicht durch. Was meinst du, wen sie lie­ber hat?“
„Äh …“, für einen Mo­ment fand sich Marc Tie­mann, Ge­schäfts­mann und sou­ve­rän in jeder Si­tua­ti­on, ein­fach nur sprach­los. Er ver­such­te etwas zu sagen, doch statt­des­sen kam nur ein hei­se­res Kräch­zen aus sei­nem Hals, das dem von Ay­lins Krähe nicht un­ähn­lich klang. Sein Kinn sack­te ein Stück herab, als wäre die Schwer­kraft plötz­lich un­über­wind­lich, und es ließ sich nicht mehr an­he­ben.
Woll­te Aylin ihn auf diese Art ver­füh­ren? Sie sah so un­schul­dig aus, als wäre Sex für sie so nor­mal wie einem an­de­ren Men­schen die Hand zu geben. Er muss­te an Fe­li­cité den­ken, die Por­nos als roh und hirn­los ver­ab­scheu­te, ob­wohl sie davon er­regt wurde, wenn sie wi­der­wil­lig zusah, wie ein Mann eine Frau nahm. Aber das gab sie nicht zu und muss­te die Filme schnell wie­der aus­schal­ten und ganz furcht­bar über sie her­zie­hen, um ihr Ge­wis­sen zu be­ru­hi­gen.
Die Schwer­kraft ent­ließ ihn end­lich wie­der aus ihren Klau­en und Marc sam­mel­te sich. „Du magst Por­nos?“
„Was ist ein Porno?“
„Das da.“
Sie nick­te. „Das ist doch sehr nett. Ich sehe gern Lie­ben­den zu.“
Marc spür­te einen An­flug von Atem­not. Er hatte noch nie eine Frau ge­trof­fen, die offen zugab, voy­eu­ris­tisch ver­an­lagt zu sein.
Aylin sah ihn fra­gend an. „Du wirst so rot. Magst du Por­nos nicht?“
„Doch, schon. Hin und wie­der sehe ich sie sehr gern.“
Aylin legte den Kopf schief. „Sie hat hüb­sche Haare“, sagte sie über die Blon­di­ne, die unter der Rot­haa­ri­gen zuck­te.
Marc nick­te ir­ri­tiert und legte den Arm zö­gernd um sie. Sie schien es zu ge­nie­ßen, denn sie schmieg­te sich mit einer Be­we­gung an ihn, dass ihn ab­wech­selnd heiße und kalte Schau­der über­lie­fen. Er spür­te die fei­nen Här­chen auf sei­ner Haut, als sie sich auf­stell­ten.
Der Film ging wei­ter, und er war alles an­de­re als soft zu nen­nen. Eben steck­te sich die Rot­haa­ri­ge einen Dildo auf den Ab­satz ihres Stie­fels und be­fahl der Blon­di­ne, sich damit be­glü­cken zu las­sen. Es han­del­te sich um Film­sze­nen, wie Marc sie in sei­ner Stu­den­ten­zeit durch­aus ge­se­hen hatte und sie auch hin und wie­der noch heim­lich sah, ohne dass er es je­mals zu­ge­ge­ben hätte. Sei­nen Kör­per schien der Film je­den­falls an­zu­spre­chen. Er spür­te, wie sich seine Durch­blu­tung an­reg­te.
Aylin rutsch­te ein Stück vor. „Das sieht in­ter­es­sant aus. Hast du so was schon mal ge­macht?“
Er schluck­te. Ihr Kör­per fühl­te sich noch immer an­ge­nehm kühl an, ob­wohl sie dicht ne­ben­ein­an­der­sa­ßen, und ihre Hand lag auf sei­nem Bein und ließ es pri­ckeln. Gleich­zei­tig wurde in sei­ner Hose fest, was zuvor weich und ent­spannt darin ruhte. „Also ... nein. Das eher nicht.“
„Ich auch nicht. Ich hatte oh­ne­hin nur wenig Sex. Ein­mal hat mich Ke­nuus mit Algen ge­fes­selt, bevor er in mich drang. Das fand ich ganz nett, aber ...“ Sie hielt inne, als hätte sie etwas sagen wol­len, was sich nicht ge­hör­te. „Das ... ist schwer zu er­klä­ren ...“
„Mit Algen?“, echo­te Marc. „Stinkt das nicht?“ Der Ge­dan­ke fas­zi­nier­te ihn. Gleich­zei­tig ver­spür­te er Neid auf die­sen Mann. Ob sie noch mit ihm Kon­takt hatte? Er muss­te un­be­dingt her­aus­fin­den, ob sie Sin­gle war, und wie sie es mit der Treue hielt.
„Nicht unter Was­ser. Ich mag es im Was­ser, auch wenn ja die meis­ten an die Luft gehen. Aber das Was­ser lässt mich schwe­ben, weißt du?“
Er wuss­te es nicht. Er wuss­te nur, dass sie ihn ver­zau­ber­te, und dass er sie woll­te, egal ob im Was­ser oder an Land. Für sie wäre er auch ins All ge­flo­gen, um sie auf dem Mond zu lie­ben. Seine Hände kro­chen höher, strei­chel­ten ihren Na­cken und ihre Seite. Erst zö­gernd und ver­schämt, doch als er merk­te, wie sie sich wei­ter an ihn dräng­te, beug­te er sich vor und küss­te ihren Hals mit all der Lei­den­schaft, die er sich nie zuvor ge­wagt hatte, aus­zu­le­ben. Seine Kup­pen stri­chen über ihre Run­dun­gen, und sie ließ es sich glück­lich seuf­zend ge­fal­len. Ihr Stöh­nen drang lei­ser und schwä­cher aus ihr hin­aus als das der Frau­en im Film. Es er­schien ihm schö­ner und na­tür­li­cher. Er spür­te, dass er mehr woll­te als nur Küsse. Er woll­te sie ganz in Be­sitz neh­men und ein Mal mehr den Zau­ber ihres un­ver­gleich­li­chen Kör­pers er­le­ben. Ob­wohl sie ein­an­der erst vor we­ni­gen Stun­den ge­liebt hat­ten, fühl­te er sich so be­gie­rig, als hätte er seit Mo­na­ten mit kei­ner Frau mehr ge­schla­fen.
„Du machst mich ver­rückt“, flüs­ter­te er und zog sie noch enger an sich.
Sie lä­chel­te. „Ich will dich.“ Mit einem Schwung löste sie sich von ihm und trat an das Ter­ras­sen­fens­ter. Dass sie von außen ge­se­hen wer­den konn­te, schien sie nicht zu in­ter­es­sie­ren. Nach­ein­an­der zog sie ihre Klei­dungs­stü­cke aus und sah ihm un­ver­wandt in die Augen. „Wor­auf war­test du? Ich will dei­nen Kör­per sehen.“
Er stand auf und fühl­te sich ge­fan­gen von dem Ver­lan­gen im Blick die­ser Augen. Sie würde nicht lange war­ten müs­sen.